Kultur- und Geschichtskreis (KuGe)

Aktuelles: Kultur und Geschichte im Freiburger Westen – Eigene Ideen umsetzen? Einladung zur Gesprächsrunde am Freitag, 20. Jan. 2023 – 18.30 Uhr, Stadtteiltreff, Am Bischofskreuz 4.

Themen am Abend: Was ist KuGe? / Ideen zu Kultur und Geschichte / Programm für 2023.

Der Vorstand des KuGe freut sich, wenn Sie recht zahlreich kommen. Es gibt schon einige gute Ideen. Anmeldung gern bei Rolf Baiker (Tel. Nr. weiter unten).

Hintergrund: Der Kultur- und Geschichtskreis (KuGe) wird nächstes Jahr 25 Jahre alt – da gibt es etwas zu feiern. In dieser Zeit sind gute und wichtige Projekte in unserem Stadtteil durchgeführt worden: Feiern, Veranstaltungen, Vorträge und Exkursionen –und zwei Buchveröffentlichungen.

Welche Vorstellungen und Ideen haben die Menschen im Stadtteil, die sich für Kultur und Geschichte interessieren? Wie können wir den Verein wieder stärker beleben? Welche Ideen gibt es zu Kultur und Geschichte im Stadtteil? Wer kann selbst etwas anbieten zu Kultur und Geschichte?

Im Stadtteilmagazin „Bürgerblättle“ haben wir mit regelmäßigen Artikeln begonnen und möchten Sie zum Mitmachen motivieren (siehe Hefte Juni und August 2022). Auch beim Gaskugel-Projekt wollen wir weiter dabei bleiben. Das 2-tägige Fest bei der Gaskugel beim Denkmalstag im September war ein voller Erfolg.

Mehr Infos zum Verein auf www.kuge-freiburg.de oder nehmen Sie gern direkt Kontakt auf zu: Rolf.Baiker@web.de / Telefon 0761-89 26 33.

Nachfolgend einige Beiträge mit Aktivitäten des KuGe aus vergangenen Jahren


Aug. 2019: Vorstellung des Vereins im Bürgerblättle 257 Aug./Sept. 2019

Der Kultur- und Geschichtskreis Betzenhausen-Bischofslinde (KuGe)

Heute möchte ich den Kultur- und GeschichtsKreis Betzenhausen-Bischofslinde vorstellen. Vielen Geschichtsinteressierten unseres Stadtteils ist er schon lange bekannt. Aber für andere könnten diese Zeilen ein Anreiz sein, sich mehr für uns zu interessieren.

Vor mehr als 20 Jahren – genau gesagt im Jahre 1998 – entstand der Kultur und –GeschichtsKreis Betzenhausen-Bischofslinde als Ausgründung des Bürgervereins. Was war damals geschehen?

Dr. Franz Flamm, der bekannte Erforscher unserer Lokalgeschichte, wollte damals sein umfangreiches Archiv dem Bürgerverein anvertrauen. Um seine Arbeit weiterzuführen und auszuweiten und darüber hinaus eigene Akzente zu setzen, gründeten Dr. Thomas Hammerich und Nicolai Bischler den KuGe (Kurzform für den Kultur- und GeschichtsKreis). Eine äußerst produktive Phase seiner Kerngruppe von etwa 4-6 Personen nahm damit ihren Anfang. Die Gesamt-Mitgliederzahl wuchs bis auf ungefähr 40 Personen an. Und die folgenden Highlights wurden während 15 Jahren den Mitgliedern und anderen Interessierten geboten:

  • 1999-2000: der Feier-Zyklus zum 700-jährigen Frieden vom Bischofskreuz mit Verpflanzung des Bischofkreuz-Originals in die St. Albertkirche, Vorträgen, einem ökumenischen Gottesdienst und der Veröffentlichung einer Festschrift.
  • 2004: Ausstellung und Buch über die fast völlige Zerstörung Betzenhausens durch die Bombardierung im Jahre 1944.
  • 2008: Festakt, Ausstellung und Veröffentlichung eines Buches aus Anlass “100 Jahre Betzenhausen bei Freiburg 1908-2008” (Jubiläum der Eingemeindung Betzenhausens zu Freiburg).
  • 2013: ein Festzyklus gemeinsam mit Lehen anlässlich der 500-jährigen Wiederkehr des Bundschuh-Aufstandes

Daneben gab es viele Exkursionen: beispielsweise zur Burg Liechtenberg (Elsass), nach Villingen zur  Sonderausstellung 1000 Jahre Marktrecht, nach Schussenried zur Landesausstellung mit dem Schwerpunkt Säkularisierung und Reichsdeputationshauptschluß von 1803 oder nach Vörstetten ins Alemannenmuseum und nach Konstanz zur Konzilsausstellung. Natürlich hat der KuGe auch eine Anzahl Sonderführungen in Freiburg besucht. Darunter waren ein Stadtrundgang mit dem Thema Freiburg im Nationalsozialismus 2016 und der Besuch der dazugehörigen Ausstellung im Jahr 2017 um nur 2 besonders eindrucksvolle Führungen zu nennen.

Dieser kurze Abriss lässt erahnen, mit wie viel Freude und Herzblut der „harte“ Kern des Kultur- und GeschichtsKreises in den letzten 2 Jahrzehnten nicht nur die Lokalgeschichte vielen Menschen zugänglich machte.

Brigitte Hammerich


Ergänzend noch ein Hinweis auf die Beitrags-Serie “Als wär’s gestern gewesen” in der Badischen Zeitung zum 500-Jahre-Jubiläum des Bundschuh-Bauernaufstands um Rädelsführer Jos Fritz (2013). In dieser Serie berichtete die BZ im Stile von heute über Gegenbenheiten mit geschichtlichem Hintergrund: Als Beispiel hier der Beitrag Eine große Razzia in Freiburgs Umland, Untertitel “Pläne für einen Bauernaufstand in Betzenhausen und Lehen aufgedeckt” (ggf. mit eingeschränktem Zugriff).


Übergabe Forschungswerk von Dr. Franz Flamm an den KuGe (1998)

Ein Beitrag aus Bürgerblättle 145 (Juni 1998) zur Übergabe der Sammlung von Dr. Franz Flamm an den KuGe

Franz Flamm übergibt sein Werk an den Kultur- und Geschichtskreis: Festlicher Akt aufgeschichtsträchtigem Boden

Zu einem ersten Höhepunkt für den wenige Monate bestehenden “Kultur- und Geschichtskreis Betzenhausen- Bischofslinde” wurde der kleine Festakt anläßlich der Übergabe des gesamten Forschungswerkes von Franz Flamm an Thomas Hammerich, den Vorsitzenden des Vereins in dem nach Albert dem Großen benannten Saal des Gemeindezentrums St. Albert in Bischofslinde. Auch dieser Gelehrte des Mittelalters stand im Mittelpunkt des Werkes von Franz Flamm. Die schlichte Feier, an der viele interessierte Bürgerinnen und Bürger, auch aus Alt- Betzenhausen, teilnahmen, wurde durch das Jugendorchester St. Albert unter der Leitung von Gabriele Kling musikalisch umrahmt.

Thomas Hammerich erinnerte in seinen Grußworten, sie galten ganz besonders dem inzwischen weit über 90 Jahre alten Ehrengast Franz Flamm, an den geschichtsträchtigen Boden im Raum Betzenhausen und dem in den sechziger Jahren rund um das alte Bischofskreuz entstandenen neuen Stadtteil Bischofslinde. Mit der wesentlichste Grund für die Entstehung des Kultur- und Geschichtskreises, so meinte Thomas Hammerich, sei die Würdigung, Bewahrung und Drucklegung des gesamten Werkes von Franz Flamm für die Zukunft, ebenso aber auch die Weiterführung sowie die Aufnahme gegenwärtigen Geschehens für die Nachwelt. Neben den Werken über die Sozialarbeit in ganz Deutschland in Anlehnung an die aktive Zeit von Franz Flamm als Leiter des Sozial- und Jugendamtes seien, so meinte Hammerich, stellvertretend die Veröffentlichungen aus neuerer Zeit wie der Kunstführer von St. Albert, das Werk über Albert den Großen, den Frieden vom Bischofskreuz oder die zahlreichen noch nicht zusammengefaßten Manuskripte über die Geschichte von Betzenhausen in enger Verbindung zur Stadt Freiburg genannt.

Der neugebildete Kreis sei für alle Interessierten offen, er lade zur Mitarbeit ein.

Franz Flamm, ein stets Suchender

Seit mehr als 20 Jahren widmet sich Franz Flamm mit wissenschaftlicher Genauigkeit dem Freiburger Westen, ganz besonders aber der Geschichte von Betzenhausen, stets aber im Kontext mit den Verflechtungen zur Stadt Freiburg.

Ausgehend von der Schenkungsurkunde Otto II. im Jahre 972, wonach Bezenhusa an das Kloster Einsiedeln kam, schilderte Franz Flamm beim Festakt seinen Hörern anhand markanter Urkunden und Bilder einige tiefgreifende historische Ereignisse, die für Betzenhausen, seine Bewohner, Fluren und Gewässer von großer Bedeutung waren. Er konnte dabei in erstaunlicher Frische stets aus dem Füllhorn seines reichen Wissens schöpfen. Er erwähnte auch die Menschlichkeitsklausel in dieser Schenkungsurkunde, die später nie mehr übernommen wurde und für das Wohl der Menschen doch so wichtig gewesen wäre. Mit Land und Leuten kaufte Freiburg 1381 das Dorf Bezenhusa, die Bewohner gingen in die Leibeigenschaft über. Der Kontaverplan von 1683 zeigte neben der gesamten Gemarkung auch das damalige Betzenhausen und Lehen mit dem Mittelweg, der damals wichtigsten Verbindung zur Stadt. 145 Grenzsteine, so sagte Franz Flamm, seien in diesem Plan eingezeichnet. Sehr interessant wußte der Redner auch die Hirten- und Weideordnung von 1457 zu schildern, die der Stadt alle, dem “Bur” hingegen kaum Rechte einräumte. Eng verbunden war die Geschichte von Betzenhausen und Lehen, so sagte Franz Flamm, zur Zeit des Bauernaufstands im Bundschuh mit den harten Folgen für die Aufständischen. Auch in den darauffolgenden Jahrhunderten sei es zu großen Schlachten auf der Betzenhausener Gemarkung gekommen, Tausende mußten ihr Leben lassen, Verwüstung und Not waren die Folgen.

Doch zu den von Franz Flamm an den Kultur- und Geschichtskreis übergebenen Werken gehören auch zwei Bände der Stadtgeschichte vom Bischofskreuz mit dem so bedeutungsvollen Frieden von Bischofslinden. Auch das hiesige Internierungslager ab 1945 wurde von Franz Flamm ebenso wie das spätere Flüchtlingsdurchgangslager genau erforscht und nachgezeichnet. Etwa 30 000 Heimatvertriebene sind durch dieses Lager gegangen. Heute, so meinte Franz Flamm abschließend, wohnen auf der einstigen Gemarkung von Betzenhausen rund 20 000 Menschen. Mit sehr herzlich gehaltenen Dankesworten nahm Thomas Hammerich das Gesamtwerk von Franz Flamm unter großem Beifall der Besucher in die Obhut des Kultur- und Geschichtskreises auf.

Harald Albiker


Zur Person Dr. Franz Flamm (1905 – 2003)

Dr. Flamm war viele Jahre Leiter des Freiburger Sozial- und Jugendamtes (früherWohlfahrtsamt). Er war ausserdem bekannt durch eine Vielzahl an Veröffentlichungen insbesondere zur sozialer Gerechtigkeit. Dafür und für seine berufliche Tätigkeit erhielt er Auszeichnungen von unterschiedlichen Organisationen (u.a. Verdienstorden der Bundesrepublik).

Mit Aufbau des neuen Bezirks Betzenhausen-Bischofslinde in den 1960-er Jahren fand Dr. Flamm seine persönliche Heimat hier in Betzenhausen und begann, nach den geschichtlichen Hintergründen seiner Heimat zu forschen: z.B. zur Geschichte vom Bischofskreuz in seiner unmittelbaren Nähe, aber auch weiter gefasst über die ehemaligen Dörfer im Freiburger Westen von ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Veröffentlicht wurden daraus eine Reihe von heimatkundlichen Werken, die später in den Besitz des Kultur- und Geschichtskreises von Betzenhausen gingen: Dort wurde er 2001 zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Hier der Nachruf auf Franz Flamm (verstorben 2003) in der Badischen Zeitung: Ein Diener der Schwachen (evtl. mit eingeschränktem Zugriff).