Gasthaus Schützen (Lehen/Betzenhausen)

Seit dem Jahr 2021 ist das Gasthaus Schützen in Lehen geschlossen und damit Geschichte: In nächster Zeit dürfte es zu einer anderen Bebauung kommen. Wenn eine solche “Institution” für Lehen und auch Betzenhausen verloren geht, ist das schon einen Rückblick wert.

Das heutige Gebäude wurde nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut. In früheren Jahren stand der Gasthof noch auf der Gemarkung von Betzenhausen, zeitweise sogar direkt auf der Grenze beider Orte: schon das war etwas Besonderes und damit auch ein Symbol die gemeinsame Geschichte der beiden früheren Bauern-Dörfer. Seit der letzten Änderung der Gemarkungsgrenzen im Jahr 1966 (bei Bau der Westrandstrasse, Paduaallee) gehörte der Schützen zu Lehen.

Historische Postkarte aus Sammlung Hans-Jürgen Oehler

Lange vor unserer Zeit

Der Schützen war ein Symbol für die langjährige gute Verbundenheit von Betzenhausen und Lehen und es war für die Bewohner beiden Dörfer ein wichtiger Treffpunkt. Die historische Betzenhausen-Postkarte zeigt unten links auch den Gasthof.

Hinzu kommt: Wer in längst vergangenen Jahrhunderten von Freiburg in Richtung Breisach reiste (oder umgekehrt), für den führte der Weg mit hoher Sicherheit über die damalige Lehener Straße und durch die Bauerndörfer Betzenhausen und Lehen. Folglich war der Gasthaus Schützen auch ein willkommener Rastpunkt.

Das letzte Jahrhundert

Zur 850 Jahr Feier von Lehen im Jahr 1989 hatte Stadträtin Sigrun Löwisch umfangreich recherchiert um herauszufinden, welche Familien bzw. Wirte der Schützen in den letzten Jahrzehnten betrieben hatten. Detail sind auch in einem Beitrag der Badischen Zeitung nachzulesen (ggf. mit eingeschränktem Zugriff).

Mit dem Luftangriff auf Freiburg während des ZweitenWeltkrieges (November 1944) wurde das Areal um den Schützen durch Spreng- und Brandbomben zerstört. Erst im Jan. 1950 wurde mit einem Neubau begonnen, Einweihung ein Jahr später. Mangels andere Räume in Betzenhausen nach dem Krieg wurde der neue Schützen über Jahre auch zum Ort, an dem sich der Ortsverein Betzenhausen regelmäßig traf (heute Bürgerverein Betzenhausen-Bischofslinde).

1966 verschob sich die Grenze zwischen den Ortschaften, so dass ein Teil des Schützen-Areals nun Lehen zugeordnet wurde: Die Grenze war sogar direkt eine Wand des Hauptgebäudes; ein Anbau stand sogar schon auf Lehener Gelände. Nette Anekdote: Die Sperrstunde in Betzenhausen als einem Stadtteil von Freiburg begann in dieser Zeit früher als in Lehen. Also ist man wohl für die letzte Runde Wein gelegentlich einfach ins westliche Nebenzimmer vom Anbau gewechselt.

Heimat auch für den Fußball

Auch für den Fußball in Betzenhausen wurde der Schützen für einige Jahre zum Vereinslokal: Die Neugründung der späteren Eintracht nach dem Krieg erfolgte Jahr 1955 unter dem Namen “SV Lehen-Betzenhausen” (auch das ein Zeichen für die Verbindung beider Ortschaften). Die Paduaallee (Westrandstrasse) gab es noch nicht, dafür viel freies Gelände: so fand auch das Training teilweise auf dem Gelände in der Nähe des Schützen statt.

Im Schützen selbst gab es sogar Umkleidekabinen, wichtig natürlich auch für Gästemannschaften (allerdings ohne Waschmöglichkeiten oder Duschen). Nachteil: Der eigentliche Spielplatz war schon damals in der Tränkestrasse, also über 1 km entfernt. Auch ohne trennende Paduaallee: für anreisende Gäste-Mannschaften war es ein ordentlicher Fuß-Weg. Also wurde schon nach wenigen Jahren klar, dass die Eintracht ein Vereinsheim direkt am Spielplatz in der Tränkestrasse benötigt. Das wurde Anfang der 1960er Jahr auch gebaut; siehe unser Beitrag zu 100 Jahre Vereinsfußball in Betzenhausen.

Auswirkungen der Paduaallee (Westrandstrasse)

Mit dem Bau der Westrandstraße (heute Paduaallee) in den 1960/1970-Jahren wurden auch die Grenzen neu geordnet; den Übergang bildet heute die Mitte der Paduaallee. Siehe auch Beitrag zur Verkehrsanbindung Betzenhausen – Freiburg.


Sonstige Verweise

Wie Text erwähnt: Löwitsch, Albiker, Lehner Geschichte und Geschichten 1139-1989, Ortsverwaltung Freiburg-Lehen