Wanderung zur Eröffnung der Kaiserstuhltage in Nimburg

Bericht im Bürgerblättle 240, Okt. 2016


Am Wochenende 16./17. Juli waren die Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils Betzenhausen/Bischofslinde zu den Kaiserstuhltagen eingeladen, die ihre Partnergemeinde Teningen im Ortsteil Nimburg ausrichtete.

Die Wanderung wurde bereichert durch viele Geschichten, die sich im Teninger Allmend ereignet haben.  Herr Armbruster hat mir dankenswerter Weise seinen Bericht zu dieser Wanderung überlassen. Die Wanderung führte uns auf überwiegend schattigen Waldwegen nach Nimburg. Hier der Bericht von Herrn Kurt Armbruster:

D’Teninger Allmend: Ein Wald mit vielen Geheimnissen

Fast jeder kennt die Teninger Allmend, doch nur wenige wissen, was es dort an Geschichte und Natur zu entdecken gibt. Der Wunsch, das alles zu erfahren und sich dabei zu bewegen hat bei schönstem Sommerwetter eine stattliche Anzahl von Wanderern in die Teninger Allmend gelockt. Geführt von Kurt Armbruster, Kaiserstühler Gästeführer lernten sie den heimischen Wald näher kennen. Die Teninger Allmend ist das größte zusammenhängende Auenwaldgebiet zwischen Basel und Karlsruhe. Die Geschichte zur Allmend erklärte Armbruster den Teilnehmern beim Teninger Trimm-dich-Pfad.

Bis  1787  war er komplett im Besitz des Markgrafen von Baden, der damals Teile der Allmend den Gemeinden als Nutzwald überließ. Das Innere als „Filetstück“ blieb in seinem Besitz, bis er aufgrund politischer Veränderungen zum Staatswald wurde. 1400 Hektar – also in etwa 1600 Fußballfelder! – umfasst die Allmend-Fläche, doch sie schrumpft von Jahr zu Jahr. „An allen Seiten wird geknappert“, berichtet Kurt Armbruster. “In den vergangenen 100 Jahren gingen in der Allmend 200 Hektar Wald durch Neubaugebiete, Straßen, Gewerbe und Industrie verloren“, erklärte er weiter. Das letzte große derartige Projekt war die Erweiterung der Firma Graf an der Autobahn zwischen Teningen und Nimburg. Doch es ist inzwischen gelungen, abgeholzte Flächen vollständig durch Wiederaufforstung auszugleichen.

Was Flora und Fauna betrifft, so besitzt der Wald einen große Anteil an Baumarten wie Eichen, Erlen, Eschen und Buchen, bedrohte Arten wie Hirschkäfer oder Fledermaus sind im Teninger Allmendwald ebenso zu Hause. Beim ersten Stopp wurde auf die Trinkwasserversorgung  der Gemeinde eingegangen. Aus zwei Tiefbrunnen wird das  Wasser ausschließlich aus dem Muschelkalk, ab einer Tiefe von 80 bis 107 Metern entnommen. Die Wasserversorgung unserer Bürger ist mit einwandfreiem Trinkwasser gewährleistet.

Einige Wanderer wollten über das Seegrasrupfen mehr erfahren und Armbruster ging gerne darauf ein. Das „Seegrasrupfen“ war in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein traditioneller Nebenerwerb in Teningen. Aus der im Allmendwald wachsenden langblättrigen, zähen Grasart wurden u.a. Seile für Getreidegarben und für den häuslichen Gebrauch wurden Strohschuhe, in Kriegszeiten, so auch während des 2. Weltkrieges wurden Matratzen für Lazarette und Truppenunterkünfte hergestellt.

In den Jahren um 1850 sollen jährlich 3000 bis 4000 Zentner gesammelt, zu Zöpfen verarbeitet und verkauft worden sein. So durfte um 1900 nur unter Aufsicht eine Waldhüters (heute Förster) gesammelt, zudem nicht gesichelt sondern nur gerupft werden. Von großem Interesse war die Geschichte  um das Bäckermaidli (Bäckermädchen).

1758 war ein Bäckermaidli von Nimburg nach Emmendingen unterwegs um Backwaren auszuliefern. Der Weg führte durch die Allmend. Aber es gab Räuber in diesem Waldstück und schon Tage vorher hatte man zwei fremde Reiter gesehen. Das Maidli hatte den Erlös der Backwaren gut unter ihrem Hut versteckt. Auf dem Rückweg wurde sie überfallen und ausgeraubt. Am anderen Tag wurde die Bäckermaid gefunden. Der Kopf war abgeschlagen und der Hut fehlte. An der Stelle, wo man das Mädchen fand steht ein alter Gedenkstein. Die Mörder wurden nie gefasst und die beiden Reiter nie mehr gesehen- so der Volksglaube.

Weiter gings auf labyrintischen Wegen, bei dem der eine oder andere schon einmal den Überblick verlor. Gut nur, dass Wanderführer Armbruster sich hier bestens auskennt. Einige Wege waren unzugänglich und die Teilnehmer wurden in eine richtige Auenlandschaft versetzt. Die Allmend sah im 18. Jahrhundert so aus – sie war deshalb nur schwer zugänglich und wurde entwässert. Weil der Grundwasserspiegel sank, werden heute die ehemaligen Entwässerungskanäle als Bewässerung genutzt.

Im Namen des Bürgervereins Betzenhausen-Bischofslinde bedankten sich Helmut Schiemann und Beate Diezemann im Namen der Wandergruppe bei Kurt Armbruster für die gelungene Führung.

Helmut Schiemann