Geschichte Betzenhausen: Naturraum und Siedlungsbild

Hintergrund: in einer langen Beitragsserie wurde von Nov. 1976 bis Aug. 1978 über die Geschichte von Betzenhausen im Bürgerblättle berichtet (siehe Übersicht).


Naturraum

Um alte Siedlungen zu finden muß man den Wasserläufen nachgehen. Alles Wasser des Stadt- und Landkreises Freiburg strömt dem Rhein zu, der die Westgrenze bildet. Fast alle Wasserläufe entspringen im Schwarzwald und das Hauptwassersystem ist die Dreisam, die bereits im Jahre 864 urkundlich zum ersten Mai erwähnt wird.

Die Gemarkung liegt westlich der Stadt Freiburg und damit ganz auf dem Dreisamschwemmufer, das aus diluvialen bis alluvialen (vor ca. 1 Mio. Jahren) Schotterzungen mit aus dem Schwarzwald stammenden Kiesen und Sanden besteht. ln ihrer ganzen Länge wird die Betzenhauser Gemarkung von der in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts kanalisierten und in Hochwasserdämme gefaßten Dreisam und einigen Nebenbächen (Mühlbach, Dietenbach) und Entwässerungsgräben durchzogen. Die Gemarkungsgröße beträgt nur 278 ha. Die Gemarkungsgrenze verläuft vom Mooswald dicht am Ortsausgang von Lehen vorbei in südwestlicher Richtung über die Dreisam hinweg bis zur Gemarkung St. Georgen. Von da geht sie parallel zur Dreisam nach Südosten bis zum Haslacher Bann und dann wieder nordöstlich bis zur Dreisam. Auf dem rechten Dreisamufer läuft die Grenze bis zur Höhe der unteren Haslacher Mühle, wo sie auf die Freiburger Banngrenze stößt und dann scharf nach Nordosten abbiegt. Längs der Grenzstraße geht sie bis zur Elsässer Straße und von cier Falkenbergerstraße in Richtung Mooswald.

Auf dem südlichen Dreisamufer liegen die Gewanne Metzgerin, Junkermatte, Obserin, Dürrengraben, Nonnenmatte, Schneckengraben, Müllermatte; in der Nähe des Dorfes auf der anderen Seite der Dreisam die Hinterrilatte, Zinklern, Nußbaumacker, Auf der Bleiche, Hofacker, Freiburger Weg nördlich und südlich, Untere Tränkeacker, Buchacker, Tränkematten, Untergrün; weiter gegen den Freiburger Bann liegen Spittelmatten, Mittelweg, Rothlaub, ldinger, Kapellenacker, Langestrecke, Obere Tränkeacker, Obergrün, Neumatte, Eschholz. Der Gemarkungsplan von 1893 zeigt, daß die Gras- und Baumgärten dicht bei den Wohnhäusern liegen, der größte Teil der Matten sich südlich der Dreisam und das Ackerland sich von der Landstraße nach Freiburg bis über den Mittelweg hinaus erstreckt.

Siedlungsbild

Betzenhausen liegt im Altsiedelland, das heißt dem durch seine typischen Ortsnamen ausgewiesenen Gebiet der Rheinebene samt Kaiserstuhl und der Vorbergzone des Schwarzwaldes mit ihrer Ausbausiedlung; Neusiedelland ist der Schwarzwald. Alle alten Siedlungen tragen den Stempel bäuerlichen Lebens. Die ersten Betzenhauser Häuser lagen an der Dietenbachstraße, die in ihrer Verlängerung über die Dreisam nach Hartkirch führte. Die Brandschatzung von 1525 gibt 11 Häuser an. ln der Beschreibung von 1683 sind es bereits 27 Häuser geworden und im Jahre 1855 verzeichnet die Gebäudeversicherung 69 Häuser. Die genaueste Beschreibung des Dorfes in Wort und Bild gibt Job Korntawer, der 1608 im Auftrag der Stadt Freiburg, die Stadt mit ihrer Umgebung kartographiert. Zu dem Plan, der im Städtischen Museum aufbewahrt wird, hat Korntawer eine Beschreibung der Gemarkung geliefert, die zu den besten Erzeugnissen der damaligen Kartographie gehört. Außerdem ist, wahrscheinlich von 1683, eine genaue Beschreibung des Dorfes erhalten. Hier wird genauestens beschrieben, z. B. ob ein Baumgarten, Kräutergarten, ein kleiner oder großer Garten das Haus um. Es folgen außerdem 7 Seiten Beschreibung der Acker, die Bürger zu Betzenhausen im Freiburger Bann haben, 70 Seiten Beschreibung von Betzenhauser Ackerland und 67 Seiten Beschreibung der Matten. Betzenhausen besaß demnach also keinen eigenen Anteil am Mooswald.

Noch vor der Gründung der Stadt Freiburg im Jahre 1120 gab es den alten Lehener Weg, der sich östlich von Betzenhausen am späteren Bischofskreuz vorbei zum ehemaligen Lehenertor zwischen dem Eschholzweg (Fortsetzung der Wannerstraße) einerseits und der jetzigen Lehener Straße andererseits über den Reutebach, die Bertold- und Salzstraße zur Schwabentorbrücke hinzog. ln der anderen Richtung ging der Weg von Lehen aus über die Dreisam mitten durch den Mooswald bis Umkirch und von dort nach Breisach. Die heutige Lehener Straße scheint erst bei der Gründung der Vorstadt Neuburg im 13. Jahrhundert als Verbindungsweg entstanden zu sein. Weit älter ist die Elsässer Straße. Bis zum Vaubanschen Befestigungsbau war der Freiburger oder Mittelheuweg, auch Eschholzweg, die heutige Tränkestraße, die Hauptverbindungsstraße für die Betzenhauser nach Freiburg. Durch den Abriß der Vorstädte 1677 und die Umwallung der Stadt mußten neue Wege geschaffen werden. Der neue Weg kam vom Predigertor (beim Vincentiushaus) heraus, ging beim Bischofskreuz vorbei und traf nun auf das nordöstliche Ende von Betzenhausen.

Die alte Gemarkung

Nach dem Gemarkungsplan von Korntawer von 1608 verlief Betzenhausens Banngrenze vom Mooswaldrand, vorbei am Ostausgang Lehens in südlicher Richtung über die Dreisam bis zum St. Georgener und Haslacher Bann und bis zur Höhe der Haslacher Mühle. Von dort etwa entlang des heutigen Runzmattenweges und der Grenzstraße, die nach der Banngrenze ja den Namen trägt, zur heutigen Falkenberger Straße bis wieder zum Mooswald.

Auf dem nordwestlichen Teil der alten Gemarkung liegt heute der Stadtteil “Mooswald”, der allerdings nach Osten über die alte Banngrenze Betzenhausens hinausreicht und das einstige Gewann Rotlaub bis hinauf zum „Heidenhof“ mit umfasst, der alten Einkehr der Bauern vom Kaiserstuhl und vom Elsaß auf dem Weg von und zur Stadt. Der übrige Teil der alten Gemarkung diesseits der Dreisam trägt noch den Namen Betzenhausen als Stadtteil mit den beiden Stadtbezirken Alt-Betzenhausen und Betzenhausen-Bischofslinde.

In der Brandschatzung von 1525 sind die Häuser verzeichnet, die am alten Verbindungsweg von Lehen nach Hartkirch (St. Georgen), der heutigen Dietenbachstraße, gelegen haben. Erst im 18. Jahrhundert wuchs das Dorf längs der Lehener Straße und der Tränkestraße, dem alten Freiburger Weg, einst auch Eschholzweg genannt.


Siehe auch “1000 Jahre Betzenhausen” (Dr. Franz Flamm).