Geschichtliches zum Stadtteil Betzenhausen

Das Bischofskreuz und seine Geschichte

Der Stadtteil Betzenhausen-Bischofslinde liegt auf auf historischem Grund. Etwa da wo sich heute die Sundgauallee und die Berliner Allee kreuzen, dürfte früher ein freies Feld gewesen sein, auf dem es im Jahr 1299 zu einem bedeutsamen Kampf kam.

Schlacht und Friede vom Bischofskreuz

Hintergrund waren Streitigkeiten zwischen dem in Freiburg residierenden Grafen Egeno II. und den Freiburger Bürgern: Die Verschwendungssucht des Grafen und die Verletzung verbriefter Bürgerrechte führte zum offenen Bruch und die Freiburger Bürger beschossen von Unterlinden aus die untere Burg auf dem Schlossberg. Also wollte sich der Graf an den rebellischen Bürgern rächen. Er holte seinen kampferprobten Schwager, Konrad von Lichtenberg, zur Hilfe, der Bischof von Straßburg war. Mit einer beachtlichen Streitmacht, unterstützt durch elsässische Reichsstädte, kam Konrad von Lichtenberg und belagerte im Jahr 1299 die Stadt. Die Freiburger Bürger, die schon damals in den erstarkenden Zünften sich wehrhaft organisiert hatten, machten einen bewaffneten Ausfall in Richtung des Dorfes Betzenhausen.

Am 29. Juli trafen also die bewaffneten Freiburger Bürger auf das Heer des Bischofs, bestehend aus Straßburger Bürgern und Truppen anderer elsässischer Reichsstädte. Alten elsässischen Quellen zufolge sollen zunächst einige Freiburger Bürger gefallen sein. Aber es gelang einem Freiburger Metzger mit Namen Hauri, den Bischof, der die Kampfhandlungen selbst leitete, vom Pferde zu stechen und damit den Kampf für die Freiburger Bürger zu entscheiden. Der sterbende Bischof wurde in seine Straßburger Residenz gebracht, wo er am 1. August 1299 verstarb. Damit war der Kampf zugunsten der Freiburger Bürger entschieden. Diese hatten damit zugleich ihre erste große Bewährungsprobe bestanden. Erst 1293 war den Zünften durch eine neue Stadtverfassung die Verteidigung der Stadt übertragen worden.

Friedensvertrag Januar 1300

Die Freiburger Bürger mußten nach ihrem unerwarteten Sieg die Rache des Grafen Egeno befürchten, zumal dieser über gute Beziehungen zum deutschen König Albrecht und Herzog Friedrich von Lothringen verfügte. Auch von Seiten elsässischer Bürger hatte Freiburg einen Überfall zu fürchten. Ein erster Vergeltungsschlag war in der Verhängung der Reichsacht und dem Entzug der königlichen Rechte und Freiheiten für die Stadt Freiburg zu sehen. Doch allen Erwartungen entgegen entschied sich Graf Egeno zu einem Frieden mit der Bürgerschaft.

Am 30. Januar 1300 kommt es zu einem Sühnevertrag. Dieser bedeutende Friedens- und Versöhnungsvertrag zwischen Graf Egeno, seinem Sohn Konrad und den Freiburger Bürgern „es süln alle die vride han“, wurde durch ein großes Dokument mit vielen Siegeln beschlossen. Auch König Albrecht hatte sich diesem Frieden angeschlossen und die Reichsacht wieder aufgehoben.

Der Friede am Bischofskreuz reiht sich so auch zu einem Teil in die gesamte deutsche Geschichte ein, viel mehr aber wird er zu einem Markstein in der Entwicklung des städtischen Gemeinwesens. In seiner Freiburger Stadtgeschichte von 1857/58 sagt Heinrich Schreiber: „Das Bischofskreuz bei Betzenhausen bezeichnet nicht nur die Stelle, an welcher einer der angesehendsten Bischöfe seiner Zeit in offener Feldschlacht gefallen ist, sondern damit zugleich das Aufblühen des städtischen Gemeinwesens, welches hier seine ersten gefährlichen Proben bestand, aus der es sich zu mehr Tüchtigkeit und Selbständigkeit erhob.“

Das Sühnekreuz / Bischofskreuz

Zum Gedenken an dieses besondere Ereignis wurde ein Steinkreuz aufgestellt, das als Sühnekreuz dienen sollte (zur allgemeinen Bedeutung siehe Wikipedia). Das Kreuz wurde vermutlich schon bald nach der Schlacht aufgestellt, denn bereits im Jahr 1311 wird schon von “dem steinernden krüz” im dortigen Gebiet gesprochen. Es wäre damit auch eines der ältesten Sühnekreuze in Süddeutschland. Im Laufe der Zeit wurde es mehr und mehr zum “Bischofskreuz”.

Bischofskreuz und Bischofslinde um 1920

Vermutlich schon einige Jahrzehnte später wurde an dieser zusätzlich eine Kapelle errichtet (nachgewiesen schon im 17-ten Jahrhundet), denn es entstand die Legende, dass dort ein Heiliger begraben sei, der Kindsnöte und Kinderkrankheiten heilen könnte. So vermischte sich Wahrheit und Legende und die Kapelle und Kreuz wurden für lange Zeit das Ziel von Wallfahrten aus dem Elsass. Sogar der Name des Gewannes wurde „Bei der Kapelle“. Bilder der Kapelle kennt man aus Zeichnungen von Josef Geißlinger, die er 1789 anfertigte: allerdings wurde sie schon einige Jahre später im Zuge der Säkularisierung abgebrochen. In diesen Wirrungen ging auch ein Arm des Kreuzes verloren.

Im Bereich der Arme findet man einen Inschrift in latainischen Buchstaben. Übersetzt ergibt sich:”Für Konrad von Lichtenberg, Bischof von Straßburg, an diesem Ort zu Tode verwundet”. Die Inschrift weist also auf die besondere Person des Bischofs hin. Das Grab von Bischof Konrad von Lichtenberg finden man in der Johanneskapelle des Straßburger Münsters.

Den gefallenen Freiburger Bürgern wurde kein Gedenkstein errichtet. An sie erinnert jedoch eine Messepfründe auf dem einstigen Margarethen-Altar der Freiburger Münsterkirche, die „burgerpfruonde der erslagenen lüte an dem strite“.

Das Bischofskreuz besteht aus rotem Sandstein und hat selbst hat nur eine Höhe von ca. 140 cm; es war früher direkt im Boden befestigt. Erst 1874 wurde ein Sockel errichtet mit gut einem Meter Höhe. Die schützende Nische, wie wir sie heute kennen, wirkt fast wieder wie eine kleine Kapelle und wurde im Jahr 1903 errichtet (siehe Inschrift auf der Rückseite der Nische): Anlass war ein Deutscher Metzgerkongress hier in Freiburg. Vielleicht doch noch ein Versuch, die Entwicklungen nach der damaligen Schlacht und ihre politische Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Freiburg zu würdigen.

Zusätzlich wuchs nebem dem Bischofskreuz über Jahrhunderte eine stattliche Linde, folglich die Bischofslinde genannt. Sie war in den 1940-er Jahren einem Sturm bzw. Blitzschlag zum Opfer gefallen. In Erinnerung daran pflanzte Oberbürgermeister Dr. Keidel am 29. Mai 1963 eine neue Linde als Zeichen für den neuen Bezirk Betzenhausen-Bischofslinde.

Um das Bischofskreuz vom Verfall zu bewahren, wurde es 1999 durch eine Kopie ersetzt (das Orginal steht heute in der St. Albert-Kirche); siehe den damaligen Bericht zur Rettung Bischofskreuz (pdf) im Bürgerblättle 148 (eine Initiative vom Kultur- und Geschichtskreis).


Der Beitrag basiert auf verschiedenen Quellen, u.a. auf einen Text von Harald Albiker im Sonderheft zum Jubiläum “25 Jahre Bischofslinde“.

Im Herbst 1999 hat der Kultur und Geschichtskreis Betzenhausen auf 700 Jahre “Frieden am Bischofskreuz” zurückgeschaut. Dabei ist u.a. eine beeindruckende Festschrift entstanden, von denen noch einzelne Exemplare zur Einsicht im Archiv des Bürgervereins vorhanden sind. Zeitgleich wurden auch im Bürgerblättle 149 die zugehörigen Gechichtlichen Hintergründe (pdf) zum Bischofskreuz ausführlich beschrieben.

Vorher hatte der Kultur- und Geschichtskreis schon mit Prof. Flamm hat die Hintergründe zur Schlacht und zum Frieden in einer beeindruckenden Dokumentation (pdf) aufgearbeitet (auf der Homepage der KuGe verfügbar).

Wer mag, kann bei www.future-history.de einen Blick auf die historische Bischofslinde an der Lehenerstraße werfen im Vergleich zur gleichen Position an der Sundgauallee heute.

Leider gab es nicht nur die Schlacht, an die das Bischofskreuz erinnerte; sondern auch viele weitere Kriegerische Zeiten für Betzenhausen.

90 Jahre Zugehörigkeit zur Stadt Freiburg (Sonderheft 1998)

In Laufe der Zeit gab es mehrmals Anlass für Sonderausgaben und Beilagen des Bürgerblättle, die je nach Anlaß auch viele Informationen zur Geschichte des Stadtteils enthielten; siehe dazu auch unseren Online-Beitrag zur Geschichte des Bürgerblättle mit Hinweis auf diese Sonderhefte.

An dieser Stelle ein Hinweis auf unsere Sonderseiten “Sonderheft “90-jährigen Zugehörigkeit Betzenhausen zur Stadt Freiburg” einer Bürgerblättle-Ausgabe im Jahre 1998. Inhalt:

  • Titelblatt mit der Gemarkung von Betzenhausen im Jahr 1820.
  • Grusswort OB Rolf Böhme
  • Grusswort Bürgerverein Betzenhausen-Bischofslinde, Rolf Abendschein.
  • Betzenhausen-uraltes Dorf
  • Gewann von Betzenhausen
  • Die Eingemeindung wurde am Silvestertag des Jahres 1907 zu einem glänzenden Dorffest.
  • Oberbürgermeister Winterer zeigte Weitblick

Hier geht es zum gesamten Text (PDF).

Interessierte Leser wenden sich auch bitte gern an den Bürgerverein bzw. den Kultur- und Geschichtskreis Betzenhausen-Bischofslinde.


Harald Albiker hat in diesem Heft die Geschichte von Alt-Betzenhausen ausführlich niedergeschrieben. Deshalb nachfolgend sein Beitrag in ausführlicher Version.

Die Eingemeindung wurde am Silvestertag des Jahres 1907  zu einem glänzenden Dorffest

Besonders schön geschmückte Häuser, flatternde Fahnen, viele frohe und gut gekleidete Menschen, dies war das Ambiente  für einen festlichen Tag des Jahresschlusses, der zugleich mit dem mitternächtlichen Glockenschlag die Eingemeindung der bisher kleinen freien Landgemeinde Betzenhausen innerhalb des Großherzogtums Baden in die Stadt Freiburg bringen sollte. Noch im Mittelalter, genau am 25. Mai 1381 war Betzenhausen durch Franz Geben- Sigstein für den geringen Preis von 18 Mark oder Pfund Silber  an die Stadt Freiburg verkauft worden. Es blieb bis 1805 , dem Jahr großer Gebietsumwandlungen, bei der Stadt.-

Betzenhausen wünschte die Eingemeindung

Es war den Bürgern von Betzenhausen offenbar nicht schwer gefallen, sich mit einem Eingemeindungsgedanken vertraut zu machen, im Gegenteil, man ging den Verhandlungen mit dem Freiburger Stadtrat über die Bedingungen einer Eingliederung mit viel Elan und großem Vertrauen entgegen. Es war damals sehr schlecht um die Finanzen der kleinen Landgemeinde bestellt. Man benötigte dringend eine Wasserleitung, da die eigenen Schöpf- und Ziehbrunnen durch die Absenkung des Grundwasserspiegels fast versiegt waren. Man befürchtete seit langem, daß man etwaigen Bränden fast wehrlos ausgeliefert wäre. Auch die Einwohnerzahl war im Steigen, man wollte daher unbedingt ein eigenes Schulhaus, ebenso wünschten sich die Bürgersfamilien eine Ortsbeleuchtung. Dies alles waren wichtige Gründe für die Gemeindeversammlung am 26. September 19o7, eine möglichst rasche Eingemeindung zu beantragen. Die Bedeutung dieser Versammlung zeigte sich schon an der , vergleicht man heutige Zusammenkünfte, überwältigenden Beteiligung: von 43 stimmberechtigten Bürgern waren 41 gekommen und nur ein Bürger stimmte gegen die Eingemeindung. Beim städtischen Nachbarn lagen die Verhältnisse ganz anders. Dort hielt man beim Bürgerausschuß die Eingemeindung für verfrüht. Man glaubte, daß Betzenhausen nur Vorteile hätte, die Stadt hingegen Nachteile. Allzugern erinnerte man sich an die hohen Kosten bei der Eingemeindung Zähringens.


Oberbürgermeister Winterer zeigte Weitblick

Oberbürgermeister Dr. Winterer

Doch in dieser Diskussion zeigte sich der Weitblick von Oberbürgermeister Dr. Winterer. Er hatte schon frühzeitig die Bedeutung des Freiburger Westens für die Stadtentwicklung erkannt. Hierzu gehörten gewiß auch die 28o Hektar Land, die Betzenhausen mit seiner Gemarkung einbrachte. Die weitere Entwicklung bis in unsere Tage hat gezeigt, daß dem Westen eine immer größere Bedeutung zukommt und das einstige Ost- West- Gefälle nahezu abgebaut ist. Überzeugend war die Mehrheit beim Freiburger Bürgerausschuß dennoch nicht. Mit 59 Ja- und 38 Neinstimmen blieb doch eine erhebliche Minderheit gegen einen Anschluß von Betzenhausen an die Stadt.- Schon am 18. September 1907 hatte es eine Vereinbarung zwischen der Stadt und der noch freien Landgemeinde gegeben. Die dort ausgehandelten Punkte waren dann Gegenstand der Abstimmungen in der Gemeindeversammlung Betzenhausen und dem städtischen Bürgerausschuß auf Antrag des Stadtrates gewesen.

Wichtige Vereinbarungen zur Eingemeindung

  1. Der Zeitpunkt der Eingemeindung ist der 1. Januar 1908. Zur Verwirklichung ist aber die Zustimmung der großherzoglichen Regierung und des Landtages noch innerhalb des Jahres 1907 notwendig.
  2. Der bestehende Bürgernutzen wird den im Genuß befindlichen Bürgern nach den bisherigen Grundsätzen belassen. Diesen sollen aber nicht nur Bürger erhalten, die bis zum 1.1.1908 gerade 25 Jahre alt werden sondern auch diejenigen, welche nach den Regeln des Bürgernutzens die Bedingungen innerhalb der nächsten 10 Jahre erfüllen. Also auch 14- und 15-jährige Betzenhausener können noch im Laufe von 10 Jahren nach der Eingemeindung in den Genuß des Bürgernutzens kommen.
  3. Betzenhausen erhält innerhalb Jahresfrist  nach der Eingemeindung den Anschluß an die allgemeine Wasserleitung und wird mit der notwendigen Anzahl von Hydranten versorgt.
  4. Die Stadt verpflichtet sich weiterhin, auf einem noch zu bestimmenden Platz (1909 an der Hofackerstraße fertiggestellt!) ein Volksschulhaus für eine genügende Anzahl von Klassen (die Bevölkerung betrug rund 600 Seelen) zu erstellen.
  5. Die Stadt verspricht, die bestehenden Gemeindeämter beizubehalten und ihre Inhaber wie Bürgermeister, Ratschreiber, Gemeinderechner, Polizeidiener, Farrenwärter und Ziegenbockhalter, Feldhüter und Hebamme  soweit wie möglich in ihrem bisherigen Dienst und mit den entsprechenden Bezügen weiterzubeschäftigen.
  6. Zur Bequemlichkeit der Betzenhausener Bürger sollen bewährte Zweigstellen städtischer Ämter beibehalten werden.
  7. Ortspolizeiliche Bestimmungen der Stadt dürfen nur unter Berücksichtigung des landwirtschaftlichen Charakters von Betzenhausen eingeführt werden. Besonders bei den bestehenden Schlachtverhältnissen sollen vorerst keine Änderungen vorgenommen werden, gleiches gilt für das Beerdigungswesen. Natürlich, so wird betont, dürfen die Betzenhausener Bürger städtische Gemeindeanstalten der Altstadt nach Belieben nutzen.
  8. Auch die Zahl der Stadträte wird nach dem Gesetz zur entsprechenden Wahl geregelt.
  9. Vom Tag der Eingemeindung an gelten für Betzenhausen die gleichen Umlagen wie für die Stadt.

Das Abstimmungsprotokoll der Gemeinde Betzenhausen sieht noch vor, daß die Stadt Sorge tragen soll, für die Erweiterung der elektrischen Bahn nach Betzenhausen nachdrücklich einzutreten.


Das Ja-Votum des Badischen Landtags

Der Schlußpunkt um die offizielle Eingemeindung wurde am 16. und 20. Dezember 1907 durch die namentliche Abstimmung in beiden Kammern des Badischen Landtags durchgesetzt.

Es gab allerdings mehrere Redebeiträge besonders von Freiburger Abgeordneten. Vom Zentrum war dies der Abgeordnete Gießler, der besonders die Grundstückswerte erläuterte. Besonders der Abgeordnete Kopf  mußte eine gewaltige Kehrtwendung machen. Im Bürgerausschuß hatte er noch mit Nein zur Eingemeindung Betzenhausens gestimmt. Durch die Annahme beider Partner, Stadt und Gemeinde, mußte er jetzt im Landtag aus staatlichem Interesse seine Zustimmung geben. Oberbürgermeister Dr. Winterer dankte der Großherzoglichen Regierung nach der Behandlung in der Ersten Kammer im Namen beider Gemeinden für die rasche Erledigung der Sache. Immerhin waren sämtliche Verhandlungen innerhalb von vier Monaten einvernehmlich abgeklärt und  in vier Gremien abgestimmt worden.- Der Stadt muß zugebilligt werden, daß sie alle fest zugesagten Verhandlungspunkte wie den Anschluß an die Wasserleitung, die Aufstellung von Hydranten und den Bau einer Volksschule fristgerecht erfüllt hat.

Als Vertreter  des Vororts Betzenhausen in den städtischen Kollegien wurden Gemeinderat und Mühlenbesitzer Kiesel als Stadtrat  und die Gemeinderäte Weber und Zähringer  als Stadtverordnete aufgenommen. Bezirksvorsteher des extra gebildeten Armenbezirks Vorort Betzenhausen wurde Altbürgermeister Fraider, der auch die Geschäfte des Gemeindebürovorstehers übernahm, dazu gehörten etwa polizeiliche An- und Abmeldungen, die Gemeindekrankenkasse und Ortskrankenkasse mit ihren Zu- und Abgängen. Umlagen, Beiträge und Gebühren sowie die Erhebung von Verbrauchssteuern führte der bisherige Gemeinderechner Zähringer weiter. Adolf Trescher behielt die Feldhüterstelle. Der bisherige Ratschreiber Josef Scherer zog ins Grundbuchamt der Stadt ein.-

Schon bei der ersten Stadtratssitzung nach der Eingemeindung gab es eine erfreuliche Überraschung: den Betzenhausener Vertretern wurden 15 Erdöllampen überreicht, die im Vorort angebracht werden sollten. Die Betzenhausener Familien freuten sich, daß es alsbald auch nachts in ihrem kleinen Ort hell geworden war.


Der neugründete Ortsverein zeigt sich kämpferisch

Erste Buslinie ab 1926

Insgeheim hatten die Bürger des Vororts noch viele Wünsche, doch für deren Erfüllung  mußte in der Zukunft sehr hart gekämpft werden. Zur eigenen Stärkung gründete man am 10. April 1910 den Lokalverein Betzenhausen, sein erster Vorsitzender wurde Stadtrat Kiesel. Der eigentliche Geschäftsführer und Schriftführer des Vereins war aber Hauptlehrer Müller. Er war anscheinend sehr schreibgewandt, hatte eine äußerst „spitze Feder“ und war  keineswegs bescheiden in den Wünschen. Einer baldigen Verkehrsanbindung an die Stadt galt das Hauptaugenmerk des Lokalvereins.

Erst 1926 gab es eine eigene Buslinie nach Betzenhausen. Der anfänglich erhobene Sonderzuschlag von 10 Pfennig wurde nach harten Verhandlungen zwischen Stadt und Lokalverein aufgehoben. Bereits 1931 folgte der Anschluß an die Gasfernversorgung.

Im Dezember 1983 schließlich wurde die Stadtbahn bis zur Paduaallee fertiggestellt. Der Bürgerverein feierte dies mit seinen Mitgliedern in Frack, Stresemann und Zylinder, da der Wunsch an eine Verkehrsanbindung bis ins Eingemeindungsjahr zurückreichte. Ein Transparent verkündete “Schon 1908 versprochen, heut’ wird’s endlich wahr, die Stadtbahn führt nach Westen, ist das nicht wunderbar!“ Die ausgiebige Feier mit den Stadtoberen fand in der Lehener Bundschuhhalle statt.


Festlicher Empfang für die städtischen Gäste

Kehren wir zum Tag vor der Eingemeindung ins festlich geschmückte Dörflein Betzenhausen zurück. Punkt 4 Uhr dröhnten Böllerschüsse als Zeichen des Beginns der Festlichkeiten durch die Ortschaft. In Wagen trafen die Gäste aus der Stadt ein, sofort von den Klängen der Blasmusik empfangen. Allen voran schritt Oberbürgermeister Dr. Winterer, ihm folgten Bürgermeister Riedel, der Abgeordnete Fehrenbach, sowie mehrere Stadträte und Stadtverordnete. Die ersten herzlichen Grußworte entbot Bürgermeister Fraider aus Betzenhausen. Er hob zugleich die hohe Bedeutung des Tages hervor und brachte ein „Hoch“ auf Freiburg und seinen Oberbürgermeister aus. Ehrenjungfrauen traten aus dem Kreis der Umstehenden, Fräulein Agathe Waldvogel empfing das Stadtoberhaupt mit einem von Hauptlehrer Müller verfaßten  recht sinnigen Gedicht. Hier sei nur eine von 10 Strophen erwähnt.

Ein voll Jahrhundert ging zur Ruh’
Da endlich schallts uns trostvoll zu:
Komm Dörflein, fremdgewordnes Kind’
In Mutterarme treu und lind.

Die Tränkestrasse in den 1930-ger Jahren (Stadtarchiv Freiburg)

Das Gedicht geht hier auf die frühere Zugehörigkeit Betzenhausens zur Stadt Freiburg  ein. Auch die Schulkinder, wieder unter der Leitung von Hauptlehrer Müller, sangen ein Lied. In der „Krone“ wurde danach das Festbankett eröffnet. Hier beteiligten sich die Musikkapelle Lehen- Betzenhausen mit Dirigent Kitterer sowie der Männergesangverein  Lehen- Betzenhausen ( Dirigent war der vielzitierte Hauptlehrer Müller, offenbar ein „Tausendsassa“ jener Zeit) . Dr. Winterer wies in seiner Ansprache daraufhin, daß Betzenhausen urkundlich schon 150 Jahre früher als die Stadt Freiburg erwähnt sei. Die ganze Stadt, so meinte der Oberbürgermeister, sei von dem einen Gefühl beherrscht, daß aus der Eingemeindung für beide Teile nur Glück und Segen entspringen möge.

Mit Dankbarkeit müsse man auch des Großherzogs Friedrichs des Ersten , jenes großen und edlen Verstorbenen gedenken, der soviel für das Wohl des badischen Landes , auch für Betzenhausen, getan habe. Seiner Mitwirkung sei es zu verdanken, daß manche Schwierigkeiten und Hindernisse bei der Eingemeindung ausgeräumt werden konnten. Aller Wunsch sei es, so fuhr Winterer fort, daß man von seinem Nachfolger Friedrich dem Zweiten, der sich so stark für Freiburg interessiere, manche Proben gleicher Gesinnung erhalten möge. Des Redners Hoch und Neujahrswunsch galt dem allerverehrten Landesvater und der geliebten Landesmutter! Es gab an diesem Silvesterabend noch viele Reden, etwa durch den Stadtverordneten Rau oder den Freiburger Abgeordneten und Präsidenten der Badischen Kammer Fehrenbach, welcher der „Mutter Freiburg gratulierte, die Tochter Betzenhausen“ wiedergefunden zu haben. Pfarrverweser Barreiß hoffte, daß die „gemeinsame, tätige und fromme Einwohnerschaft  Betzenhausens der Stadt Freiburg zur Zierde gereiche.“ Der gesamte Gemeinderat von Betzenhausen, damals aus den Herren Kiesel, Gloderer, Schwaier, Brucker, Fraider und Zähringer bestehend, hatte seine helle Freude an der allerseits begeistert aufgenommenen Eingemeindungsfeier.

Harald Albiker (Text und Fotos)

Das Volksbad/Schülerbad

Etwa seit 1912 wurde der Ruf nach einem Schüler- und Volksbad in der Schule laut. Der Lokalverein richtete im gleichen Jahr ein Schreiben an den Stadtrat und die Schulkommission, mit dem Wunsch, in der neuen Schule in Betzenhausen ein Volksbad einzurichten, wie dies bereits in Haslach und Zähringen geschehen sei. In den Stadtteilen der angeführten Schulen sei, so antwortete das Hochbauamt, bereits eine Kanalisation fertig gestellt. Wenn in Betzenhausen diese in Aussicht stehe, stünde auch hier einem Schulbad nichts im Wege. Schon 1914 wurden von der Schule und 1915 vom Lokalverein neue Anträge für ein Schülerbad gestellt. Sie wurden vom städtischen Volksschulrektorat erneut abgelehnt.

Ein erneuter Anlauf (1926)

Im September 1926 richtete der Lokalverein erneut ein Schreiben an den „wohllöblichen” Stadtrat mit dem Gesuch, eine Badegelegenheit für den Vorort Betzenhausen einzurichten. Ebenfalls 1926 fand die Eröffnungsfeier für eine Buslinie zwischen der Stadt und Betzenhausen statt. Bei dieser Gelegenheit sicherte Oberbürgermeister Dr. Bender dem Vorort ein Volksbad zu, „das wohl ohne größere Kosten im Schulhaus unterzubringen sein dürfte”. Zwischenzeitlich wurde auch von einem Freibad am Mühlbach gesprochen, der Wasserstand sei aber zu unterschiedlich, ebenfalls führe er öfters durch Färbereien, den Metzschen Fabriken sowie durch Gas- und Elektrizitätswerke verunreinigtes Wasser!

Die Schulabteilung, vertreten durch Hauptlehrer H. Zürn, schickte ebenso erneut einen ausführlichen Brief an den Stadtrat. Betzenhausen sei inzwischen der einzige Vorort ohne Schülerbad. Zürn führte ausführliche Argumente ins Feld. Auch dem Stadtschularzt Dr. Pflüger sei die Unreinlichkeit der Schüler aufgefallen. Ebenfalls beklagte ein Busschaffner, dass es im Wagen öfters förmlich „stinke”, man solle für Betzenhausen unbedingt auf die Einrichtung eines Bades hinwirken!

Schon im April begrüßte es der Lokalverein in einem Schreiben an den Oberbürgermeister, dass die Stadt ein Bad für Betzenhausen mit Zustimmung – des Bürgerausschusses in Aussicht gestellt habe. Der Kostenvoranschlag belief sich auf 28.000 RM. Auch mehrere Presseorgane hatten in den Maitag 1927 über das geplante Schul- und Volksbad berichtet.

Nutzung

Grundriss Volksbad im Keller der heutigen Gerhart-Hauptmann-Schule

Die Stadt hielt Wort, schon Ende der Zwanzigerjahre konnten die Schüler ebenso die Bevölkerung von Betzenhausen einen großen Duschraum mit Umkleide, sowie mehrere Zellen mit Wannenbädern benutzen. In Dreißigerjahren wurde das Bad recht stark von der Bevölkerung frequentiert. Nur wenige Häuser hatten schon ein eigenes Bad. Deshalb musste das Volksbad an drei Nachmittagen und Abenden geöffnet werden. Familien rückten mit Kindern an, ganz besonders samstags. Zumeist wurden die Badegäste, mit wenigen Ausnahmen, von der Frau des jeweiligen Hausmeisters betreut.

In den nachfolgenden Fünfzigerjahren gab es schon einige Bäder mehr in den Privathaushalten. Entsprechend geringer war der Besuch im Volksbad, bald genügte ein zweimaliges Öffnen. Dieser Trend setzte sich fort, sodass bald sogar ein Tag zur Nutzung ausreichte. Gegen Ende der Siebzigerjahre waren die Kosten für die Betreuerin des Volksbades höher als die Einnahmen. Die Stadt entschloss sich daher, 1978/79 das Bad endgültig zu schließen.

Heute dient der ehemalige Duschraum als Stauraum und Stuhllager, auch die Wannenbäder wurden bis auf eine Zelle anderen Zwecken zugeführt.

Nach einem Text von Harald Albiker (vermutlich erstellt zum 80-jährigen Jubiläum der Schule im Jahr 1989)


Siehe auch unser Beitrag zur Geschichte der Gerhart Hauptmann Schule.

Festschrift zum Jubiläum “25 Jahre Bischofslinde” (1988)

In Laufe der Zeit gab es mehrmals Anlass für Sonderausgaben und Beilagen des Bürgerblättle, die je nach Anlaß auch viele Informationen zur Geschichte des Stadtteils enthielten; siehe dazu auch unseren Online-Beitrag zur Geschichte des Bürgerblättle mit Hinweis auf diese Sonderhefte.

Als einen Höhepunkt des Jahres 1988 durfte der Bürgerverein das Fest zum 25- jährigen Jubiläum der Bischofslinde ausrichten. Es war ein schönes Zusammenwirken zwischen Bürgerverein und Schule, Vereinen, Matthäusgemeinde und St. Albert. Die OPD stellte ihr Kasino für den Festakt zur Verfügung.

An dieser Stelle ein Hinweis auf unsere Festschrift zu “25 Jahre Bischofslinde” im Jahre 1988 (es ist lang her, aber doch eine einmalige Zusammenfassung von Hintergründen).  Inhalt:

  • Titelblatt Zeichnung St. Albert Kirche
  • Grusswort OB Rolf Böhme
  • Grusswort Bürgerverein Betzenhausen-Bischofslinde, Rolf Abendschein.
  • Bischofslinde in der Westentwicklung Freiburgs
  • Bischofslinde – Planung und Baugeschichte
  • Bischofslinde – Stadtteil auf historischem Grund
  • Wohnstättenbau als Partner
  • Der erste Spatenstich ist getan (Rückblick auf den 19.Mai.1963)

Hier geht es zum gesamten Text (PDF).

Interessierte Leser wenden sich auch bitte gern an den Bürgerverein bzw. den Kultur- und Geschichtskreis Betzenhausen-Bischofslinde.

Geschichte Betzenhausen: Wirtschaft

Hintergrund: in einer langen Beitragsserie wurde von Nov. 1976 bis Aug. 1978 über die Geschichte von Betzenhausen im Bürgerblättle berichtet (siehe Übersicht).


1. Landwirtschaft

Nach dem Gemarkungsplan von 1820 hatte Betzenhausen etwa 145 ha Wiesen, 105 ha Ackerland und 10 ha Gartenland. Ackerbau und Viehzucht standen also in der Landwirtschaft an erster Stelle. Im 19. Jahrhundert kam noch die Bienenzucht und etwas Weinbau hinzu. Der Viehbestand belief sich auf 8 Pferde, 128 Kühe, 14 Ochsen, 2 Zuchtstiere, 30 Schweine, 12 Schafe und 6 Ziegen. Durch den großen Anteil an Wiesengelände war die Viehzucht wohl der wichtigste landwirtschaftliche Zweig des Dorfes. Deshalb ist es auch verständlich, daß im Jahre 1514, als den Bauern von den Ratsherren der Stadt Freiburg der Weidgang entzogen wurde, sie alles tun wollten, um das Weidrecht für ihre Tiere wieder zu erhalten. lm Jahre 1527 wird der von der Stadt ebenfalls den Gemeinden Hochdorf, Lehen, Zähringen, Gundelfingen und Vörstetten genehmigte Weidgang nur noch den Betzenhausern gestattet. Später, im Jahre 1588, darf auch Lehen wieder auf den von der Stadt bestimmten Flächen seine Tiere weiden lassen. Dafür sollen sie den Freiburgern entweder Mist oder von jedem Hauptvieh 6 Pfennig geben.

Der Mist scheint den Freiburger Stadtvätern sehr wichtig gewesen zu sein, denn die Betzenhauser hatten sich im Jahre 1587 verpflichten müssen, als Weidzins den Verordneten der Stadt auf 4 Rinder je 1 Karren Mist für ihre Reben zu liefern. Damit scheint es nicht geklappt zu haben, denn den Dorfbewohnern wird am 18.12.1587 die Weide aufgekündet, bis ein Vergleich wegen des Mistes erfolgt ist.

Am 26.9. 1588 beantragen sie die Aufnahme ihrer 36 Schweine in das ,,Moos”. Es wird nicht gestattet, da dieser Platz in diesem Jahr nur für dle Bürger der Stadt da sei. Aber in den anderen Waldungen der Stadt seien sie so zu halten wie die Zünftigen. Auch am 4.11.1602 schlägt die Stadt den Betzenhausern ab, ihre Schweine in die ,,Hochwäidt” zu treiben, da ein schlechtes ,,äckerritt” vorhanden sei.

Solche Verbote reizen natürlich zum übertreten, wie es im Oktober 1613 der damalige Verwalter der beiden Dörfer, Wolfgang Denzlinger, der Stadt anzeigt. Die Stadt ordnet daraufhin die Bestrafung der Übeltäter an.

lm Jahre 1620 beschließen die Verordneten der Stadt, daß die Betzenhauser und Lehener gemeinsam ihre Tiere auf die Weide treiben sollen. Der Betzenhauser Vogt, Blatterer, bittet um Abänderung die Verordnung. 1629 bitten die Bauern um die sogenannte ,,Ankenreut Weide” für ihre Schweine. lnsgesamt sind uns 63 Weidreversionen aus den Jahren 1597 bis 1730 erhalten, die Betzenhausen an die Stadt für den ihr gegen einen gebührenden Zins gestatteten Weidgang gerichtet hat.

2. Forstwirtschaft

Da die Gemeinde keinen eigenen Wald besaß, war sie in bezug auf Holz ganz von der Stadt Freiburg abhängig. Weit mehr Schwierigkeiten als mit dem Weidrecht ergaben sich zumindest im 19. Jahrhundert mit dem Dorf, dem vom altersher eine bestimmte Menge Holz bewilligt worden war. Der Freiburger Archivar, Fr. Egg, schrieb am 26.5.1839 einen 10 Seiten langen Brief an den Magistrat der Stadt, dem er 50 Seiten Auszüge aus den Freiburger Ratsprotokollen und den Waldamtsbüchern beifügte, um die „unstatthaften” Ansprüche der „unverfrorenen” Gemeinde zu widerlegen.

Es hatte damit begonnen, daß die Stadt aus ihren Wäldern das Holz an die umliegenden Gemeinden und auch Privatpersonen verkaufte. Dieser Verkauf mußte aber jedesmal von den Ratsherren genehmigt werden. In verschiedenen Ratsprotokollen von 1543 bis 1549 wird die Anordnung oft wiederholt und auch in das „Holzbüchlein” der Stadt eingeschrieben. Am 11.6.1571 erschien also der Vogt von Betzenhausen vor dem Rat und bittet um Holz für einen Steg, und am 1. 12.beantragen Tengius Zimmermann, Hans Koch und Mathias Herb im Namen der Gemeinde einen Schlag Holz hinter der Lehener Kirche.

Den Holzherren wird daraufhin befohlen, ihnen einen anderen Platz anzuweisen. Der nächste uns erhaltene Bewilligungsantrag erfolgt im Frühjahr und Herbst im Jahre 1575. Im Herbst wird er mit der Begründung abgeschlagen, daß die Betzenhauser es in eine Gerechtigkeit bringen, das heißt es als ihr Recht betrachten, wollen. Falls sie aber den Ratsherren wie ehemals Holz machen, so sollen sie den Abschlag erhalten. Die Stadtväter machten sich also schon damals Sorgen, daß den Betzenhausern daraus ein Recht erwachsen könne. Am 19.10.1576, am 18.12.1577, am 22.12.1578 und am 23.12.1580 wird ihnen jedoch das begehrte Holz zugestanden.

Am 13.11.1581 fordern die Heimburger der Gemeinde einen Schachen Holz und einen Sägebaum für jeden Bewohner. Es wird ihnen aber nur etwas „Unschädliches” bewilligt, damit sie es in keine Gerechtigkeit bringen können. Zwei Jahre später dürfen sie einen Allmendplatz im Kleinen Eschholz ausruten. Ab 1586 bekommen die beiden Dörfer Lehen und Betzenhausen Wellholz und Scheite genehmigt, da ja nun auch Lehen zur Stadt Freiburg gehört. 1594 gibt es für die Lehener bereits die erste Strafe von 3 Pfund Roggen, weil sie ohne Erlaubnis Holz im Wald geholt hatten. Im Jahre 1598 wird den Betzenhausern das Holz nur genehmigt, wenn sie die Gräben im Mooswald machen.

In den folgenden Jahren kommen sie öfter mit der Bezahlung in Verzug. Ein Klafter Holz kostet im Jahre 1601 8 Schilling; der Klafter ist 7 Fuß hoch und 7 Fuß breit. 1603 bis 1610 wird das Holzgesuch ohne besondere Auflagen genehmigt, lediglich 1605 wird hinzugefügt, falls die Betzenhauser jeder mehr als ein Klafter nehmen sollten, kriegen sie gar nichts.

Die Bewohner mußten also immer in Sorge sein, ob der Rat ihnen auch beim nächstenmal das Holz wieder genehmigen würde. Kein Wunder also, daß die Bauern immer versuchten, so viel als möglich zu schlagen.

Von 1613 bis 1624 sind 8 Holzgesuche an den Rat der Stadt ergangen, und die Gemeinde wird jeweils an die Holzherren verwiesen. lm Jahre 1628 erhält jeder Betzenhauser 1 Klafter Holz für 12 Balzen aus dem Mooswald. 1629 und 1631 beantragen sie nochmals Brennholz, und dann erscheint erst wieder im Jahre 1686 das nächste Holzgesuch. Aus den Büchern des Waldamtes kann man aber ersehen, daß in der Zwischenzeit an einzelne Dorfbewohner durchaus Holz verteilt wurde, welches sie zum Teil auch in der Stadt verkauften. Das Ganze hing sicher mit dem damals in weiten Teilen von Deutschland herrschenden furchtbaren Krieg zusammen, der auch Betzenhausen nicht verschonte. lm Jahre 1632 waren die Schweden in Freiburg einmarschiert, und die Betzenhauser waren aus ihrem Dorf geflüchtet oder verjagt worden. Der Wald war durch das Militär verwüstet und die straffe Ordnung der Holzvergabe durch den Krieg unterbrochen worden. Es ist nun nicht mehr die Gemeinde, die das Holz beantragt, sondern meist sind es einzelne Personen. Von 1646 bis 1670 erscheinen einige Betzenhauser im Waldamtsbuch; demnach müssen sie in den 40er Jahren wieder in ihr Dorf zurückgekehrt sein. Von hier an wird der Holzpreis auch nicht mehr in Pfund und Schilling, sondern in Gulden und in Batzen angegeben.

lm Jahre 1672 scheinen die Holzvorräte der Betzenhauser total aufgebraucht zu sein oder ein kalter Winter den Holzverbrauch so gesteigert zu haben, so daß eine größere Anzahl von Betzenhauser im Waldamtbuch erscheint. Sogar der berühmtberüchtigte Baron von Falkenstein aus dem Höllental bezieht im Jahre 1675 vom Waldamt 6 Klafter Eichenholz, um seine Raubritterburg zu heizen. 1686 erscheint zum erstenmal wieder die Gemeinde und beantragt 40 Klafter Holz. Auch in dieser Zeit stiegen schon die Preise. Während 1694 noch 3 Batzen zu bezahlen waren, waren es 1695 schon 4 Batzen.

Ab 1719 kann man sogar sehr günstig für 1 Gulden Floßholz beziehen. Im Jahre 1729 sahen die Preise folgendermaßen aus:

Brennholz im Ahornen Grund: 1 Gulden; schadhaftes Buchenholz: 3 Batzen, 5 Gulden, 54 Kreuzer; Eichenholz: 13 Batzen, 3 Kreuzer; Holz bei der Karthauser Säge im Grün: 1 Gulden.

Bis 1743 sind in jedem Jahr einige Betzenhauser beim Holzkauf vertreten. Durch kleine Dienstleistungen mußten sie aber auch immer darauf bedacht sein, sich die Gunst des Stadtrates in dieser Beziehung zu erhalten, wie uns folgendes Schreiben des Betzenhauser Vogts Martin Ambs vom 21 . Dezember 1786 zeigt: ,,lm Namen der Gemeinde bitte ich um 46 Klafter Holz, und zwar das, welches letztes Jahre übrig geblieben ist. Die Bürger in der Stadt haben dieses geringe Holz doch nicht gern, und um eines bürgerlichen Preis nehmen wir es gerne ab. Dafür wollen wir beim Abführen des Buchenholzes helfen, da sich die Fuhrleute aus Freiburg und Herdern wegen des schlechten Weges und des geringen Fuhrlohnes ohnehin ständig beschweren.”

Daraufhin schrieb das Waldamt am 28. Dezember an den Magistrat, daß die angebotene Hilfe höchst notwendig sei, und man den Betzenhausern das Holz bewilligen möge. Es sei sonst auch möglich, daß sie ,,unerlaubte Wege aus Holzmangel” ergreifen würden.”

lm Jahre 1789 überließ man ihnen verdorbene Eichen, die weggehackt werden sollten; den Hacker- und Fuhrlohn mußten sie dabei wie immer selbst übernehmen.

Am 22. April 1823 begann nun der Rechtsstreit um das Brennholz, das Freiburg seinen ehemaligen Untertanen verweigerte. Nach Aussage eines Betzenhausers vor Gericht am 20.August 1833 hatte sich die Holzabgabe immer so abgespielt: Der Magistrat hatte der Gemeinde in dem Moosforst um den billigen bürgerlichen Preis einen bestimmten Walddistrikt an stehendem oder liegendem Holz zugewiesen, welchen die Gemeinde dann abgeholzt oder das schon gefällte Holz für sich aufgemacht hatte. Dieser Walddistrikt hatte das jährliche Bedürfnis der Betzenhauser an Holz erfüllt. Falls einmal nicht, so wurde auf weiteren Antrag der Rest bewilligt.

Der Vogt Wißler und fünf andere Gemeindemitglieder schrieben einen Brief an das Stadtamt Freiburg. ln einer Entgegnung am l0. Oktobel 1823 streitet der Stadtrat ein Recht der Betzenhauser in dieser Sache vollkommen ab und weist auf die Kaufverträge mit Malterer und Sigstein hin, in denen von Holz- und Weiderechten nicht die Rede sei. Sie nimmt die Klage auch nicht besonders ernst, sondern fühlt sich noch ganz als herrschaftsausübende Stadt den erst seit wenigen Jahren von ihr unabhängigen Betzenhausern gegenüber. Sie erinnert sie lediglich daran, daß es ihnen gestattet wurde, die Frohnden in Höhe von 148 fl 50 kr in Holzabfuhren abzulösen.

Wahrscheinlich hatte sie ihr Soll noch nicht erfüllt. Daraufhin verlangen die Betzenhauser Einsicht in die alten Kaufurkunden und kommen zu der Ansicht, daß sie durch das immer noch entrichtete Gefällgeld wie alle anderen städtischen Bürger Anspruch auf Holz und auf Weide haben.

Die Antwort Freiburgs auf diesen Brief fällt nun schon etwas deutlicher aus: Die Betzenhauser seien wohl mit Blindheit geschlagen und sie sollten den Schleier der Vergangenheit nicht lüften, der über der Schande ihrer Voreltern liege. (Wahrscheinlich wird hier auf den Bundschuh angespielt.) Am 5. November 1824 wünschte das Directorium des Dreysam-Kreises eine Übereinkunft zwischen Betzenhausen und Freiburg wegen des Holzbezuges. Ein Rechtsanwalt stellt am 12. August 1825 eine Klageschrift der Betzenhauser auf, da eine gütliche Einlgung nicht möglich war.

Bei den nun folgenden Verhandlungen vor Gericht wird mehr auf Zeugenaussagen als auf Urkunden zurückgegriffen, und Pfarrer Dürr in Lehen hat einige Eidbelehrungszeugnisse auszustellen, so zum Beispiel bei Joseph Drescher am 20. Dezember 1825, Bürger und Leibgedinger von Betzenhausen, und Jakob Koch, Bürger und Dorfwächter von Betzenhausen. Die Zeugen werden über Grenzsteine, Weidgang und Holzbezug verhört, und am 10. Dezember 1828 wird das Urteil gesprochen: Freiburg muß Betzenhausen nach bisher beachtetem Maßstab das Brennholz gegen einen bürgerlichen Preis verabfolgen. Am 9. August 1830 schreibt der Vogt Wißler an das Stadtamt, daß der Magistrat für 63 Bürger 800 Wellen und 12 Klafter Kompetenzholz für den Pfarrer und die Schule angewiesen habe.Das sei für so viele Bürger zu wenig. Die Stadt versucht offensichtlich auf diese Weise, das Urteil zu umgehen.

Der Prozeß beginnt von neuem. Die Betzenhauser fordern je Einwohner 11/2 Klafler Holz pro Jahr. Als am 10. Dezember 1830 die Klage eingereicht wird, haben sie es auf 3 Klafter und 300 Wellen erhöht. Für die Armen von Betzenhausen genehmigte am 30. September 1833 ,,Seine königliche Hoheit”, daß sie Holz im Domänenwald sammeln dürfen. Langsam mahlen die Mühlen der Gerechtigkeit. Erst am 4. Februar 1831 erhalten die Betzenhauser einen Zwischenbescheid, sie sollen beweisen, daß sie so viel Holz benötigen. Dieser Beweis muß nicht sehr überzeugend gewesen sein, jedenfalls verhelfen die am 8. Oktober 1835, 19. Oktober 1839 und 26. November 1840 getroffenen richterlichen Entscheidungen den Betzenhausern nicht zu ihrem geforderten Recht. Am 18. Dezember 1840 ergeht wieder ein Urteil, das die Freiburger verpflichtet, jedem Bürger von Betzenhausen Brennholz um einen bürgerlichen (das heißt den verminderten) Preis, den die
Bürger der Stadt bezahlen, zukommen zu lassen. Die Lage ist noch immer die gleiche wie 1825, und die Betzenhauser müssen Qualität, Quantität und Preis des Brennholzes mit einer gesonderten Liquidationsklage festsetzen lassen.

Am 14. Juli 1845 wird wieder ein Urteil verkündet: Freiburg muß Betzenhausen aus dem städtischen Mooswald gegen Bezahlung des bürgerlichen Preises 109 Klafter Brennholz in beliebiger Sorte zukommen lassen. Im Jahre 1854 gibt es einen Vergleich zwischen den beiden Kontrahenten, inwelchem die Nachlieferung des Holzes von 150 Klafter in zehn Jahresraten festgesetzt wird. 31 Jahre dauerte der zähe Kampf der Betzenhauser an.

3. Wasserwirtschaft

Die Nähe des Ortes zur Dreisam brachte auch bestimmte Aufgaben mit sich. 1820 wurde der Gemarkungsteil der Dreisam und der Wassergräben einschließlich Straßen und Wege mit 16 ha angegeben. Die Bewässerung der Matten scheint ein ewiges Streitobjekt gewesen zu sein. Schon im Jahre 1462 hören wir von einem Bewässerungsstreit zwischen St. Klara, Kloster Adelhausen und Heiliggeistspital. Am 19.1.1575 bittet die Gemeinde um die Abstellung eines Baches, der ihre Äcker mit Eis überziehe.

Nachdem die Lehener ebenfalls Freiburger Untertanen geworden waren, wurde 1587 eine Wuhrordnung mit Haslach, Lehen und Betzenhausen aufgestellt. Trotzdem kam es im Jahre 1601 zu einem Streit zwischen Betzenhausen und Lehen einerseits und Wendlingen, Uffhausen und dem Dachswanger Muller andererseits, da sie alle das Wasser aus dem der Stadt gehörigen Dietenbach entnahmen.

Die immer wieder entstehenden Überschwemmungen (in der Nacht vom 20. auf den 21. 1.1793 war die Dreisam so stark angeschwollen, daß sie die Brücke weggerissen hatte) machten eine Kanalisation erforderlich, die 1789 bis 1804 in nachbarschaftlicher Fronhilfe mit der Gemeinde Lehen ausgeführt wurde. Die Kosten übernahm die Landeskasse. Nach 1830 wurde ein Betzenhauser Lehener-Gewerbs- und Bewässerungskanal hergestellt, der 1843-45 eine neue Schleusenanlage erhielt.

Falls man damals die Brücke nicht allein und zu Fuß passierte, mußte ein Brücken- und Wegegeld entrichtet werden, und zwar für

  • 1 Mastochsen 2 Kreuzer,
  • 1 Kuh 1 Kreuzer
  • 1 Schlitten 2 Kreuzer
  • 1 Dtzd. Schaufeln 2 Kreuzer
  • 1 Paar alte Enten 1 Kreuzer, 1 Paar junge Enten 2 Kreuzer
  • 1 Wildschwein 6 Kreuzer
  • 1 Hase 2 Kreuzer

Die Wiederherstellung der 1793 zerstörten Brücke scheint nicht besonders geglückt zu sein, denn am 15.6.1823 schreibt der Bannwalter Veit an den Magistrat, daß die Brücke in einem üblen Zustand wäre, so daß ihre sofortige Sperrung unumgänglich sei. Er schreibt: ,,lch fand die Brücke in einem so üblen Zustand, indem der eine Dohlenbaum zweimal und der andere einmal entzwei gebrochen und die anderen zwei dem Brechen nahe sind, daß dem Vogt in Gegenwart der Gerichtsmänner aufgetragen wurde, diesen Abend noch ein Schreiben an den Vogt in St. Georgen zu schicken, weil die ganze Brücke sich schon abwärts gesenkt habe und Menschen sich fürchten müssen, darüber zu gehen.” Die Anwesenden sagten, daß dieses Jahr sehr viele und starke Bauholzfuhren aus dem Münstertal darüber gefahren seien. Der Ortsvorstand suche aber dringend an, daß in der Eile nur so viel weggerissen werden sollte, daß sie das Heu von ihren Matten, die alle über der Dreisam liegen, holen können, weil die ganze Brückenfertigstellung sich noch lange hinziehen könne. Es solle mit Balken versucht werden.

Angesichts der zu erwartenden hohen Kosten, entscheidet sich der Freiburger Magistrat in Zukunft auf die Einnahmen aus dem Brückenzoll zu verzichten, um damit der Zahlungspflicht zu entgehen. Aber am 20.9.1823 schaltet sich das Stadtamt ein, damit sich die Freiburger nicht so billig aus der Affäre ziehen können. Die Kosten belaufen sich immerhin auf 1488 tl 24 kr. (Ein Grundriß der Brücke, die eine Weite von 50 Fuß hat, ist erhalten.)

Es beginnt nun ein Hin und Her um die Bezahlung der anfallenden Kosten. Freiburg ist der Meinung, daß die Brücke nicht nötig ist, da sie nur der Bequemlichkeit einiger Betzenhauser Mattenbesitzer diene und diese auch die Lehener Brücke benützen könnten. Am 26.6.1831 schaltet sich noch einmal die Großherzogliche Wasser- und Straßenbau-lnspection ein. Der Flußlauf der Dreisam soll bei Gelegenheit auch gleich korrigiert werden. Am 21 .2. 1832 ist die Brücke trotz aller Hindernisse fertiggestellt; Zimmermeister Benedikt Weber aus Betzenhausen hat die Holzarbeiten daran ausgeführt.

Die drei Weiher, die der Stadt Freiburg gehörten und früher häufig bei den Badenden Fieber verursachten, wurden zugeschüttet und bestehen im Jahre 1848 nicht mehr. Die Fischerei war im Jahre 1858 für 18 Gulden verpachtet.

Geschichte Betzenhausen: Der Bundschuh in Lehen

Hintergrund: in einer langen Beitragsserie wurde von Nov. 1976 bis Aug. 1978 über die Geschichte von Betzenhausen im Bürgerblättle berichtet (Kapitel “V Kriege und Unruhen”, siehe Übersicht).


Vielleicht ging es den Betzenhauser Bauern nie mehr so schlecht wie zu Beginn des 16. Jahrhunderts, vielleicht fehlte aber auch ein Mann wie Joß Fritz. Die Beteiligung der Betzenhauser am Lehener Bundschuh ist der einzige Versuch geblieben, in einem größeren Rahmen politisch aktiv zu werden. Zwar sind uns nur drei Betzenhauser namentlich als Bundschuh-Mitglieder bekannt, aber im Falle eines geglückten Aufstandes hätte sich diese Zahl sicher stark vergrößert.

Wie aus den uns erhaltenen Protokollen der Verhöre der Bundschuhler zu ersehen ist, hatten die Bauern in den letzten Jahren in besonderem Maße unter dem Adel der Landschaft zu leiden. Die Abgaben des einfachen Mannes wurden unbarmherzig erhöht, da die Adligen oft selbst verarmt waren. Die Rechte der Bauern an Wald und Wiese wurden eingeschränkt. Da sie auch auf gerichtlichem Wege kein Recht erhielten und von den geistlichen Höfen als auch von den Rottweiler Richtern mehr hingehalten als verteidigt wurden, war der Nährboden für die ldeen eines Joß Fritz vorhanden.

Etwa im Jahre 1510 tauchte er im Nachbarort der Betzenhauser, in Lehen, auf. Geboren war er um 1470 in Untergrombach als Bauernsohn. Mit wachem Geist hatte er alle Ungerechtigkeiten, die damals die Bauern in seiner Umgebung erleiden mußten, erfaßt und sicher auch von der Schlettstadter Bauernbewegung Kenntnis gehabt. Das letzte Wort des damaligen Anführers vor seiner Hinrichtung ,,der buntschuh miest ein furgang haben, es stunt kurz oder lang” wurde zum Leitwort seines Lebens. Bundschuh und Joß Fritz gehören seit 1502 untrennbar zusammen. Nachdem die geplante Erhebung in Untergrombach verraten worden war, mußte er fliehen, und erst 11 Jahre später war der Plan für eine erneute Bundschuhbewegung reif geworden. Nachdem Fritz seit 1510 bei Balthasar Blumeneck in Lehen Bannwart war, begann er im Frühjahr 1513 bei Kilian Meiger mit seiner Werbung. Der Kreis der Mitverschworenen vergrößerte sich bald.

Aber auch der Lehener Bundschuh wurde wie die beiden vorherigen Zusammenschlüsse vorzeitig entdeckt, und die ca. 42 namentlich bekannten Bundschuhler und 150 Sympathisanten mußten fliehen, wurden verurteilt und hofften, daß niemand von ihrem Wissen um den Bundschuh erfahren würde.

Zu den namentlich bekannten Bundschuhmitgliedern gehörten drei Betzenhauser Bauern. Da waren die Mitglieder der Familie Stüblin oder Stüdlin, die in Lehen und Betzenhausen wohnten. Aus Betzenhausen war es ein Cyriacus oder wie man damals gewöhnlich sagte, Cyliax Stüblin, der für tauglich befunden wurde, eine der Führerstellen bei der militärischen Ordnung des Bundes zu bekleiden.

Der zweite Betzenhauser war Konrad Brun, der von seinem Schwager Hans Freuder von Lehen für die Bundschuhsache gewonnen wurde. Zumindest war er es, der den Konrad Brun auf der Betzenhauser Kirchweihe, die damals in die Pfingsttage gefallen sein muß, um Geld für die Bundschuhfahne gebeten hatte. Aber selbst auf diesem Fest, wo es meist nicht sehr sparsam herging, hatte der Betzenhauser kaum Geld bei sich. Hans Freuder mußte ihn zu Hause noch einmal besuchen, um den erbetenen Drittel-Gulden zu erhalten. Er war einer der „arm verdorben purslewt”, wie der Freiburger Magistrat die Bundschuhmitglieder bezeichnete. Aber nicht alle Bundschuhmitglieder waren arm, wie die Mitgliedschaft des Lehener Pfarrers und des alten Lehener Vogtes Enderlin zeigen.

Vom dritten Betzenhauser Bauern, Hans Giger, erfahren wir noch weniger. Er wurde mit Giliax Stüblin auf der Hartmatte bei Lehen zum Weibel gewählt und muß demnach bei allen anderen Teilnehmern ein großes Maß an Vertrauen besessen haben.

Nach den Gerichtsprotokollen hatte es sich wahrscheinlich folgendermaßen abgespielt: Ungefähr 8 Tage vor Michaelis gingen die drei Betzenhauser nach Lehen zur Hartmatte, um dort mit den anderen alles Nötige zu besprechen, damit in den nächsten Wochen das Zeichen zum Aufstand gegeben werden konnte. Kilian Meiger nahm allen den Schwur ab, „das sie bieinander bliben und dheiner von dem andern wichen sol”. Die Forderungen, für die sie kämpfen wollten, waren:

  1. Abschaffung der fremden Gerichte
  2. Einschränkung der Zinsen
  3. angemessene Festsetzung der Frondienste
  4. völlige Freigabe von Wald und Jagd
  5. gerechte Verteilung des priesterlichen Einkommens und des klösterlichen Besitzes

Aber wieder beendete Verrat vorzeitig das Unternehmen. Einige wurden gefangengenommen und Mitte November war auch Konrad Brun im Gefängnis. Er versuchte zwar, sein Wissen um die Bundschuhsache als harmlos hinzustellen, aber der in Basel festgenommene Jakob Hauser nennt seinen Namen bei den Teilnehmern der Versammlung auf der Hartmatte. Das genügte offenbar den Freiburger Richtern, und nach einem nochmaligen Verhör wird er am selben Tag oder kurz danach hingerichtet. Wie er den Tod erlitten hat, ist nicht mehr festzustellen. Wahrscheinlich wird er, wie fast alle Verurteilten, gevierteilt worden sein. Am 15.12.1513 richtet die Stadt ein Schreiben an den Komtur des Johanniterordens zu Heitersheim mit der Bitte, der Witwe des Konrad Brund „und ire kleine unerzogene kint, deren sie funfe hat” den Todfall (Abgabe beim Tod eines Untertanen an den Herrn) zu erlassen.

Hans Giger und Cyliax Stüblin sind entflohen. Über eine spätere Verurteilung oder weitere Beteiligung am Bundschuh fehlt jeder schriftliche Hinweis.

Am 7.12.1513 beschloß der Freiburger Rat, daß die Lehener und Betzenhauser, da bei ihnen der ,,mortlich handel” begonnen habe und sie die Stadt nicht gewarnt hatten, kein Gewehr länger als eine halbe Elle in die Stadt bringen durften. lm kommenden Mai solle ihnen auch der Weidgang untersagt werden. Daraufhin erbittet der Vogt von Betzenhausen samt der Gemeinde um das Wohlwollen des Rates und die Wiedereinsetzung des Weidrechtes. Am 8. Mai wird es ihnen und den Lehenern wieder gestattet. Daraufhin verpflichtet sich die gesamte Betzenhauser Gemeinde mit Vogt und Richter, ,,diß jars zu geben einen schilling pfenig und ein hun” und jeden Handel treulich und nachbarlich zu melden.

Kein besonders erfreuliches Ergebnis für die Sache der Bauern, auf das sicher nicht nur Konrad Brun, Cyliax Stüblin und Hans Giger ihre Hoffnungen gesetzt hatten.


Im Jahr 2013 (also 500 Jahre nach dem Aufstand) wurden die damaligen Entwicklungen in einer Ausstellung gewürdig: Siehe unseren Bericht 500 Jahre Bundschuh-Aufstand aus Bürgerblättle 219 (April 2013). Unterlagen zur Ausstellung sind auch heute noch beim Kultur&Geschichtskreis verfügbar.

Ergänzend noch ein Hinweis auf die Beitrags-Serie “Als wär’s gestern gewesen” in der Badischen Zeitung zum 500-Jahre-Jubiläum des Bundschuh-Bauernaufstands um Rädelsführer Jos Fritz (2013). In dieser Serie berichtete die BZ im Stile von heute über Gegenbenheiten mit geschichtlichem Hintergrund: Als Beispiel hier der Beitrag Eine große Razzia in Freiburgs Umland, Untertitel “Pläne für einen Bauernaufstand in Betzenhausen und Lehen aufgedeckt” (ggf. mit eingeschränktem Zugriff).

Geschichte Betzenhausen: Kriegerische Zeiten

Hintergrund: in einer langen Beitragsserie wurde von Nov. 1976 bis Aug. 1978 über die Geschichte von Betzenhausen im Bürgerblättle berichtet (hier Kapitel “V Kriege und Unruhen”, siehe Übersicht). Wir haben den Beitrag u.a. ergänzt um Teile aus dem Rückblick von Dr. Franz Flamm zum Jubiläum 1000 Jahre Betzenhausen.


Wie auch so manche benachbarte Gemeinden musste Betzenhausen auch schwere Kriegsnöte durchstehen. Kein Wunder, es lag ja im westlichen Vorfeld der über Jahrhunderte immer wieder umkämpften Stadt Freiburg. Schon 1299 spielte sich auf Betzenhausens Gemarkung ein kriegerisches Ereignis ab, das erstmals den Namen des kleinen und stillen Dorfes Betzenhausen weithin bekannt machte: Das Bischofskreuz erinnert daran.

Das Bischofskreuz könnte sicher auch für viele andere weniger berühmte Soldaten stehen, die im Laufe der Jahrhunderte auf Betzenhausens Gemarkung kämpften und ihr Leben ließen. Das Gebiet im westlichen Vorfeld der Stadt wurde mehrfach Aufmarsch- und Durchzugsgebiet von Truppen, die im Kampf mit der Stadt Freiburg waren.

Der Kampf gegen Konrad von Lichtenberg (1299)

Die Freiburger Bürger waren über die Willkürherrschaft des Freiburger Grafen Egon Il. erbittert und so beschossen sie von Unterlinden aus die untere Burg auf dem Schlossberg. Also wollte sich der Graf an den rebellischen Bürgern rächen. Er holte seinen Schwager, Konrad von Lichtenberg zu Hilfe, der Bischof von Straßburg war. Mit einer beachtlichen Streitmacht, unterstützt durch elsässische Reichsstädte, kam Konrad von Lichtenberg und belagerte im Jahr 1299 die Stadt. Die Freiburger Bürger, die schon damals in den erstarkenden Zünften sich wehrhaft organisiert hatten, machten einen bewaffneten Ausfall in Richtung des Dorfes Betzenhausen.

So kam es am 29. Juli zum blutigen Treffen und die Bürger hatten schwere Verluste in diesem ungleichen Kampf zu verkraften. Aber es gelang einem Freiburger Bürger, den Bischof, der die Kampfhandlungen selbst leitete, vom Pferde zu stechen und damit den Kampf für die Freiburger Bürger zu entscheiden. Der sterbende Bischof wurde in seine Straßburger Residenz gebracht, wo er am 1. August 1299 verstarb.

Der Stolz der Freiburger Bürger war mächtig und die Erinnerung an den Sieg ist bis zum heutigen Tag erhalten geblieben. Als freilich über 300 Jahre später die Bauern von Lehen und Betzenhausen ebenfalls – wie einst die Bürger von Freiburg – gewaltsam aufbegehren wollten gegen ihre Herrschaft, wurde dies als Verbrechen hart bestraft. Noch gab es keine gleichen Rechte für alle Menschen und noch über Jahrhunderte stand die Freiheit der Stadtbürger und die Unfreiheit der Bauern im krassen Gegensatz. Was die Bauern damals erkämpfen wollten und was für sie „Nichts, denn die Gerechtigkeit Gottes“ erschien, führte nicht zum Sieg.

An dem Ort, wo Konrad von Lichtenberg fiel, wurde ein Kreuz aus Sandstein errichtet. Der Bischof ist in der Johanniskapelle des Straßburger Münsters begraben. Das kunstvolle Grabdenkmal weist auf die großen Verdienste des Bischofs hin: Wie unverständlich mag uns das heute vorkommen. Der Kriegsmann war zugleich der Stifter der unvergänglichen Kunstschätze des Colmarer Dominikanerinnen-Klosters Unterlinde, das durch Mathias Grünewald und Martin Schongauer berühmt wurde. Und er war Initiator der weltberühmten monumentalen Westfassade des Straßburger Münsters, zu deren Planung er Erwin von Steinbach berief.

In späterer Zeit wurde an der Stelle mit dem Sandsteinkreuz eine Kapelle errichtet. Es entstand nämlich die Legende, dass dort ein Heiliger begraben sei, der Kindsnöte und Kinderkrankheiten heilen könnte. So vermischte sich Wahrheit und Legende. Lange Zeit war die Kapelle Ziel vieler Wallfahrten aus dem Elsass. Der Name des Gewannes hieß lange Zeit „Bei der Kapelle“. Siehe auch unsere ausführlicher Beitrag Das Bischofskreuz und seine Geschichte.

Kriegsdienst für Freiburg

Betzenhauser Männer selbst wurden natürlich auch zum Kriegsdienst gerufen. Am 24.11.1492 mußte Freiburg 150 gerüstete Knechte stellen für den Kampf gegen den Pfalzgrafen. 1567 waren ebenfalls zwei Männer im Krieg. Am 4.7.1600 wurden schließlich alle männlichen Gemeindemitglieder in Freiburg gemustert.

Der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648)

Der Dreißigjährige Krieg überrollte das kleine Dorf förmlich. Als im Jahre 1632 die Schweden in Freiburg einmarschierten, wurden auch die Betzenhausener zur Landwehr der „Freiburger Fahnen“ eingezogen (aufgestellt am 12.9.1632). Sie sollte die Belagerung Freiburgs durch die Schweden rächen. lhre Waffen hatten die Betzenhausener selbst zu besorgen.

Viele Einwohner verließen ihr Dorf. In den 1640er Jahren kehrten sie wieder zurück, doch gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde die Freiburger Landschaft wiederum zum Kampffeld. So mussten sie wohl die große Reiterschlacht den August-Tagen des Jahres 1644 miterleben.

Spanischen Erbfolgekrieg (1701 und 1714)

Im Spanischen Erbfolgekrieg waren die Matten und Äcker der Betzenhauser Bauern Aufmarschgelänge (26 Bataillone) der großen und blutigen Reiterschlacht am Lorettoberg. Die Reiterstraße, die Mercystraße und die Von-Weerth-Straße sowie die Lorettokapelle erinnen an dieses Geschehen; für die 200 in der Lehener Vorstadt gefallenen Soldaten steht im Augustinermuseum ein Grabmal.

Weitere Kämpfe (1745, 1796)

Auch anno 1745 und wiederum 1796 im Kampf um die Stadt wurde die Gemarkung Betzenhausen kriegerisches Vorfeld. Auf Betzenhausens Gemarkung gab es ein befestigtes Heerlager und Verwundetenlager.

Die Stadt Freiburg war selbst von den schweren Kriegsnöten und Kriegsfolgelasten geplagt, dazu kamen die großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Sie hatte für zwei Jahrhunderte ihre eigenen Probleme und so konnte Betzenhausen von den Stadtherren wenig erhoffen. Wir können nur erahnen, welche Ängste und Nöte die Dorfbewohner erdulden mussten, insbesondere auch durch die Requirierungslasten und durch die Verwüstung der Felder in diesen kriegerischen Zeiten!

Fliegerangriff auf Freiburg (1944)

Noch einmal hat Betzenhausen in der jüngeren Geschichte hart den Krieg verspürt: Am 27. November 1944 beim großen Luftangriffe/Fliegerangriff auf Freiburg wurde Betzenhausen schwer heimgesucht. Vierundzwanzig Menschen fielen den Bomben zum Opfer, vieles vom alten Dorfkern wurde vernichtet, darunter auch die Gasthäuser „Zur Krone“, „Zum Bären“ und “Schützen”, sowie das Ecke Lehener- und Dietenbachstraße gelegene alte „Bayerschlößchen“.

Das Denkmal auf dem Friedhof um die alte Dorfkirche ehrt die Toten und Vermißten der beiden Weltkriege und auch die Fliegeropfer von Betzenhausen.

 

Geschichte Betzenhausen: Bevölkerung

Hintergrund: in einer langen Beitragsserie wurde von Nov. 1976 bis Aug. 1978 über die Geschichte von Betzenhausen im Bürgerblättle berichtet (siehe Übersicht).


Nach der Brandschatzung von 1525 gab es 11 Häuser in Betzenhausen. Das dürfte einer Bevölkerung von 50-60 Köpfen entsprochen haben. lm Jahre 1602 wurde eine Liste der Familienoberhäupter Betzenhausens aufgestellt, die 24 Namen umfaßte. Es waren die Namen Glotterer, Freider, Wallißer, Bürge, Schaffner, Strutph, Michel, Huser, Stidler, Braun, Herp, Grießhaber, Schwaiger, Nohar, Bisen, Rings, Men, Haußer, Müller.

Einmal im Jahr, meist im Juli, mußten sie nach Freiburg gehen um ihren Untertaneneid zu schwören:

Wir schwören unserer gnädigsten Herrschaft von Österreich, der Stadt Fryburg und den ihren Schaden und Abgang wenden, ihren Nutz und Frommen fördern und warnen nach unserem Vermögen und dem Rat gehorsam und dienstbereit sein … Und wenn man an die Glocke läutet so werden wir in Harnisch auf Bescheid warten.

lm Jahre 1772 leben bereits 57 Bürger mit ihren Familien in Betzenhausen, 1813 sind es 302, 1841 bereits 437 und 1910 sind es 573 Einwohner. Noch 1866 mußte an die Gemeinde ein Bürgerkaufgeld entrichtet werden, wie das Beispiel des Joseph Täubler, Wasenmeisterzüchter in Freiburg, zeigt. Folgende Bedingungen hatte er zu erfüllen, bevor er in Betzenhausen aufgenommen wurde:

  1. Vollendung des 25. Lebensjahres
  2. ein guter Leumund
  3. Nachweis eines gesicherten Einkommens
  4. ein Vermögen von mindestens 500 ll
  5. Entrichtung des Bürgerkaufgeldes

Aber im 19. Jahrhundert verließen mehr Betzenhauser ihr Heimatdorf, als neue Bürger in der Gemeinde Aufnahme fanden. Die Auswanderungswelle hatte auch die Betzenhauser erfaßt. Auswandern durfte nur der, dessen Schulden bezahlt waren. Das Reisegeld bekam er vom Großherzoglichen Stadtamt.

Am 26.2.1853 beantragte Josef Tröscher die Auswanderung, aber das Stadtamt Freiburg teilte ihm mit, er solle sich sofort auf Wanderschaft begeben und Arbeit suchen. Ende des Jahres sah die Sache schon anders aus. Die Auswanderungsgenehmigung wurde der Familie Johann Kustner und Einzelpersonen nach Algerien erteilt. lm Jahre 1854 wanderte Martin Armbruster mit seiner Familie, Johann Vonderstraß mit seiner Mutter und Martin Buster nach Algerien und Josef Tritschle und Josef Lindle nach Nordamerika aus. 1855 wanderte niemand aus und 1856 nur Andreas Fraider. Das Stadtamt frug bei der Gemeinde wieder wie üblich an, ob auch alle Schulden bezahlt seien. Auf jeden Fall dürfe das Geld für die Reisekosten nicht in die Hände des Auswanderers gelangen, da es sonst verschwendet würde. 1857, 1858, 1858 verläßt kein Auswanderer mehr Betzenhausen. Erst am 23.12.1859 erhielten Georg und Magdalena Maier und Ludwig Vogt ihre Auswanderungsbestätigungen nach Afrika. Sie sollten bis 1866 die letzten sein, die ihre Heimat sicher nicht ohne Grund verlassen haben. Am 15.4.1866 beantragte Herminn Heitzler, Schneider aus Betzenhausen, seine Auswanderung, da für ihn im Lande kein gutes Auskommen sei. Am 25.8. verläßt er das Dorf mit einer Fahrkarte der ,,Hoffnung”, dem deutschen Büro für Auswanderung nach Amerika, in der Tasche. Der letzte nachweisliche Auswanderer war Heinrich Doerflinger, der nach Nordamerika ging.

 

Geschichte Betzenhausen: Die Gemeinde und ihre Einrichtungen

Hintergrund: in einer langen Beitragsserie wurde von Nov. 1976 bis Aug. 1978 über die Geschichte von Betzenhausen im Bürgerblättle berichtet (siehe Übersicht).


1. Allgemeine Verwaltung

Zum erstenmal wird Vogt und Gemeinde von Betzenhausen in einer Hirtenordnung von 1457 erwähnt. lm späten Mittelalter hat sich die übliche Gemeindeorganisation entwickelt: Vogt, Richter, Pfleger und Heimburger (Dorfvorsteher). Nach 1587, als Lehen ebenfalls Freiburg untertänig wird, gibt es ein Amt, das beide Dörfer verwaltet. lm Jahre 1597 versah es ein Georg Müller, der dafür 20 Pfund bekam. 5 Jahre später werden 2 Beamte für Lehen und  Betzenhausen bestimmt. Der eine hat für die Entrichtung der Gefälle (Steuern) zu sorgen und bekommt für diese Arbeit 24 Gulden, der andere soll die Untertanen regieren und bekommt dafür 8 Gulden. Am Lohn kann man deutlich ablesen, welches Amt damals schwerer und wichtiger war.

Am 26.3.1630 entrichtet Hans Freuder, Heimburger zu Betzenhausen, für die ganze Gemeinde das Holzgeld an die Stadt Freiburg. Diese Aufgabe wurde auch manchmal vom Vogt versehen, der am 6.12.1613 gemahnt wurde, das für andere Dinge verwendete Holzgeld sofort abzuliefern.

1632 ist ein Herr Hachburger Beamter für Lehen und Betzenhausen. Er soll den Stadtvätern berichten, warum man von den beiden Dörfern so gar keinen Nutzen habe. Seine Antwort lautet, daß außer einem alle mehr Schulden als Vermögen haben.

Besonders reich war die Gemeinde nie. ln den Zeiten ihrer Selbständigkeit betrug das Gemeindevermögen ca. 4000 Gulden, ein Rathaus und ein Armenhaus. Kurz vor der Eingemeindung überschritt Betzenhausen die Einwohnerzahl 500 und war nun dazu berechtigt, einen Bürgerausschuß zu wählen. Die Wählerliste wurde in drei getrennten Abteilungen angelegt, je nach Angabe der bezahlten Steuern, und zwar so, daß die 1. Klasse aus den Höchstbesteuerten, ein Sechstel , die 2. Klasse, die Mittelbesteuerten, zwei Sechstel, und die 3. Klasse drei Sechstel umfaßt. Von den 36 zu wählenden Mitgliedern wurden von jeder Klasse 12 gewählt. Frauen waren vom Wahlrecht ausgeschlossen.

Von den noch erhaltenen Gemeindeversammlungsprotokollen wäre noch zu sagen, daß am 1.1.1880 beschlossen wurde, den Maulwurffängerlohn mit einer Umlage zu erheben, am 14.1.1886 die Kapitalaufnahme von 4000 Mark für die Korrektur des Dietenbaches und am 26. 11.1887 die Kapitalaufnahme von 1000 Mark zur Bestreitung der Kosten der diesjährigen Einquartierung von Soldaten.

2. Gericht

Da sich wie in vielen anderen Orten so auch in Betzenhausen Grund-, Orts- und Gerichtsherrschaft oft vielfältig durchkreuzten, konnte am 21.6.1491 David von Lanäeck auf Wiesneck an Kanzler Konrad Stürzel die Dörfer Hochdorf, Holzhausen, Betzenhausen, Buchheim, Ober- und Niederreuthe sowie die Steuern von Vörstetten nebst allen Gerechtigkeiten, Steuern, Güllen (Zinsen) usw. an den genannten Orten verkaufen. Mit diesem neuen Herrn gab es allerlei Schwierigkeiten, z. B. mit der Weide der Schweine in seinen Wäldern, und die Stadt mußte sich für ihre Untertanen einsetzen. Aber auch die Freiburger hielten in Betzenhausen unter dem Oberstenmeister Gericht, das Ruggericht. Da das Essen, das dabei anscheinend üblich war, so hohe Kosten verursachte, lehnt der Oberstenmeister in Zukunft ab, das Gericht zu halten. (Die Betzenhauser beschweren sich dafür am 10.4.1617 über ihren Oberherrn. Er verlange zuviel Zinsen.) Der Freiburger Rat entscheidet deshalb, daß, nachdem in Betzenhausen bis jetzt weder Frevel gefallen noch ausgeheckt worden sei (der Bundschuh ist anscheinend vergessen), solle ab jetzt der Einzieher des Herderner Zinses jährlich ein Ruggericht (Gericht über Bagatellsachen) halten. Das ,,Gefreß” dabei solle aber abgestellt werden. Der  Oberstenmeister habe aber trotzdem für die Betzenhauser Bewohner dazusein, zu dem sie Zuflucht nehmen und Rat holen sollen wie bisher und dem sie dafür ihre Hühner bringen sollen wie bisher.

Außerdem gab es noch ein Dorfgericht in Betzenhausen. Dieses richtete im 16. Jahrhundert ein Schreiben an den Freiburger Magistrat mit der Bitte, die Erlaubnis zu einer Gerichtskompetenz in Rechtshändel und Gerichtsfertigungen wegen der Kostenersparnis wie von altersher zu geben.

Seit der Untertanenschaft von Lehen im Jahre 1587 zu Freiburg halten die beiden Ortschaften zusammen Gericht. lm August 1657 werden z. B. folgende Strafen an Betzenhauser verhängt :

  1. Christian Dotter hat den Vogt Hans Freuder der Lügen bezichtigt 1 Pfund
  2. Bonifatius Seibelt hat Georg Ruotschlügen heißen 5 Schilling
  3. Abraham Wallisers Witwe hat Hans Wahrer einen meineidigen Dieb gescholten 30 Schilling
  4. Abraham Wallisers Witwe hat über Georg Koch geschmäht 10 Schilling
  5. Andreas Schöpflins Frau hat Hans Nabholz und seine Frau bezichtigt, daß sie ihre Birnen abgemacht hätten 15 Schilling
  6. Hans Scherzingers Frau hat den Vogtlügen heißen 15 Schilling
  7. Abraham Wallisers Witwe hat die krumme Frau Meyer geschlagen und sie eine Hure gescholten 30 Schilling

Im Jahre 1703 klagt Hans Fraider, der Vogt, gegen Jakob Steyert, daß er ein „Maidlin” auf dem Feld so übel traktiert hat, daß es in größter Lebensgefahr gewesen und mit den hl. Sakramenten versehen worden sei. Wegen dieser „todsgefehrlichen” Schläge und Tritte wird er zu 10 Kronen unnachläßlicher Strafe verurteilt. Fast alle Akten dieser Zeit betreffen Händel, Schlägereien und das Ausstellen von Zinsbriefen und Kaufbriefen. 1742 gibt es noch einmal eine große Gerichtsverhandlung mit langen Verhören wegen des Feuers, das durch die Nachlässigkeit des Christian Staiert entstanden war und 5 Häuser vernichtet hatte. Eine Aufstellung über den angerichteten Schaden gibt am 6. März 1743 Hans Michael Fraider:

  • Hans Michael Fraider 5000 Gulden
  • Melchior Grütter 1500 Gulden
  • Michael Dietrich 350 Gulden
  • Joseph Weiße 300 Gulden
  • Christian Steiert 300 Gulden

Bei seinem Verhör sagt der Angeklagte aus, daß die Brunst solchermaßen angegangen sei, daß die abgebrannten Häuser innerhalb von einer Viertelstunde in vollkommenem Feuer gestanden hätten.

Das Eingreifen der Feuerwehr hat das Abbrennen anscheinend nicht verhindern können. Lehen und Betzenhausen hatten ja gemeinsam ein Spritzenhaus in Lehen. Die einzelnen Aufgaben der Löschmannschaften wurden zwischen den Bewohnern der beiden Dörfer gleichermaßen verteilt. Sammelplatz war das Lehener Spritzenhaus. Alarmzeichen war, wie es immer gewesen, bei einem großen Brand im Ort das Läuten der großen Kirchenglocke, bei einem auswärtigen Brand das Läuten der kleinen Glocke.

3. Frondienste an die Ortsherrschaft

Mit den ortsherrschaftlichen Rechten fielen der Stadt auch die Frondienste der Betzenhauser zu. 1522 hören wir zum ersten Mai urkundlich davon und zwar mußten die Betzenhauser unter Aufsicht eines Andreas Hauser Gerten zu Schanzkörben hauen und am nächsten Tag zu Körben flechten. Essen und Trinken bekamen sie dafür im Kaufhaus.

5 Jahre später wurde von den Stadtvätern beschlossen, die Betzenhauser Fron für den Holzbedarf des Obristenmeisters zu verwenden. Im nächsten Jahr lehnte dieser das Angebot dankend ab. Die Kosten für Essen und Trinken waren wahrscheinlich wieder einmal zu hoch geworden.

Man überlegte in Freiburg hin und her, was für einen Nutzen man aus diesen Betzenhausern ziehen konnte. Sollte man ihnen eine Steuer aufladen oder sollten sie zünftig werden? Die Mehrheit des Rates entschloß sich für die Steuer in Form von 10 Pfund Roggen. Falls die Betzenhauser nicht damit einverstanden wären, sollte man ihnen mit Verkauf des Ortes drohen, aber nur um sie zu erschrecken. Sie ließen sich aber nicht erschrecken, sondern ließen den Rat wissen, daß sie zu dieser Steuer nicht imstande wären. Daraufhin wurden 5 Pfund Roggen festgesetzt und die Fronen sollten bleiben.

1559 mußte jeder aus der Gemeinde als Fron 5 Klafter Holz scheitern.

Die nächste Fronarbeit von der wir hören, ist 1600 beim Neubau des Kapuzinerklosters. Sie durften dafür den Sand herbeifahren.

Der Nutzen, den die Freiburger von den Betzenhausern hatten, ist sicher damals nicht allzu groß gewesen. Dennoch wird 1638 in den Ratsprotokollen vermerkt, daß für die von den Schweden verjagten Betzenhauser und auch Lehener ein „Paßzedel” erwirkt werden solle, damit die noch ausständigen Steuern eingebracht werden.

Die Stadt Freiburg versucht des öfteren, die Fronarbeit der Betzenhauser in bares Geld umzuwandeln. Am 5.7.1720 schreibt sie zum Beispiel an Vogt und Gemeinde: Da sie die statt der Fronarbeit angesetzten 30 Gulden nicht bezahlen wollen, so soll jeder Bürger mit jedem vorhandenen Zugvieh 1 Klafter Holz wegführen. Der Amtmann Wildt wird daraufhin beauftragt, auch jedes Zugvieh ordentlich zu notieren.

1784 löst die Gemeinde ihre Fronschuldigkeit gegenüber Freiburg ab. Die Summe von 148 Gulden und 50 Kronen leistet sie in Holzfuhren ab.

4. Armenhaus

ln einem badischen Lexikon von 1843 steht: Die Betzenhauser sind ziemlich bemittelt. 4 Jahre später schreibt Bürgermeister Dörflinger einen Brief an die Allgemeine Unterstützungscommission, die am 21.2.1847 in Freiburg gegründet worden war, daß wie vieles andere auch ein Armenfonds in Betzenhausen fehlt.

Täglich seien 27 Köpfe zu ernähren und wie es aussieht werden es noch mehr. Falls die Unterstützung ausbleiben sollte, würde es in Zukunft nur noch Bettler im Dorf geben.

Man könnte ihm natürlich unterstellen, daß er übertreibt, um das Geld zu bekommen. Aber auch das Stadtamt Freiburg schreibt in einer Notiz, daß das Armenhaus in Betzenhausen sich in einem ,,erbärmlichen” Zustand befinde und mehrfache Verbesserungen notwendig seien, die auf ganzen dreieinhalb Seiten aufgezählt werden. Am 26.2.1854 werden laut einer Aufstellung bereits 60 Portionen Essen ausgeteilt.

5. Schule

Betzenhausen und Lehen hatten gemeinsam in Lehen eine Schule und erst nach der Eingemeindung erhielten die Betzenhauser Kinder am 6.9.1909 eine eigene. Lehener und Betzenhausener Jungen und Mädchen gingen im Jahre 1777 auf Anordnung des ,,Allerhöchsten Schulpatents” vom 6.12.1774 zum ersten Unterricht. Eine Schule muß es aber auch schon vorher gegeben haben, denn als im Jahre 1746 in Lehen das Amt des Kelchwartes bzw. Sigristen zu besetzen war, mußte der sich bewerbende Josef Moschhammer eine Prüfung ablegen, da er gleichzeitig noch das Amt des Zöllners und des Schulmeisters zu versehen hatte.

Auf jeden Fall muß im Jahre 1774 ein jeder Bürger und ,,Hindersäß” (Einwohner ohne Grundbesitz) ob mit oder ohne Kinder, für diese Einrichtung 12 Kreuzer pro Jahr entrichten. Der Vogt muß das Geld einsammeln und dem Schulhalter aushändigen. Außerdem wird befohlen, innerhalb von 8 Tagen ein verläßliches Verzeichnis der Kinder vom 6. bis Ende des 8. Jahres dem Amt laut § 15 des besagten Patents vorzulegen. Es müsse auch überlegt werden, wie und auf was für eine Art an Sonn- und Feiertagen nach dem nachmittägigen Gottesdienst die Wiederholungsstunde über die bereits erlernten Schulgegenstände veranstaltet werden solle.

Wieviele Kinder damals zum Unterricht gingen und was sie lernten, ist leider nicht mehr festzustellen. Allerdings schreibt 1828 Martin Zähringer seinen Namen noch mit 2 Kreuzen, während seine Frau, wenn auch unbeholfen, ihren Namen schreiben kann.

Auf jeden Fall muß der Verdienst des damaligen Schulmeisters Schädle im Jahre 1777 nicht allzu hoch gewesen sein, denn die Ehefrau des Jörg Mösen klagt vor Gericht, daß der Schulmeister ihr noch 15 Gulden für Butter schulde. Dieser verspricht ihr, mit Beginn der Winterschule 3 Kreuzer wöchentlich abzubezahlen, womit sich die Klägerin zufrieden gibt.

Am 10.12.1777 wird eine Schulvisitation vorgenommen und ,,mit Vergnügen” bemerkt, daß die meisten Leute ihre Kinder in die Schule schicken, außer Michael Trambs und Johann Lindinger. Diese beiden werden daran erinnert, dem allerhöchsten amtlichen Befehl den schuldigsten Gehorsam zu leisten, um von unnachsichtlichen Strafen befreit zu bleiben.

Eine Ortsschulbehörde bestehend aus den beiden Bürgermeistern, dem Lehrer sowie einigen Gemeinderäten und dem Pfarrer, regelt die schulischen Angelegenheiten.

lm Jahre 1836 sind es 142 Schulkinder, die die Lehener Schule besuchen. ln einer Gemeindeversammlung am 13.11.1881 stimmen die Betzenhauser dafür, daß jeder neu hinzugezogene Bürger 1,72 Mark für den Schulfonds bezahlen muß.

6. Kirche

a) Kirchliches Leben

Wann die Kirche gebaut wurde, läßt sich nicht mehr feststellen. Der 19 m hohe Turm ist wohl der älteste Teil des Gotteshauses. Die Maße der Kirche betrugen im Jahre 1910 20,80 x 9,50 x 7,40 m. Der Turm hat den Stil der Markgräfler Kirchtürme mit einem Satteldach. lm Jahre 1370 erhält die Klause Betzenhausen aus einer Stiftung des Johann Snewlin der Gresser jährlich einen Geldbetrag, den er ihr in seinem Testament 1347 zugedacht hatte. Außer Betzenhausen kommen auch die Klausen in Zähringen, Herdern, Haslach, Hartkirch, Gundelfingen, Lehen, Adelhausen, St. Peter und Bechtoldskirch in den Genuß dieser Stiftung.

lm Jahre 1447 wird ein Konrad Müntzmeister als Pfleger der Kapelle zu St. Thomas erwähnt. Die Kirche steht vom Dorf abgesetzt an der Kreuzung von Freiburger Weg und Dietenbach- bzw. Dorfstraße. Ob und wann St. Thomas eine selbständige Pfarrkirche war oder vielleicht eine Filiale von Lehen, ist aus keiner Urkunde mehr ersichtlich. Wahrscheinlich wurde sie nach 1381, als die Stadt Freiburg die Ortsherrschaft innehatte, eine Filialkirche der St.-Peter-Pfarrei. Diese lag in der Lehener- oder Lämmle-Vorstadt und gehörte in kirchlicher Beziehung nicht zur Altstadt, sondern bildete eine eigene Pfarrei, die dem Dekanat Breisach des Bistums Konstanz unterstand. (ln früherer Zeit war sie die Filialkirche von Umkirch gewesen und zahlte ihre Steuern auf die Reichsburg Zähringen. Später gingen die Zahlungen immer mehr an Privatpersonen über und 1307 bekamen die Familien Geben und Küchlin die Steuern des 3150 Fuß großen Frauenklosters St. Agnes mit St. Clara, der Peterskirche und seinen Grundstücken, von denen der größte Teil Rebgärten waren. 1644 wurde die Kirche beim Anrücken bayerischer Soldaten völlig zerstört, um die Stadt besser verteidigen zu können. Versuche des Wiederaufbaus schlugen fehl und wurden 1677 endgültig aufgegeben.

Besonders eifrige Kirchgänger scheinen sie damals nicht gewesen zu sein, denn am 4. Mai 1598 beklagt sich der Ptarrer von St. Peter über die ,,Hinlässigkeit” der Betzenhauser in Beiwohnung des Gottesdienstes und der Kreuzgänge.

Aus den Jahren 1578-84 sind uns die Beraine (Bücher) der beiden Kirchenpfleger Hans Häusner und Conradus Ermann erhalten. Einnahmen und Ausgaben, z. B. für Kerzen, dem Prediger ,,sein Besoldung”, Kirchenvermögen, Zinsen usw. haben die beiden sorgfältig aufgeschrieben. Von 1605-10 führt Hans Schwaiger das Kirchenbuch. Claus Freider ist von 1616-1620 Kirchenpfleger und 1702 ist es Johann Freider und Martin Nabholz.

Aufgrund der Verzeichnisse der zum Huldigungseid der Stadt Freiburg gegenüber verpflichteten Betzenhauser Bürger aus den Jahren 1554-75 haben wir eine recht genaue Aufstellung der damaligen Kirchenpfleger (Miihael Grimm, Barthlin Koch, Simon Kopf, Ciliax Baumgärtner, Hans Kopf, Tengius Zimmermann, Hans Seitz). Das Amt stand in einem solchen Ansehen, daß es sofort nach dem Vogt genannt wurde und dieser oft selbst dieses Amt innehatte.

lm Jahre 1627 beschwerte sich der Junker von Rathsamhausen, der in dieser Zeit den vom fürstlichen Haus Baden lehnbaren Zehnt besaß, wegen der Besoldung des die Pfarrei Betzenhausen versehenden Pfarrers von St. Peter. Dieser Streit zog sich 25 Jahre hin und die Einschaltung der Stadt, des Markgrafen Friedrich, des Dekanats Breisach und endlich sogar am 20. August 1649 des Bischofs Johann von Konstanz war nötig, um den Pfarrer in seine alten Rechte wieder einzusetzen.

1650 soll St. Thomas von seiner Mutterkirche noch eine Glocke erhalten haben. lm Jahre 1677 wird die Kirche wohl endgültig Lehen zugeteilt worden sein, denn 1699 beklagt sich der dortige Pfarrer, daß die Franzosen nicht nur sein Pfarrhaus beraubt und ihm Gewalt angetan haben, sondern auch von der zerstörten Kirche St. Peter habe er nichts mehr für seine Arbeit in St. Thomas erhalten. 1721 wurde die Kirche renoviert und nach einigen Stiftungen im Jahre 1771 und 1790 konnte mit Hilfe des damaligen Zehntherren von Schach ein weiterer Umbau erfolgen.

Zu Beginn des 19. Jh. wurde die Kapelle wieder mit Hilfe der Zehntherren zur Kirche umgebaut und 1930 und nach dem 2. Weltkrieg restauriert. Die Kirche hat nun 3 Altäre und 1 Orgel mit 8 Registern. Der kleine Friedhof, auf dem heute noch Beerdigungen statttinden, ist fast immer die letzte Ruhestätte für die Betzenhauser gewesen, abgesehen von einer kurzen Zeitspanne im 16. Jahrhundert, als sie ihre Toten bei St. Peter beerdigten.

Am 22.2. 1854 wird Wilhelm Weber aus Betzenhausen vom Großherzoglichen Stadtamt Freiburg durch Handgelübde als Leichenschauer verpflichtet und am 1.1.1868 Philipp Diringer als Totengräber. Aus dem Bericht des Bezirksarztes über den Zustand des Friedhofes am 3.1.1875 ergibt sich, daß die bestehenden Vorschriften über die Anlage von Gräbern nicht gehörig befolgt werden. Daraufhin gibt Bürgermeister Wißler 20 Jahre später eine dreiseitige Friedhofsordnung heraus. Dabei wird es u. a. verboten, die Hühner auf dem Friedhof herumlaufen zu lassen.

Aber am 22.1.1899 schreibt das Amt Freiburg wieder an die Gemeinde, daß die steinernen Einfassungen der Gräber teilweise so groß gemacht werden, daß die Wege ungebührlich beengt sind. Sie sollen unverzüglich zurückversetzt werden und es ist eine gleichmäßige Länge und Breite der Gräber einzuhalten.

Einen kleinen Ärger gab es im Jahre 1824 mit dem Lehener Pfarrer Schneider, der die ihm zustehenden 6 Klafter Holz gerichtlich einklagte. Er wisse wohl, schreibt der Pfarrer, daß die Betzenhauser wegen der Holzansprüche mit den Freiburgern zur Zeit verhandeln, aber ihn berühre das nicht. Er wolle sein Holz. Die Gemeinde beschließt von nun an, den Pfarrer nicht mehr in Naturalien wie bisher, sondern in Geld zu entlohnen.

Zu den Aufgaben des Pfarrers gehörte damals auch die Eidesbelehrung. Pfarrer Dürr, der Nachfolger Pfarrer Schneiders, hat im jahrelangen ,,Holzkrieg” zwischen Betzenhausen und Freiburg einige Eidbelehrungszeugnisse auszustellen.

Ansonsten erfahren wir über das kirchliche Leben der Gemeinde nicht viel, außer daß im Jahre 1792 ein recht aggressiver Johann Zimmermann Sigrist in St. Thomas war. Am 8.2.1792 wird er in einer Gerichtsverhandlung zu ,,ewigen Stillschweigen dieserhalb” verurteilt, das heißt, er solle die über den alten Vogt Martin Ambs gemachten Aussagen nicht mehr wiederholen. lm Verhör war herausgekommen, daß der Sigrist den Vogt einen Schelmen (frühere Bedeutung: Schinder, Schuft) gescholten habe, weil dieser ihn auch einen Schelmen geheißen habe. Aber er habe nicht gesagt, daß der Vogt zu Lehen vogelfrei sei und sich zu Uffhausen und Wendlingen nicht mehr sehen lassen könne und daß er solche schändlichen Sachen von ihm wüßte, daß er sich solche Worte gefallen lassen müsse. Auch habe er nicht zu ihm gesagt, daß, wenn er ihn am rechten Ort treffe, er schaun soll wie es ihm geht. Die Zeugen Faist, Rohrer und Bruder sagen aus, daß der alte Vogt den Sigrist öffentlich in den Gasthäusern Krone und Bären und auch in der Lehener Kirche einen Schelmen gescholten habe.

5 Monate später klagt den Sigrist Zimmermann der Rechtsanwalt Dr. Tröndling an, daß er das Honorar für den gegen seine Stiefmutter Magdalena Scherer  geführten Prozeß in Sachen Erbschaft noch nicht erhalten habe.

b) Zehnt

Der Zehnte spielte in Betzenhausen bis 1867 eine Rolle. Noch am 1.1.1860 hatten die Zehntpflichtigen 2968 Gulden als Ablösesumme für den Zehnt zu zahlen. Die Gesamtsumme, die wegen der Aufhebung dieses alten Gesetzes gezahlt werden mußte, betrug 16402 Gulden.

Sie mußte innerhalb von 15 Jahren von 1852 an getilgt werden. Der Zehnte, der ja ursprünglich als Lebensunterhalt für die Diener der Kirche bestimmt war, war in Betzenhausen ein Lehen der Markgrafschaft Hachberg. Diese hatte im 15. Jahrhundert die Herren von Rathsamhausen mit dem Zehnt von Betzenhausen belehnt. Daß es mit den Zehntabgaben nicht immer glatt ging, läßt sich denken und auch aus den Schreiben des Hans Jörg Tegelin von Wangen, der wiederum von den Rathsamhausern im Jahre 1585 den Zehnt gepachtet hatte, über die Zehntschulden der Betzenhauser entnehmen.

Die Dorfbewohner waren zu dieser Zeit aber auch der Sapienz (Stiftungsverein der Universität) zehntptlichtig, denn sie beschwert sich gegen den Eingriff in ihr Zehnt recht von einigen Pächtern und Zehntholden aus Betzenhausen.

Nach sicher ebenfalls vorausgegangenen Beschwerden befiehlt die Stadt ihren Untertanen zu Betzenhausen am 28.7.1586 die Winter- und Sommerfrüchte zu ernten und den Zehnt bei 10 Pfund Roggen Strafe gehörigst zu entrichten. 1597 war die Strafandrohung anscheinend schon wieder vergessen, denn der Junker Tegelin bittet die Stadt erneut, ihre Untertanen zur Zehntentrichtung anzuhalten.

Ebenfalls Zehnt zu zahlen war an das Spital zu Freiburg, denn im Mai 1617 besichtigte der Spitalmeister Theobald Herbstheimer den Zehnt zwischen Freiburg und Betzenhausen. lm Kriegsjahr 1639 mußte sich die Stadt an Wolf Dietrich von Rathsamhausen wenden, da die Betzenhauser im Schwedenkrieg alle,,durchgegangen” seien und es daher mit dem Zehnt wieder einmal seine Schwierigkeiten haben werde.

lm Jahre 1660 wird Dr. J. C. Helbling als Beständer (Pächter) des rathsamhausischen Zehnten genannt. 1684 pachtet ihn Wilhelm Günter von Freiburg. lm Jahre 1699 geht der Zehnt zunächst nur zu einem Drittel und 1710 ganz in die Hände der Familie Schmidt von Brancienstein über. Von ihnen sind 6 Lehensreversionen aus den Jahren 1714-1759 gegen den Markgrafen erhalten. 1758 erhält der Veruralter des Zehnten zu Betzenhausen den Regierungsbefehl bis auf weiteres an niemand mehr etwas zu verabfolgen. Warum ist leider nicht angegeben.

Aber nicht nur mit den Zehntpflichtigen gab es Ärger, auch die Zehntberechtigten hatten miteinander Schwierigkeiten, wie die Sapienz und das Gotteshaus Allerheiligen im Jahre 1763. Letzteres besaß das Rothlaubfeld, das einen eigenen Zehntdistrikt bildete und von den Zehntentrichtungen befreit war.

1785 übernimmt die Familie Schach von Königsfeld den Zehnten in Betzenhausen, der in Geld angegeben ca. 550 Gulden pro Jahr beträgt. Daraufhin erhält am 3.4.1785 die Gemeinde ein Schreiben von Herrn Schach, in dem er den Vogt und das Gericht bittet, ihm bei der Herstellung normaler Zustände betr. des Zehnten zu helfen. Durch die 30jährige Verpachtung und Abwesenheit der Zehntherren hätten sich Mißbräuche eingeschlichen, die er mit ihrer Hilfe zu beseitigen gedenke.

Die Anweisungen des Herrn Schach an seinen Zehntknecht geben einen Eindruck davon, wie er sich in Zukunft die Einziehung des Zehnten vorstellt. Wenn der Zehntknecht alle diese Forderungen erfüllte, ist er sicher zum meistgehaßten Mann in Betzenhausen geworden.

Die 1785 gegebenen Anweisungen des Herrn von Schach an seinen Zehntknecht zu Betzenhausen. Was der Zehntknecht bei seinen Eiden zu turr hat:

  1. Sobald das Heu in Haufen zusammengerecht ist, soll der Zehntknecht von Matte zu Matte gehen und sehen ob die Haufen gleich groß sind. Falls der Eigentümer nicht willens ist, Ungleichheit zu beseitigen, sol er deml Ortsvogt angeziegt werden.
  2. Jeder zehnte Haufen soll markiert werden. lst die Markierung wider Zucht und Gevrrissen entfernt, so soll es dem Vogt angezeigt werden.
  3. Falis nur drei oder vier Haufen auf einer Matte gemacht werden, so soll der Zehntknecht den dritten Teil von einem Haufen fordern, bei fünf Haufen die Hälfte. Verweigert das der Eigentümer, soll er dem Vogt angezeigt werden.
  4. Der Zehntknecht soll nicht von einer Matte auf die andere zählen, sondern von jeder Matte extra den Zehnt einziehen.
  5. Der Zehntknecht soll aufpassen, daß der Eigentümer nicht das gute Futter für sich behält und das saure dem Zehnlherrn gibt.
  6. Was den Fruchtzehnt betrifft, so soll er aufpassen, daß er die Garben ordentlich abzählt.
  7. Er soll nie zulassen, daß die Garben in 11. bis 14. eingeteilt werden zum Nachteil des Zehntherren.
  8. Von vier Garben sind ein Drittel von fünf Garben die Hälfte zu fordern. Wenn sie nicht wollen, dem Vogt anzuzeigen.
  9. Es soll nicht von einem Acker auf den anderen gezählt werden.
  10. Beim Hanfzehnt soll der Zehntknecht von 10 Bund des zehnten und von 5 Bund einen halben nehmen.
  11. Beim Erdäpfelzehnt hat der Zehntknecht zu beobachten, daß das Feld mit Ruten oder Stangen abgemessen wird. Jede zehnte Rute gehört dem Zehntherren und die Kartotfeln sollen im Boden bleiben. Sie werden vom Zehntherren oder Beständer selbst ausgemacht.
  12. Will der Eigentümer aber die Kartoffeln sofort ausmachen, so soll der Zehntknecht vom Feld jeden 10. Korb nehmen, ja nicht erst im Haus!
  13. Bei Gerste soll jeder zehnte Bund bezogen werden.
  14. Der Zehntknecht soll ein ordentliches Aufschreibbüchlein oder Register halten, worin alles aufgezeichnet wird.
  15. Der Zehntknecht soll beim Einbringen der Frucht gegenwärtig sein und auch beim Dreschen gegen Lohn mithelfen.
  16. Der Zehntknecht bleibt auch im Falle einer Verpachtung immer an den Zehntinhaber angewiesen und es steht dem Zehntherren frei, ihn zu entlassen und einen anderen einzustellen.
  17. Der Zehntknecht hat in der Heuerntezeit jeden Sonntag beim Zehntherrn zu erscheinen und ihm über alles Nachricht zu geben.
  18. Sein Lohn beträgt 20 Gulden in bar, falls er aber seine Schuldigkeit voll erfüllt, soll er noch weitere Vergütung haben.
  19. Letztlich wird dem Zehntknecht noch auferlegt, daß er alle Matten und Felder die kein besseres Gartenrecht beweisen können, den Zehnt abfordert und wenn sie sich weigern, dem Zehntbesitzer anzeigen.

Grundherrschaft 11

gez. Josef von Schach
Edler von Königsfeld

Am 8.9.1831 wird die Allodifikation (Befreiung vom Lehen) für den Betrag von 900 Gulden genehmigt.

Aufgrund des Zehntablösungsgesetzes vom 15. 11. 1833 schloß die Gemeinde in den fünfziger Jahren mit ihren 6 Zehntherren einen Zehntablösevertrag. Grundlage für die Bemessung des Betrages war für den großen Zehnt (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer) die Ernteergebnisse der Jahre 1818 bis 1838, für den kleinen Zehnt (= Kartoffeln, Hanf, Flachs, Raps, Kraut, Kernobst) der Durchschnittsertrag von 1838 bis 1839. Das Heu wurde geschätzt. Die danach berechnete Ablösesumme für den Zehntherren betrug:

  1. für die Schach’schen Erben 13000 fl
  2. für die Freifrau von Brandenstein 773 fl
  3. für die großherzogliche Domänenverwaltung 962 fl
  4. für die Universität Freiburg namens der Sapienz-Stiftung 714 fl
  5. für die Verwaltung des Hl.-Geist-Spitals 338 fl
  6. für die Pfarrei Lehen 500 fl

Dafür mußte bei der Zehntschuldentilgungskasse in Karlsruhe ein Darlehen von 8982 Gulden aufgenommen und anteilmäßig unter die Zehntherren verteilt werden. Für den Rest der Ablösesumme mit Zinsen wurde eine Umlage erhoben. Nach dem Zehntablösegesetz mußte der Siaat für ein Fünftel der Summe aufkommen. DerlIetzte Betrag für die Zehntschuldentilgungskasse wurde in Höhe von 237,32 fl am 16.2.1863 bezahlt. Da die Zehntherren nach dem Verhältnis ihres Bezuges zum Ausbau oder Erhalt der Kirche verpflichtet waren, hatten sie ebenfalls eine Bauablösesumme von insgesamt 1988,26 fl zu entrichten.

  1. Die von Schach’schen Erben 1625,20 tl
  2. die Freifrau von Brandenstein ‘100,53 fl
  3. das Großherzogliche Domänen-Arar 125,32 tl
  4. die Universität Freiburg namens der Sapienzstiftung 93,09 fl
  5. die Heiliggeist-Spitalverwaltung 44,12 fl

Einen größeren Streit hatte es zu Anfang des 19. Jahrhunderts zwischen den Zehntherren und der Gemeinde wegen dem Bau der Kirchhofmauer gegeben. Schließlich einigte man sich so, daß die Zehntherren für den Teil der Mauer aufkamen, der die Kirche gegen die Beschädigung von der Straße her schützt. Der andere Teil, der nur zur Einfriedung diente, war von der Gemeinde zu übernehmen.

c) Das Bischofskreuz

Einem Ereignis hat Betzenhausen die Erwähnung seines Namens, in wenn auch weniger Literatur, zu verdanken: Dem Tode Bischofs Konrad von Lichtenberg im Jahre 1299. Der Bischof war der Schwager des Grafen Egon ll. von Freiburg (1263-1316). Dieser war durch seine Teilnahme an den Kämpfen zwischen Albrecht von Osterreich und Adolf von Nassau um die deutsche Königskrone schwer in Schulden geraten. Auch die Einkünfte aus der Stadt Freiburg flossen nur spärlich, da er einen großen Teil davon seinem Sohn Konrad bei dessen Heirat mit der Tochter des Herzogs Friedrich lll. von Lothringen am 30.4.1290 abgegeben hatte. lm Jahre 1298 hatte er noch gemeinsam mit den Freiburger Bürgern die Burg Landeck belagert, aber der Zwist war nicht mehr zu verhindern. Elsässische mit König Albrecht verbündete Städte fielen in Freiburgs Besitzungen ein und dieses rächte sich durch Beschießung des Grafenschlosses. Da kam ihm sein Schwager Bischof Konrad lll. von Straßburg zu Hilfe.

Die wohl älteste schriftliche Überlieferung vom Ende dieses kriegerischen Bischofs, und zugleich auch die kürzeste, stammt von Mathias von Neuenburg in lateinischer Sprache. Die Übersetzung lautet: “Als nun der Bischof kam, um Freiburg zu zerstören, zogen ihm die Freiburger entgegen, und während des Kampfes, in welchem bereits viele Freiburger gefallen waren, durchbohrte ihn ein Metzger mit seinem Speere, als er im roten Wamse umherritt, um seine Leute anzufeuern. Nach seinem Tod wurden der Graf und die Seinigen täglich sehr durch die Bürger geschwächt und in die Enge getrieben.”

Diese Tat nun erregte in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts noch einmal einige Gemüter. M. Krebs hatte 1926 in seiner Dissertation geschrieben, der Bischof sei im Schlachtgetümmel gefallen, während P. P. Albert von einem Attentat sprach. Ein dritter, Leo Wohleb, versucht noch einmal anhand des Textes von Mathias von Neuenburg, den Tathergang zu rekonstruieren und kommt wie Krebs zu der Überzeugung, daß man die Tat des Metzgers, die ja in einem Moment höchster Not erfolgte, nicht als ein hinterlistiges Attentat bezeichnen kann.

Am 2. August 1299 wurde Konrad lll. im Münster zu Straßburg in der Johanniskapelle beigesetzt und die Grabinschrift erzählt von seinen hervorragenden Eigenschaften. Der Bischof war nämlich zu seinen Lebzeiten nicht nur Kriegsherr, sondern auch der Stifter des Colmarer Dominikanerinnen-Klosters Unterlinden und der lnitiator der berühmten Westfassade des Straßburger Münsters.

An der Stelle aber, an der der Bischof den tödlichen Stoß erhalten hatte, wurde ein Kreuz aus rotem Sandstein gesetzt, das sogenannte Bischofskreuz und wahrscheinlich eine Linde gepflanzt. Wann das geschah und durch wen, ist leider nicht mehr lestzustellen.

Mit der Zeit begann aber der eigentlich historische Hintergrund immer mehr in Vergessenheit zu geraten. Zwar berichten über 100 Jahre später die Chronisten Königshofen (1415) und Fritsche Glosener (1362) noch einmal über den Vorgang, aber das Kreuz wird mit keiner Silbe erwähnt. Gerüchte begannen sich zu bilden. Der Bischof sei nicht nur hier gefallen sondern auch begraben, er sei ein Heiliger, der in Kindsnöten und Kinderkrankheiten Beistand leiste. Besonders viele Elsässer gehörten zu diesen Wallfahrern, die das Kreuz mit vielen kleinen Kinderkappen bedeckten. Dann wurde noch behauptet, das Kreuz sei gar kein Kreuz sondern ein Grenzstein, und das Ganze sei eine Sage.

Im Jahre 1759 müssen einige Buchstaben auf der Vorderseite des Kreuzes noch zu lesen gewesen sein. Die gesamte fünfzeilige Inschrift ist wahrscheinlich sofort beim Aufstellen des Kreuzes eingehauen gewesen und war in gotischen Minuskeln gehalten. Die gesamte Inschrift sah wahrscheinlich einmal so aus:

CONRADO. DE. LIEHTENBERG.
EPISCOPO. ARGENTINENSI.
HOC. LOCO.
INTER.
FECTO.

Die an der Seite befindlichen Schuhe wurden sicher erst später hinzugefügt (nach der Meinung P. P. Alberts sind diese Schuhe keine Bundschuhe, sondern Stiefel nach Art der Pariser Mode). Sie sind auch heute noch deutlich zu sehen. P. G. Baumeister aus St. Peter erwähnt im Jahre 1760, daß das Kreuz durch das Schleifen von hauenden und schneidenden lnstrumenten sehr stark bescträdigt sei.

Ende des l8.Jahrhunderts gibt Kaiser Joseph ll. einen Erlaß heraus, der den Abriß aller Nebenkapellen anordnet. Kaplan Geißinger aus Buchholz hat noch kurz vor dem Abbruch der kleinen Kapelle ein Bild gezeichnet, das in der Freiburger Universitätsbibliothek noch erhalten sein soll. Die Kapelle wurde dann auch abgerissen und dabei wurde der linke Arm abgebrochen. Am 21.4.1812 schreibt das Landamt an den Gemeinderat von Betzenhausen, daß die Reste der Kapelle wegzuräumen seien.

Das Kreuz soll daran anschließend eine kurze Zeit in der Kirche von Betzenhausen oder Lehen gestanden haben, später aber wieder auf seinen alten Platz im Freien gekommen sein. lm Jahre 1686 soll die erste Kapelle um das Kreuz erbaut worden sein. Die zweite erhielt es erst im Jahre 1903 wieder durch die Stadtverwaltung. Der Sockel des Kreuzes war im Jahre 1784 erstellt worden.

lm 2. Weltkrieg wurde auch die kleine Kapelle beschädigt. ln der Wand klaffte ein großes Loch, Verputz und Dachziegel waren zerstört und auch das Kreuz beschädigt. Die Bischofslinde hatte 1942 der Blitz gefällt.

7. Gasthäuser

Ab 1570 läßt sich in Betzenhausen ein Gasthaus nachweisen. Der Pächter war ein Truprecht Enderlin von Betzenhausen, vielleicht ein Mitglied der Familie Enderlin, die im Bundschuh eine Rolle spielten. Michael Wohrer und Hans Liebenberg von Betzenhausen haben im Jahre 1605 die Wirtschaft gepachtet. ln der Beschreibung des Dorfes von 1683 wird der ,,Beren” zum erstenmal schriftlich erwähnt. Der Kronenwirt dagegen erst 1741. Bei ihm kehrten regelmäßig die Herren Stiftungsexekutoren und Vertreter des Stadtmagistrats bei der lokalen Besichtigung der Lehener Felder wegen des Zehnten ein. Sie ließen es sich hier gut schmecken. Zumindest hinterließen sie ansehnliche Spesen rechnungen.

1756 stirbt der Kronenwirt Josef Schwerer, und seine Nachfolger müssen auch nicht schlecht gekocht haben, zumindest besser als der Bärenwirt. lm Jahre 1792 erscheinen jedenfalls Mathias Schretz und Johann Baumann, beide von Wendlingen, vor Gericht und bringen an, daß sie dem Bärenwirt, Johann Gutgsell, 600 fl in bar geliehen haben, welche er innerhalb eines Jahres zurückzahlen wollte. Nun sei die Zeit bereits verstrichen, ohne daß sich Gutgsell auch nur blicken ließe. Am 7. März erscheint darauf ein verzweifelter Bärenwirt vor dem Gericht und bittet um einen Termin, um mit seinen Gläubigern doch noch einen ,,Weg der Güte” zu finden. lm Wege der Exekution hatten sie ihm bereits das Wirtshaus gerichtlich gepfändet und schätzen lassen. Damit er aber nicht genötigt sei, zu seiner Schande und Nachteil ausschreiben zu lassen, bitte er um Vermittlung zwischen ihm und seinen Gläubigern. Am 29.6.1787 klagt Michael Kems ebenfalls gegen den Bärenwirt wegen einer Schuld von 422 fl, die er ihm durch den Kauf seiner Matte noch schulde. lm Jahre 1809 ist Dominikus Weber Bärenwirt.

ln der Feuerversicherung von 1855 ist eine kurze Beschreibung der beiden Gasthäuser:

Gasthaus zur Krone/Franz Bohrer:

  1. zweistöckiges Wohnhaus mit einem Balkenkeller
  2. zweistöckiger Anbau mit Balkenkeller und einem Schweinestall
  3. ein Wohnhaus mit einem Holzschopf
  4. eine Scheune mit Stall 4500 fl Schätzwert

Gasthaus zum Bären/Dominikus Weber:

  1. ein zweistöckiges Wohnhaus mit gewölbtem Keller
  2. ein Anbau mit Abort
  3. eine Scheuer mit Stall
  4. eine Scheuer mit Stall
  5. eine Metzig, ein Schweinestall 6200 fl Schätzwert

Urteil eines Beamten bei einer lokalen Besichtigung in dieser Zeit: Beide ziemlich frequent.

Geschichte Betzenhausen: Herrschafts- und Besitzverhältnisse

Hintergrund: in einer langen Beitragsserie wurde von Nov. 1976 bis Aug. 1978 über die Geschichte von Betzenhausen im Bürgerblättle berichtet (siehe Übersicht).


1. Herrschaft

Quellen für die Ortsnamen des 8. und 9. Jahrhunderts sind im Breisgau die Urkunden der Klöster Lorsch und St. Gallen. Zu diesen beiden räumlich entfernt liegenden Klöstern muß es früher enge Beziehungen gegeben haben. Diese Beziehungen erstreckten sich auch auf das Dorf ,,bezenhusa”. Als -hausen -Ort zählt es zum ersten Landesausbau und seine Gründung fällt etwa ins Ende des 8. Jahrhunderts. Am 14.8.972 wird in St. Gallen in einer Schenkungsurkunde der beiden deutschen Kaiser Otto I. und Otto ll. an das Kloster Einsiedeln sein Name unter vielen anderen das erstemal urkundlich erwähnt. ln lngelheim am 27.10.984, in Bruchsal am 31.10.966, in Frankfurt am 5.1.1018, in Zürich am 19.8.1027 wird diese Schenkung noch einmal von dem jeweiligen Kaiser bestätigt.

Geschenkt wurde Betzenhausen mit allem was dazu gehört: mit Hörigen beiderlei Geschlechts, Häusern, bebautes und unbebautes Land, Wiesen, Weiden, Wäldern, Gewässern, Mühlen, Weingärten, Almen, vereinbarten Zinsen, angeforderten und noch einzutreibenden Ausgaben und Einnahmen.

Die Güter Einsiedelns wurden im Breisgau vom königlichen Kammergut in Riegel mitverwaltet. lm Einkünfteurbar (Verzeichnis) von 1220 finden wir noch Abgaben von Betzenhausen verzeichnet. Ca. 250 Jahre währt also die Herrschaft des Klosters. Wann und an wen es dann Betzenhausen verkauft, ist nicht mehr festzustellen. Möglicherweise kommt es später wie der Nachbarort Lehen an die Grafen von Freiburg. Danach übernehmen Freiburger Bürger die Herrschaft und am 9.3.1347 entscheidet der Freiburger Magistrat in dem zwischen Johann Geben Sigstein und Johann Mörser entstandenen Jurisdiktionsstreit (Streit über die Gerichtshoheit) zugunsten Sigsteins. Um 1350 ist Agnes Heller die Besitzerin des Dorfes, das sie anschließend an das Predigerkloster verkauft. Von diesem geht es wiederum an Johann Geben Sigstein mit allen Rechten und Gewohnheiten. Er übergibt das Dorf schenkungsweise dem Heiliggeistspital. Die Nutznießung auf Lebenszeit für 4 Pfennig behält er sich jedoch vor. Am 19.6.1360 verkauft es das Spital nach Sigsteins Tod an Frau Gysele Malterer und deren Kinder.

Martin Malterer, der offensichfliche Erbe von Betzenhausen, verkauft es am 18.1.1381, als er von Herzog Albrecht lll. zum Landvogt im Elsaß und Breisgau ernannt wird, an Franz Geben Sigstein. Dieser hatte offenbar seine finanziellen Möglichkeiten überschätzt, denn schon am 25.5.1381 verkauft er das Dorf wieder. Der neue Käufer, die Stadt Freiburg, soll nun für 400 Jahre Grund- und Ortsherrin von Betzenhausen sein. Es blieb jedoch Dorf und wurde kein Stadtteil oder Vorort, wahrscheinlich schon der räumlichen Entfernung wegen. Seine Bewohner wurden Untertanen und keine Bürger.

Freiburg gehörte von dieser Zeit dem Ritterstand an und mußte an die Ritterkasse Zahlungen leisten, da Betzenhausen und auch Lehen adlige Dörfer waren. An wirtschaftlichen Vorteilen fiel den Betzenhausern mit ihrer neuen Herrschaft der bevorrechtigte Bezug von Brennholz, Salz und der Weidegang im Mooswald zu.

Erst im Jahre 1806 wurde durch die neue badische Regierung das städtische Untertänigkeitsverhältnis aufgelöst und Betzenhausen eine freie Landgemeinde, die dem 1. Landamt Freiburg unterstellt wurde (von 1813 Stadamt Freiburg). Am 1.1.1908 schloß sich Betzenhausen, diesmal aufgrund eines Bürgerentscheids, der Stadt Freiburg an. Dabei haben sicher wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle gespielt sowie auch die Aussicht auf Strom, Wasser, 15 Erdöllampen für die Straßenbeleuchtung und ein neues Schulhaus. 41 von 43 Stimmberechtigten im Gemeinderat waren für den Anschluß an die Stadt.

Der ausdrückliche Wunsch der Betzenhauser nach Straßenbahnanschluß wird leider nicht erfüllt, aber ab dem 6.9. 1926 verkehren wie noch heute die städtischen Omnibusse in Richtung Freiburg und zurück.

100 Jahre nur hatten alss die Betzenhauser Bürger im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihr Gemeindeleben selbst gestalten können.

2. Besitzverhältnisse

Obwohl die lehm- oder schlickhaltigen Aueböden über Sand und Kies nur eine Ertragsgüte von 58-60 Prozent erreichen, haben schon im Mittelalter hauptsächlich Freiburger Klöster (Adelhausen, St. Agnes, St. Klara und Günterstal), die Klöster aus Oberried und Tennenbach, die Johanniter und das Deutschordenshaus Grundbesitz im Betzenhauser Bann gehabt. Eine besondere Stellung in der Herrschafts- und Besitzstruktur nehmen die beiden Freihöfe ein, die es auf Betzenhausens Gemarkung gibt. Der erste ist der Freihof des Dr. J. Helbling. Von diesem Hof sollen im Freiburger Stadtarchiv noch die Kaufakten liegen. ln früheren Jahren gehörte er dem Franziskanerkloster, wurde dann an das Frauenkloster St. Klara und von diesem 1622 an den Doktor der Medizin und Professor der hiesigen Universität Johann Caspar Helbling unter gewissen von Seiten der Stadt festgesetzten Bedingungen verkauft (1622 macht ein Severin Freuder Zugrechtansprüche gegen den Dr. Helbling geltend).

Die von dem Arzt beanspruchten Sonderrechte in bezug auf Weidgang, Gemeindeumlagen und Steuerabgaben sowie die Ausdehnung seines Hofes hat zu erheblichen Differenzen zwischen ihm und der Gemeinde geführt, die von 1657 bis 1706 andauerten. Die Akten hierüber sind zum großen Teil noch erhalten u. Wilhelm Franz Schmidt von Brandenstein als Nachlolger der Helblings wollte sich ebenfalls die bevorrechtigte Stellung nicht nehmen lassen und so konnte erst mit einem Vergleich am 20. Januar 1752 die entstandenen Zwistigkeiten beigelegt werden. Bis zu seiner Zerstörung im zweiten Weltkrieg war der Hof das Eigentum des Freiburger Bürgermeisters Anton von Beyer. Das noch erhaltene steinerne Wappen ist heute an dem dort stehenden neuen Wohn- und Geschäftshaus, Ecke Dietenbachstraße und Sundgauallee, angebracht.

Die Lage des anderen Freihofes, des Pflummerischen oder Gerwickschen Freihofes, ist noch ungeklärt. lm Verzeichnis der Häuser von 1683 erscheint er jedenfalls nicht mehr. Der Hof soll vorher ein Wirtshaus gewesen sein. Eine Reverse (Versprechen, die Privilegien zu achten) an die Stadt hinsichtlich der auf dem Gut ruhenden Pflichten in Steuern und Abgaben von Joachim von Pflummern und Johann von Gerwick zu Kronfelden ist noch erhalten.

3. Grenzstreitigkeiten

Durch die oft recht verzwickten Besitzverhältnisse kam es öfter einmal zu Grenzstreitigkeiten. Umgefallene oder zerbrochene Bannsteine wurden im Bereich beider Parteien schnellstens ersetzt. ln einem Protokoll über die Grenzbesichtigung der Freiburger und Betzenhauser Bannlinie von 1781 werden die neu gesetzten Grenzsteine wie folgt beschrieben: Sie sind aus rotem Sandstein, einen Schuh dick und 2 1/2 Schuh außer dem Boden hoch. Dieselben haben einerseits das Stadtwappen, andererseits die Buchstaben BZH eingehauen.

Oben sind die Steine nach einer Seite abgerundet. Von einem Betzenhauser Bauern, Hans Adam Wißer, ist aus dem Jahre 1697 noch ein kleiner vergilbter Zettel erhalten, auf dem steht: “Hab ich unterschribener für das lobliche holzambt allhir 3 Banstein gemacht so uf Lehen und Betzenhaußen gebraucht. sollr mir bezahlt werden fir dißr allr 3 benantlich 6 Pfudt ein halben daler.”

Aus dem Jahre 1862 ist die Banngrenzbeschreibung zwischen Betzenhausen und Haslach erhalten, bei der der anwesende Vogt, Hans Freyder, unterschrieben hat. 19 Grenzsteine werden hier aufgezählt und beschrieben. Ohne Genehmigung der Grundherrschaft durfte kein Land verkauft oder gekauft werden; im Jahre 1574 hatte das der Vogt Tengius Zimmermann und Konrad Ehmann getan und waren dafür gerügt worden. Dafür beschwerten sie sich, daß die Junker von Ebringen ohne Erlaubnis durch die Güter der Betzenhauser geritten waren.

Einen ausgewachsenen Banngrenzstreit, der sich über mehr als 100 Jahre hinzog, hatten die Betzenhauser mit den Lehenern. Am 10.7.1670 fand deshalb eine  Besichtigung durch den Stadthalter Johann Simler und den Stadtschreiber Dr. Franz Corbvogel von Freiburg und anderen an Ort und Stelle statt. Es ging um die Kirchweide, bei der ,,Härtenlachen” genannt. Die Betzenhauser klagen, daß die Lehener auf ihre Weide gehen, und die Lehener sagen, daß sie vorsätzlich so etwas nicht getan haben. Sie geloben, es nie mehr zu tun.

Aber 1767 beginnt der Streit um dieses 53 Jauchert (1 Jauchert = ca. 0,4 ha) umlassende Stück Land erneut aufzuflammen und am 17.4.1771 wird gerichtlich entschieden, daß der schon am 18.3.1746 vereinbarte Vergleich nun endlich in die Tat umgesetzt wird. Das scheint jedoch erst im Jahre 1794 endgültig vollzogen zu sein. Bei der Gerichtsverhandlung hatte Betzenhausen Urkunden vom 31.5.1622 und 5.9.1656 vorgelegt, um sein Recht zu beweisen.

Am 25.5.1785, also 14 Jahre nach der letzten Gerichtsverhandlung, richten die Freiburger ein langes Schreiben an die Lehener und Betzenhauser. Darin heißt es: “Da die Feldstreitigkeiten zwischen beiden Gemeinden, so geringfügig sie an und für sich sind, die Gemüter so erbittert haben, daß es nicht nur schon zu wiederholten wörtlichen Beschimpfungen, sondern bereits auch zu höchst ärgerlichen und sowohl höchst strafbaren Tumulten gekommen ist, die, wenn nicht mit Sorgfalt ausgewichen worden wäre, zu gefährlichen Tätlichkeiten den unvermeidlichen Anlaß gegeben hätten. Um die einstweilige Ruhe und Sicherheit wieder herzustellen, tut der Magistrat als Ortsherrschaft kund, daß sich jedermann ruhig und friedfertig zu verhalten habe, andernfalls wird er als ein Störer der öffentlichen Ruhe ergriffen und unnachsichtlich bestraft werden.”

Wahrscheinlich begann dieser Streit sogar schon weit vor 1600, denn im Korntawer-Plan wird ein ,,Zankstein” beschrieben, den die Lehener ,,ansprechen”, das heißt anfechten.

Nach 1800 scheinen sich die Gemüter dann tatsächlich beruhigt zu haben. lm Jahre 1865 gab es mit der Stadt Freiburg dann einen vergleichsweise kleinen Streit, bei dem sich die Stadt bereit erklärte, die Banngrenze nach Betzenhauser Plänen von 1786 neu vermessen zu lassen.