Das Volksbad/Schülerbad

Etwa seit 1912 wurde der Ruf nach einem Schüler- und Volksbad in der Schule laut. Der Lokalverein richtete im gleichen Jahr ein Schreiben an den Stadtrat und die Schulkommission, mit dem Wunsch, in der neuen Schule in Betzenhausen ein Volksbad einzurichten, wie dies bereits in Haslach und Zähringen geschehen sei. In den Stadtteilen der angeführten Schulen sei, so antwortete das Hochbauamt, bereits eine Kanalisation fertig gestellt. Wenn in Betzenhausen diese in Aussicht stehe, stünde auch hier einem Schulbad nichts im Wege. Schon 1914 wurden von der Schule und 1915 vom Lokalverein neue Anträge für ein Schülerbad gestellt. Sie wurden vom städtischen Volksschulrektorat erneut abgelehnt.

Ein erneuter Anlauf (1926)

Im September 1926 richtete der Lokalverein erneut ein Schreiben an den „wohllöblichen” Stadtrat mit dem Gesuch, eine Badegelegenheit für den Vorort Betzenhausen einzurichten. Ebenfalls 1926 fand die Eröffnungsfeier für eine Buslinie zwischen der Stadt und Betzenhausen statt. Bei dieser Gelegenheit sicherte Oberbürgermeister Dr. Bender dem Vorort ein Volksbad zu, „das wohl ohne größere Kosten im Schulhaus unterzubringen sein dürfte”. Zwischenzeitlich wurde auch von einem Freibad am Mühlbach gesprochen, der Wasserstand sei aber zu unterschiedlich, ebenfalls führe er öfters durch Färbereien, den Metzschen Fabriken sowie durch Gas- und Elektrizitätswerke verunreinigtes Wasser!

Die Schulabteilung, vertreten durch Hauptlehrer H. Zürn, schickte ebenso erneut einen ausführlichen Brief an den Stadtrat. Betzenhausen sei inzwischen der einzige Vorort ohne Schülerbad. Zürn führte ausführliche Argumente ins Feld. Auch dem Stadtschularzt Dr. Pflüger sei die Unreinlichkeit der Schüler aufgefallen. Ebenfalls beklagte ein Busschaffner, dass es im Wagen öfters förmlich „stinke”, man solle für Betzenhausen unbedingt auf die Einrichtung eines Bades hinwirken!

Schon im April begrüßte es der Lokalverein in einem Schreiben an den Oberbürgermeister, dass die Stadt ein Bad für Betzenhausen mit Zustimmung – des Bürgerausschusses in Aussicht gestellt habe. Der Kostenvoranschlag belief sich auf 28.000 RM. Auch mehrere Presseorgane hatten in den Maitag 1927 über das geplante Schul- und Volksbad berichtet.

Nutzung

Grundriss Volksbad im Keller der heutigen Gerhart-Hauptmann-Schule

Die Stadt hielt Wort, schon Ende der Zwanzigerjahre konnten die Schüler ebenso die Bevölkerung von Betzenhausen einen großen Duschraum mit Umkleide, sowie mehrere Zellen mit Wannenbädern benutzen. In Dreißigerjahren wurde das Bad recht stark von der Bevölkerung frequentiert. Nur wenige Häuser hatten schon ein eigenes Bad. Deshalb musste das Volksbad an drei Nachmittagen und Abenden geöffnet werden. Familien rückten mit Kindern an, ganz besonders samstags. Zumeist wurden die Badegäste, mit wenigen Ausnahmen, von der Frau des jeweiligen Hausmeisters betreut.

In den nachfolgenden Fünfzigerjahren gab es schon einige Bäder mehr in den Privathaushalten. Entsprechend geringer war der Besuch im Volksbad, bald genügte ein zweimaliges Öffnen. Dieser Trend setzte sich fort, sodass bald sogar ein Tag zur Nutzung ausreichte. Gegen Ende der Siebzigerjahre waren die Kosten für die Betreuerin des Volksbades höher als die Einnahmen. Die Stadt entschloss sich daher, 1978/79 das Bad endgültig zu schließen.

Heute dient der ehemalige Duschraum als Stauraum und Stuhllager, auch die Wannenbäder wurden bis auf eine Zelle anderen Zwecken zugeführt.

Nach einem Text von Harald Albiker (vermutlich erstellt zum 80-jährigen Jubiläum der Schule im Jahr 1989)


Siehe auch unser Beitrag zur Geschichte der Gerhart Hauptmann Schule.