Bauen mit Holz im Obergrün?

Aktuell März 2021: neue Beiträge auch wieder in der Badischen Zeitung mit den Themen Holzbau und bezahlbares Wohnen und Große Holzbauten sind noch die Ausnahme (siehe Hinweise weiter unten im Text)

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Holzbau hat Zukunft!

Eigentlich sieht das auch die Stadt Freiburg so und bietet darum seit Anf. 2020 ein recht einmaliges Förderprogramm. Fachkundige Handwerksbetriebe haben wir viele in der Regio; passendes Holz ohnehin. Dazu noch der Naturpark Obergrün in direkter Nachbarschaft: da sollte sich doch ein Baustil empfehlen, der diesem Umfeld angemessen wäre!  Wenn Holz nicht hier, wo dann?

Holz steht für umweltfreudliches und nachhaltiges Bauen; aber hier noch einige weitere Vorteile in Stichworten (es gäbe viel mehr zu berichten):

  • Stabilität: in Wuchsrichtung ist Holz sogar tragfähiger als Mauerwerk und das bei weit geringerem Gewicht.
  • Holzbauten sind brandsicher; es gelten die gleichen Regeln wie bei “normalen” Gebäuden.
  • Schallschutz: das war vielleicht früher ein Thema, aber dank vieler Innovationen in den letzten Jahrzehnten sind die Anforderungen an erhöhten Schallschutz heute durchgängig erfüllt.
  • Holzhäuser lassen sich bestens vorfertigen; also ist die Baustelle schneller fertig und es gibt dort weniger Dreck und Lkw-Verkehr.
  • Ein Holzbau hat ein wunderbares Raumklima und Wohngefühl.

Holz = Schwarzwaldhaus ? Das gilt schon lange nicht mehr. Die Übersicht Holzbau-Projekte in Freiburg (PDF) der Architektenkammer Freiburg in Zusammenarbeit mit der Stadt Freiburg zeigt eine Auswahl an Ideen. Im Mooswald hat z.B. Familienheim Freiburg 2018 ein modernes Mehrfamilienhaus als Holzbau errichtet (siehe zugehörige Presse-Mitteilung). In Freiburg Weingarten entsteht z.Z. ein 8 stöckiges Hochhaus aus Holz (für die Stadt Freiburg sicher auch ein Prestige-Objekt) und auf einem Parkhaus im Zentrum soll mit Holz aufgestockt werden (sicher eine gute Idee ).

Gerade hier in Betzenhausen (nur einige hundert Meter entfernt vom Obergrün) wurde schon vor 30 Jahre eine Formation mit innovativen Holzhäusern gebaut, die bundesweit Beachtung fand: vom Deutschen Bauherrenpreis 1992 (pdf) bis “Schöner Wohnen”. Jahre vor der Stadtteil-Entwicklung im Vauban waren es die ersten Baugruppen in Freiburg, anfangs auch gern als “Oeko-Siedlung” bezeichnet: hier das ursprüngliche Projektblatt bzw. ein Bericht im Bürgerblättle 133 von 1995 (pdf). Mit ähnlichem Konzept und den gewonnenen Erfahrungen folgten später Holz-Projekte in anderen Ortsteilen wie  Opfingen und Au.

In Berlin soll bald das größe Holzbauviertel weltweit entstehen. Im Obergrün könnte Freiburg – bzw. der verantwortliche Bauträger – in kleinem Maßstab zeigen, dass man es auch hier “drauf hat”! Und dabei vielleicht auch weg kommen von 08-15-Architektur. Was würde wohl der Freiburger Gestaltungsbeirat zu einer solchen naturnahen Bauweise am Park Obergrün sagen?

Klimaschutz ist ein zentraler Punkt, der für Holz spricht: es war sicher auch der entscheidene Grund für das bereits erwähnte Förderprogramm der Stadt Freiburg. Man schätzt, dass ca. 11% der weltweiten CO2 Emmissionen durch die Bauindustriee und deren aktuelle Werkstoffe verursacht werden (z.B. durch hohen Energie-Verbrauch bri der Herstellung von Zement / Beton). Bäume dagegen entziehen der Atmosphäre CO2 und unser Ziel muss es sein, dass dieses CO2 über lange Zeit im Holz gebunden bleibt.

Abschliessend noch eine andere Perspektive: der heimische (Schwarz-)Wald hat in den letzten Jahren sehr gelitten, denn Sturmschäden und trockene Sommer lassen inzwischen ein wirkliches Waldsterben befürchten; siehe Waldzustandbericht 2020 (pdf)). Als Vorbote gibt es seit Jahren ein Überangebot an Holz, insbesondere Schadholz, das aus dem Wald gebracht werden muss. Andernfalls würde der Borkenkäfers noch unkontrollierter wüten: durch die warmen Winter fühlt er sich ohnehin immer wohler hier. Der Holzpreis ist teilweise so sehr in den Keller geraten, dass sogar Export auf internationale Märkte zum Mittel der Wahl wurde (wobei Corona das zeitweise wieder verhindert hat). In dieser schwierigen Lage ist eigentlich die nachhaltige Holzverwertung (z.B. durch lokalen Holzbau!) ein Gebot der Stunde: zur Unterstützung der heimischen Forstwirtschaft und damit letztendlich auch zur Erhaltung des Waldes.


Nehmen wir doch unsere politischen Vertreter beim Wort…

Eine Stadt Für Alle (Gregor Mohlberg): “Dem Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen muss mehr und mehr die Zukunft gehören. Neben dem Verkehr ist der Bereich Bauen und Wohnen einer der wesentlichen Eintragsmomente für CO2 seitens privater Haushalte.”
Weiter zum vollständigen Beitrag im Gemeinderat am 22.10.2019.

SPD Fraktion ( Ernst Lavori ): “Wir möchten aber einen echten Anreiz schaffen für mehr Holz und mehr Klimaschutz durch Holzverwendung. Andere Städte wie Hamburg oder München machen uns das schon seit längerem vor“.
Weiter zum vollständigen Beitrag im Amtsblatt-Artikel Nr. 737 vom 15.02.2019

Die Grünen (Dr. Maria Hehn): „Mehr verbautes Holz, das bedeutet mehr gespeichertes CO2. Das ist die richtige Antwort auf die aktuelle Herausforderung, möglichst viel CO2 langfristig zu binden.
Weiter zur Pressemitteilung vom 18.10.2019

Freiburg Lebenswert (Dr. Wolf-Dieter Winkler): “Die Baumeister vergangener Jahrhunderte haben sich nicht nur bei Gebäuden aus Stein wie dem Freiburger Münster, sondern auch im Holzbau ein phänomenales Wissen angeeignet, das einen nur ehrfürchtig werden lassen kann. Diese Gebäude werden Jahrhunderte alt. Es ist daher völlig unverständlich, dass dieses Wissen weitgehend verloren ging bzw. einem architektonischen Verständnis Platz machen musste, das einen grausen lässt.”
Weiter zum vollständigen Beitrag im Gemeinederat am 23.10.2018.

JUPI Fraktion (Lukas Mörchen):  “Es gibt ein Potential an Bauvorhaben, die mit einer nennenswerten Holzverwendung umgesetzt werden können Deshalb müssen wir die Verwendung von Holz bei allen Bauvorhaben fördern, um ernsthafte Schritte zum Erreichen unserer Klimaschutzziele zu machen“.
Weiter zum vollständigen Beitrag im Gemeinderat am 5.2.2019

Ministerpräsident Winfried Kretschmann: “Holz als Baustoff ist eine der effektivsten, ökonomisch sinnvollsten und rasch wirksamsten Varianten zur CO2-Minderung. Durch diese gute Öko-Bilanz hat der Holzbau eine große Bedeutung für den Klimaschutz. Deshalb setzt sich die Landesregierung entschlossen dafür ein, den Anteil der Holzverwendung im Bauwesen weiter zu steigern.”
Aus dem Vorwort zum 5. Holzbau-Forum in Donaueschingen, Mai 2020.


Beiträge in der lokalen Presse (eine Auswahl)

Große Holzbauten sind noch die Ausnahme:  “Naturpark Südschwarzwald wirbt für Mehrfamilienhäuser aus Holz, doch die sind noch die Ausnahme. Eigentlich müsste der Bau von Häusern aus Holz boomen. Denn nicht nur im Schwarzwald wartet wegen der Borkenkäferplage viel Holz auf eine nachhaltige Verwertung….” (weiterlesen Badische Zeitung vom 19. März 2021)

Holzbau und bezahlbares Wohnen muss kein Wiederspruch sein: “In Staufen entsteht in einem Modellprojekt erschwinglicher und nachhaltiger Wohnraum / Erste Wohnungen dieses Jahr fertig. Eine der drängendsten Fragen der Zeit ist neben der Energiewende nach wie vor der Bau bezahlbarer Wohnungen. Eine Antwort auf beide Fragen gelingt in Staufen… Energiekonzept entlastet Mieter: Auch hier lohnt ein Blick auf die Ökobilanz…”(weiterlesen Badische Zeitung 17. März 2021)

Interview mit Dipl. Ing. Rainer Probst mit dem stellvertretenden Vorsitzenden der Architektenkammer im Bezirk Freiburg/Südbaden Tenor: insbesondere die Freiburger Architektenkammer ist von den Möglichkeiten überzeugt, die der Holzbau ermöglicht (weiterlesen  Badische Zeitung vom 8. Dez. 2020). (siehe auch Hinweis unten auf Muster-Projekte der Kammer).

In Freiburg Weingarten entsteht im Jahr 2020 ein 8 stöckiges Prestige-Objekt aus Holz (weiterlesen Badische Zeitung vom 8. Dez. 2020).

Wald, Forstwirtschaft, Holzbau im (Klima)Wandel: “Der dritte trockene Sommer in Folge hat seine Spuren im Wald hinterlassen. Im Zusammenspiel mit Borkenkäfer und Coronapandemie hat sich die Situation dieses Jahr extrem zugespitzt….” (weiterlesen bei Wirtschaft im Südwesten Okt. 2020).

Infos rund um Holz und Holzbau

“Bauwerk Schwarzwald” heißt ein vom Land Baden-Württemberg geförderte Netzwerk zur Erforschung der besonderen schwarzwaldspezifischen Baukultur, zur Beratung zukunftsweisenden Gestaltung und zur Unterstützung von Aus- und Weiterbildung. Auch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit gehören zu den Zielen, für die “Bauwerk Schwarzwald” mit Kammern, Verbänden, Einzelinitiativen und Privatpersonen kooperiert.  siehe www.bauwerk-schwarzwald.de

Die Übersicht Holzbau-Projekte in Freiburg (PDF) der Architektenkammer Freiburg in Zusammenarbeit mit der Stadt Freiburg zeigt einige Ideen.

Wer in Freiburg ein Gebäude aus Holz baut,  oder mit Holz aufstockt, kann einen Zuschuss der Stadt bekommen. Freiburg scheint die erste Stadt im Land mit einem solchen Fördertopf zu sein: zeigt es doch auch die Priorität, die der Holzbau in Freiburg eigentlich hat. Das zugehörige Förderprogramm gibt es seit Jan. 2020.

Alle drei Jahre vergibt das Land Baden-Württemberg diverse Preise für besonders gelungene Architektur und Innovationen; siehe www.holzbaupreis-bw.de.

Viele Hintergründe zum Bauen mit Holz in unserer Region bietet www.pro-holz-schwarzwald.com. u.a. mit Beispielen unterschiedlicher Holzbauen. Als download zu finden ist hier auch die Broschüre “Holzbauten in Südbaden. 100 ausgewählte Projekte“.

Auf dem ehemaligen Flughafen Tegel soll in den nächsten Jahren das größte Holzbauviertel  weltweit entstehen; siehe Bericht bei rbb24.

Dass “andere Städte wie Hamburg und Berlin schon weiter sind” wurde oben schon zitiert; hier also z.B. ein Fernsehbeitrag des NDR.

Der Waldzustandbericht 2020 (pdf) für Baden-Württemberg.


Sonstige Quellen zum Holzbau

Waldbesitzerinformationen bei www.waldgenossenschaftdtw.de/aktuelles

Der aktuelle Holzmarkt bei www.fbg-kleines-wiesental.de

Die Holzbauoffensive Baden-Württemberg hier www.holzbauoffensivebw.de/de

Forstpraxis: “Am Holz führt kein Weg vorbei”, siehe www.forstpraxis.de