1000 Jahre Betzenhausen

Das Dorf “Betzenhausen” wird erstmalig 972 als „Bezenhusa“ urkundlich erwähnt und ist seit dem ersten Januar 1908 ein Stadtteil von Freiburg (siehe unsere Übersicht zur Geschichte von Betzenhausen).

Also konnte man im Jahr 1973 auf tausend Jahre Betzenhausen zurückschauen und würdigen: Am 14./15. Juli wurde die Dietenbachstrasse gesperrt um auf dem Platz vor der St. Thomas Kirche dangemessen zu feiern. An der Kirchenmauer wurde ein Gedenkstein mit dem Wappen von Betzenhausen enthüllt.  Es war auch das erste gemeinsames Fest für den Doppelstadtteil Betzenhausen-Bischofslinde. Eine schön gestaltete Festschrift enthielt viele Beiträge zur Geschichte von Betzenhausen und eine Vorstellung damaliger Vereine; wer möchte kann die Festschrift im Archiv des Bürgervereins einsehen (Als PDF hier ein Auszug aus der Festschrift zur Geschichte von Betzenhausen von Dr. Franz Flamm)..

Einen ausführlichen Bericht über das Fest-Wochenende findet man in den damaligen Lokalnachrichten vom Herbst 1973, den wir nachfolgende wiedergeben wollen.


Bürgerverein Freiburg Betzenhausen-Bischofslinde, Tausend-Jahr-Feier von Betzenhausen am 14./15. Juli 1973

Die sehr gut gestaltete Festschrift enthält interessante Beiträge der Geschichte Betzenhausens und deren Vereine.

Durch das Fußball-Freundschaftsspiel Eintracht/DJK Freiburg gegen FC Sportfreunde Freiburg nahm das Fest einen guten Auftakt. Der knappe Sieg der Eintracht/DJK hob die Stimmung.  Während der Halbzeit spielte die Musikkapelle Freiburg-West. Ausschnitte ausgezeichneter Dressurarbeit wurde vom Verein für Deutsche Schäferhunde vorgeführt.

Zum Hock waren ein Podium für die Musikkapelle und zwei überdachte Verkaufsstände für Getränke und Eßwaren fachmännisch aufgebaut; der interessante Weinbrunnen war von Anfang bis spät in die Nacht belagert. Viele ungenannte Helferinnen und Helfer sorgten hinter den Theken und Ständen für das leibliche Wohl der Gäste.

Die Straßen und Häuser waren mit Tannengrün, Blumengebinden und Fähnchen festlich geschmückt. Betzenhausen hatte sich auf diese Tage gut vorbereitet, was dankbar anerkannt wird. Auch um die St.-Thomas-Kirche waren mehrere Fahnen in Stadt- und Landesfarben- aufgestellt. Der Kirchturm war mit den Kirchenfahnen beflaggt. Die zahlreich aufgestellten Tische und Bänke waren immer voll besetzt. So etwas Imposantes hat Betzenhausen in den 1000 Jahren sicher noch nie gesehen.

Die Musikkapelle Freiburg-West unterhielt mit zünftigen Weisen. Am Festabend unterhielten mit einem musikalischen Rahmenprogramm der Volksmusikverein und die MGV „Liederkranz“ Betzenhausen und Tutschfelden. Der Vorsitzende des Bürgervereins, Herr Walter Kiefer, begrüßte die zahlreich erschienenen Besucher und Gäste. Er erinnerte an die bewegte Geschichte Betzenhausens und das Schicksal der Dorfbewohner in 1000 Jahren. Es war dem Bürgerverein Verpflichtung, die Vergangenheit wachzuhalten, und sie in einer Festschrift den in unserer Zeit hektisch lebenden Menschen zu übermitteln. Was Bürger-und Gemeinschaftsgeist zu schaffen vermag, hätten die vor uns lebenden Generationen bewiesen. Es müsse daher unser Bestreben sein, diesen Bürger- und Gemeinschaftsgeist zu erhalten und weiter zu festigen. Schon diese Tatsache allein rechtfertige es, daß dieses geschichtliche Ereignis gebührend gefeiert wird.

Besonders willkommen hieß Herr Kiefer den Schirmherrn des Festes, Herrn Oberbürgermeister Dr. Keidel, mit Gemahlin; Term Dr. Schieler, Landtagsabgeordneter; Herrn Scherer, Ortsvorsteher von Freiburg-Lehen; die Ehrengäste und die Presse. Herr Kiefer bedankte sich recht herzlich für den zahlreichen Besuch und er wünschte allen einen recht beschaulichen Abend.

Herr Dr. Keidel, Oberbürgermeister, entbot die Grußworte der Stadt Freiburg. Er verwies auf die immer enger werdenden Bindungen des Freiburger Westens mit der Stadt und ihrer Verwaltung. Echter Bürger- und Gemeinsinn sowie Tradition, verbunden mit dem Willen zu Entwicklung und Fortschritt, bilden ein gutes Fundament für ein gesundes Wachstum, gerade für Alt-Betzenhausen und dem neuen Stadtteil Bischofslinde. Im Endausbau wird Betzenhausen mit Bischofslinde ein blühender Stadtteil sein. Der Bürgerverein hat mit der Stadtverwaltung ein gutes Einvernehmen.
Er und die ortsansässigen Vereine sind ein Beispiel für eine gute Kameradschaft. Die Verwaltung will mit ihren Bebauungsplänen nur Beiträge zu einem guten Ganzen vorbereiten und das Verständnis der Bürgerschaft erreichen. Es müsse nach besten Lösungen gesucht und der Zukunft mit Vertrauen die Wege bereitet werden, die wir erhoffen und erwünschen.

Herr Heinz Scherer, Ortsvorsteher von Freiburg-Lehen, entbot herzliche Willkommensgrüße. Er wies ‚darauf hin, daß seit Generationen mannigfache rege personelle Beziehungen zwischen den Bewohnern der beiden historischen Orte bestehen, und deren geschichtliche Entwicklung so viele Panallelen aufwiesen. Gerade heute, im Zwiespalt mannigfacher Auseinandersetzungen, die sich in unserer Gesellschaftsordnung in so vielfältiger Weise vollziehen, sollte der Bürger seinen Mitbürger und der Mensch seinen Mitmenschen nicht vergessen. Ein solches Fest gäbe die unbedingt zu nützende Gelegenheit, über die Geschehnisse des Alltags hinaus bestehende Kontakte unter Bürgern und Nachbarn zu vertiefen, sie zu Pflegen und auszubauen. Den bürgerschaftlichen Institutionen und den Vereinen, fiele hier eine besondere Aufgabe zu, zu deren Bewältigung er für die Zukunft recht guten Erfolg wünsche.

Herr Dr. Keller durchschritt in seiner Festansprache in fesselnder Art die wesentlichen Stationen der 1000jährigen Geschichte. Das Schicksal Betzenhausens war über viele Jahrhunderte hinweg — in Zeiten der Unterdrückung und des freiwilligen Anschlusses — an das der Stadt Freiburg gebunden. In der tausendjährigen Geschichte war das Schicksal des kleinen Dorfes Betzenhausen immer wieder von der Stadt Freiburg mitbestimmt: ja, bis auf den heutigen Tag. Im Zeitraffer zeigte der Festredner die Höhen und Tiefen der Geschichte Betzenhausens auf.

Anschließend wurden zwölf 75jährige Mitglieder zu Ehrenmitgliedern ernannt und je eine geschmackvolle Ehrenurkunde mit einem Präsent überreicht. Die Bundschuhhalle war vom Gartenamt mit blühenden und grünen Pflanzen dekorativ ausgeschmückt. Der Volksmusikverein (Blasmusik) spielte ausgezeichnet. Der MGV „Liederkranz“ unter Leitung seines Dirigenten, Herrn Manfred Fischer, ließ aufhorchen durch den harmonischen Zusammenklang der Tenöre und Bässe. Meisterhaft vorgetragen wurde die „Weihe des Gesanges“ von W.A.Mozart. Auch Der MGV Tutschfelden als Gastverein fand guten Anklang durch sein ausgezeichnetes Stimmenmaterial. Musik und Gesang wurden durch anhaltenden Beifall belohnt.

Wappen von Betzenhausen

Herr Hoffmann trug zwei sehr weich und melodiös gesungene Baßsoli vor, von Herrn E. Traeder am Klavier begleitet. Zum Tanz spielte die Kapelle „die bonny boys“ mit ihrem ausgezeichneten Repertoire, angepaßt, klangvoll und rhythmisch.

Der Festsonntag begann mit einem durch die beiden Geistlichen, Pfarrer Dannenmeyer und Pfarrer Hopfer, zelebrierten ökumenischen Gottesdienst in der St. Thomaskirche unter Mitwirkung des Posaunenchors unter der Leitung von Herrn M. Fröhlich. Herr Pfarrer Hopfer rückte in seiner eindrucksvollen Predigt die Bibelworte des zweifelnden Apostels Thomas ins Blickfeld. Das gelte auch für uns heutige Menschen, die sich vielfach von den Werten der Religion abkehren. Man müsse glauben ohne zu zweifeln und Wunder zu verlangen.

An der Kirchenmauer wurde anschließend ein Gedenkstein mit dem Wappen von Betzenhausen enthüllt.

Zum anschließenden Hock, einem richtigen Familienfest, trafen sich jung und alt. Es war wirklich ein Ereignis. Was man immer wieder sah: viele Menschen, angeregte Unterhaltungen, glückliche Gesichter, strahlendes Lachen! Die Gulaschkanone des Fernmeldezuges war im Nu leer; wer hätte das gedacht! Aber die übrigen Stände waren gerüstet. Die vielen freiwilligen Helferinnen und Heifer hatten alle Hände voll zu tun. Nur der Wettergott hatte kein Einsehen. Nach Mittag fing es an zu regnen und es regnete und regnete.

Zum Kinderfest ließen es sich die Kinder nicht nehmen, trotz des jetzt anhaltenden Regens an ihrem Fest in der Tränkestraße mit dabei zu sein. Sie fühlten sich immer wohler, während die jugendlichen Helfer vor Nässe trieften. Angel- und Ringwurfspiel, Nagelbalken, Glücksrad, Büchsenwurfstand: alles war ständig umlagert. Die Preisverteilung für den Malwettbewerb der Kindergärten und Grundschulen war der Höhepunkt des Kinderfestes. Die Preise wurden von Firmen von Betzenhausen, Bischofslinde, Freiburg-West und Freiburg gestiftet.

Die Musikkapelle Lehen spielte unter ihrem Dirigenten, Herrn Alban Willmann, von 12 bis 14 Uhr Märsche und fröhliche Weisen. Der Kapelle sei ein besonderer Dank gesagt, da sie für uns Betzenhausener immer bereit ist. Unter improvisierten Zeltdächern und Sonnenschirmen, zum Regenschutz umfunktioniert, ging der Hock weiter. Die Winzerkapelle Oberbergen unter Leitung von Herrn Fröhlich, musizierte ab 14 Uhr bis zum Abend. Herr Bernhard hielt die gute Stimmung mit humorvollen Ansagen aufrecht. Er übernahm auch die Durchsagen am Samstag und beim Festbankett in der Bundschuhhalle. Kaum hatten sich gegen Abend wieder Sonnenstrahlen angekündigt, waren schon bald die Plätze wieder gefüllt.

Zum großen bunten Abend war die Bundschuhhalle wieder voll besetzt. Conferencier Seidl führte das von Humor getragene Programm durch den Abend und begeisterte das mitgehende Publikum. Die komischen Zaubereien und Musikal-Akte mit seiner Partnerin begeisterten immer wieder. Auch Traudl Berna, Stimmungssängerin mit Akkordeon, konnte reichen Beifall ernten. Der Jugendchor Kirchhofen erntete mit seinen ausgezeichneten Darbietungen berauschenden Beifall. U. a. begeisterte die Ambos-Polka. Man fühlte sich zurückversetzt in die ehemalige Schmiede von Betzenhausen und das vertraute Takthämmern auf dem Ambos von morgens bis abends spät war deutlich zu hören, Das Oskar-Deurer-Quintett spielte in bekannter hervorragender Weise zur Unterhaltung und anschließend zum Tanz. Die Kapelle musizierte nicht nur ausgezeichnet, sondern sehr gut!

Die Friedhofsmauer wurde zum Fest wieder hergerichtet; auch die Tränkestraße wurde mit einer Beleuchtung versehen. Hierfür danken wir der Stadtverwaltung ganz besonders. Dank der monatelangen Vorarbeiten und der intensiven Mitarbeit vieler Bürger wurde die 1000-Jahr-Feier zu einem vollen Erfolg. Vielfach klang der Wunsch auf, daß man jährlich einen solchen Hock veranstalten sollte.

Allen Mitarbeitern, den Helferinnen und Helfern, an die ganze Bevölkerung und an die Festbesucher unseren herzlichen Dank.

Veranstalter: Bürgerverein Freiburg-Betzenhausen und Bischofslinde, Männergesangverein „Liederkranz”, Sportverein Eintracht/DJK e.V., Verein für Deutsche Schäferhunde (SV) e. V., Ortsgruppe Freiburg-West.

F. Weber (Lokalnachrichten vom Herbst 1973)


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