Das Wrack im Seepark
Der Seepark ist einer der meistbesuchten Orte in Freiburg. Kinder spielen auf den Wiesen, Menschen schwimmen im
Wasser, manch Jugendlicher traut sich einen Salto von der Brücke. Kaum jemand weiß jedoch, dass der Flückigersee ein
großes Geheimnis hütet: Auf dem Grund liegt ein 30 Meter langes Schiffswrack, welches auf bis heute ungeklärte Weise
gesunken ist. Mit der Landesgartenschau 1986 entstand im Herzen Betzenhausens der Seepark, welcher sich heute über 35 Hektar erstreckt. Ein Zehntel davon nimmt der Flückigersee ein. Der Sporttaucher Matthias Heinrichs, Mitglied im Tauchclub am See, war schon rund 200 Mal dort tauchen. Neben Schildkröten und versenkten Fahrrädern gebe es für Taucher noch andere Überraschungen im See: „Unter der Brücke haben wir
schon aufgebrochene Zigarettenautomaten und einen Tresor gefunden, der geknackt war“, sagt Heinrichs. Doch das eigentliche Highlight verbirgt sich in der Tiefe: „Mir hat jemand von den alten Tauchern im Tauchclub von einem Schiffswrack erzählt. Dann bin ich da hin getaucht und hab das
Wrack gefunden“, sagt Heinrichs. „Es liegt zwischen 8 und 19 Metern Tiefe schräg auf einem Kieshang.“ Der Ursprung des Wracks führt zurück zur Landesgartenschau, auf der das Schiff, die „Arche“, als Kunstwerk diente.
Unterwasseraufnahme im Flückigersee, Foto: Matthias Heinrichs
Der ehemalige Gartenamtsleiter Freiburgs, Bernhard Utz, kann mehr zu der bizarren Geschichte des Wracks erzählen: „Die Arche wurde von Klaus Humpert entworfen,
der für das Kunstkonzept der Gartenschau verantwortlich war. Er sah in ihr das Motiv der Hoffnung des Überlebens unserer Welt.“ Das Kunstwerk bestand aus mehr als nur dem Dampfer.
Auf alten Fotos kann man einen hohen Aufbau in einem rot-weiß-karierten Muster erkennen: „Dieses rot-weiße Schachbrettmuster heißt immer:
Achtung, Gefahr“, sagt Utz. Außerdem war eine Linde auf das Schiff gepflanzt worden. „Das Baumsterben war damals das erste Mal so richtig Thema. Und um die Bäume zu retten,
wollte Humpert auf der Arche nicht nur die Tiere, sondern als Sinnbild auch diesen Baum.“ Er schätzt das Kunstwerk auf etwa 30 Meter Länge und 15 Meter Höhe.
Aber warum ist die Arche gesunken? Eine Frage, die niemand sicher beantworten kann. Utz kennt eine Version: „In der Nacht, als sie gesunken ist, gab es einen Sturm. Und es kann sein, dass der Sturm sie zum Kippen gebracht hat.“ Ganz überzeugt sei er von dieser Erklärung jedoch auch nicht. Hat jemand ein Loch in die Außenwand
gebohrt und das Schiff versenkt? Ein gebohrtes Loch konnte laut Utz nicht von Tauchern festgestellt werden, aber Heinrichs liefert einen ähnlichen Hinweis: „An dem tiefsten Punkt
des Rumpfs wurde ein großes Ventil weggeschraubt. Das war mit sechs Schrauben und einer Flanschverbindung befestigt und ist einfach nicht mehr da. Man kann ungefähr eine Hand
durchstecken.“ Über die Frage wer ein Interesse an einem gesunkenen Schiff im Seepark haben könnte, kann Heinrichs jedoch nur Vermutungen aufstellen.
Obwohl die Umstände des Untergangs der Arche umstritten sind, ist man sich einig, dass das Schiffswrack den See bereichert. „Als Tauchziel für einen erfahrenen Sporttaucher ist die
Arche beeindruckend“, sagt Heinrichs. Und auch Utz weiß: „Es soll ein tolles Taucherlebnis sein. Der Kreator der Arche ist inzwischen leider verstorben, aber für mich ist es immer noch
ein tolles Symbol.“
Artikel von Joscha Sieberth
Schiffsmodel, Foto: Joscha Sieberth Die Arche auf dem Flückigersee, Quelle: Stadtarchiv Freiburg, Sign. M74-11-482-86 Arche Landesgartenschau 1986“
Hinweis: Es handelt sich hier um eine gekürzte Version des Artikels, den vollständigen Artikel können Sie gerne im Chilli-Magazin, 200. Ausgabe, Oktober-November 2024 nachlesen.