Das Bischofskreuz und seine Geschichte

Der Stadtteil Betzenhausen-Bischofslinde liegt auf auf historischem Grund. Etwa da wo sich heute die Sundgauallee und die Berliner Allee kreuzen, dürfte früher ein freies Feld gewesen sein, auf dem es im Jahr 1299 zu einem bedeutsamen Kampf kam.

Schlacht und Friede vom Bischofskreuz

Hintergrund waren Streitigkeiten zwischen dem in Freiburg residierenden Grafen Egeno II. und den Freiburger Bürgern: Die Verschwendungssucht des Grafen und die Verletzung verbriefter Bürgerrechte führte zum offenen Bruch und die Freiburger Bürger beschossen von Unterlinden aus die untere Burg auf dem Schlossberg. Also wollte sich der Graf an den rebellischen Bürgern rächen. Er holte seinen kampferprobten Schwager, Konrad von Lichtenberg, zur Hilfe, der Bischof von Straßburg war. Mit einer beachtlichen Streitmacht, unterstützt durch elsässische Reichsstädte, kam Konrad von Lichtenberg und belagerte im Jahr 1299 die Stadt. Die Freiburger Bürger, die schon damals in den erstarkenden Zünften sich wehrhaft organisiert hatten, machten einen bewaffneten Ausfall in Richtung des Dorfes Betzenhausen.

Am 29. Juli trafen also die bewaffneten Freiburger Bürger auf das Heer des Bischofs, bestehend aus Straßburger Bürgern und Truppen anderer elsässischer Reichsstädte. Alten elsässischen Quellen zufolge sollen zunächst einige Freiburger Bürger gefallen sein. Aber es gelang einem Freiburger Metzger mit Namen Hauri, den Bischof, der die Kampfhandlungen selbst leitete, vom Pferde zu stechen und damit den Kampf für die Freiburger Bürger zu entscheiden. Der sterbende Bischof wurde in seine Straßburger Residenz gebracht, wo er am 1. August 1299 verstarb. Damit war der Kampf zugunsten der Freiburger Bürger entschieden. Diese hatten damit zugleich ihre erste große Bewährungsprobe bestanden. Erst 1293 war den Zünften durch eine neue Stadtverfassung die Verteidigung der Stadt übertragen worden.

Friedensvertrag Januar 1300

Die Freiburger Bürger mußten nach ihrem unerwarteten Sieg die Rache des Grafen Egeno befürchten, zumal dieser über gute Beziehungen zum deutschen König Albrecht und Herzog Friedrich von Lothringen verfügte. Auch von Seiten elsässischer Bürger hatte Freiburg einen Überfall zu fürchten. Ein erster Vergeltungsschlag war in der Verhängung der Reichsacht und dem Entzug der königlichen Rechte und Freiheiten für die Stadt Freiburg zu sehen. Doch allen Erwartungen entgegen entschied sich Graf Egeno zu einem Frieden mit der Bürgerschaft.

Am 30. Januar 1300 kommt es zu einem Sühnevertrag. Dieser bedeutende Friedens- und Versöhnungsvertrag zwischen Graf Egeno, seinem Sohn Konrad und den Freiburger Bürgern „es süln alle die vride han“, wurde durch ein großes Dokument mit vielen Siegeln beschlossen. Auch König Albrecht hatte sich diesem Frieden angeschlossen und die Reichsacht wieder aufgehoben.

Der Friede am Bischofskreuz reiht sich so auch zu einem Teil in die gesamte deutsche Geschichte ein, viel mehr aber wird er zu einem Markstein in der Entwicklung des städtischen Gemeinwesens. In seiner Freiburger Stadtgeschichte von 1857/58 sagt Heinrich Schreiber: „Das Bischofskreuz bei Betzenhausen bezeichnet nicht nur die Stelle, an welcher einer der angesehendsten Bischöfe seiner Zeit in offener Feldschlacht gefallen ist, sondern damit zugleich das Aufblühen des städtischen Gemeinwesens, welches hier seine ersten gefährlichen Proben bestand, aus der es sich zu mehr Tüchtigkeit und Selbständigkeit erhob.“

Das Sühnekreuz / Bischofskreuz

Zum Gedenken an dieses besondere Ereignis wurde ein Steinkreuz aufgestellt, das als Sühnekreuz dienen sollte (zur allgemeinen Bedeutung siehe Wikipedia). Das Kreuz wurde vermutlich schon bald nach der Schlacht aufgestellt, denn bereits im Jahr 1311 wird schon von “dem steinernden krüz” im dortigen Gebiet gesprochen. Es wäre damit auch eines der ältesten Sühnekreuze in Süddeutschland. Im Laufe der Zeit wurde es mehr und mehr zum “Bischofskreuz”.

Bischofskreuz und Bischofslinde um 1920

Vermutlich schon einige Jahrzehnte später wurde an dieser zusätzlich eine Kapelle errichtet (nachgewiesen schon im 17-ten Jahrhundet), denn es entstand die Legende, dass dort ein Heiliger begraben sei, der Kindsnöte und Kinderkrankheiten heilen könnte. So vermischte sich Wahrheit und Legende und die Kapelle und Kreuz wurden für lange Zeit das Ziel von Wallfahrten aus dem Elsass. Sogar der Name des Gewannes wurde „Bei der Kapelle“. Bilder der Kapelle kennt man aus Zeichnungen von Josef Geißlinger, die er 1789 anfertigte: allerdings wurde sie schon einige Jahre später im Zuge der Säkularisierung abgebrochen. In diesen Wirrungen ging auch ein Arm des Kreuzes verloren.

Im Bereich der Arme findet man einen Inschrift in latainischen Buchstaben. Übersetzt ergibt sich:”Für Konrad von Lichtenberg, Bischof von Straßburg, an diesem Ort zu Tode verwundet”. Die Inschrift weist also auf die besondere Person des Bischofs hin. Das Grab von Bischof Konrad von Lichtenberg finden man in der Johanneskapelle des Straßburger Münsters.

Den gefallenen Freiburger Bürgern wurde kein Gedenkstein errichtet. An sie erinnert jedoch eine Messepfründe auf dem einstigen Margarethen-Altar der Freiburger Münsterkirche, die „burgerpfruonde der erslagenen lüte an dem strite“.

Das Bischofskreuz besteht aus rotem Sandstein und hat selbst hat nur eine Höhe von ca. 140 cm; es war früher direkt im Boden befestigt. Erst 1874 wurde ein Sockel errichtet mit gut einem Meter Höhe. Die schützende Nische, wie wir sie heute kennen, wirkt fast wieder wie eine kleine Kapelle und wurde im Jahr 1903 errichtet (siehe Inschrift auf der Rückseite der Nische): Anlass war ein Deutscher Metzgerkongress hier in Freiburg. Vielleicht doch noch ein Versuch, die Entwicklungen nach der damaligen Schlacht und ihre politische Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Freiburg zu würdigen.

Zusätzlich wuchs nebem dem Bischofskreuz über Jahrhunderte eine stattliche Linde, folglich die Bischofslinde genannt. Sie war in den 1940-er Jahren einem Sturm bzw. Blitzschlag zum Opfer gefallen. In Erinnerung daran pflanzte Oberbürgermeister Dr. Keidel am 29. Mai 1963 eine neue Linde als Zeichen für den neuen Bezirk Betzenhausen-Bischofslinde.

Um das Bischofskreuz vom Verfall zu bewahren, wurde es 1999 durch eine Kopie ersetzt (das Orginal steht heute in der St. Albert-Kirche); siehe den damaligen Bericht zur Rettung Bischofskreuz (pdf) im Bürgerblättle 148 (eine Initiative vom Kultur- und Geschichtskreis).


Der Beitrag basiert auf verschiedenen Quellen, u.a. auf einen Text von Harald Albiker im Sonderheft zum Jubiläum “25 Jahre Bischofslinde“.

Im Herbst 1999 hat der Kultur und Geschichtskreis Betzenhausen auf 700 Jahre “Frieden am Bischofskreuz” zurückgeschaut. Dabei ist u.a. eine beeindruckende Festschrift entstanden, von denen noch einzelne Exemplare zur Einsicht im Archiv des Bürgervereins vorhanden sind. Zeitgleich wurden auch im Bürgerblättle 149 die zugehörigen Gechichtlichen Hintergründe (pdf) zum Bischofskreuz ausführlich beschrieben.

Vorher hatte der Kultur- und Geschichtskreis schon mit Prof. Flamm hat die Hintergründe zur Schlacht und zum Frieden in einer beeindruckenden Dokumentation (pdf) aufgearbeitet (auf der Homepage der KuGe verfügbar).

Wer mag, kann bei www.future-history.de einen Blick auf die historische Bischofslinde an der Lehenerstraße werfen im Vergleich zur gleichen Position an der Sundgauallee heute.

Leider gab es nicht nur die Schlacht, an die das Bischofskreuz erinnerte; sondern auch viele weitere Kriegerische Zeiten für Betzenhausen.