Das Gebäude der Oberpostdirektion (OPD)

Wer mit der Straßenbahnlinie 3 an der Bissierstrasse vorbei kommt, kann es nicht übersehen: das “OPD-Gebäude” auf der gegenüberliegenden Seite der Berliner Allee. Für manche ist es auch einfach das “Telekom-Gebäude”, entsprechend dem späteren Nutzer. Gleiches gilt für Reisende, die mit Linie 1 aus Freiburgs Innenstadt in Richtung Betzenhausen unterwegs sind und die Berliner Allee in einigen Metern Höhe überqueren: der markante Backsteinbau auf der linken Seite fällt ins Auge. Vielleicht ist es sogar das erste, was diese Besucher von Betzenhausen  wahrnehmen.  Wenige Sekunden später und mit der Straßenbahn 1 wieder zurück in Bodennähe folgen die mächtigen Türme der Studentensiedlung (StuSie) rechts der Sundgauallee: nicht weniger markant für den Stadtteil.

Es sollte ein Aufbruch in den Westen sein, als für das zugehörige Gelände im Jahr 1968 ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben wurde. Das Preisgericht entschied sich für einen Entwurf des Münchener Architekten Alexander von Branca. Dann ging es zügig voran: nach Baugenehmigung vom Bundespostministerium war schon im Juni 1971 die Grundsteinlegung; zwei Jahre später – im Mai 1973 – dann Richtfest. Offensichtlich wurde auch ganz neue Technik beim Entwurf des Gebäudes eingesetzt, denn laut Badischen Zeitung von damals war es der “erste Bau in Freiburg, der aufgrund von Ausrechnungen eines Computers geplant worden ist“.

Im anfänglichen Bebauungsplan war das Areal sogar nur für die Nutzung durch Post- und Kommunikationsdienste vorgesehen. Zitat Hans Hertle, ehem. Präsident der Oberpostdirektion in seinem Grußwort zum Jubiläum 25-Jahre Betzenhausen-Bischofslinde: “Ein wichtiges Ziel … war von Anfang an, kein Büro-Silo zu erstellen, sondern in dem um seine Gestaltung ringenden Freiburger Westen einen Beitrag für die städtebauliche Entwicklung zu leisten. Das Gebäude setzt einen architektonisch eindruckvollen Akzent in diesem Stadtteil.”

Ähnlich begeistert war auch schon OB Eugen Keidel in der Festschrift zur Eröffnung des Gebäudes 1975: “Die Oberpostdirektion kann für sich in Anspruch nehmen, als erst große Behörde ihr Hauptgebäude im neuen Freiburg jenseits der alten Innenstadtgrenzen errichtet zu haben. Darüber hinaus ist es gelungen, mit dem architektonisch eindrucksvollen Gebäude einen kräftigen städtebaulichen Akzent im Westen der Stadt zu setzen”.

Es ist ein mächtiger Bau geworden und auffallend ist vor allem durch die Backstein-Fassade: ungewöhnlich insbesondere für süddeutsche Verhältnisse. Allerdings gibt es wenige 100 Meter weiter sogar einen weiteren Komplex mit Backstein-Architektur (siehe Idinger Hof). Getragen wird das Gebäude mit seinen max. 8 Etagen durch ein Stahlbetonskelett; die Fassade besteht aus vorgehängten Betonfertigteilelementen, auf denen eine Sichtmauerverblendung aus holländischen (!) Handstrichklinkern auf gemauert ist. Der Farbton wurde bewusst gewählt und sollte etwa dem Rot des in Freiburg häufig verbauten Sandsteins entsprechen. Aus heutiger Sicht wirkt das OPD-Gebäude eher etwas trist.

Etwas trist wirkt auch der “Wolfgang-Hoffmann-Platz” vor dem Gebäude, benannt nach dem Freiburger Oberbürgermeister von 1945–1956. Viele Radfahrer werden den abgesenkten Platz wohl nur vom “vorbeifahren” kennen, denn hier treffen sich die Verbindungen mehrerer Unterführungen zu Sundgauallee bzw. Berliner Allee. Insbesondere wer mit dem Rad aus der Innenstadt bzw. dem Bahnhofsbereich kommt und nach Betzenhausen oder Lehen möchte, muss hier unten durch. Auch das Konzept solcher Unterführungen ist ja etwas in die Jahre gekommen. In der Baubeschreibung (1975) war man noch optimisch zu diesem abgesenkten Innenhof: “… entstand ein verkehrsberuhigter, stark bepflanzter fußgängergerechter Vorraum, der, außerdem noch mit einem Brunnen ausgestattet, die Fußgänger zum Verweilen einlädt.” Ebenerdig war übrigens anfangs noch ein Postamt zu finden und weiter nördlich ein Einkaufsbereich.

Auch wenn sich die Oberpostdirektion im Namen des Gebäudes noch gehalten hat: die Zeit dieser Behörde ist lang vorbei. Die zugehörige Verwaltungseinheit für den Regierungsbezirk Südbaden wurde Anfang der 1990er Jahre bei Privatisierung der Bundespost aufgelöst. Es folgte über viele Jahre die Telekom. Seither gab es auch mehrere, temporäre Nutzer, die nur übergangsweise einen Bedarf an großen Büroflächen hatten (z.B. die Angell-Schule, aber auch die Stadt Freiburg vor ihrem Umzug ins Neue Rathaus im Stühlinger).

Zur weiteren Info hier Auszüge aus der bereits zitierten Festschrift zur Einweihung 1975 (PDF).


Hintergrund: der Text gehört zu einer Beitrags-Serie über Markante Gebäude in Freiburg-Betzenhausen.