Geschichte Betzenhausen: Kriegerische Zeiten

Hintergrund: in einer langen Beitragsserie wurde von Nov. 1976 bis Aug. 1978 über die Geschichte von Betzenhausen im Bürgerblättle berichtet (hier Kapitel “V Kriege und Unruhen”, siehe Übersicht). Wir haben den Beitrag u.a. ergänzt um Teile aus dem Rückblick von Dr. Franz Flamm zum Jubiläum 1000 Jahre Betzenhausen.


Wie auch so manche benachbarte Gemeinden musste Betzenhausen auch schwere Kriegsnöte durchstehen. Kein Wunder, es lag ja im westlichen Vorfeld der über Jahrhunderte immer wieder umkämpften Stadt Freiburg. Schon 1299 spielte sich auf Betzenhausens Gemarkung ein kriegerisches Ereignis ab, das erstmals den Namen des kleinen und stillen Dorfes Betzenhausen weithin bekannt machte: Das Bischofskreuz erinnert daran.

Das Bischofskreuz könnte sicher auch für viele andere weniger berühmte Soldaten stehen, die im Laufe der Jahrhunderte auf Betzenhausens Gemarkung kämpften und ihr Leben ließen. Das Gebiet im westlichen Vorfeld der Stadt wurde mehrfach Aufmarsch- und Durchzugsgebiet von Truppen, die im Kampf mit der Stadt Freiburg waren.

Der Kampf gegen Konrad von Lichtenberg (1299)

Die Freiburger Bürger waren über die Willkürherrschaft des Freiburger Grafen Egon Il. erbittert und so beschossen sie von Unterlinden aus die untere Burg auf dem Schlossberg. Also wollte sich der Graf an den rebellischen Bürgern rächen. Er holte seinen Schwager, Konrad von Lichtenberg zu Hilfe, der Bischof von Straßburg war. Mit einer beachtlichen Streitmacht, unterstützt durch elsässische Reichsstädte, kam Konrad von Lichtenberg und belagerte im Jahr 1299 die Stadt. Die Freiburger Bürger, die schon damals in den erstarkenden Zünften sich wehrhaft organisiert hatten, machten einen bewaffneten Ausfall in Richtung des Dorfes Betzenhausen.

So kam es am 29. Juli zum blutigen Treffen und die Bürger hatten schwere Verluste in diesem ungleichen Kampf zu verkraften. Aber es gelang einem Freiburger Bürger, den Bischof, der die Kampfhandlungen selbst leitete, vom Pferde zu stechen und damit den Kampf für die Freiburger Bürger zu entscheiden. Der sterbende Bischof wurde in seine Straßburger Residenz gebracht, wo er am 1. August 1299 verstarb.

Der Stolz der Freiburger Bürger war mächtig und die Erinnerung an den Sieg ist bis zum heutigen Tag erhalten geblieben. Als freilich über 300 Jahre später die Bauern von Lehen und Betzenhausen ebenfalls – wie einst die Bürger von Freiburg – gewaltsam aufbegehren wollten gegen ihre Herrschaft, wurde dies als Verbrechen hart bestraft. Noch gab es keine gleichen Rechte für alle Menschen und noch über Jahrhunderte stand die Freiheit der Stadtbürger und die Unfreiheit der Bauern im krassen Gegensatz. Was die Bauern damals erkämpfen wollten und was für sie „Nichts, denn die Gerechtigkeit Gottes“ erschien, führte nicht zum Sieg.

An dem Ort, wo Konrad von Lichtenberg fiel, wurde ein Kreuz aus Sandstein errichtet. Der Bischof ist in der Johanniskapelle des Straßburger Münsters begraben. Das kunstvolle Grabdenkmal weist auf die großen Verdienste des Bischofs hin: Wie unverständlich mag uns das heute vorkommen. Der Kriegsmann war zugleich der Stifter der unvergänglichen Kunstschätze des Colmarer Dominikanerinnen-Klosters Unterlinde, das durch Mathias Grünewald und Martin Schongauer berühmt wurde. Und er war Initiator der weltberühmten monumentalen Westfassade des Straßburger Münsters, zu deren Planung er Erwin von Steinbach berief.

In späterer Zeit wurde an der Stelle mit dem Sandsteinkreuz eine Kapelle errichtet. Es entstand nämlich die Legende, dass dort ein Heiliger begraben sei, der Kindsnöte und Kinderkrankheiten heilen könnte. So vermischte sich Wahrheit und Legende. Lange Zeit war die Kapelle Ziel vieler Wallfahrten aus dem Elsass. Der Name des Gewannes hieß lange Zeit „Bei der Kapelle“. Siehe auch unsere ausführlicher Beitrag Das Bischofskreuz und seine Geschichte.

Kriegsdienst für Freiburg

Betzenhauser Männer selbst wurden natürlich auch zum Kriegsdienst gerufen. Am 24.11.1492 mußte Freiburg 150 gerüstete Knechte stellen für den Kampf gegen den Pfalzgrafen. 1567 waren ebenfalls zwei Männer im Krieg. Am 4.7.1600 wurden schließlich alle männlichen Gemeindemitglieder in Freiburg gemustert.

Der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648)

Der Dreißigjährige Krieg überrollte das kleine Dorf förmlich. Als im Jahre 1632 die Schweden in Freiburg einmarschierten, wurden auch die Betzenhausener zur Landwehr der „Freiburger Fahnen“ eingezogen (aufgestellt am 12.9.1632). Sie sollte die Belagerung Freiburgs durch die Schweden rächen. lhre Waffen hatten die Betzenhausener selbst zu besorgen.

Viele Einwohner verließen ihr Dorf. In den 1640er Jahren kehrten sie wieder zurück, doch gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde die Freiburger Landschaft wiederum zum Kampffeld. So mussten sie wohl die große Reiterschlacht den August-Tagen des Jahres 1644 miterleben.

Spanischen Erbfolgekrieg (1701 und 1714)

Im Spanischen Erbfolgekrieg waren die Matten und Äcker der Betzenhauser Bauern Aufmarschgelänge (26 Bataillone) der großen und blutigen Reiterschlacht am Lorettoberg. Die Reiterstraße, die Mercystraße und die Von-Weerth-Straße sowie die Lorettokapelle erinnen an dieses Geschehen; für die 200 in der Lehener Vorstadt gefallenen Soldaten steht im Augustinermuseum ein Grabmal.

Weitere Kämpfe (1745, 1796)

Auch anno 1745 und wiederum 1796 im Kampf um die Stadt wurde die Gemarkung Betzenhausen kriegerisches Vorfeld. Auf Betzenhausens Gemarkung gab es ein befestigtes Heerlager und Verwundetenlager.

Die Stadt Freiburg war selbst von den schweren Kriegsnöten und Kriegsfolgelasten geplagt, dazu kamen die großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Sie hatte für zwei Jahrhunderte ihre eigenen Probleme und so konnte Betzenhausen von den Stadtherren wenig erhoffen. Wir können nur erahnen, welche Ängste und Nöte die Dorfbewohner erdulden mussten, insbesondere auch durch die Requirierungslasten und durch die Verwüstung der Felder in diesen kriegerischen Zeiten!

Fliegerangriff auf Freiburg (1944)

Noch einmal hat Betzenhausen in der jüngeren Geschichte hart den Krieg verspürt: Am 27. November 1944 beim großen Luftangriffe/Fliegerangriff auf Freiburg wurde Betzenhausen schwer heimgesucht. Vierundzwanzig Menschen fielen den Bomben zum Opfer, vieles vom alten Dorfkern wurde vernichtet, darunter auch die Gasthäuser „Zur Krone“, „Zum Bären“ und “Schützen”, sowie das Ecke Lehener- und Dietenbachstraße gelegene alte „Bayerschlößchen“.

Das Denkmal auf dem Friedhof um die alte Dorfkirche ehrt die Toten und Vermißten der beiden Weltkriege und auch die Fliegeropfer von Betzenhausen.