Hochhäuser mit Solarfassade

Punkthäuser Wilmersdorfer Straße

Ob man über den Autobahnzubringer und die Berliner Allee in Richtung Bischofslinde fährt, oder mit der Straßenbahn an der Haltestelle Bissierstrasse steht: man kann sie nicht übersehen, die beiden achtgeschossigen Mehrfamilien-Punkthäuser zur linken Hand der Berliner Allee (deren Adresse aber die Wilmersdorfer Straße ist). Auffällig vor allem wegen der großen, blau schimmernden Solarzellen an der Frontseite. Diese markanten Solarzellenflächen mit ihrem stadtteilprägenden Gesicht kamen aber erst 30 Jahre nach Errichtung der Gebäude hinzu.

Bauphase 1970

Die Gebäude selbst stammen aus dem Jahr 1970: damals noch sehr grau und primär zweckorientiert errichtet (siehe Abbildung weiter unten). Sie standen anfangs auch noch etwas “einsam” an der Berliner Allee, denn auf der gegenüberliegenden Seite der Berliner Allee (Bissierstr.) wurde erst später gebaut (z.B. Straßenbahn mit Wendeschleife erst Mitte der 1980er-Jahre).

Hintergrund: schon in den 1970er Jahren ging es aufgrund allgemeiner Wohnungsknappheit in Freiburg um die Realisierung neuer städtebaulicher Konzepte (wie heute ja immer noch). In diese Zeit fiel auch die Erschließung des Bezirks Bischofslinde, an deren Umsetzung auch die Wohnungsbaugesellschaft “Familienheim Freiburg” in großem Maße beteiligt war. Auch die Häuser in der Wilmersdorfer Straße gehörten dazu: heute betreut Familienheim Freiburg über 500 Wohnung in Betzenhausen-Bischofslinde.


Modernisierung 2000

Gestaltung 1970

Nach Umgestaltung 2000

Die Fassage war Teil eines ersten ökologischen Modernisierungsprojektes von Familienheim Freiburg im Jahr 2000, zusammen mit dem Freiburger Büro “Rolf + Hotz Architekten”. Weitere zentrale Punkte in diesem Projekt:

  • Eine umfassende energetische Sanierung mit Wärmeschutz entsprechend Niedrigenergiehaus-Verordnung der Stadt Freiburg. Dafür erhielten die Gebäude z.B. eine sog “Vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF)” mit dem Ziel einer individuell abgestimmten Wärme- und Schalldämmung.
  • Die vorhandenen Balkone erhielten einen Glas-Aufbau, der insbesondere dem Lärmschutz dient: auch dies heute charakteristisch für das Gesamtbild.
  • Ebenfalls neu hinzugekommen sind die Attikawohnungen mit dem gut sichtbaren Dachüberstand; auf deren Flachdach sind Kollektoren zur Warmwasser-Vorerwärmung installiert.

Solarfassade und solarthermische Anlage erzeugen jährlich etwa 180.000 Kilowattstunden Energie und reduzieren damit den CO2-Ausstoß um 76 Tonnen im Jahr (Angaben aus den ersten Betriebsjahren).

Für die gelungene Fassadengestaltung und die erzielte gute Energiebilanz wurden die Gebäude beim Wettbewerb um den Deutschen Fassadenpreis 2002 (pdf) mit einem Sonderpreis Fotovoltaik ausgezeichnet. Kurz darauf folgte der Hugo-Häring-Preis 2002 des Bundes Deutscher Architekten Baden-Württemberg (alle drei Jahre verliehen für vorbildliche Bauwerke). Schon im Jahr zuvor war im Wettbewerb um den “Deutschen Bauherrenpreis Modernisierung 2001 (pdf)” eine “Besondere Anerkennung” ausgesprochen worden.

Die heutige Fassade ist so spektakulär, dass sich vor allem in den Anfangsjahren nach 2000 regelmäßig Besuchergruppen aus dem In- und Ausland zu Besichtigungen einfanden.


In Richtung Weingarten

Bei Betrachtung der Gebäude direkt an der Berliner Allee liegt es nahe, auch den Verlauf dieser zweispurig ausgebauten Straße anzusprechen, deren zentrale Aufgabe natürlich die Anbindung an die B31 ist (als Autobahnzubringer). Wohl jedem, der nach Überquerung der B31 erstmals am Ende der Straße in Richtung Weingarten unterwegs war, wird das abrupte Ende dort auffallen sein, bzw. der Übergang in eine weit schmalere Strasse mit Umlenkung in einer 270 Grad Kurve. Dies war eigentlich nur eine “Übergangslösung”, denn die ursprüngliche, Auto-orientierte Planung hatte eine Weiterführung der Berliner Allevo durch den Dietenbachpark bis zu Besanconallee vorgesehen: vorbei am Dietenbachsee in Richtung Opfingen. Glücklicherweise ist es bei der heutigen Lösung geblieben.


Hintergrund: der Text gehört zu einer Beitrags-Serie über Markante Gebäude in Freiburg-Betzenhausen.