25 Jahre Naturschutzgebiet Rieselfeld
Bericht aus Bürgerblättle 340, Dez. 2021 / Jan. 2022:
Seit 1996 ist das Gebiet hinter dem gleichnamigen Stadtteil ein Naturschutzgebiet. Dass diese einzigartige Kulturlandschaft vor einem viertel Jahrhundert unter Schutz gestellt wurde, hatte ja auch direkt mit der Entwicklung des damals neuen Stadtteils zu tun. Der östliche Teil wurde bebaut, der westliche Teil sollte (als Ausgleichsmaßnahme) erhalten bleiben: so entstand die Idee zum Schutzgebiet. Seit 2006 ist es ein Flora und Fauna Habitat (FFH-Gebiet), zusätzlich ab 2010 auch Vogelschutzgebiet und Teil des Schutzgebietsnetzes Natura 2000.
Wie sich das Gebiet (die Natur) dort heute zeigt, hat enorm viel mit einer historischen „Last“ zu tun: „Nomen est Omen“. Seit Ende des 19. Jahrhundert wurden hier die Abwässer der Stadt Freiburg verrieselt: die Wiesen dort wurden also mehrfach im Jahr überschwemmt mit vorgefiltertem Abwasser. Eine sehr gut funktionierende eine biologische Kläranlage (im wahrsten Sinne des Wortes). Davor bevorzugte man die direkte Entsorgung vor allem über die Dreisam (die Gemeinden Fluss-abwärts werden sich „bedankt“ haben …). Die Idee zum Rieselfeld stammte – wie so viele andere – aus der Zeit von OB Winterer: Für bis zu 30.000 Menschen war das System ausgelegt und erst 1985 wurde der Rieselbetrieb endgültig eingestellt. Ein Grund für das Ende waren übrigens auch die wachsenden (nicht organischen) Schadstoffe im Abwasser, die neuere Methoden in Kläranlagen erforderten. Das beim Wachstum der Stadt Freiburg die Flächen aber ohnehin nicht mehr reichten, ist auch klar.
Mit der Verrieselung ist also die heutige Landschaftsgestaltung entstanden: Wiesen und Ackerflächen mit bester Düngung und dadurch fruchtbaren Böden, umrahmt und durchzogen von einem kilometerlangen System mit Gräben, eingefasst mit Tausenden von Obstbäumen für die Freiburger Frisch-Obst-Versorgung. Deshalb findet man im Gebiet auch heute noch reihenweise Apfel- und Birnen-Bäume mit alten Sorten. Das Gelände wurde vom Mundenhof aus bewirtschaftet; so wurden z.B. bis zu 400 Rinder versorgt.
Das alles ist heute eine einzigartige Landschaft mit vielfältigen Lebensräumen und ein Eldorado für Vögel und Insekten. Auch unsere Störche sind dort im Sommer gelegentlich unterwegs. Seit 2001 gibt es einen etwa fünf Kilometer langen Naturlehrpfad: an 27 Stationen wird viel Wissenswertes erläutert.
Eine solches Jubiläum muss natürlich auch „begangen“ werden; natürlich in Corona-bedingtem Rahmen: Deshalb trafen sich Vertreter verschiedener Umweltschutz-Organisationen und ehrenamtliche Unterstützer Anfang November zu einer kleine Expedition durch das Gebiet (in Begleitung von Umweltbürgermeisterin Christina Buchheit).
Und schon sind wir bei der Perspektive des Titelbildes: Die weite Landschaft, dann auch noch Wasserbüffel oder (schottische) Hochlandrinder oder Bisons in der Nähe des Mundenhofs; da fehlt kaum noch etwas vom Bild des „Wilden Westens“.
Die Redaktion
Bericht aus Bürgerblättle 340, Dez. 2021 / Jan. 2022.