Glocke St. Thomaskirche
Bericht in Bürgerblättle 167 (Dez. 2003): „In der St. Thomaskirche hängt eine Glocke von 1785“
Dieses Glocken-„Stiefkind“ hat als einzige beide Weltkriege überlebt.
Für Kunstkenner ist die Thomaskirche im Zentrum von Alt-Betzenhausen schon immer ein besonderes Schatzkästlein. Sie birgt nicht nur einen sehenswerten Hochaltar sondern auch wertvolle alte Statuen und Bilder. Ursprünglich eine erstmals 1447 offiziell erwähnte Ortskapelle, wurde sie zwischen 1699 und 1.703 stark vergrößert und völlig neu ausgebaut. Eine eigene Geschichte haben aber auch die Glocken dieser schmucken Filialkirche der Pfarrei Heilige Familie.
Erstmals hören wir 1762 von der „Umgießung einer alten, in dem Glockenturm von Betzenhausen hängenden Glocke“ durch den Lörracher Glockengießer Andreas Roost. Doch schon 1785 wurde durch Sebastian Bayer aus Freiburg eine neue , recht stattliche und ringsum mit viel Schmuck versehene Glocke gegossen. Sie hängt, obwohl zeitweilig nur aufbewahrt, seit 1981 wieder im Turm der Thomaskirche. 1890, so berichtet der bekannte Barockkenner Hermann Brommer in seinem Kirchenführer, wurden durch Johann Koch in Freiburg drei neue Glocken gegossen, diese mussten aber schon 1917 für Kriegszwecke wieder abgegeben werden. Erhalten blieb als einzige die größere alte Glocke. Mit einem großen Volksfest mit Umzug wurden am 12. Juni 1927 zwei in den Tönen „as“ und „es“ bei Glockengießer Franz Schilling und Söhne in Apolda in Thüringen gegossene neue Glocken geweiht. Sie sollten mit der Glocke in „c“ von 1785 künftig die Bevölkerung von Betzenhausen zur Kirche rufen. Doch 1941 traf die beiden neueren Glocken das Schicksal ihrer Vorgängerinnen. Sie mussten abgeliefert werden und wurden zu Kriegszwecken eingeschmolzen.
Bis zum 17. Dezember 1961 war die alte Glocke „Alleinherrscherin“ im Turm. Doch fortan, so hatte es der Stiftungsrat Monate zuvor beschlossen, sollten drei neue Glocken das Geläut verschönern. Damit begann für die alte Glocke ein trauriges Schicksal. Domkapellmeister Franz Stemmer hatte der Glocke eine „völlig verzeichnete Innenharmonie und einen denkbar schlechten Klang“ bescheinigt. Sie sollte aber der Kirche erhalten bleiben, jedoch nie in das Gesamtgeläut mit den drei neuen Bronzeglocken von F. Schilling aus Heidelberg eingefügt werden. Der damalige Pfarrer Konrad Fuchs hatte zu einem großen Weihefest eingeladen und in seinem ersten Pfarrbrief die Weihehandlung mit Waschung, Salbung und Beräucherung die Taufe der Glocken ausführlich geschildert. Seit einigen Jahren ist die älteste Glocke wieder Teil des Gesamtgeläuts und niemanden ist eine wesentliche Disharmonie aufgefallen. Eine neue Holzverankerung hat da vielleicht Wunder gewirkt. Nach wie vor ist diese alte Glocke mit ihrem Schmuckreichtum nicht nur die älteste sondern auch die schönste!
Harald Albiker
Für Renovierungsarbeiten wurde im Jahr 2015 auch eine Bestandsaufnahme zu den Glocken gemacht. Hier Stichworte aus dem Bericht:
Die Filialkirche verfügt über ein vierstimmiges Geläut. Drei Glocken stammen von der Glockengießerei Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg, aus dem Jahr 1961. Die Glocke 2 ist eine historische Glocke, die von Sebastian Bayer in Freiburg im Jahr 1785 gegossen wurde. In der Melodielinie erklingt das ausgefüllte „Te Deum“-Motiv.
In den Uhrenschlag sind (mit Ausnahme der historischen Glocke) die 3 Schilling-Glocken integriert. Die Glocke 1 übernimmt den Stundenschlag, die Glocken 3 und 4 übernehmen den Viertelstundenschlag.
Siehe auch weitere Infos zur St. Thomaskirche