Wanderung zu den Heimbacher Steinbrüchen
Bericht Bürgerblättle 221, Aug./Sept. 2013
Im Rahmen der Stadt-Land-Partnerschaft der Gemeinde Teningen mit dem Freiburger Stadtteil Betzenhausen-Bischofslinde fand am 9. Juni eine Wanderung des Bürgervereins Betzenhausen-Bischofslinde zu den Heimbacher Steinbrüchen statt. Von Köndringen aus ging es über die Weinberge in Richtung Heimbach. Neben Mitgliedern des Bürgervereins und seinem Vorsitzenden Nicolai Bischler, sowie Helmut Schiemann und Dieter Linß, die die Wanderung vorbereitet hatten, war auch Teningens Bürgermeister Heinz-Rudolf Hagenacker mit von der Partie.
Am Kreuz auf dem Blumberg, über den Dächern von Heimbach, wurde die Gruppe von Mitgliedern der Freunde der Geschichte Heimbachs und ihrer Vorsitzenden Christa Götz erwartet. Siegfried Lehr und Werner Hänsle vom Geschichtsverein übernahmen ab hier die Führung zu den Steinbrüchen. Nach einem Blick auf das idyllisch im Tal gelegene Heimbach und einführenden Informationen zum Dorf, das 2009 sein 1.250-jähriges Jubiläum feierte, ging es auf der Höhe weiter durch die Rebberge in Richtung Steinbrüche. Neben der üppigen Natur konnte man hier Ausblicke in die Rheinebene, zu Kaiserstuhl und Vogesen, zum Schwarzwald und auf Heimbach genießen.
Heimbach, dessen Geschichte eng mit dem Sandstein verbunden ist, ist reich an Kleindenkmalen. So führte der Weg beispielsweise vorbei am Galgen, der vermutlich Ende des 18. Jahrhunderts an einer vom Dorf aus gut sichtbaren Stelle errichtet wurde. Er diente allerdings nur zur Abschreckung, denn ein Querbalken war nie vorhanden. Weiter ging es über den Erdenlöcherweg, dessen Name bis heute auf die Löcher hinweist, die hier früher zur Tongewinnung gegraben wurden. Nach einem Brief von Pfarrer Gretter vom Anfang des 19. Jahrhunderts war die »weiße Erde« aus Heimbach »vorzüglich« und wurde bis in die Schweiz, nach Schwaben, in den Schwarzwald und nach Karlsruhe geliefert.
Durch den Wald und vorbei am ehemaligen Kohlplatz gelangte die Gruppe zum »Oberen Steinbruch«, dem größten und eindrucksvollsten Steinbruch des Ortes. Hier verdeutlichten Werner Hänsle und Siegfried Lehr die Bedeutung und Geschichte der Heimbacher Steinbrüche und zeigten mit Hilfe von altem Werkzeug einige traditionelle Arbeitsweisen. Buntsandstein aus Heimbach ist auf Grund seines hohen Kieselsäuregehalts äußerst hart und widerstandsfähig und wurde deshalb in der Region und im ganzen süddeutschen Raum sehr geschätzt. Gerade diese Eigenschaften des Steins machten den Steinhauern allerdings das Leben schwer: durch die große Härte war die Bearbeitung schwierig und auf Grund der Staubentwicklung erkrankten sie früh an Silikose und hatten eine geringe Lebenserwartung von höchstens 40 Jahren.
Seit dem 14. Jahrhundert, vermutlich sogar schon seit dem 13. Jahrhundert, wurden in Heimbach Steine für das Freiburger Münster gebrochen und dann auf Ochsenkarren in zwei Tagesetappen nach Freiburg transportiert. Der Transport war mühsam und besonders auf den abschüssigen Wegen in der Nähe des Steinbruchs gefährlich. In Freiburg stellte das Kopfsteinpflaster kurz vor dem Ziel eine letzte Herausforderung für die empfindliche Fracht dar.
Eine erste Blüte erlebte der Steinabbau im 16. Jahrhundert, weil Gebäude jetzt vermehrt mit Treppen und Gewänden aus Sandstein gebaut wurden. Eine zweite Blüte folgte im 19. Jahrhundert. Gastarbeiter aus Italien kamen nach Heimbach um im Steinbruch zu arbeiten. In dieser Zeit wurden beispielsweise der Leopoldskanal, die Kirchen in Köndringen und Emmendingen und das Freiburger Rathaus mit Heimbacher Sandstein gebaut.
Insgesamt stieg in Freiburg im 19. Jahrhundert der Bedarf an Steinen aus Heimbach, und um 1870 kam schließlich die Idee auf, eine Bahnlinie von Heimbach nach Köndringen zu bauen, um den Transport zu erleichtern. Sie wurde allerdings nie realisiert. Neue Baumaterialien wie Beton setzten sich durch, und die Nachfrage nach Sandstein ging zurück. In den 1920er Jahren wurden die Steinbrüche weitgehend stillgelegt, lediglich Bruchsteine für den Straßen-Unterbau und Steine für Reparaturen wurden noch bis in die 1950er Jahre gebrochen. Seit 1972 stehen die Heimbacher Steinbrüche als flächenhaftes Naturdenkmal unter Denkmalschutz. Heute erobert sich die Natur das Gebiet zurück. Während der »Obere Steinbruch« früher mit seiner Wandhöhe von 40 Metern weithin sichtbar war, ist er jetzt so zugewachsen, dass man ihn aus der Ferne nur noch mit Kennerblick im Wald ausmachen kann.
Ein Wanderfalkenpaar hat sich an der Steinwand sein Nest gebaut und verkündete den Wanderern lautstark sein Missfallen am Besuch. Die Gruppe machte sich auf über den alten, mit Sandsteinplatten ausgelegten Weg hinab zum »Mühlsteingrüble «, dem Sandsteinbruch mit den härtesten Steinen. Heute ist er ganz zugewachsen und liegt unscheinbar im Wald verborgen. In Heimbach stoßen Sandstein- und Muschelkalkscholle aufeinander. Die Verwerfungslinie verläuft parallel zum Oberrheingraben und quer durch den Ort. So kommt es, dass Heimbach neben den Buntsandsteinbrüchen auch Kalksteinbrüche besitzt, wobei den Sandsteinbrüchen immer die größere Bedeutung zukam.
Der Weg führte weiter hinunter ins Dorf und dort unter anderem vorbei an der Kirche, dem Gasthaus Sternen, neuem und altem Schloss. Der gesellige Abschluss beim Bauernvesper fand auf dem Ramstalhof zwischen Heimbach und Köndringen statt, bevor sich die Wege der Gruppe wieder trennten: In die Stadt und auf das Land.