Geschichtliches zum Stadtteil Betzenhausen

10 Jahre Jugendzentrum CHUMMY

Ein Fest zum Jubiläum hat Corona in diesen Jahr leider verhindert. Aber jetzt zum Jahresende haben die Chummy-Mitarbeiter:innen noch ein schönes Jubiläumsheft erstellt (weiter zum PDF-Download).

 

Seit in den 1960er Jahren der Stadtteil Bischofslinde gegründet wurde, gab es Bestrebungen aus der Bürgerschaft auch einen Treffpunkt für die Kinder und Jugendlichen zu gestalten. Zu Beginn wurden Jugendräume im Kellergeschoß des neugebauten Gemeindehauses von St. Albert angedacht. Mitte/Ende der 1970er Jahre gab es beim Bau der Matthäuskirche einen zweiten Anlauf, Räume für ein Jugendzentrum zu schaffen. Beide Vorhaben kamen zum damaligen Zeitpunkt jedoch leider nicht zustande.

So gab es vor etwa 20 Jahren, zum Zeitpunkt des ersten Freiburger Jugendrates, keine Einrichtung für die Jugend des Freiburger Stadtteils Betzenhausen-Bischofslinde. Sebastian Hammerich machte, als damaliger Jugendrat aus dem Stadtteil, gemeinsam mit der evangelischen Pfarrerin Frau Petzold auf den großen Bedarf für ein Jugendzentrum aufmerksam.

Daraufhin machte der Bürgerverein die Einrichtung eines Jugendtreffs zu seinem Thema: Mit Vertreter_Innen aller für dieses Vorhaben relevanten Institutionen im Stadtteil wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, um einen geeigneten Standort zu finden und eine Konzeption zu entwickeln. Ende der 1990er Jahre wurde schließlich ein eigener Trägerverein gegründet und mittels eines Wettbewerbes an der Anne-Frank-Grundschule der Name „Chummy“ gefunden.

Der „Trägerverein von Chummy Jugendzentrum in Betzenhausen-Bischofslinde e.V.“, unter seinem damaligen Vorsitzenden Thomas Hammerich, organisierte in angemieteten Räumen der katholischen Kirchengemeinde St. Albert und der evangelischen Matthäus-Gemeinde die ersten Anfänge einer nicht kirchlichen, nicht gebundenen Jugendarbeit im Stadtteil. Die angebotene Tanzgruppe und die Offenen Treffs fanden rasch regen Anklang unter der jungen Zielgruppe. Diese „Übergangsphase“ dauerte schlussendlich jedoch fast 10 Jahre.

Einweihung Chummy am 23.07.2010

Erst als der Ältestenrat der Matthäusgemeinde sich dafür entschied, die Kellerräume der Matthäuskirche langfristig an den Chummy-Trägerverein zu vermieten, konnte das Chummy im Jahr 2009 dort einziehen und die Räume im Juli 2010 offiziell eröffnen (siehe Bild).

Spätestens seitdem ist das Chummy Jugendzentrum offizieller Teil der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Freiburg und bietet Kindern und Jugendlichen, aus dem Stadtteil aber auch stadtweit, an fünf Tagen in der Woche eine Anlaufstelle und einen Treffpunkt.

Neben der Offenen Tür und geschlechterspezifischen Gruppenangeboten werden Tagesausflüge gemacht, Ferienbetreuungen angeboten und Ferienfreizeiten bzw. Hüttenwochenenden durchgeführt. Längst lässt sich nicht alles was bisher an Projekten und Aktionen durchgeführt wurde hier in Kürze wiedergeben. Wichtig ist jedoch:

Kindertreff kreativ

Bei alldem sollte und soll weder der Spaß noch die (informelle) Bildung zu kurz kommen! Genau das macht die Offene Kinder- und Jugendarbeit und mit ihr das Chummy zu etwas besonderem. Denn das Jugendhaus bietet eine Lern- und Erfahrungswelt, wie sie Kinder und Jugendliche heutzutage nur noch selten finden. Es gibt wenig vorgegebenen Inhalt, Regeln und Pflichten werden mit den Besucherinnen und Besuchern gemeinsam ausgearbeitet. So werden selbstbestimmte Möglichkeiten für die Persönlichkeitsentwicklung geschaffen.

Wer sich genauer über die pädagogische Arbeit und die dahinterstehenden Konzepte der Offenen Kinder- und Jugendarbeit informieren möchte, kann dies auf der Website der AG OKJA (Arbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und Jugendarbeit Freiburg) www.okja-freiburg.de  oder der AGJF (Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Baden-Württemberg) www.agjf.de  tun.

Nicht zuletzt bedarf es für eine gelingende Jugendarbeit oftmals einer Kooperation mit anderen Vereinen und Institutionen aber auch einzelnen Mitbürgern (aus dem Stadtteil). Daher möchten wir uns an dieser Stelle bei all denen bedanken, die uns in den vergangenen 10 Jahren in unterschiedlichster Art und Weise unterstützt haben und hoffen auch in den nächsten 10 Jahren auf so viele tolle Menschen zu treffen.

Michael Muschiol (Chummy Hausleitung)

Beitrag im Bürgerblätte 263, Okt 2020


Mehr über die Arbeit im Jugendzentrum ist auf der Homepage des Chummy zu finden, siehe www.chummy-jugendzentrum.de; oder einfach mal vorbeischauen in der Sundgauallee 31.

Hier zwei kleine Erinnerungen an die Umbau-Maßnahmen im Jahr 2010:

Gestaltung Aussenbereich

Streichaktion Thekenbereich

 

 

 

 

 

 

 

Und hier noch Eindrücke von den Räumen im Innenbereich heute.

Billiard-Raum

Hauptraum mit Theke

 

Eintracht Sportzentrum Tränkestrasse

Im Jahr 2020 konnten wir auf 100 Jahre Fußball in Betzenhausen zurückblicken. Über Beiträge in unserem Stadtteil-Magazin “Bürgerblättle” haben wir Einzelthemen aus dieser Zeit aufgegriffen. Hier ein Rückblick auf das Sportzentrum Tränkestrasse im Bürgerblättle 264 (Dez. 2020).


Seit 100 Jahren rollt der Fussball in Betzenhausen!

Als im April 1911 ein Verein Namens „Hertha Freiburg“ gegründet wurde, war damit der Grundstein für Vereinsfussball im Freiburger Westen gelegt. Danach zog sich die Fussballgeschichte im Freiburger Westen über Nachfolgevereine, Neugründungen und Zusammenschlüsse bis zu dem hin, was wir heute kennen, nämlich den 2004 neu entstandenen Sportfreunden Eintracht Freiburg, die mit Blick auf ihre Uroma Hertha 2011 die „100 Jahre Sport im Freiburger Westen“ gebührend feiern konnten.

Wir vom Bürgerblättle möchten daran anknüpfen, die Geschichte aber mit dem Jahr 1920 beginnen lassen, als fußballbegeisterte Betzenhausener zur Gründung des „FC Betzenhausen“ zusammenkamen. Doch wo sollte man das tun, wofür man den Verein gegründet hatte, wo konnte auf der Betzenhäuser Gemarkung der Ball rollen? Zunächst nirgendwo, so dass man sich zum Kicken „auswärts“ treffen musste, nämlich auf dem Gelände des Flugplatzes.

Erinnerungen an das Sportzentrum Tränkestrasse

So weit weg von Betzenhausen, dass konnte jedoch keine Dauerlösung sein und so fand sich eine Wiese an der Tränkestrasse, wo ab 1928 Torschreie zu hören waren.

Durch die Wirren des zweiten Weltkriegs war 19 Jahre später erst mal Schluss mit Fußball. Bis 1955 – also ein Jahr nach dem “Wunder von Bern” – die Neugründung als “SV Lehen-Betzenhausen” mit einer Herren- und einer Jugend-Mannschaft begann. Zunächst weiterhin ohne echte „Platzheimat“, denn gekickt wurde zwar teilweise auch an der Tränkestrasse, das Vereinslokal mit Umkleidemöglichkeiten war jedoch das Gasthaus Schützen in Lehen (immerhin 10 Minuten Fußweg, die Paduaallee gab es ja noch nicht).

Eine Jugendmannschaft auf dem Platz an der Tränkestrasse, das Vereinsheim im Hintergrund (vermutlich 1969, damals noch ein Rasenplatz)

In den 1960-ger Jahren entstand dann an der Tränkestrasse ein modernes Fussballgelände einschließlich eines schmucken Vereinsheims mit integrierter Gaststätte. Modern war dies auch deswegen, weil der Platz in den 1970-ger Jahren zu einem exakt planierten Hartplatz aufgerüstet wurde, was aus damaliger Sicht ein echter Fortschritt gegenüber den bisherigen „Buckelmatten“ war.

Mit der Inbetriebnahme erhielt der Fußball in Betzenhausen einen beispiellosen Aufstieg. Insbesondere mit ihrer Vielzahl an Fußball-Jugendmannschaften wurde der fortan in  „Eintracht Freiburg “  umbenannte Verein führend in Freiburg und der ganzen südbadischen Region. Also auch kein Zufall, dass unser Bundestrainer Jogi Löw in Betzenhausen seine Karriere als Jugendspieler begann und in der  Saison 1977/78 mit der A-Jugend Vizemeister in Südbaden wurde.

Vieles weitere gäbe es noch zu erzählen: z.B. über das Spiel der Eintracht im Jahr 1970 (da waren es 50 Jahre Fußball in Betzenhausen), als an der Tränkestrasse gegen die Bundesligamannschaft von Schalke 04 mit dem legendären Trainer Rudi Gutendorf gekämpft wurde. Zum Schluss stand es 2:5 für Schalke: die Eintracht hat sich also wacker geschlagen.

Aber nicht nur dem Vereinsfussball diente das Sportzentrum an der Tränkestrasse. Vielmehr war dies auch sozialer Treffpunkt für Jung und Alt. So tummelten sich auf dem Hartplatz Kinder und Jugendliche zu jeder Tageszeit, wohlwollend beobachtet von den älteren Semestern, die es sich auf der Außenterrasse der Vereinsgaststätte bei Weizenbier oder Weinschorle gemütlich gemacht hatten. Insofern auch verständlich und symbolisch, dass dieses Gebäude über zwei Jahrzehnte als Titelbild der Eintracht-Nachrichten zu sehen war (bis 1989).

Die Geschichte des Sportzentrums endete 2005: jetzt befinden sich auf dem Gelände schmucke Reihenhäuser, die sich um einen grünen Innenhof reihen. Eine Veränderung, die mit einem weinenden und einem lachenden Auge zu kommentieren ist. Einerseits ging mit der Neubebauung ein Stück Fußball- und Freizeitkultur unter, andererseits wurde so der Betzenhauser Fussballgeschichte eine  Zukunft gegeben. Mit dem Verkauf des Geländes an der Tränkestrasse war die Fusion der beiden Westvereine Eintracht und Sportfreunde verbunden. Das in die  Jahre gekommene Weststadion an der Grenzstrasse konnte auf Vordermann gebracht und somit gesichert werden, dass auch nach hundert Jahren in Betzenhausen weiterhin der „Ball rollt“.

Wir möchten an dieser Stelle Respekt und Dank den Personen aussprechen, die sich in der hundertjährigen Geschichte rund um den Fußball und seiner Infrastruktur ehrenamtlich engagiert haben. Insbesondere auch dafür, dass sie  Generationen von fußballbegeisterten jungen Menschen begleitet haben.

Nicht nur die Tränkestrasse, sondern auch das idyllisch gelegene Fußball Areal an der Gaskugel ist eng mit der Fußball Geschichte von Betzenhausen verbunden. Wie es dazu kam und was das Gelände heute noch für den Betzenhauser Fußball bedeutet, dazu möchten wir in der nächsten Ausgabe noch etwas schreiben.

(Beitrag aus Bürgerblättle 264, Dez. 2020).

 

Das Bürgerblättle vor 40 Jahren (1980)

Im Jahr 2020 haben wir in einer kleinen Beitragsserie 40 Jahr zurück geschaut, also ins Jahr 1980: Damals erschien das Bürgerblättle noch monatlich und hatte meistens 8 Seiten (siehe Details zur Geschichte des Bürgerblättle hier, im Januar 1976 gabe es die Erstausgabe). Nachfolgend also die wichtigsten Themen des Jahres 1980 in Stichworten zusammengefasst (denn PDF gab es zu der Zeit ja wirklich noch nicht).


Es gab also auch zwei Ausgaben an der Jahreswende 1979/1980.

Der Bürgerverein hatte einen langjährigen Vorsitzenden: er hieß Willy Kapp und war schon damals für die einleitenden Worte im Bürgerblättle verantwortlich. Seine zeitlosen Wünsche zum Jahreswechsel möchten wir direkt an unsere heutigen Leser weitergeben (siehe Abdruck der damaligen Titelseite). Spannend sind aber auch die weiteren Themen, die angesprochen wurden. Hier eine Auswahl:

Es gab kurzzeitig die Idee für einen Wochenmarkt im Bezirk Bischofslinde. In der Ausgabe zuvor hatte es schon eine Umfrage im Bürgerblättle gegeben. Ergebnis: „Die Resonanz war sehr gering. Der Vorstand des Bürgervereins hat deshalb … beschlossen, das Projekt nicht weiter zu verfolgen“. Ein paar Monate später kam das Thema dann doch wieder auf und es wurde sogar ein Antrag bei der Stadt gestellt. Das fand aber dort erst recht keinen Gefallen, weil es ja auch in Weingarten nicht funktionieren würde…

Auch Gewann Obergrün war ein Thema: „Im Zusammenhang mit einer öffentlichen Fraktionssitzung der CDU… hatte auch der Bürgerverein … Gelegenheit, sich zu der Absicht zu äußern, inwieweit das Gewann Obergrün bebaut werden soll. Der Bürgerverein hat keine Einwendungen dagegen, daß das Obergrün nicht voll verbaut wird, damit auch ausreichende Grünflächen erhalten bleiben“. Kaum zu glauben, dass es grad heute wieder aktuell ist.

Aus den Neujahrswünschen in der Ausgabe zum Januar 1980: „… den allumfassenden Frieden zu erstreben: diesen Frieden, der noch nie so notwendig war wie in dieser durch die heutigen Vernichtungswaffen gefährdeten Zeit. Wir müssen auch an die Zukunft der nach uns kommenden Generationen denken und ihnen einen lebenswerten Lebensraum überlassen.“ Den Worten von Herrn Kapp ist wohl kaum etwas hinzuzufügen.

Zum Abschluss aber doch noch etwa aus dem Humor-Kästchen. Überschrift „So etwas…“: „Vorhin hat ein Bettler bei uns geklingelt. Ich habe ihm einen Teller Suppe und eine Mark gegeben. – Hat er die Suppe gegessen? – Natürlich! – Dann hat er sich die Mark auch verdient!


Themen der Ausgabe Febr. und März 1980

Schon zu diesem Zeitpunkt gab es erste Sitzungen zur Idee einer Landesgartenschau: „Die Chancen sind … günstig, daß Freiburg 1986 bzw. innerhalb des Zeitraums von 1986 bis 1990 von der Landesregierung den Zuschlag erhält“ – „Das Gelände der LGS soll als Gebrauchs- und Volkspark konzipiert werden und überwiegend der Erholung, des Sports und der Freizeitgestaltung des Bürgers dienen“.
Es folgte eine äußerst detaillierte Beschreibung von Ideen, die zum großen Teil später auch realisiert wurden. Und es hat auch geklappt mit dem Jahr 1986: die LGS wurde Grundlage für den Seepark, wie wir ihn heute kennen.

Die Padua-Allee war in Bau, aber eine Fußgängerunterführung an der Brücke über die Dreisam war anfangs nicht vorgesehen: „Der Bürgerverein setze sich für eine Fußgängerunterführung im Bereich Padua-Allee/Zinklern ein. Der Bauausschuß des Stadtrats stimmte diesem Wunsch zu, wie die Stadt mit Schreiben vom 4.12.79 mitteilte“. Ausdrückliches Ziel dahinter: „… dass die Padua-Allee Betzenhausen und das Gewann Zinklern nach Fertigstellung des Ausbaus nicht zu stark abtrennt.“

Mit Bezug auf das Gründungsdatum 20. April 1910 wurde an 70 Jahre Bürgerverein Betzenhausen-Bischofslinde erinnert: „Im Stadtarchiv Freiburg befindet sich nämlich unter der Nummer C 4 VII/3412 die offizielle Mitteilung der Gründung als Lokalverein, wie der Bürgerverein ursprünglich hieß“. Es folgte der Text des Briefes, den man heute auch auf unserer Homepage nachlesen kann. Die 70 Jahre von damals erinnern auch daran, dass der Bürgerverein heute bei 110 Jahren angekommen ist.

Zum Abschluss wieder etwas aus dem damaligen Humor-Kästchen; Überschrift So etwas…: Was ist der Unterschied zwischen Geiz und Sparsamkeit? fragt der Sohn den Vater.„Wenn ich meinen Wintermantel schone, um ihn nächstes Jahr noch tragen zu können, dann bin ich sparsam, aber wenn ich deine Mutter bitte, ihren Wintermantel noch ein weiteres Jahr zu tragen, dann bin ich geizig.“


Themen der Ausgabe April und Mai 1980

Der Titel lässt es schon anklingen: im Zentrum der April Ausgabe stand ein Rückblick auf die Jahreshauptversammlung 1980 des Bürgervereins; damals abgehalten in der Gaststätte der „Eintracht“ (gibt es heute nicht mehr). Erwähnt wurde ein “zügig vorgetragener Rückblick” und (schon damals) ein “Vortrag zur Energieeinsparung”.

Dann im Mai ging es wieder um den Verkehr in der Dietenbachstrasse: Sperrschilder für Lkw und Omnibusse waren auf Drängen des Bürgervereins aufgestellt worden, aber das Fahrverbot wurde nicht ausreichend eingehalten. Zur Erinnerung: die Westrandstrasse war noch im Bau und die Dietenbachstr. fungierte als Durchgangs-Strasse (1970 wurden 4.700 Fahrzeuge am Tag gezählt, 1980 dann schon unglaubliche 12.300).

Dann direkt danach die zeitlose Überschrift Radfahren ist „in mit dem Hinweis: “Die Stadtverwaltung ist an die Bürgervereine herangetreten, Vorschläge zu machen, wo Radwege ausgebaut werden sollten”. Enttäuscht zeigte man sich aber an anderer Stelle darüber, dass es “bei den innerstädtischen Verkehrsstraßen keine Hinweisschilder auf Betzenhausen  gäbe”.

Mit den Ausgaben im Frühjahr 1980 begann eine Serie von Beiträgen zur Entwicklung der „Stadtbahn in den Westen“, die wir heute als Linie 1 kennen (eingeweiht 1983). Enthalten ist einiges, was heute skurril wirkt, insbesondere wenn es um die Querung des Bahnhofs geht: Favorit war für einige Zeit eine Lösung in Hochlage („Stelzenlösung“) über den Bahnhof und auch gleich über die Escholzstraße bis zur Fehrenbachallee. Dieses Vorhaben stieß aber im Stühlinger auf wenig Gegenliebe. So kam die Idee auf, den Bahnhof auf einer Länge von ca. 1 km zu untertunneln (von der Universitätskirche bis Escholzstrasse). Letztendlich waren es dann vor allem finanzielle Gründe, die zum Kompromiß in Form der heutigen Stadtbahnbrücke geführt haben (zum Glück möchte man sagen). Wer mehr wissen möchte: die Beitrags-Serie zur Stadtbahn in den Westen im Bürgerblättle 1980 ist zum Nachlesen hier abgelegt.


Themen der Ausgabe Juni bis Sept. 1980

Auf dem Titelbild der Juli Ausgabe findet man ein Bild von Störchen auf dem Turm der St. Thomas Kirche. Also absolut passend zu unserem heutigen Bericht an anderer Stelle. Bemerkenswert aber auch der Text dazu: „Nach vielen Jahren nisten wieder einmal Störche auf dem Betzenhauser Kirchturm. Hoffentlich fühlen sie sich auf dem Hock als „Ehrengäste“ und überstehen ihn, wie sie das Unwetter am 21. Juni überstanden haben.“ Gleichzeitig im Heft natürlich die Einladung zum jährlichen Hock, der von diversen Vereinen aus dem Stadtteil organisiert wurde (später auf dem Betzenhauser Torplatz).

In der Sept. Ausgabe dann der Bericht über den Hock, der gelungen und besonders gut besucht war, aber leider nicht mit bestem Wetter gesegnet. Ob die Störche es ertragen haben, ist leider nicht dokumentiert. Aber dass es überhaupt in diesem Jahr Störche gab, war Initial-Zündung für weitere Aktivitäten und letztendlich Basis für die erfolgreiche Rückkehr.

Auch bemerkenswert: der Sportpark Sonnland erhielt in diesem Jahr 1980 erstmalig einen Sonderpreis beim Landeswettbewerb „Vorbildliche Campingplätze in der Landschaft“.

Hinweis: diese Zusammenfassung haben wir in Ausgabe 262 von Aug./Sept. 2020 gedruckt und passende dazu ein Titelbild mit St. Thomas Turm erstellt, das aus der gleichen Position wir vor 40 aufgenommen wurde.


Themen der Ausgabe Okt. bis Dez. 1980

Ein letztes Mal schauen wir zurück.

Zentrales Thema im Okt. 1980 waren aufkommende Zweifel, ob die Westrandstrasse wirklich fertiggestellt wird (z.B. fehlte überhaupt noch die Anbindung an den Zubringer). Es gab Kompetenzstreitigkeiten zur weiteren Finanzierung und die Bedenken beim waren so stark, dass man sich zusammen mit anderen Bürgervereinen aus dem Westen über eine Resolution an die zuständigen Stellen wandte, um dem Weiterbau Nachdruck zu verleihen (Landesministerium Verkehr, Regierungspräsidium und Stadt Freiburg).

Parallel wurde endlich die Sperrung der Dietenbachstrasse für LKWs von der Stadt bestätigt. Dafür hatte sich der Bürgerverein längere Zeit eingesetzt. Man erinnere sich: diese schmale Strasse wurde genutzt, um über die Dreisam zu kommen (und das waren dann teilweise über 12.000 Kfz am Tag).

Berichtet wurde auch vom Fortschritt bei Renovierungsarbeiten in der St. Thomas Kirche, wobei u.a. Verzierungen aus der Barockzeit freigelegt wurden. Die Orgel wurde abgebaut und in die Werkstatt eines Orgelbaumeisters gebracht.

Im November berichtete die SV Eintracht von der Übergabe des neuen Hartplatzes in der Tränkestrasse an den Verein (heute gibt es den Platz ja nicht mehr). Gleichzeitig wurde der Rasenplatz an der Gaskugel in das Rekultivierungsprogramm 1981 aufgenommen. Mit Dank wurde registriert, dass die Stadt “ein offenes Ohr für die Probleme des Vereins” zeigte.

Das Titelbild der Dez. Ausgabe des Bürgerblättle zierte “Der neue Barockaltar aus der St. Thomas-Kirche” als ein “künstlerisches Kleinod Betzenhausens“: das ist glücklicherweise auch heute noch so.

 

Das Rathaus von Betzenhausen

Foto: Archiv Kultur- und GeschichtsKreis

Ein Rathaus vermutet man bei uns im Stadtteil eigentlich überhaupt nicht. Und doch gab es ein solches Gebäude für mehr als 100 Jahre.

Betzenhausen war im Jahr 1806 selbstständig geworden: von da ab gab es einen Bürgermeister, einen Gemeinderat, eine Bürgerausschuss und zugehörige Sitzungen. Aber Betzenhausen besaß zuerst kein eigenes Rathaus: folglich fanden die Sitzungen in einem Gasthaus statt (es war wohl der Bären) und Akten lagerte der Bürgermeister in seinem Privathaus (nebenbei: das Amt des Bürgermeisters war zu jener Zeit ehrenamtlich). Natürlich war das alles kein richtig guter Zustand.

Aber es brauchte seine Zeit, bis Betzenhausen endlich ein eigenes Rathaus mit Versammlungsraum und Archiv bekam. Erst im Jahr 1853 war es so weit und das zugehörige Gebäude stand an der damaligen Lehener Straße, heute dürfte das etwa die Sundgauallee 69 sein.

Nach der Eingemeindung 1908 wurde das Gebäude als städtische Dienststelle genutzt; der Weg für Betzenhauser Bürgern nach Freiburg war ja immer noch weit (ohne heutige Verkehrsmittel wie Straßenbahn). In der nationalsozialistischen Zeit wurde das Haus zur Parteizentrale und Treffpunkt zugehöriger Gruppen.

Den Zweiten Weltkrieg überstand das Haus sogar recht gut und so wurde es zu einem privaten Wohnhaus. Aber dann kam städtische Planer mit dem Ausbau der Lehenerstraße zur Sundgauallee: Das ehemalige Rathaus stand im Weg und so folgte Mitte der 1970-er Jahre der Abriss (wie bei einigen anderen Gebäuden auch, die dort noch für den alten Kern von Betzenhausen standen).

Siehe auch unseren Beitrag mit Blick in die gesamte Geschichte von Betzenhausen.

Gasthaus Bären

Bereits ab 1570 läßt sich in Betzenhausen ein Gasthaus nachweisen; siehe unseren Beitrag zur Geschichte von Betzenhausen: “Die Gemeinde und ihre Einrichtungen“. ln der Beschreibung des Dorfes von 1683 wird der ,,Beren” erstmals schriftlich erwähnt. In der Feuerversicherung von 1855 wurden zwei Gasthäuser beschrieben: Ein “Gasthaus zur Krone” und “Gasthaus zum Bären” (damals wohl bewirtschaftet von Dominikus Weber). Der Bären bestand demnach aus einem zweistöckigen Gebäude mit Gewölbekeller und kleineren Anbauten für Abort, Schweinestall und Metzgerei. Dieser Gasthof zum Bären wurde wohl um 1840 erbaut.

Die Abbildung hier stammt vermutlich aus dem Jahr 1910. Damals hatte der Bären die Adresse Lehener Straße 385: Das entspricht etwa der heutigen Ecke Sundgauallee und Hofackerstraße. Dort ist heute ein kleiner Platz mit einem größem Gebäude dahinter und da findet sich ja auch wieder Gasthof/Hotel “Bären”: was zwischen damals und heute passiert ist , wollen wir hier kurz ansprechen.

Die frühere Lage war äußerst verkehrsgünstig an der Kreuzung von zwei damals wichtigen Durchgangsstraßen: der Lehener Straße als Ost-West-Verbindung zwischen Freiburg und Umkirch und die Hofacker- bzw. Dietenbachstraße als Nord-Süd-Verbindung in Richtung St. Georgen.

Im Jahre 1806 war Betzenhausen eine selbständige Gemeinde geworden: besaß aber erst 1853 ein eigenes Rathaus. Also fanden die Sitzungen von Bürgerausschuss und Gemeinderat vorher im Gasthaus Bären statt.

Eigentümer und Wirte des Bären wechselten mehrfach. Mit dabei war ab 1879 auch Markus Kuhner, der über lange Jahre auch Bürgermeister von Betzenhausen war. Am Ende wollte er aber wohl doch lieber Wirt sein. Um  1909 hieß der Wirt Otto Klein und er installiert im Bären sogar eine Kegelbahn.

Beim Bombenangriff auf Freiburg im Nov. 1944 wurde auch Betzenhausen schwer getroffen, insbesondere den damals zentralen Kreuzungsbereich Hofackerstraße, Dietenbachstraße mit Lehener Straße (heutige Sundgauallee). Dabei wurde auch der “Bären” zerstört bzw. ist komplett ausgebrannt. Geblieben waren wohl nur zentrale Wände und Keller. Von den Nebengebäuden blieben nur Trümmer.

Die Stadt hatte nach dem Krieg eigene Vorstellung, wie ein Wiederaufbau von Betzenhausen aussehen sollte: vor allem die Auto-orientierten Verkehrswege hatten Priorität. Aber diese Neuplanung brauchte auch Zeit: Deshalb gab es für das Gebiet um den alten “Bären” im ersten Schritt eine Bebauungssperre. Ab 1948 wurde eine neue Gastwirtschaft gebaut, etwas abseits vom alten Standort und unter dem dem Namen “Zum Bären” (Betrieb über Frieda Meier). Wieder war eine Metzgerei dabei.

Ab den 1960 Jahren wurde Betzenhausen großzügig ausgebaut: die StuSie kam hinzu, ebenso Bischofslinde. In den 1970-er Jahren folgte der Aus- und Umbau der Lehener Straße zur breiten Sundgauallee: also stand der Gasthof “Zum Bären” nach gut 20 Jahren wieder im Weg und wurde abgerissen. Gleichzeitig entstand mit weiterem Abstand zur Kreuzung ein Gebäudekomplex, in dem das heutige Hotel und die Gaststätte “Bären” einziehen konnten (siehe www.baeren-freiburg.de). Glücklicherweise ist dort einiges an rustikaler Athmosphäre wieder zu finden.

30 Jahre Japanische Garten

Der Japanische Garten am Seepark ist ein Geschenk der Partnerstadt Matsuyama an die Freiburger Bevölkerung. Er wurde geplant vom japanischen Gartenarchitekten Yoshinori Tokumoto, der ab Herbst 1989 mit drei japanischen Gärtnern an dem Garten arbeitete. Von Freiburger Seite halfen damals bis zu zehn Gärtner, die bei der Gelegenheit die spezielle Technik der Garten-Pflege erlernten (z.B. Schneiden, Schienen und Binden der Gehölze). Der Garten hat eine Größe von 3.500 m² und wurde am  05. Mai 1990 feierlich eröffnet (also haben wir jetzt einen runden Geburtstag).

Zum Hintergrund: Matsuyama ist seit Oktober 1988 Partnerstadt von Freiburg. Eine Stadt im Süden Japans, mit einer halben Millionen Einwohnern, touristisch attraktiv wie Freiburg: vielleicht sogar die Wiege der Japanischen Bade-Kultur. Mit dieser Partnerschaft entstanden regelmäßige Austauschprojekte zwischen beiden Städten: Bürgerreisen ca. alle zwei Jahre, gemeinsame Musik-Veranstaltungen, Schüleraustausch (etwa beim Goethegymnasium) und auch der SC Freiburg hat einen Freundschaftsvertrag mit dem FC Ehime dort. Und auch in Fragen des Umweltschutzes ist man in fruchtbarem Austausch, denn Matsuyama soll nach der Katastrophe von Fukushima als Modellstadt für erneuerbare Energien und Umweltschutz werden. Und noch eine Gemeinsamkeit: in Matsuyama gibt es den  Freiburger-Garten mit einer Element, das an die Spitze vom Freiburger Münster erinnern soll (ein Geschenk aus Freiburg).

Japanische Gärten können sehr unterschiedlich sein und Regionen Japans haben sogar eigene Stile: naheliegend, dass der Garten in Freiburg stark dem Matsuyama-Stil entspricht. Typisch für einen Japanischen Garten ist, dass Szenen einer Landschaft zusammengefasst werden auf kleiner Fläche. In Freiburg ist es ein Wasserlauf, der von der Quelle in den Bergen über einen Wasserfall und Fluss zum Meer fliest (hier Flückigersee). Alles genauestens geplant: nichts überlässt der Architekt dem Zufall. Ein Japanische Garten lebt von den Formen der Steine, der Pflanzen, den Wasserstrukturen, aber auch von der Ruhe und Beschaulichkeit als wesentliches Element.

Auf uns wirkt diese Garten-Kultur manchmal wie eine zu groß geratene “Bonsai-Landschaft”: ist doch diese Art des Schneidens von Bäumen der europäischer Garten-Welt eher fremd. Aber gerade diese Fremdartigkeit läd auch wieder ein zu Besinnlichkeit und stiller Meditation (gut dass es einen aufregenden Kinder-Spielplatz schon einige Hundert Meter weiter gibt).

Sicher ist die Pflege dieses Gartens teurer als die einer normalen Gartenanlage, aber im Sinne der Partnerschaft mit Matsuyama wird es hoffentlich weiter gelingen, das Geschenk gut zu behandeln. An dieser Stelle herzlichen Dank an die Mitarbeiter des GuT, die mit Engagement versuchen, die Ideen des Gartens wach zu halten. Wahrscheinlich ist es der am besten gepflegte städtische Park in Freiburg. Aber leider gab es auch immer wieder Vandalismus: die BZ berichtete schon vor Jahren darüber, auch wir haben im letzten Jahr zu mehr Achtsamkeit aufgerufen im Bürgerblättle. Und leider plätscherte auch das Wasser in den vergangenen Jahren nicht immer über die Granitblöcke: für die Sommersaison wird regelmäßig ein Sponsor gesucht, der die Kosten z.B. für die Umwälzpumpe trägt.

Herr Tokumoto (er ist inzwischen verstorben) kam anfangs einige Male zurück nach Freiburg, um sein Kunstwerk wieder zu sehen und dann und wann auch wieder Rat zu erteilen, wie und wann Bäume oder Sträucher zu schneiden sind. Gelegentlich waren auch Freiburger Baumschulgärtner in Japan, um in sich in der Kunst weiter zu bilden und Anregungen mitzunehmen.

Die „Deutsch-Japanische Gesellschaft Freiburg Matsuyama e. V.“ feiert jährlich im Mai ihr Frühlingsfest „Kodomonohi“ am Garten bzw. im Bürgerhaus. Vorführungen, Ausstellungen und Workshops bieten Gelegenheit, Einblick in die japanische Kultur zu nehmen. In diesem Jahr soll das Fest am 3. Mai stattfinden; für mehr Infos siehe: www.djg-freiburg.de.

Schon gewusst? Im Japanischen Garten wurde vor wenigen Jahren einen Bank aus Bambusholz aufgestellt, die in Matsuyama gefertigt worden war. Und auch weitere Partnerstädte sind mit Bänken in ihren jeweils eigenen Stil vertreten (Besançon, Guildford, Innsbruck): diese Bänke stehen vor dem Eingang zum Bürgerhaus.

Haben Sie vielleicht Lust auf eine 360 Grad Aufnahme vom Japanischen Garten im Seepark? (aber auch das kann einen eigenen Besuch nicht ersetzen…).

Nebenbei: einen schönen Japanischen Garten gibt es übrigens auch in Bonndorf.

 

 

 

Bomben auf Freiburg und Betzenhausen (Nov. 1944)

Dieses traurige Ereignis jährte sich im Jahre 2019 zum 75-ten mal. Deshalb hier ein Rückblick.

Am 27. November 1944 wurde die Freiburger Innenstadt in einem Bombardement von 20 Minuten durch die Royal Air Force weitestgehend zerstört. Ca. 2.800 Menschen kamen nach heutiger Kenntnis zu Tode; fast 10.000 wurden verletzt und jede dritte Familie in Freiburg verlor ihre Wohnung.


Operation Tigerfish

Der Angriff liefert unter dem Namen “Operation Tigerfish”, dauerte knapp 23 Minuten und begann kurz vor 20:00 Uhr. Es wurde im ganzen Stadtgebiet etwas 3.000 Sprengbomben und 50.000 Stabbrandbomben abgeworfen (siehe auch ausführliche Darstellung mit vielen Quellen bei Tigerfish in Wikipedia).

Viele Bomben fielen auch auf Betzenhausen, das in der Anflugschneise der Flieger lag. Es gab vermutlich 89 Todesopfer, meist Kinder, Frauen und Alte. Keine Wohnung im Stadtteil war ohne Schaden, etwa die Hälfte des Wohnraums wurde vernichtet, gegen die Brandbomben scheiterten die Löschversuche. Schon kurz nach dem Angriff musste ein grosser Teil der Einwohner Betzenhausen verlassen. Wie es wohl ausgesehen hat in Betzenhausen, zeigt z.B. das Titelbild des Bürgerblättle 181 mit einer Aufnahme aus der Dietenbachstrasse.

In einem Gemeinschaftsprojekt mit der Wentzinger Realschule hat der Kultur- und Geschichtskreis Betzenhausen im Jahr 2004 dieses für Betzenhausen so schreckliche Ereignis aufgearbeitet und die Ergebnisse in einem Buch veröffentlicht.

Titel: ” Zivilbevölkerung im Bombenkrieg – Die Zerstörung Betzenhausens am 27.11.1944″.

Weitere Infos gibt es beim Kultur- und Geschichtskreis (siehe www.kuge-freiburg.de).


Der Freiburger Trümmerexpress

Als Folge dieses Bombenangriffs und kleinerer weiterer Angriffe lag Freiburg in Trümmern, die nach dem Ende des Krieges beseitigt werden mussten. Für den Abtransport aus der Innenstadt wurde von 1947 bis 1949 sogar eine eigene Bahnstrecke betrieben, der sog. “Tümmerexpress”. Sie führte nach Betzenhausen zum früheren Baggersee, der seit Anfang der 1920-Jahre südöstlich vom heutigen Flückingersee betrieben wurde: also etwa dort, wo heute der Rosengarten bzw. Grenzstrasse liegen. Letztendlich wurde dieser See durch die Trümmer wieder aufgefüllt.

Dieses Kapitel der Freiburger Geschichte hat eine Arbeitsgruppe am Friedrich-Gymnasium im Jahr 2016 in einer beeindruckenden Dokumentation aufgearbeitet (inkl. Film von ca. 14 min Länge). Viele Infos zur Trümmerbahn gibt es auch wieder Wikipedia .


 Gedenkstätte

Mitte der 1950-Jahre kam der Wunsch auf, für die Toten und Vermissten des Weltkriegs (und der Kriege davor) auch in Betzenhausen eine Gedankstätte zu errichten. So entstand die Gedenkstätte auf dem Friedhof der St. Thomas Kirche. Seither legt der Bürgerverein dort – in Vertretung der Vereine des Stadtteils – am 1. November jedes Jahres einen Kranz nieder.


Gedenktag 27. November 2019

Am 27. November 2019 beging die Stadt Freiburg diesen Gedenktag mit einer besonderen Klanginstallation, die mehrmals am Tag auf dem Münsterplatz zu hören ist. Das Musikstück der Hochschule für Musik Freiburg wurde eigens für diesen Anlass komponiert. Die Klanginstallation soll eine zweifache Botschaft zum Ausdruck bringen: erinnerndes Gedenken und Friedensappell.

Vor 19:00 bis 20:10 Uhr erinnert ein Gedenk-Läuten am Freiburg Münster und anderer Kirchen an das Bombardement. Um 20:00 Uhr begann im Freiburger Münster ein Ökomenischer Gottesdienst mit Redebeiträgen. Im Anschluss gegen 21:15 Auszug der Teilnehmenden mit Kerzen und stillem Gedenken.

Im Fritz-Hüttinger-Haus im Stadtteil Mooswald wurde aus diesem Anlass das Hörstück “Tigerfish und Schangele. Vom Keller aus die Sterne sehen” aufgeführt (18:00 bis 19:00 Uhr). Das Hörstück des gebürtigen Freiburgers Betram Denzel ist eine Nacherzählung des Zweiten Weltkriegs aus der Sicht von Schangele, die als Vierjährige die Bombennacht in der Freiburger Mooswaldsiedlung erlebt hat. Und aus der Sicht von Dr. Peter Saundby, damals acht Jahre alt: sein Vater ist Sir Robert HMS Saundby, Air Marshal bei der RoyalAir Force und „Erfinder“ der sogenannten Fishcodes für Angriffsziele in Deutschland (Freiburg =Tigerfish).

Die Dreisam


Vorab…

Die Dreisam bei Betzenhausen

Die Dreisam begrenzt unseren Stadtteil Freiburg-Betzenhausen in Richtung Südwesten auf einer Länge von ca. 1.5 km; also in Richtung des Stadtteils Weingarten bzw. dem Dietenbachgelände. Folglich ist auch die Geschichte von Betzenhausen eng mit dem Fluss vor unserer Tür verbunden: darauf wollen wir hier besonders eingehen.

Wir gehen an der Dreisam spazieren oder fahren mit dem Rad dort entlang und finden es eigentlich ganz normal, dass dieser Fluss so gerade verläuft. Und dabei hat dieses Aussehen nichts mit dem ursprünglichen Fluss zu tun, der bis vor etwa 200 Jahren vor den Toren von Betzenhausen seine Wege suchte.

Das heutige Bett der Dreisam hat durchgängig ein sog. “Doppeltrapezprofil”, das auf Planungen von Ingenieur Tulla beruht, der auch für große Teile der Rhein-Begradigung verantwortlich war (siehe Foto der Dreisam rechts, erstellt von der Brücke in der Nähe der Gaskugel).

Grundsätzlich sind viele Hintergründe zum Fluss schon auf Wikipedia ausführlich beschrieben. Und am Ende von unserem Beitrag hier ist dann auch noch eine Buchempfehlung zu finden.


Zum Namen

Info-Schild bei Stegen

Zunächst einmal der Name: “Dreisam” ist mit hoher Sicherheit auf das keltische Wort “Tragisima” zurückzuführen mit der Bedeutung “Die sehr schnelle” (“Trag” = laufen). Denn oberhalb von Zarten und Kirchzarten, wo der Zusammenfluss von Rotbach  und dem Wagensteigbach heute den Beginn der Dreisam markiert, gab es vor gut 2.000 Jahren schon eine keltische Siedlung und Befestigung: Tarodunum (für Weiteres siehe Wikipedia). Heute gibt es dort einen Fußwanderweg/Lehrpfad.

Aber es gibt auch andere Ideen zur Bedeutung, z.B. der Umstand, dass die Dreisam ja aus mehreren Schwarzwaldbächen entsteht und damit hätte auch die Zahl “drei” eine sinnvolle Begründung.

Siehe auch Info-Schild der Wandergruppe Stegen am Zusammenfluss bei Zarten.

Die Dreisam ist bereits im Jahre 864 urkundlich erwähnt (lange Zeit geführt als “Treysam”).

Bei der Gelegenheit noch ein schöner Zufall: auf thailändisch heißt “sam” auch “drei” und so ergibt sich irgendwie die “Dreidrei”.


Vom Anfang und Ende (Fluss-Verlauf)

Hier beginnt die Reise

Als Ursprung der Dreisam betrachtet man heute das Zusammentreffen von Wagensteigbach (aus Richtung St. Märgen) und Rotbach (aus dem Höllental) zwischen Kirchzarten und Stegen. Zählt man gleich noch den Ibenbach dazu, hat man drei Zuflüsse und damit eine plausible Begründung für den Namen wie oben schon erwähnt.

In früheren Aufzeichnungen wurde aber auch Wagensteigbach selbst auch unter dem Namen Dreisam geführt: die zugehörige Quelle liegt auf dann auf 940 Meter Höhe, statt 440 Meter auf Höhe Burg: ein 15 km langer Oberlauf mit ordentlichem Gefälle. Vielleicht ist dies ja auch der Flussbereich mit dem schnellen Lauf des Wassers, wie es der Name keltische Name erwarten lässt.

Am Ende mündet die Dreisam bei Riegel in die Elz: Seit der Begradigung ergibt sich dabeei eine Länge von knapp 30 km; vorher waren es (über den geschlungenen Verlauf) ein paar km mehr. Zwischen beiden Punkten hat die Dreisam ein Gefälle von knapp 200 m.

Ab Riegel geht es für Elz und Dreisam noch 15 km gemeinsam weiter durch den Leopoldkanal in Richtung Rhein: das gilt insbesondere bei hohem Wasserstand. Aber auch die alte Elz verläuft dort weiter durch Auen bis zum Rhein und sie wird über einen Abzweig aus dem Leopoldkanal kontinuierlich mit Wasser versorgt (Abzweig ist kurz hinter Riegel). Dort ist auch ein Denkmal zu finden, dass die umliegenden Gemeinden errichtet haben in Erinnerung an die Kanal-Bauarbeiten der Jahre 1837-1842: mit Dank für die Abwehr von “verheerenden Überschwemmungen der Dreisam und Elz”. Nebenbei: der Kanal ist auf Höhe Riegel zusätzlich gesäumt von Lindenbäumen, die dort schon um das Jahr 1850 gepflanzt wurden: zum Teil stehen diese ursprünglichen Linden dort noch heute (sie könnten also viel über die letzten 150 Jahre erzählen).

Die Dreisam “füttert” auf Höhe des Schwarzwald-Stadions in Freiburg (bis vor wenigen Jahren war es das “Dreisam-Stadion”) über einen Abzweig die Freiburger Bächle (am sogenannten „Sandfang“): ein Teil dieses Wassers kommt nach Durchquerung der Stadt als Mühlbach auf Betzenhauser Gebiet, bevor es bei Lehen zurück geht in die Dreisam. Ein anderer Teil (der Nordarm) macht einen weiteren Weg in Richtung Gundelfingen, mündet dort in den Schobbach und später bei Nimburg (also in unserer Partnergemeinde Teningen) in die Glotter. Kurz vor Riegel schafft es dieser Teil des Freiburger “Bächlewassers” dann auch wieder zurück in die Dreisam.

Am Ende treffen sich drei Flüsse in Riegel

 


Die historische Dreisam

Dass es ein Fluss-System aus vom Schwarzwald/Feldberg in Richtung Rhein gibt, dürfte seit etwa 2 Millionen Jahren so sein. In dieser langen Zeit mit Eiszeiten und Warmperioden war dieses Fluss-System an den Ablagerungen beteiligt, die heute das oberrheinische Gebiet mit seinen Kies-Schichten kennzeichnet. Nebenbei: dieses oberrheinische Kiesvorkommen ist vermutlich das größte in ganz Europa. Der neuzeitliche Abbau von Kies hat für Betzenhausen u.a. den Flückigersee hervorgebracht.

Die Alte Dreisam

Seit Ende der letzten Eiszeit (ca. 12.000 v.Chr., auch die Zeit erster menschlicher Siedlungen) brachte das Fluss-System inkl. Dreisam keine Geröllmassen mehr mit für weitere Ablagerungen, sondern begann sich selbst ein Flussbett zu schaffen auf immer wieder neuen Wegen. Dazwischen dann Ödland bestehend aus Sand, Geröll und Gestrüb. Variantenreich war die Suche der Dreisam vor allem im unteren Flussbereich, also in den Regionen westlich und nördlich des heutigen Freiburg. Östlich hatte sich die Dreisam schon sehr früh eine tiefe Rinne geschaffen und die auch behalten, bis des Menschen Kreativität das änderte.

Mit der Regulierung (siehe unten) wurde die Dreisam auf Höhe Riegel zu einem Nebenfluß der Elz. Vorher hatte sie einen eigenen Zufluss zum alten, östlichen Zweig des Rhein.

Bei der Gelegenheit: auf Höhe Freiburg floss die Dreisam früher näher an der Innenstadt vorbei, als wir das heute kennen. Und damit war sie etwas im Weg, als Freiburg ab 1680 vom französischen Baumeister Vauban zu einer Festung ausgebaut werden sollte.  Also wurde im Zuge dieser Baumaßnahmen die Dreisam ab Schwabentorbrücke etwas nach aussen verlegt (vermutlich bis zu 150 Meter) und das alte Flussbett aufgeschüttet.

Alter Seitenarm mit Tot-Holz

Betzenhausen wird erstmals 972 urkundlich erwähnt: über den Verlauf der Dreisam bei Betzenhausen bis zur großen Begradigung scheint aber nur wenig Konkretes dokumentiert. Sicher ist aber, dass sie hier aus einem Geflecht mehrerer Flussarme bestand mit einer Breite von bis zu 2 km, deren Verlauf sich immer wieder änderte. Sicher ist auch, dass ein Teil der Betzhausener Gemarkung bei kräftigen Regenfällen zum Überschwemmungsgebiet wurde: auf die feuchten Wiesen deuten heute noch Gebietsbezeichnungen mit Endung “-matten” (z.B. Stockmatten, Tränkematten).

Die Nähe zur Dreisam und ihren Überschwemmungen brachte also einiges an Arbeit mit sich, aber auch Gefahren, Krankheiten und gelegentlich auch nachbarschaftlichen Streit (siehe unseren Beitrag zur Geschichte der Wasserwirtschaft in Betzenhausen). Besonders schlimm scheint das Unglücksjahr 1480 gewesen zu sein: mit der Flut wurde das damalige Dorf Wiehre zerstört. Wochenlang stand das Wasser wie in einem großen See; Felder wurden zu Sümpfen, Pflanzen verfaulten in großem Stil. Noch im gleichen Jahr brach die Pest aus.

Die Unberechbarkeit der Dreisam war letztendlich auch ein wichtiger Grund für die Begradigung nach den Plänen von Tulla. Einen kleinen Eindruck davon, wie es früher aussah, erhält man vielleicht noch, wenn man der Alten Dreisam vor Riegel folgt (siehe Foto), die man als fließendes Gewässer ab Eichstetten sieht. Der Bachlauf beginnt bei der Eichstetter Fünf-Bogen-Brücke am Wasserturm, wo sich mehrere kleinere Bäche vereinigen. Danach geht es über Bahlingen, wo Teile des Wassers über den Mühlkanal zur Bahlinger Mühle geführt sind, und endet an der ehemaligen Riegeler Brauerei bei der kanalisierten Dreisam samt Elz.

Wie die Dreisam auf Höhe Freiburg ausgesehen haben mag, hat auch Joachim Scheck als Thema bewegt in seinem BZ-Beitrag “Ein fast 170 Jahre altes Bild einer Dreisam-Furt gibt Rätsel auf” (Nov. 2022, ggf. eingeschänkter Zugriff).


Begradigung nach Plänen von Tulla

Zurück zur Beschreibung der Kelten als “Der schnelle Fluss”: sie waren damit der Zeit wohl voraus, denn so richtig schnell fliessen dürfte das Wasser wohl erst seit der Begradigung zwischen 1817 bis 1842, die nach Plänen von Johann Gottfried Tulla erfolgte, der ja auch dem Oberrhein ein neues Bett verschaffte. Die Umsetzung hat Tulla bei der Dreisam aber nicht mehr selbst geleitet.

Ziel der Begradigung war u.a. der Schutz vor Hochwasser und die Gewinnung landwirtschaftlicher Flächen. Das Ergebnis sehen wir ja noch heute am Rande von Betzenhausen. Das mit der Begradigung geschaffene “Doppeltrapezprofil” war damals sehr beliebt, denn es konnte für kontinuierlich hohe Fließgeschwindigkeit des Wassers sorgen und gleichzeitig Platz für große Wassermengen bieten, um Überflutungen zu vermeiden.

Die grundlegenden Arbeiten zur Regulierung der Dreisam zwischen Freiburg und Lehen (also auch auf Höhe Betzenhausen) erfolgten in den Jahren 1822 bis 1824; wobei die alten Seitenarme wohl erst in den 1830er Jahren stillgelegt wurden: damit änderte sich vieles bei der Bewirtschaftung der dortigen Ländereien. In den nachfolgenden Jahren senkte sich der Grundwasserspiegel immer mehr; sogar mit der Folge, dass es zu Wassermangel in den Bächen und Brunnen von Betzenhausen kam. So wurde der Anschluss an die Freiburger Wasserversorgung auch ein wichtiges Anliegen im Eingemeindungsvertrag mit Freiburg von 1908.

Siehe auch unseren ausführlichen Beitrag im Rückblick auf 200 Jahre Dreisambegradigung (Jahr 2022).

Trotz Begradigung: es gab auch weiterhin Wassermassen, denen der Fluss nicht gewachsen war. So forderte ein historisch belegtes Hochwasser bei der Schneeschmelze im März 1896 viele Tote und zerstörte mehrere Brücken bei Freiburg (z.B. die Schwabentorbrücke obwohl diese auch damals schon aus Stein war). Und selbst in neuerer Zeit gibt es noch Radfahrer, die bei Hochwasser tödlich verunglücken (z.B. 2010 und 2013).  Ein YouTube-Video zeigt die wirklich schnelle und reissende Dreisam bei einem Hochwasser am 22. Dez. 1991. Der gerade aktuelle Pegelstand der Dreisam wird von der “Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg” bereit gestellt (siehe www.hvz.lubw.baden-wuerttemberg.de).

Dagegen hatte der Wasserstand im Sommer der vergangener Jahre Tiefstände, die kritisch sind für den Fischbestand (siehe Foto weiter hinten).

Heute sind immerhin 800 m der Dreisam bei Ebnet wieder renaturiert, das wäre sicher auch ein lohnenswertes Projekt in unserem Bereich der Dreisam.


Die wirtschaftliche Bedeutung

Info-Schild auf Höhe March

Die Dreisam (bzw. ihr Wasser) hatte in früheren Jahrhunderten eine enorme wirtschaftliche Bedeutung. Die negativen Auswirkungen von Überflutungen der Wiesen sind schon erwähnt (letztendlich ja ein Grund für die Kanalisierung). Aber der Nutzen zum Bewässern von Wiesen und Ländereien sollte auch nicht übersehen werden, wobei diese Nutzung nach der Regulierung sogar noch intensiviert werden konnte (auf dem Weg nach Riegel sieht man auch heute noch Stellfallen zur Zu-/Ableitung von Wasser).

Eine Vielzahl von Mühlen wurde über das Dreisam-Wasser betrieben: schon deshalb gibt es in Betzenhausen und rund um Freiburg diverse Nebenflüsse mit dem Namen “Mühlbach”. In Betzenhausen sind Mahl- und Ölmühlen dokumentiert (mindestens drei) und sie waren von großer wirtschaftlicher Bedeutung für den Ort: die letzte Mühle wurde bis 1970 betrieben und leier 2002 abgerissen (siehe Beitrag zur alten Mühle in Betzenhausen und zum Mühlbach). Natürlich gab es nicht nur Mühlen als Nutzung, sondern z.B. auch Edelsteinschleifereien oder die Gerber (in der Gerberau). Auseinandersetzungen um den richtigen Umgang mit dem Dreisam-Wasser bestimmten folglich lange das Leben in Freiburg.

Weitere Nutzungsformen, die wir erwähnen wollen: der Baumbestand im Schwarzwald war Grundlage für Freiburgs Sägewerke, die wohl zu den ältesten im deutschsprachigen Raum gehörten. Auch Brennholz musste herangeschafft werden. Also sorgten Flößer für den Transport auf der Dreisam: ab 1745 war auf Höhe der heutigen Ganterbrauerei der Freiburger Floßplatz zu finden (bis Anfang 19. Jahrhundert). Kurzholz/Brennholz wurde auf einem künstlichen Kanal ab Oberried Tal hierher transportiert. Neben dem Floßplatz gab es logischerweise auch eine Holzhandlung. An diese Zeit erinnert die heutige Straße “Am Floßgraben”.

Ganz modern wurde es ab Mitte der 1880er-Jahre, als man begann, elektrischen Strom über das Dreisam-Wasser zu erzeugen, insbesondere am Gewerbebach: Anfangs vor allem zum Betrieb von Glühlampen, die Thomas Edison 1881 vorgestellt hatte. Vielleicht war das ja der Anfang von Green-City.

Von grosser Bedeutung war über Jahrhunderte auch der Fischbestand: heute kaum noch vorstellbar, dass in der Dreisam Lachse gesehen und auch gefangen wurden; wie auch in der Elz (dort ist der letzte Lachs sogar dokumentiert auf das Jahr 1958). Natürlich ging es nicht nur um den  Lachs, sondern eher um Forellen, Aal u.a.:  Fisch war Grundnahrungsmittel und eine Fischereiordnung ist schon aus dem 14-ten Jahrhundert bekannt. Die Stadt Freiburg beanspruchte die Hoheit über die Fischereirechte für die Dreisam, aber auch z.B. für den Mühlbach in Betzenhausen: nicht zufällig gibt es z.B. in Freiburg die “Fischerau”. Versteht sich von selbst, dass die breite, gewerbliche Nutzung des fliessenden Wassers durch Mühlen etc. nicht immer leicht zu vereinbaren war mit dem Ziel, die Fischbestände zu erhalten. Folglich gab es schon recht früh passende Regelungen, damit alle Beteiligten darauf achteten, dass die Fische ihren Weg nehmen konnten (auch Dreisam aufwärts). Dahin gehen ja auch heute wieder die Bemühungen, z.B. über neue Fischtreppen.

Dieser Reichtum an Fisch war in den 1950-er Jahren sogar noch im Mühlbach in Betzenhausen zu erleben (siehe Rückblick im Bürgerblättle von 1998, PDF ).


Fischbestand heute

Trockenheit bei March im Sommer 2020

Heute haben noch etwa 20 kleine Fischarten ihre Heimat in der Dreisam und sie haben es nicht immer leicht: insbesondere aufgrund der trockenen Sommermonate in den letzten Jahren, als zeitweise die Dreisam flussabwärts vor Riegel ausgetrocknet war. Besonders schlimm war es im Jahr 2018: Da wurde es in der zweiten Juni-Hälfte trocken, und bis Mitte Oktober. Die Austrocknung beginnt üblicherweise auf Höhe March-Neuershausen und dann weiter flussabwärts. In solchen Fällen braucht der Fischbestand sehr lange, um sich zu erholen.

Mit der Trockenheit und großen Hitze kommt eine hohe Wassertemperatur als weiterer Stress-Test für die Tiere hinzu. Und auch der Mensch, der die Dreisam an sonnigen Tagen gern auch zum Freibad macht. Dass es im Tulla-regulierten Bereich der Dreisam wenig Bäume gibt, die im Sommer für Abkühlung sorgen könnten, hat auch seinen Grund:  die Wurzeln könnten die Stabilität der seitlichen Dämme gefährden. Als kleine Hilfen wurden bei March schon Wurzelstöcke von Harthölzern im Fluss verankert: in der Hoffnung, dass diese Strömungsbremsen dienen und dabei Rückzugsräume mit Schatten bieten (siehe auch Bericht Bad. Zeitung im Aug. 2020).

Um die Fische und Renaturierungsmaßnahmen kümmert sich seit 2001 die “IG Dreisam e.V.”, einem Zusammenschluss mehrerer Anglervereine im Dreisam-Gebiet. Ziel der Interessengemeinschaft ist es, die Qualität der Dreisam sowohl als Biotop für Tier- und Pflanzenwelt wiederherzustellen, als auch den Erholungswert für den Menschen zu erhalten bzw. zu verbessen (siehe www.ig-dreisam.de ).

Wasserentnahme: Grundsätzlich ist das Entnehmen von Wasser aus öffentlichen oberirdischen Gewässern in geringen Mengen zulässig. In Zeiten geringer Wasserführung gilt dies jedoch nicht! Es ist in Niedrigwasserzeiten durch eine Rechtsverordnung der Stadt Freiburg eingeschränkt (siehe Homepage der Stadt Freiburg, hier als PDF). Bezugsgröße für die Niedrigwasserführung für alle Freiburger Gewässer ist der Pegel der Dreisam in Ebnet.


Achtsamkeit an der Dreisam

Man muss sich erinnern: die Regulierung war ja vor allem für den Schutz vor Hochwasser gedacht, doch die blieben auch danach noch gefährlich. Heute gibt es an der Dreisam vielbefahrene Radwege, die bei Hochwasser rechtzeitig gesperrt werden.

Der Freizeitwert der Dreisam ist unbestritten: im Corona-Sommer 2020 war es an vielen Tagen der schönste Ersatz für einen Freibad-Besuch. Doch dieses Freizeit-Verhalten hat leider auch sein negativen Seiten; zu sehen insbesondere am vielen Unrat, der immer wieder liegen bleibt. Bedauerlich, dass es bei der Müllvermeidung noch so viel Verbesserungsbedarf gibt.

Um so erfreulicher, dass sich es Initiativen gibt, die aufräumen und den Müll einsammeln, z.B. “Freiburg putzt sich raus” oder auch DreisamCleanUp. Herzlichen Dank an dieser Stelle!


Wer jetzt sogar noch mehr lesen mag…

(1) Empfehlen möchten wir zunächst das Buch von von Jörg Lange “Die Dreisam -Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft”. Erschienen 2007 im Lavori-Verlag und immer noch hochaktuell! Dort zu finden sind z.B. viele historische Aufnahmen, insbesondere auch Erläuterungen zur Begradigung nach den Entwürfen von Tulla ab 1817.

(2) “Die Mooswälder”: Natur- und Kulturgeschichte der Breisgauer Bucht. Herausgegeben im Auftrage des Badischen Landesverbandes für Naturkunde und Naturschutz e.V. von Helge Körner. Erschienen 2008 im Lavori-Verlag u.a. mit Beiträgen zur Dreisam und Betzenhausen-Lehen.

(3) Vom immerwährenden Unglück der Dreisam – eine kultur-historische Analyse (Naturforschende Gesellschaft zu Freiburg im Breisgau, c/o Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschafte); siehe PDF hier.

(4) Unsere Dreisam – Zukunft Dreisam: Bürgerbeteiligungsprojekt im Gebiet der Gemeinde March

(5) Der Hinweis auf das größte Lexikon der Welt darf hier natürlich auch nicht fehlen: Wikipedia – Die Dreisam.

(6) Vom immerwährenden Unglück der Dreisam – eine kultur-historische Analyse. Naturforschende Gesellschaft zu Freiburg im Breisgau c/o Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschafte (2006), Christoph Schade & Thomas Uhlendahl (hier als PDF-Download auf www.zobodat.at in der Zoologisch-Botanische Datenbank der Landes-Kultur GmbH, Linz).

(7) Axel Mayer, BUND Geschäftsführer: “Dreisam: Fluss oder Kanal?“.

(8) Joachim Scheck in der “Wiedersehen-Serie”,  BZ-Beitrag “Ein fast 170 Jahre altes Bild einer Dreisam-Furt gibt Rätsel auf” (Nov. 2022, ggf. eingeschänkter Zugriff).


Geschichte der Gaskugel

Die Gaskugel gehört zum Stadtbild von Freiburg; es ist ein Wahrzeichen von Betzenhausen bzw. des gesamten Freiburger Westens. Zitat Joachim Röderer (BZ): „Wenn man nach Urlaubsreisen und langer Rückfahrt heimkehrt, ist man gefühlt erst dann wirklich wieder zurück in Freiburg, wenn man die Gaskugel passiert hat.“

Bauphase der Gaskugel

Foto: Hugo Beyer, ©Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Außenstelle Südbaden

Anfang der 1960-er Jahre sah die Stadt Freiburg, dass der Übergang zum Gas als Energie-Träger ein gewisses Speichervolumen vorort erfordert. Das Gas selbst kam ja durch überregionale Druckleitungen vom Rheintal nach Freiburg: insofern schien das heutige Gelände an der Dreisam ideal für den Zwischenspeicher. Allerdings war das Gebiet eigentlich als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen: also gab es kurzfristig Anpassung im Gemeinderat.  Schon aus diesem Grunde fühlten sich die Betzenhausener überrumpelt von den Planungen der Stadt. Auch der damalige Ortsverein Betzenhausen als Vorgänger des Bürgervereins war wenig begeistert.

Vor allem gab es auch Ängste, welche Gefahren von diesem “Ungetüm” ausgehen könnten: in Zeiten des kalten Krieges waren es vor allem die Auswirkungen eines Bombenangriffs, die man fürchtete. Folglich galt es als “Zumutung, dass die Bewohner von Betzenhausen den Gasgeruch einatmen oder in einem Katastrophenfall elendiglich zugrunden gehen müssen”.

Aber am Ende wurde doch gebaut. Zum Bild rechts: “Die untere Kugelkalotte ist gesetzt, der erste Großring schon fast fertig. Mit der damals üblichen Auslegervorrichtung und im Zusammenwirken mit einem Hochkran werden die zuvor am Boden zusammengeschweißten Doppelblechsegmente hochgezogen und zum Schweißen angepasst. Auf der Innenseite befinden sich an jedem Teil zwei der Rundung entsprechende Haltestangen, die das Einpassen erleichtern.” (Text: R. Funk, Jan. 2021)

Im Oktober 1964 dann die Einweihung durch den damaligen Oberbürgermeister Dr. Eugen Keidel: er taufte das Bauwerk auf den Namen “Gaskugel Freiburg”.

Die Windrose auf der Gaskugel stammt von Aiga Müller und ist Ergebnis eines Wettbewerbs aus den frühen 1980er Jahren: immer wieder eine gute Gelegenheit um die Himmelsrichtungen mit dem eigenen Eindruck abzugleichen (ist da wirklich Norden…). Möglicherweise ist es der größte “Kompass” der Welt.

Technische Merkmale: die Kugel hat eine Spannweite von 32 Metern, die Aussenwand ist 3 cm dick. Das Bauwerk ist insgesamt 35 Meter hoch und kann 20.000 m3 Gas aufnehmen. Direkt neben der Gaskugel ist ein Übergabestation, welche u.a. den Gasdruck so absenkt, wie es für Lieferung an Endverbraucher (z.B. Haus-Gasheizung) erforderlich ist.

Weitere Hintergründe und Bilder, insbesondere auch zum Bau, beschreibt Nico Bischler in der Festschrift zu „100 Jahre Betzenhausen bei Freiburg 1908 – 2008“ (siehe www.kuge-freiburg.de/gaskugel-betzenhausen)

Betrieb über 54 Jahre

Die Gaskugel heute

Sowohl der Gasspeicher (die sichtbare Kugel) als auch die Gasdruckregelanlage fielen unter den Anwendungsbereich der Störfallverordnung, regelmäßigen Prüfungen durch technische Sachverständige waren also vorgeschrieben (in diesem Fall TÜV Süd). Für Details siehe zugehörige Sicherheitshinweise von bnNETZE für die Anwohner (dort aufgeführt sind auch viele techn. Hintergründe).

Aber die Kugel (bzw. das enthaltene Gas) wurde in dieser Zeit von den Anwohner sicher nicht als ständige Gefahr betrachtet. Eine ersten Rückblick auf die Gaskugel als Wahrzeichen in Betzenhausen hatten wir schon im Bürgerblättle 166 (Okt. 2003): da hatte die Gaskugel ihr 40 jähriges Bestehen. Es konnte dort sogar gefeiert werden, zuletzt im Okt. 2017 bei einem Familiennachmittag mit Infos zur Anlage und Führungen. Wer Lust hatte, durfte per Hubsteiger sogar von oben einen Blick auf die fast 40 Meter hohe Kugel werfen (siehe Bericht “Gaskugel zum Anfassen” im Bürgerblättle 246 mit historischen Bildern zum Bau).

Betriebsende Juli 2019

Im Juli 2019 das Betriebsende: die Bedeutung als Reservespeicher für Freiburg war im Laufe der Jahre immer weiter zurück gegangen, da Erdgasnetze heute überregional miteinander verbunden sind und darüber auch Spitzen abgefangen werden. Die Menge an Gas in der Kugel wäre im Bedarfsfall in weniger Stunden aufgebraucht worden (stattdessen nutzt man heute Gasreserven in grossen, unterirdischen Lagern). Letztendlich war ein wirtschaftlicher Betrieb laut Badenova Tochter bnNETZE nicht mehr gegeben.

Gas ist also zukünftig dort nicht mehr gespeichert. Die Gasdruck-Regel- und Messanlage im Gebäude neben der Kugel bleibt aber erhalten und wird in diesem Zuge erneuert (ab 2020).

Laut Perspektivplan liegt die Gaskugel in einer Entwicklungsfläche J, die nur für Sport, Gärtnern und Naherholung vorgesehen ist. Im Umfeld gibt es Schrebergärten und die letzten Streuobstwiesen von Betzenhausen.

Seit Dezember 2019 steht die Gaskugel als Industrie-Wahrzeichen unter Denkmalschutz.

Die Zukunft der Gaskugel

Im Jan. 2021 mit einer besonderen Mütze

Gleich nach Betriebsende hat sich in Betzenhausen eine Initiative gegründet, die sich für den Erhalt der Gaskugel einsetzt (beteiligt sind u.a. der Bürgerverein Betzenhausen-Bischofslinde e.V., der Kultur- und Geschichtskreis Betzenhausen-Bischofslinde e.V. und die Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild e.V.). Innerhalb kürzester Zeit fanden sich viele Unterstützer für die Initiative; siehe www.gaskugel-freiburg.de.

Ziel: „Wir wollen die Gaskugel als Industriedenkmal erhalten, sie aber nicht einfach leer stehen lassen, sondern neu nutzen“, sagt die Vorsitzende des Bürgervereins, Beate Diezemann. Die drei Institutionen haben einen Arbeitskreis gegründet und ein „sanftes“ Nutzungskonzept entwickelt, wie sie erläutert. Es sieht vor, dass die Gaskugel als solche erhalten bleibt, ebenso der Park mit dem alten Baumbestand. „Wir wünschen uns hier einen lebendigen Treffpunkt für alle Freiburger/innen, mit einem Gartencafé, das an die Kugel angedockt werden könnte.“

Ein solcher Treffpunkt fehlt bislang im Freiburger Westen, obwohl die Gaskugel inmitten des beliebten Naherholungsgebietes an der Dreisam und gegenüber dem Dietenbachsee liegt. Hier führen gleich drei überregionale Radwege vorbei. Die Arbeitsgemeinschaft wünscht sich ein niedrigschwelliges und familienfreundliches Gartencafé, das zur Dreisam hin ausgerichtet ist und v. a. Spaziergänger/innen und Fahrradfahrer/innen anlocken soll. Schließlich befindet sich die Gaskugel an der Schnittstelle von vier Stadtteilen und ist von diesen fußläufig zu erreichen: Sie steht im Stadtteil Betzenhausen-Bischofslinde, grenzt im Norden an Lehen, im Westen an Rieselfeld bzw. den neuen Stadtteil Dietenbach und im Süden an Weingarten.

„Die Kugel ist in ihrer einmaligen Lage, mit ihrer markanten Form, ihrer Größe und ihrer Geschichte für ein Ausflugsziel geradezu prädestiniert“, resümiert die Kunsthistorikerin Dr. Heike Piehler, die das Konzept verfasst hat. „Aber es wäre bedauerlich, ein solch grandioses Kugel-Bauwerk nicht auch von innen erleben zu können. Wir würden sie gern zugänglich machen, zumindest für kleinere Besuchergruppen und zu Zeiten, in denen es klimatisch möglich ist.“ Gedacht ist an ein möglichst pures Raumerlebnis, mit Licht- und Toninszenierungen und verschiedenen kleineren Veranstaltungsformaten, die dem besonderen Raum Rechnung tragen können. Denn in der Kugel eröffnet sich eine spektakuläre Klangwelt mit einer einzigartigen Akustik – ganz ohne technische Ausstattung.

Über den aktuellen Stand zu diesem Projekt berichten wir hier.

 

Die Verkehrsanbindung Betzenhausen – Freiburg

In die Strassenbahn einsteigen und 10 Minuten später in der Innenstadt von Freiburg: so ist es heute. Da vergisst man leicht, wie beschwerlich die ca. 5 km zwischen Alt-Betzenhausen und dem historischen Freiburg doch in früheren Zeiten warer. Um so verständlicher, dass die Verkehrsanbindung ein elementarer Teil des Eingemeindungsvertrags von 1908 wurde. Sogar die Stassenbahn war dabei schon erwähnt: die ersten Gleise waren wenige Jahre vorher in Freiburg verlegt worden.

War doch u.a. der Markt in Freiburg von großer Bedeutung, auf dem Betzenhausener Landwirte mehrmals in der Woche vertreten waren. Bis dahin war es ein Weg zu Fuß, mit dem Rad oder dem Pferde-Karren über die damalige “Lehener Strasse”. In Erinnerung an diese alten Zeiten übernahm der Kultur und Geschichtskreis Betzenhausen im Herbst 2020 die Patenschaft für einen Marktkarren im Ausgustinermuseum, der noch bis 1954 zum Münsterplatz gezogen wurde.

Bus und Strassenbahn

Bei dem genannten Hintergrund war die Verkehrsanbindung nach Freiburg auch für den 1910 gegründeten Lokalverein von Betzenhausen ein besonderes Anliegen. Im September 1926 wurde zumindest schon mal eine direkte Busverbindung erreicht. Das klappte 20 Jahre gut, am Ende des Krieges brach die Linie aber zeitweise zusammen (vor allem wegen Kraftstoff-Mangel). Ab 1948 wurde eine geänderte Linie eingeführt, die im Ringverkehr über verschiedene Stationen im Westen fuhr (u.a. Hofackerstrasse); einige Jahre später wurden daraus wieder zwei getrennte Linien für Mooswald und Betzenhausen.

Erst im Jahr 1978 begannen die Bauarbeiten für eine Strassenbahnverbindung von der Paduaallee in die Innenstadt auf dem Mittelstreifen der Sundgauallee. Die Eröffnung am 9. Dez. 1983 war ein großes Fest: der Vorstand des Bürgervereins erschien in Kleidung der Jahrhundertwende und Spruchband: “Schon 1908 versprochen, heut’ wird’s endlich wahr, die Stadtbahn fährt nach Westen, ist das nicht wunderbar!”. Heute ist es die am meisten genutzte Linie der VAG. Davor lag ein langer Weg und so manche zwischenzeitliche Planungsidee wirkt heute eher skurril, z.B. zur Querung des Bahnhofs mittels Tunnel oder Hochbahn. Schon 1980 – also während der Umsetzungsphase – gab es im Bürgerblättle eine Artikelserie zur Entwicklung dieser Stadtbahn in den Westen.

Im Juni 1985 wurde dann auch die Verlängerung der Linie 1 nach Landwasser fertiggestellt. Gleichzeitig ging die Wendeschleife Bissierstrasse in Betrieb zur Anbindung des “Behördenzentrums” an der Berliner Allee (incl. Park&Ride); ein Kreuzungspunkt auch für mehrere Buslinien.

Hier sei noch etwas kurioses erwähnt: Ende 1960er Jahre hatte man viel Phantasie bzg. zuküftiger Verkehrssysteme und so stand kurzzeitig auch ein sog. CAT zur Diskussion; ein Kabinentaxisystem, bei dem kleine Kabinen für bis zu 4 Personen über der Straße schweben sollten (einwenig Wuppertaler Schwebebahn also in Freiburg). Insbesondere angedacht auch als Verbindung in den Westen. Es  blieb bei einer Studie, am Ende wurde es die bekannte Straßenbahn über die Sundgauallee.

Die Sundgauallee

Die historische Lehener Strasse war zentrales Element der Ost-/West-Verbindung und führte von Freiburg bis nach Lehen (was der Strassen-Name ja auch nahelegt). Das Dorf Betzenhausen befand sich an der Kreuzung von Lehener Strasse und Dietenbachstrasse (letztere also wichtiger Teil einer Nord-/Süd-Verbindung).  Wer direkt den Unterschied zwischen 1929 und heute sehen möchte: Joachim Scheck von Vistatour History Tour hat zwei Bilder übereinander gelegt (siehe hier).

Bereits Ende der 1920-er Jahren war insbesondere die Lehener Straße so stark befahren, das ein Verbreiterung in Angriff genommen wurde. Umgesetzt wurde diese Verbreiterung in den frühen 30er-Jahren. Nebenbei: auch damals wurde schon ein starkes Fahrrad-Aufkommen festgestellt. Folglich hat man auch damals schon Radwege beidseitig der Lehener Str. vorgesehen.

Mit der Bombennacht von 1944 wurde das Ortszentrum von Betzenhausen mit vielen der damaligen Gebäude zerstört. Ein Wiederaufbau von Betzenhausen ensprechend früherem Bestand war nicht vorgesehen: vielmehr bot der neue “Freiraum” jetzt der Stadt Freiburg die Gelegenheit, über eine neue, “fortschrittliche” Gestaltung nachzudenken. Und die sollte natürlich großzügig gedacht und Auto-orientiert sein. Dieses Neu-Denken führte letztendlich zu der Sundgauallee, wie wir sie heute kennen und deren Breite (ca. 30 m) heute als ein stark trennendes Element im Stadtteil empfunden wird. In gewisser Weise hat also die Kriegs-Zerstörung von Betzenhausen die heutige Situation erst erlaubt, wobei allerdings auch Gebäude, die den Krieg überstanden hatten, jetzt ein Opfer der neuen Planung wurde und geräumt werden mussten.

Die in der anfänglichen Planung der 1960er Jahre erwarteten Verkehrszahlen für die Sundgauallee wurden nie erreicht, was letztendlich auch durch die parallel entstandenen Planungen für den Zubringer Mitte begründet ist. Als ursprüngliche Bundesstraße B 31 sollte die Sundgauallee eine leistungsfähige Verbindung zwischen Freiburg und Breisach sicher stellen und dabei gleichzeitig für einen Anschluss an die Autobahn sorgen: der so geplante Ausbau der Sundgauallee wurde auch dann noch weitergeführt, als nicht viel später die Verlegung der B 31 an die Dreisam auf den Tisch kam.

An den Rändern der Sundgauallee entstand ab der 1960-er Jahre der neue Bezirk Bischofslinde. Parallel sollte am westlichen Ende auch das dörflichen Alt-Betzenhausen ein städtisches Flair erhalten: Hochhäuser sollten für eine attraktive Urbanität sorgen mit der Sundgauallee als “Boulevard des Westens”. Wie viel kleinstädtischer es vorher noch zuging, zeigt ein Titelbild des Bürgerblättle (Ausgabe 203) mit Vergleich von Bildern aus dem Jahr 1973 und 2010: die beiden Häuser im unteren Bild von 1973 würden heute auf der Mittel-Trasse der Stassenbahn stehen.

Ca. ab dem Jahr 2000 enstanden erste Ideen für eine Auffrischung der Sundgauallee bzw. einem Rückbau der breiten Fahrbahn zugunsten von Rad-/Fußwegen. Eine Anpassung an den wirklichen Bedarf; vor allem auch mit der Ziel einer verbesserten Aufenthaltsqualität. Ein neues Einkaufszentrum (Brielmann-Gelände) in unmittelbarer Nähe gab zusätzlichen Anschub für diese Ideen. Daraus wurde das ZAK = ZentrenAktivierungsKonzept. Erste Umbaumaßnahmen erfolgten ab 2012 auf dem Platz am Bischofskreuz und danach an der westlichen Sundgau mit Haltestelle Betzenhauser Torplatz.

Eine Episode: das “Esso Motor Hotel” (Motel)

Die Sundgauallee also neue zentrale Verbindung von Freiburg in den Westen (und damit z.B. auch zur Autobahn) lockte Mitte der 1960er-Jahre auch Esso an diese Strasse. Die Tankstelle gibt es noch heute, anfangs war sie sogar auf beiden Seiten der Strasse zu finden (heute sind dort StuSie-Gebäude). Und anfangs wurde im Gebäude neben der heutigen Tankstelle zusätzlich ein „Esso Motor Hotel“ betrieben, von denen es insgesamt nur drei Deutschland gab. Für etwa 10 Jahre war es auch ein beliebtes Restaurant im Stadtteil. Ausführliche Infos zum Konzept der Esso Motor Hotels sind auch in Wikipedia zu finden.

Zumindest einmal (im Jahre 1970) waren dort prominente Fußballer zu Gast: die Bundesliga-Mannschaft des SF Schalke 04. Anlass war ein Spiel gegen die Kicker von Eintracht Freiburg. Zufällig oder nicht: es war 50 Jahre nach Gründung der ersten Fußballmannschaft in Betzenhausen und natürlich war ein Großereignis für die Eintracht. Einige Namen der Schalke-Spieler dürften heute noch bekannt sein: Rolf Rüssmann, Torwart Norbert Nigbur, oder die Kremers-Zwillinge. Trainiert wurde die Mannschaft damals von Trainer-Legende Rudi Gutendorf. Ein Ergebnis hatte das Spiel auch: 5:2 für Schalke; die Eintracht hat sich also durchaus wacker gehalten (siehe auch Beitrag zu  100 Jahre Vereinsfussball in Betzenhausen).

Das betroffene Gebäude an der Tankstelle kennen wir heute als Ärztehaus und Verwaltungsgebäude.

Dietenbachstrasse und Paduaallee (Westrandstrasse)

Freiburg bildete historisch schon immer den Knotenpunkt zwei wichtiger Verbindungen: zum einen die Ost-West-Route als Verbindung vom Schwarzwald in Richtung Frankreich; zum anderen die Nord-Süd-Verbindung zwischen Karlsruhe und Basel am Rand des Schwarzwaldes bzw. entlang des Rheins. Ein wichtiger Teil der Nord-Süd-Verbindung war früher die Dietenbachstrasse. In den 1960-er Jahren wurde klar, dass mit wachsendem Verkehr eine großzügige West-Umgehung erforderlich wird (heute die Verbindung zwischen Gundelfingen und St. Georgen).  Das Projekt “Westrandstraße” wurde geboren; im Jahr 1962 genehmigte der Gemeinderat den ersten Abschnitt mit Bau der Mooswaldallee.

Foto: Stadt Freiburg

Für den heutigen Teil der Paduaallee zwischen Betzenhausen und Lehen wurde anfangs eine abenteuerliche Lösung vorgeschlagen und im Jahr 1971 sogar vom Gemeinderat 1971 knapper Mehrheit gebilligt: die Paduaallee sollte auf einer Art Damm verlaufen mit fast 8 Metern Höhe und über 50 Meter Breite. Beginnen sollte der Damm bei Querung der Breisacher Bahn im benachbarten Mooswahl, auslaufen sollte er nach Überquerung der Dreisam. Der Anschluss an Betzenhausen, Lehen und die Sundgauallee wäre Autobahn-ähnlich gewesen mit einer Strassenführung bis fast vor die St. Thomas Kirche. Dagegen bildete sich eine Bürgerinitiative mit Bürgern beteiligter Stadtteile (gegründet vom Ortsverein Betzenhausen), denn dieses Vorhaben hätte die Stadtteile im Westen – insbesondere Betzenhausen und Lehen – wie ein Mauer getrennt. Die Bedrohung durch eine “2. Berliner Mauer” wurde ausdrücklich angeführt.

Aus dieser Initiative entstand der Gegenvorschlag mit einer tiefergelegten Paduaallee, wie wir sie heute kennen: persönliche Verbindungen zur Landesregierung in Stuttgart waren in diesem Fall hilfreich; dort konnte man überzeugen! Zuschüsse machten schon bald den Weg frei für den Vorschlag der Bürgerinitiative. Letztendlich stimmte ein Jahr später auch der Freiburger Gemeinderat zu. Ähnliche Varianten waren vorher aus Kostengründen verworfen worden. So konnte der Damm als große “Mauer” zwischen Betzenhausen und Lehen von aktiven Bürgern vermieden werden!

Doch der Bau der Gesamtverbindung brauchte seine Zeit: zwischenzeitlich musste immer mehr Verkehr in unfertigen Abschnitten über die vorhandenen Strassen geleitet werden; das waren insbesondere die Hofacker- und Dietenbachstraße. Sehr zum Leidwesen der Anwohner dort: am Ende der Dietenbachstraße ging es zunächst einspurige über die alte Dreisambrücke nach Weingarten und eine Ampel regelte den Verkehr. Natürlich waren lange Staus bis zurück zur Sundgauallee die Folge: so wurden im Jahr 1970 auf der Dietenbachstraße an einem Tag erst 4.700 Fahrzeuge (incl. LKW) gezählt; 10 Jahre später waren es schon unglaubliche 12.300 Fahrzeuge (an einem Tag!).  Mit wachsendem Verkehr installierte man temporär eine Zusatzbrücke über die Dreisam, so dass der Verkehr hier zumindest in beide Richtungen laufen konnte. Mit Weiterbau der Weststrasse kam dann endlich Endspannung: 1982 konnte die Dietenbachstraße endlich für den Durchgangsverkehr gesperrt werden (ein wichtiges Anliegen für den damaligen Bürgerverein).

Die heutige vierspurige Brücke zur Überquerung der Dreisam als Teil der Paduaallee wurde 1988 fertiggestellt. Die Westrandstrasse konnte den wachsenden Verkehr aufnehmen und sie brachte natürlich auch Entlastung für innerstädtische Strecken (Rückbau der Eschholzstraße, die auch schon mal 4-spurig war). Mehr zur dazu siehe unser Beitrag Westrandstrasse (Paduaallee).