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Geschichte Betzenhausen: Herrschafts- und Besitzverhältnisse

Hintergrund: in einer langen Beitragsserie wurde von Nov. 1976 bis Aug. 1978 über die Geschichte von Betzenhausen im Bürgerblättle berichtet (siehe Übersicht).


1. Herrschaft

Quellen für die Ortsnamen des 8. und 9. Jahrhunderts sind im Breisgau die Urkunden der Klöster Lorsch und St. Gallen. Zu diesen beiden räumlich entfernt liegenden Klöstern muß es früher enge Beziehungen gegeben haben. Diese Beziehungen erstreckten sich auch auf das Dorf ,,bezenhusa”. Als -hausen -Ort zählt es zum ersten Landesausbau und seine Gründung fällt etwa ins Ende des 8. Jahrhunderts. Am 14.8.972 wird in St. Gallen in einer Schenkungsurkunde der beiden deutschen Kaiser Otto I. und Otto ll. an das Kloster Einsiedeln sein Name unter vielen anderen das erstemal urkundlich erwähnt. ln lngelheim am 27.10.984, in Bruchsal am 31.10.966, in Frankfurt am 5.1.1018, in Zürich am 19.8.1027 wird diese Schenkung noch einmal von dem jeweiligen Kaiser bestätigt.

Geschenkt wurde Betzenhausen mit allem was dazu gehört: mit Hörigen beiderlei Geschlechts, Häusern, bebautes und unbebautes Land, Wiesen, Weiden, Wäldern, Gewässern, Mühlen, Weingärten, Almen, vereinbarten Zinsen, angeforderten und noch einzutreibenden Ausgaben und Einnahmen.

Die Güter Einsiedelns wurden im Breisgau vom königlichen Kammergut in Riegel mitverwaltet. lm Einkünfteurbar (Verzeichnis) von 1220 finden wir noch Abgaben von Betzenhausen verzeichnet. Ca. 250 Jahre währt also die Herrschaft des Klosters. Wann und an wen es dann Betzenhausen verkauft, ist nicht mehr festzustellen. Möglicherweise kommt es später wie der Nachbarort Lehen an die Grafen von Freiburg. Danach übernehmen Freiburger Bürger die Herrschaft und am 9.3.1347 entscheidet der Freiburger Magistrat in dem zwischen Johann Geben Sigstein und Johann Mörser entstandenen Jurisdiktionsstreit (Streit über die Gerichtshoheit) zugunsten Sigsteins. Um 1350 ist Agnes Heller die Besitzerin des Dorfes, das sie anschließend an das Predigerkloster verkauft. Von diesem geht es wiederum an Johann Geben Sigstein mit allen Rechten und Gewohnheiten. Er übergibt das Dorf schenkungsweise dem Heiliggeistspital. Die Nutznießung auf Lebenszeit für 4 Pfennig behält er sich jedoch vor. Am 19.6.1360 verkauft es das Spital nach Sigsteins Tod an Frau Gysele Malterer und deren Kinder.

Martin Malterer, der offensichfliche Erbe von Betzenhausen, verkauft es am 18.1.1381, als er von Herzog Albrecht lll. zum Landvogt im Elsaß und Breisgau ernannt wird, an Franz Geben Sigstein. Dieser hatte offenbar seine finanziellen Möglichkeiten überschätzt, denn schon am 25.5.1381 verkauft er das Dorf wieder. Der neue Käufer, die Stadt Freiburg, soll nun für 400 Jahre Grund- und Ortsherrin von Betzenhausen sein. Es blieb jedoch Dorf und wurde kein Stadtteil oder Vorort, wahrscheinlich schon der räumlichen Entfernung wegen. Seine Bewohner wurden Untertanen und keine Bürger.

Freiburg gehörte von dieser Zeit dem Ritterstand an und mußte an die Ritterkasse Zahlungen leisten, da Betzenhausen und auch Lehen adlige Dörfer waren. An wirtschaftlichen Vorteilen fiel den Betzenhausern mit ihrer neuen Herrschaft der bevorrechtigte Bezug von Brennholz, Salz und der Weidegang im Mooswald zu.

Erst im Jahre 1806 wurde durch die neue badische Regierung das städtische Untertänigkeitsverhältnis aufgelöst und Betzenhausen eine freie Landgemeinde, die dem 1. Landamt Freiburg unterstellt wurde (von 1813 Stadamt Freiburg). Am 1.1.1908 schloß sich Betzenhausen, diesmal aufgrund eines Bürgerentscheids, der Stadt Freiburg an. Dabei haben sicher wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle gespielt sowie auch die Aussicht auf Strom, Wasser, 15 Erdöllampen für die Straßenbeleuchtung und ein neues Schulhaus. 41 von 43 Stimmberechtigten im Gemeinderat waren für den Anschluß an die Stadt.

Der ausdrückliche Wunsch der Betzenhauser nach Straßenbahnanschluß wird leider nicht erfüllt, aber ab dem 6.9. 1926 verkehren wie noch heute die städtischen Omnibusse in Richtung Freiburg und zurück.

100 Jahre nur hatten alss die Betzenhauser Bürger im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihr Gemeindeleben selbst gestalten können.

2. Besitzverhältnisse

Obwohl die lehm- oder schlickhaltigen Aueböden über Sand und Kies nur eine Ertragsgüte von 58-60 Prozent erreichen, haben schon im Mittelalter hauptsächlich Freiburger Klöster (Adelhausen, St. Agnes, St. Klara und Günterstal), die Klöster aus Oberried und Tennenbach, die Johanniter und das Deutschordenshaus Grundbesitz im Betzenhauser Bann gehabt. Eine besondere Stellung in der Herrschafts- und Besitzstruktur nehmen die beiden Freihöfe ein, die es auf Betzenhausens Gemarkung gibt. Der erste ist der Freihof des Dr. J. Helbling. Von diesem Hof sollen im Freiburger Stadtarchiv noch die Kaufakten liegen. ln früheren Jahren gehörte er dem Franziskanerkloster, wurde dann an das Frauenkloster St. Klara und von diesem 1622 an den Doktor der Medizin und Professor der hiesigen Universität Johann Caspar Helbling unter gewissen von Seiten der Stadt festgesetzten Bedingungen verkauft (1622 macht ein Severin Freuder Zugrechtansprüche gegen den Dr. Helbling geltend).

Die von dem Arzt beanspruchten Sonderrechte in bezug auf Weidgang, Gemeindeumlagen und Steuerabgaben sowie die Ausdehnung seines Hofes hat zu erheblichen Differenzen zwischen ihm und der Gemeinde geführt, die von 1657 bis 1706 andauerten. Die Akten hierüber sind zum großen Teil noch erhalten u. Wilhelm Franz Schmidt von Brandenstein als Nachlolger der Helblings wollte sich ebenfalls die bevorrechtigte Stellung nicht nehmen lassen und so konnte erst mit einem Vergleich am 20. Januar 1752 die entstandenen Zwistigkeiten beigelegt werden. Bis zu seiner Zerstörung im zweiten Weltkrieg war der Hof das Eigentum des Freiburger Bürgermeisters Anton von Beyer. Das noch erhaltene steinerne Wappen ist heute an dem dort stehenden neuen Wohn- und Geschäftshaus, Ecke Dietenbachstraße und Sundgauallee, angebracht.

Die Lage des anderen Freihofes, des Pflummerischen oder Gerwickschen Freihofes, ist noch ungeklärt. lm Verzeichnis der Häuser von 1683 erscheint er jedenfalls nicht mehr. Der Hof soll vorher ein Wirtshaus gewesen sein. Eine Reverse (Versprechen, die Privilegien zu achten) an die Stadt hinsichtlich der auf dem Gut ruhenden Pflichten in Steuern und Abgaben von Joachim von Pflummern und Johann von Gerwick zu Kronfelden ist noch erhalten.

3. Grenzstreitigkeiten

Durch die oft recht verzwickten Besitzverhältnisse kam es öfter einmal zu Grenzstreitigkeiten. Umgefallene oder zerbrochene Bannsteine wurden im Bereich beider Parteien schnellstens ersetzt. ln einem Protokoll über die Grenzbesichtigung der Freiburger und Betzenhauser Bannlinie von 1781 werden die neu gesetzten Grenzsteine wie folgt beschrieben: Sie sind aus rotem Sandstein, einen Schuh dick und 2 1/2 Schuh außer dem Boden hoch. Dieselben haben einerseits das Stadtwappen, andererseits die Buchstaben BZH eingehauen.

Oben sind die Steine nach einer Seite abgerundet. Von einem Betzenhauser Bauern, Hans Adam Wißer, ist aus dem Jahre 1697 noch ein kleiner vergilbter Zettel erhalten, auf dem steht: “Hab ich unterschribener für das lobliche holzambt allhir 3 Banstein gemacht so uf Lehen und Betzenhaußen gebraucht. sollr mir bezahlt werden fir dißr allr 3 benantlich 6 Pfudt ein halben daler.”

Aus dem Jahre 1862 ist die Banngrenzbeschreibung zwischen Betzenhausen und Haslach erhalten, bei der der anwesende Vogt, Hans Freyder, unterschrieben hat. 19 Grenzsteine werden hier aufgezählt und beschrieben. Ohne Genehmigung der Grundherrschaft durfte kein Land verkauft oder gekauft werden; im Jahre 1574 hatte das der Vogt Tengius Zimmermann und Konrad Ehmann getan und waren dafür gerügt worden. Dafür beschwerten sie sich, daß die Junker von Ebringen ohne Erlaubnis durch die Güter der Betzenhauser geritten waren.

Einen ausgewachsenen Banngrenzstreit, der sich über mehr als 100 Jahre hinzog, hatten die Betzenhauser mit den Lehenern. Am 10.7.1670 fand deshalb eine  Besichtigung durch den Stadthalter Johann Simler und den Stadtschreiber Dr. Franz Corbvogel von Freiburg und anderen an Ort und Stelle statt. Es ging um die Kirchweide, bei der ,,Härtenlachen” genannt. Die Betzenhauser klagen, daß die Lehener auf ihre Weide gehen, und die Lehener sagen, daß sie vorsätzlich so etwas nicht getan haben. Sie geloben, es nie mehr zu tun.

Aber 1767 beginnt der Streit um dieses 53 Jauchert (1 Jauchert = ca. 0,4 ha) umlassende Stück Land erneut aufzuflammen und am 17.4.1771 wird gerichtlich entschieden, daß der schon am 18.3.1746 vereinbarte Vergleich nun endlich in die Tat umgesetzt wird. Das scheint jedoch erst im Jahre 1794 endgültig vollzogen zu sein. Bei der Gerichtsverhandlung hatte Betzenhausen Urkunden vom 31.5.1622 und 5.9.1656 vorgelegt, um sein Recht zu beweisen.

Am 25.5.1785, also 14 Jahre nach der letzten Gerichtsverhandlung, richten die Freiburger ein langes Schreiben an die Lehener und Betzenhauser. Darin heißt es: “Da die Feldstreitigkeiten zwischen beiden Gemeinden, so geringfügig sie an und für sich sind, die Gemüter so erbittert haben, daß es nicht nur schon zu wiederholten wörtlichen Beschimpfungen, sondern bereits auch zu höchst ärgerlichen und sowohl höchst strafbaren Tumulten gekommen ist, die, wenn nicht mit Sorgfalt ausgewichen worden wäre, zu gefährlichen Tätlichkeiten den unvermeidlichen Anlaß gegeben hätten. Um die einstweilige Ruhe und Sicherheit wieder herzustellen, tut der Magistrat als Ortsherrschaft kund, daß sich jedermann ruhig und friedfertig zu verhalten habe, andernfalls wird er als ein Störer der öffentlichen Ruhe ergriffen und unnachsichtlich bestraft werden.”

Wahrscheinlich begann dieser Streit sogar schon weit vor 1600, denn im Korntawer-Plan wird ein ,,Zankstein” beschrieben, den die Lehener ,,ansprechen”, das heißt anfechten.

Nach 1800 scheinen sich die Gemüter dann tatsächlich beruhigt zu haben. lm Jahre 1865 gab es mit der Stadt Freiburg dann einen vergleichsweise kleinen Streit, bei dem sich die Stadt bereit erklärte, die Banngrenze nach Betzenhauser Plänen von 1786 neu vermessen zu lassen.

Geschichte Betzenhausen: Naturraum und Siedlungsbild

Hintergrund: in einer langen Beitragsserie wurde von Nov. 1976 bis Aug. 1978 über die Geschichte von Betzenhausen im Bürgerblättle berichtet (siehe Übersicht).


Naturraum

Um alte Siedlungen zu finden muß man den Wasserläufen nachgehen. Alles Wasser des Stadt- und Landkreises Freiburg strömt dem Rhein zu, der die Westgrenze bildet. Fast alle Wasserläufe entspringen im Schwarzwald und das Hauptwassersystem ist die Dreisam, die bereits im Jahre 864 urkundlich zum ersten Mai erwähnt wird.

Die Gemarkung liegt westlich der Stadt Freiburg und damit ganz auf dem Dreisamschwemmufer, das aus diluvialen bis alluvialen (vor ca. 1 Mio. Jahren) Schotterzungen mit aus dem Schwarzwald stammenden Kiesen und Sanden besteht. ln ihrer ganzen Länge wird die Betzenhauser Gemarkung von der in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts kanalisierten und in Hochwasserdämme gefaßten Dreisam und einigen Nebenbächen (Mühlbach, Dietenbach) und Entwässerungsgräben durchzogen. Die Gemarkungsgröße beträgt nur 278 ha. Die Gemarkungsgrenze verläuft vom Mooswald dicht am Ortsausgang von Lehen vorbei in südwestlicher Richtung über die Dreisam hinweg bis zur Gemarkung St. Georgen. Von da geht sie parallel zur Dreisam nach Südosten bis zum Haslacher Bann und dann wieder nordöstlich bis zur Dreisam. Auf dem rechten Dreisamufer läuft die Grenze bis zur Höhe der unteren Haslacher Mühle, wo sie auf die Freiburger Banngrenze stößt und dann scharf nach Nordosten abbiegt. Längs der Grenzstraße geht sie bis zur Elsässer Straße und von cier Falkenbergerstraße in Richtung Mooswald.

Auf dem südlichen Dreisamufer liegen die Gewanne Metzgerin, Junkermatte, Obserin, Dürrengraben, Nonnenmatte, Schneckengraben, Müllermatte; in der Nähe des Dorfes auf der anderen Seite der Dreisam die Hinterrilatte, Zinklern, Nußbaumacker, Auf der Bleiche, Hofacker, Freiburger Weg nördlich und südlich, Untere Tränkeacker, Buchacker, Tränkematten, Untergrün; weiter gegen den Freiburger Bann liegen Spittelmatten, Mittelweg, Rothlaub, ldinger, Kapellenacker, Langestrecke, Obere Tränkeacker, Obergrün, Neumatte, Eschholz. Der Gemarkungsplan von 1893 zeigt, daß die Gras- und Baumgärten dicht bei den Wohnhäusern liegen, der größte Teil der Matten sich südlich der Dreisam und das Ackerland sich von der Landstraße nach Freiburg bis über den Mittelweg hinaus erstreckt.

Siedlungsbild

Betzenhausen liegt im Altsiedelland, das heißt dem durch seine typischen Ortsnamen ausgewiesenen Gebiet der Rheinebene samt Kaiserstuhl und der Vorbergzone des Schwarzwaldes mit ihrer Ausbausiedlung; Neusiedelland ist der Schwarzwald. Alle alten Siedlungen tragen den Stempel bäuerlichen Lebens. Die ersten Betzenhauser Häuser lagen an der Dietenbachstraße, die in ihrer Verlängerung über die Dreisam nach Hartkirch führte. Die Brandschatzung von 1525 gibt 11 Häuser an. ln der Beschreibung von 1683 sind es bereits 27 Häuser geworden und im Jahre 1855 verzeichnet die Gebäudeversicherung 69 Häuser. Die genaueste Beschreibung des Dorfes in Wort und Bild gibt Job Korntawer, der 1608 im Auftrag der Stadt Freiburg, die Stadt mit ihrer Umgebung kartographiert. Zu dem Plan, der im Städtischen Museum aufbewahrt wird, hat Korntawer eine Beschreibung der Gemarkung geliefert, die zu den besten Erzeugnissen der damaligen Kartographie gehört. Außerdem ist, wahrscheinlich von 1683, eine genaue Beschreibung des Dorfes erhalten. Hier wird genauestens beschrieben, z. B. ob ein Baumgarten, Kräutergarten, ein kleiner oder großer Garten das Haus um. Es folgen außerdem 7 Seiten Beschreibung der Acker, die Bürger zu Betzenhausen im Freiburger Bann haben, 70 Seiten Beschreibung von Betzenhauser Ackerland und 67 Seiten Beschreibung der Matten. Betzenhausen besaß demnach also keinen eigenen Anteil am Mooswald.

Noch vor der Gründung der Stadt Freiburg im Jahre 1120 gab es den alten Lehener Weg, der sich östlich von Betzenhausen am späteren Bischofskreuz vorbei zum ehemaligen Lehenertor zwischen dem Eschholzweg (Fortsetzung der Wannerstraße) einerseits und der jetzigen Lehener Straße andererseits über den Reutebach, die Bertold- und Salzstraße zur Schwabentorbrücke hinzog. ln der anderen Richtung ging der Weg von Lehen aus über die Dreisam mitten durch den Mooswald bis Umkirch und von dort nach Breisach. Die heutige Lehener Straße scheint erst bei der Gründung der Vorstadt Neuburg im 13. Jahrhundert als Verbindungsweg entstanden zu sein. Weit älter ist die Elsässer Straße. Bis zum Vaubanschen Befestigungsbau war der Freiburger oder Mittelheuweg, auch Eschholzweg, die heutige Tränkestraße, die Hauptverbindungsstraße für die Betzenhauser nach Freiburg. Durch den Abriß der Vorstädte 1677 und die Umwallung der Stadt mußten neue Wege geschaffen werden. Der neue Weg kam vom Predigertor (beim Vincentiushaus) heraus, ging beim Bischofskreuz vorbei und traf nun auf das nordöstliche Ende von Betzenhausen.

Die alte Gemarkung

Nach dem Gemarkungsplan von Korntawer von 1608 verlief Betzenhausens Banngrenze vom Mooswaldrand, vorbei am Ostausgang Lehens in südlicher Richtung über die Dreisam bis zum St. Georgener und Haslacher Bann und bis zur Höhe der Haslacher Mühle. Von dort etwa entlang des heutigen Runzmattenweges und der Grenzstraße, die nach der Banngrenze ja den Namen trägt, zur heutigen Falkenberger Straße bis wieder zum Mooswald.

Auf dem nordwestlichen Teil der alten Gemarkung liegt heute der Stadtteil “Mooswald”, der allerdings nach Osten über die alte Banngrenze Betzenhausens hinausreicht und das einstige Gewann Rotlaub bis hinauf zum „Heidenhof“ mit umfasst, der alten Einkehr der Bauern vom Kaiserstuhl und vom Elsaß auf dem Weg von und zur Stadt. Der übrige Teil der alten Gemarkung diesseits der Dreisam trägt noch den Namen Betzenhausen als Stadtteil mit den beiden Stadtbezirken Alt-Betzenhausen und Betzenhausen-Bischofslinde.

In der Brandschatzung von 1525 sind die Häuser verzeichnet, die am alten Verbindungsweg von Lehen nach Hartkirch (St. Georgen), der heutigen Dietenbachstraße, gelegen haben. Erst im 18. Jahrhundert wuchs das Dorf längs der Lehener Straße und der Tränkestraße, dem alten Freiburger Weg, einst auch Eschholzweg genannt.


Siehe auch “1000 Jahre Betzenhausen” (Dr. Franz Flamm).

1000 Jahre Betzenhausen

Das Dorf “Betzenhausen” wird erstmalig 972 als „Bezenhusa“ urkundlich erwähnt und ist seit dem ersten Januar 1908 ein Stadtteil von Freiburg (siehe unsere Übersicht zur Geschichte von Betzenhausen).

Also konnte man im Jahr 1973 auf tausend Jahre Betzenhausen zurückschauen und würdigen: Am 14./15. Juli wurde die Dietenbachstrasse gesperrt um auf dem Platz vor der St. Thomas Kirche dangemessen zu feiern. An der Kirchenmauer wurde ein Gedenkstein mit dem Wappen von Betzenhausen enthüllt.  Es war auch das erste gemeinsames Fest für den Doppelstadtteil Betzenhausen-Bischofslinde. Eine schön gestaltete Festschrift enthielt viele Beiträge zur Geschichte von Betzenhausen und eine Vorstellung damaliger Vereine; wer möchte kann die Festschrift im Archiv des Bürgervereins einsehen (Als PDF hier ein Auszug aus der Festschrift zur Geschichte von Betzenhausen von Dr. Franz Flamm)..

Einen ausführlichen Bericht über das Fest-Wochenende findet man in den damaligen Lokalnachrichten vom Herbst 1973, den wir nachfolgende wiedergeben wollen.


Bürgerverein Freiburg Betzenhausen-Bischofslinde, Tausend-Jahr-Feier von Betzenhausen am 14./15. Juli 1973

Die sehr gut gestaltete Festschrift enthält interessante Beiträge der Geschichte Betzenhausens und deren Vereine.

Durch das Fußball-Freundschaftsspiel Eintracht/DJK Freiburg gegen FC Sportfreunde Freiburg nahm das Fest einen guten Auftakt. Der knappe Sieg der Eintracht/DJK hob die Stimmung.  Während der Halbzeit spielte die Musikkapelle Freiburg-West. Ausschnitte ausgezeichneter Dressurarbeit wurde vom Verein für Deutsche Schäferhunde vorgeführt.

Zum Hock waren ein Podium für die Musikkapelle und zwei überdachte Verkaufsstände für Getränke und Eßwaren fachmännisch aufgebaut; der interessante Weinbrunnen war von Anfang bis spät in die Nacht belagert. Viele ungenannte Helferinnen und Helfer sorgten hinter den Theken und Ständen für das leibliche Wohl der Gäste.

Die Straßen und Häuser waren mit Tannengrün, Blumengebinden und Fähnchen festlich geschmückt. Betzenhausen hatte sich auf diese Tage gut vorbereitet, was dankbar anerkannt wird. Auch um die St.-Thomas-Kirche waren mehrere Fahnen in Stadt- und Landesfarben- aufgestellt. Der Kirchturm war mit den Kirchenfahnen beflaggt. Die zahlreich aufgestellten Tische und Bänke waren immer voll besetzt. So etwas Imposantes hat Betzenhausen in den 1000 Jahren sicher noch nie gesehen.

Die Musikkapelle Freiburg-West unterhielt mit zünftigen Weisen. Am Festabend unterhielten mit einem musikalischen Rahmenprogramm der Volksmusikverein und die MGV „Liederkranz“ Betzenhausen und Tutschfelden. Der Vorsitzende des Bürgervereins, Herr Walter Kiefer, begrüßte die zahlreich erschienenen Besucher und Gäste. Er erinnerte an die bewegte Geschichte Betzenhausens und das Schicksal der Dorfbewohner in 1000 Jahren. Es war dem Bürgerverein Verpflichtung, die Vergangenheit wachzuhalten, und sie in einer Festschrift den in unserer Zeit hektisch lebenden Menschen zu übermitteln. Was Bürger-und Gemeinschaftsgeist zu schaffen vermag, hätten die vor uns lebenden Generationen bewiesen. Es müsse daher unser Bestreben sein, diesen Bürger- und Gemeinschaftsgeist zu erhalten und weiter zu festigen. Schon diese Tatsache allein rechtfertige es, daß dieses geschichtliche Ereignis gebührend gefeiert wird.

Besonders willkommen hieß Herr Kiefer den Schirmherrn des Festes, Herrn Oberbürgermeister Dr. Keidel, mit Gemahlin; Term Dr. Schieler, Landtagsabgeordneter; Herrn Scherer, Ortsvorsteher von Freiburg-Lehen; die Ehrengäste und die Presse. Herr Kiefer bedankte sich recht herzlich für den zahlreichen Besuch und er wünschte allen einen recht beschaulichen Abend.

Herr Dr. Keidel, Oberbürgermeister, entbot die Grußworte der Stadt Freiburg. Er verwies auf die immer enger werdenden Bindungen des Freiburger Westens mit der Stadt und ihrer Verwaltung. Echter Bürger- und Gemeinsinn sowie Tradition, verbunden mit dem Willen zu Entwicklung und Fortschritt, bilden ein gutes Fundament für ein gesundes Wachstum, gerade für Alt-Betzenhausen und dem neuen Stadtteil Bischofslinde. Im Endausbau wird Betzenhausen mit Bischofslinde ein blühender Stadtteil sein. Der Bürgerverein hat mit der Stadtverwaltung ein gutes Einvernehmen.
Er und die ortsansässigen Vereine sind ein Beispiel für eine gute Kameradschaft. Die Verwaltung will mit ihren Bebauungsplänen nur Beiträge zu einem guten Ganzen vorbereiten und das Verständnis der Bürgerschaft erreichen. Es müsse nach besten Lösungen gesucht und der Zukunft mit Vertrauen die Wege bereitet werden, die wir erhoffen und erwünschen.

Herr Heinz Scherer, Ortsvorsteher von Freiburg-Lehen, entbot herzliche Willkommensgrüße. Er wies ‚darauf hin, daß seit Generationen mannigfache rege personelle Beziehungen zwischen den Bewohnern der beiden historischen Orte bestehen, und deren geschichtliche Entwicklung so viele Panallelen aufwiesen. Gerade heute, im Zwiespalt mannigfacher Auseinandersetzungen, die sich in unserer Gesellschaftsordnung in so vielfältiger Weise vollziehen, sollte der Bürger seinen Mitbürger und der Mensch seinen Mitmenschen nicht vergessen. Ein solches Fest gäbe die unbedingt zu nützende Gelegenheit, über die Geschehnisse des Alltags hinaus bestehende Kontakte unter Bürgern und Nachbarn zu vertiefen, sie zu Pflegen und auszubauen. Den bürgerschaftlichen Institutionen und den Vereinen, fiele hier eine besondere Aufgabe zu, zu deren Bewältigung er für die Zukunft recht guten Erfolg wünsche.

Herr Dr. Keller durchschritt in seiner Festansprache in fesselnder Art die wesentlichen Stationen der 1000jährigen Geschichte. Das Schicksal Betzenhausens war über viele Jahrhunderte hinweg — in Zeiten der Unterdrückung und des freiwilligen Anschlusses — an das der Stadt Freiburg gebunden. In der tausendjährigen Geschichte war das Schicksal des kleinen Dorfes Betzenhausen immer wieder von der Stadt Freiburg mitbestimmt: ja, bis auf den heutigen Tag. Im Zeitraffer zeigte der Festredner die Höhen und Tiefen der Geschichte Betzenhausens auf.

Anschließend wurden zwölf 75jährige Mitglieder zu Ehrenmitgliedern ernannt und je eine geschmackvolle Ehrenurkunde mit einem Präsent überreicht. Die Bundschuhhalle war vom Gartenamt mit blühenden und grünen Pflanzen dekorativ ausgeschmückt. Der Volksmusikverein (Blasmusik) spielte ausgezeichnet. Der MGV „Liederkranz“ unter Leitung seines Dirigenten, Herrn Manfred Fischer, ließ aufhorchen durch den harmonischen Zusammenklang der Tenöre und Bässe. Meisterhaft vorgetragen wurde die „Weihe des Gesanges“ von W.A.Mozart. Auch Der MGV Tutschfelden als Gastverein fand guten Anklang durch sein ausgezeichnetes Stimmenmaterial. Musik und Gesang wurden durch anhaltenden Beifall belohnt.

Wappen von Betzenhausen

Herr Hoffmann trug zwei sehr weich und melodiös gesungene Baßsoli vor, von Herrn E. Traeder am Klavier begleitet. Zum Tanz spielte die Kapelle „die bonny boys“ mit ihrem ausgezeichneten Repertoire, angepaßt, klangvoll und rhythmisch.

Der Festsonntag begann mit einem durch die beiden Geistlichen, Pfarrer Dannenmeyer und Pfarrer Hopfer, zelebrierten ökumenischen Gottesdienst in der St. Thomaskirche unter Mitwirkung des Posaunenchors unter der Leitung von Herrn M. Fröhlich. Herr Pfarrer Hopfer rückte in seiner eindrucksvollen Predigt die Bibelworte des zweifelnden Apostels Thomas ins Blickfeld. Das gelte auch für uns heutige Menschen, die sich vielfach von den Werten der Religion abkehren. Man müsse glauben ohne zu zweifeln und Wunder zu verlangen.

An der Kirchenmauer wurde anschließend ein Gedenkstein mit dem Wappen von Betzenhausen enthüllt.

Zum anschließenden Hock, einem richtigen Familienfest, trafen sich jung und alt. Es war wirklich ein Ereignis. Was man immer wieder sah: viele Menschen, angeregte Unterhaltungen, glückliche Gesichter, strahlendes Lachen! Die Gulaschkanone des Fernmeldezuges war im Nu leer; wer hätte das gedacht! Aber die übrigen Stände waren gerüstet. Die vielen freiwilligen Helferinnen und Heifer hatten alle Hände voll zu tun. Nur der Wettergott hatte kein Einsehen. Nach Mittag fing es an zu regnen und es regnete und regnete.

Zum Kinderfest ließen es sich die Kinder nicht nehmen, trotz des jetzt anhaltenden Regens an ihrem Fest in der Tränkestraße mit dabei zu sein. Sie fühlten sich immer wohler, während die jugendlichen Helfer vor Nässe trieften. Angel- und Ringwurfspiel, Nagelbalken, Glücksrad, Büchsenwurfstand: alles war ständig umlagert. Die Preisverteilung für den Malwettbewerb der Kindergärten und Grundschulen war der Höhepunkt des Kinderfestes. Die Preise wurden von Firmen von Betzenhausen, Bischofslinde, Freiburg-West und Freiburg gestiftet.

Die Musikkapelle Lehen spielte unter ihrem Dirigenten, Herrn Alban Willmann, von 12 bis 14 Uhr Märsche und fröhliche Weisen. Der Kapelle sei ein besonderer Dank gesagt, da sie für uns Betzenhausener immer bereit ist. Unter improvisierten Zeltdächern und Sonnenschirmen, zum Regenschutz umfunktioniert, ging der Hock weiter. Die Winzerkapelle Oberbergen unter Leitung von Herrn Fröhlich, musizierte ab 14 Uhr bis zum Abend. Herr Bernhard hielt die gute Stimmung mit humorvollen Ansagen aufrecht. Er übernahm auch die Durchsagen am Samstag und beim Festbankett in der Bundschuhhalle. Kaum hatten sich gegen Abend wieder Sonnenstrahlen angekündigt, waren schon bald die Plätze wieder gefüllt.

Zum großen bunten Abend war die Bundschuhhalle wieder voll besetzt. Conferencier Seidl führte das von Humor getragene Programm durch den Abend und begeisterte das mitgehende Publikum. Die komischen Zaubereien und Musikal-Akte mit seiner Partnerin begeisterten immer wieder. Auch Traudl Berna, Stimmungssängerin mit Akkordeon, konnte reichen Beifall ernten. Der Jugendchor Kirchhofen erntete mit seinen ausgezeichneten Darbietungen berauschenden Beifall. U. a. begeisterte die Ambos-Polka. Man fühlte sich zurückversetzt in die ehemalige Schmiede von Betzenhausen und das vertraute Takthämmern auf dem Ambos von morgens bis abends spät war deutlich zu hören, Das Oskar-Deurer-Quintett spielte in bekannter hervorragender Weise zur Unterhaltung und anschließend zum Tanz. Die Kapelle musizierte nicht nur ausgezeichnet, sondern sehr gut!

Die Friedhofsmauer wurde zum Fest wieder hergerichtet; auch die Tränkestraße wurde mit einer Beleuchtung versehen. Hierfür danken wir der Stadtverwaltung ganz besonders. Dank der monatelangen Vorarbeiten und der intensiven Mitarbeit vieler Bürger wurde die 1000-Jahr-Feier zu einem vollen Erfolg. Vielfach klang der Wunsch auf, daß man jährlich einen solchen Hock veranstalten sollte.

Allen Mitarbeitern, den Helferinnen und Helfern, an die ganze Bevölkerung und an die Festbesucher unseren herzlichen Dank.

Veranstalter: Bürgerverein Freiburg-Betzenhausen und Bischofslinde, Männergesangverein „Liederkranz”, Sportverein Eintracht/DJK e.V., Verein für Deutsche Schäferhunde (SV) e. V., Ortsgruppe Freiburg-West.

F. Weber (Lokalnachrichten vom Herbst 1973)


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