Seepark und Flückiger See

Der Seepark mit dem Flückiger See im Zentrum entstand zur Landesgartenschau 1986: ein Naherholungsgebiet von ca. 35 Hektar mitten in Freiburg. Man findet dort vielfältige Freitzeitmöglichkeiten aber auch ruhige Orte (wie z.B. den Japanischen Garten). Einmal im Jahr veranstaltet die Stadt Freiburg zusammen mit dem Bürgerverein Mooswald das große Seefest mit großem Feuerwerk (jeweils an einem Wochende Anfang August).


Geschichte und Entstehung

Seit den frühen frühen 1920-er Jahren förderte man an dieser Stelle Sand und Kies.  Allerdings wurde anfangs nicht am heutigen Standort gearbeitet, sondern weiter südöstlich: etwa dort, wo heute der Rosengarten liegt bzw. benachbare Strassen. Durch diese erste Phase der Förderung war schon ein See entstanden: dort wurden nach dem zweiten Weltkrieg viele Trümmerteile der Freiburger Innenstadt abgeladen.  Für den Transport der Trümmer wurde von 1947 bis 1949 wurde sogar eine Bahnstrecke betrieben, der sog. “Tümmerexpress“. Letztendlich wurde dadurch der erste See wieder aufgeschüttet.

Diese Altlasten (inklusive von Brandbomben) führte vermutlich später zu starken Phospat-Belastungen im See, die zunächst nicht erklärt werden konnten (und u.a. zum Bürgerprojekt Flückigersee führten).

Nach dem Krieg wurde aber auch die Förderung von Kies und Sand wieder aufgenommen, und zwar an der heute bekannten Stelle: ein Foto von den Arbeiten im Jahr 1951 ist z.B. zu sehen bei den Freiburger Erinnerungen von Hanspeter Schlatterer im Stadtkurier. Betreiber war jetzt die Firma Flückiger, die damit auch Namensgeber wurde (links ein Bild von 1983).

Im Nachhinein etwas überraschend, aber bereits Ende der 1960-er Jahre gab es am südöstlichen Ufer ein Freibad mit Zugang zum See. Trotz Baggerarbeiten wurde der See also schon recht früh zur Freizeitgestaltung genutzt: sehr schön zu sehen am Beginn eines Rundflug über Freiburg im Jahr 1970 (siehe SWR Video).  Leider wurde dieses Freibad 2003 aus Kostengründen geschlossen (Wiedereröffnung Aussenbecken Westbad scheint aber 2019 nur noch eine Frage der Zeit).

Ende der 1970-er Jahren hatte die Besiedlung des Gebietes bereits so zugenommen, dass ein weiterer Kiesabbau kaum noch sinnvoll erschien. So entstanden Pläne für eine Hilton-Hotel: der Bürgerverein war wenig begeistert von diesen Aussichten.

Erst danach entstanden Ideen, das Gelände (eigentlich eine Industriebrache) in einen Park für die westlichen Stadtteile zu verwandeln. Erste Überlegungen sind schon im Bürgerblättle von 1980 beschrieben. Die Stadt lobte im Jahr 1983 einen Architektenwettbewerb aus: es war die Grundlage der Landesgartenschau 1986 und Basis für das Freizeitgelände der heutigen Form. Bei diesem Projekt wurde die Form des Sees teilweise sogar verändert und insbesondere auch das vorher steile Ufer abgeflacht.

Durch Ausrichtung der LGS 1986 entwickelte sich also eine See- und Parklandschaft, die für viele Freiburger/innen nicht mehr wegzudenken ist.


Rückblick auf die Landesgartenschau 1986

Ministerpräsident und Schirmherr Lothar Späth eröffnete die Landesgartenschau am 18. April 1986.  Sie dauerte bis zum 12. Oktober und hatte dann über zwei Millionen Besucherinnen und Besucher. Sie zählt damit bis heute zu den erfolgreichsten Landesgartenschauen in Baden-Württemberg. Siehe unseren ausführlichen Beitrag zur Landesgartenschau 1986 und auch Bilder im Archiv der Badischen Zeitung.

Es war eines der ersten Ausstellungen, bei der das Thema Ökologie zentrale Bedeutung hatte in der Gestaltung und bei Veranstaltungen. Daraus entstand auch die Idee zur Ökostation, wie wir sie heute kennen. Auch Kunst spielt eine wichtige Rolle: zeitlich begrenzte Beiträge waren nur während der Gartenschau zu sehen. Anderes blieb: z.B. das Bürgerhaus und Seetribüne, Seeparkturm, Forsthaus, Tempelchen, Pontonbrücke.. (siehe auch nachfolgende Abschnitte).

Ein Anekdote aus dieser Zeit: auf den See schwam zur Landesgartenschau auch eine Art Arche in Form eines Rheinkahns mit rot-weißen Wellblechhaus. Die Arche versank während eines Sturms kurz nach Ende der Gartenschau. Sie ist liegt noch heute in den Tiefen des Sees und wird noch gern von Tauchern besucht (siehe Video über einen Tauchgang).


Sehenswert im Seepark

Siehe auch unseren Beitrag zu Kunstwerken im öffentlichen Raum, für die der Seepark ja auch eine zentrale Stelle ist.

Bürgerhaus

Das heutige Bürgerhaus war zur Landesgartenschau zum großen Teil eine Blumenhalle bzw. genutzt als zentrale Infostelle. Es wird heute vielfälltig genutzt für gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen (z.B. Neujahrsempfang, Gesundheitstage, Varieté, Hobbybasar…). Hier hatten auch Veranstaltungen ihren Ursprung, die später wegen ihres Erfolges umziehen mussten wie z.B. die Mundologia und die Internationale Kulturbörse Freiburg (IKF).

Seebühne

Vom Bürgerhaus in Richtung See sieht man sofort die Seebühne, eine Freilichtbühne: mehrmals im Jahr gibt es dort kostenlose “Konzerte im Freien“, bei denen sich Freiburger Orchester präsentieren (Sonntags nachmittag in den Sommer-Monaten). Aber auch Hobbymusikern sind bei schönem Wetter immer wieder zu sehen.

Tempelchen / Pavillon

Das Tempelchen ist sicher eines der beliebtesten Objekte im Seepark, vor allem auch als Foto-Motiv: von hier aus bietet sich ein schöner Blick auf den See bzw. das Ufer zur Seebühne. Kuppel, Säulen und Rundbögen hinterlassen einen historischen und fast romantischen Eindruck: Also ein wenig Belvedere im Seepark. Alles Weitere in unserem Beitrag Pavillon im Seepark (Tempelchen) .

Forsthaus

Hierbei handelt es sich um eine spektakuläre, öffentlich zugängliche Konstruktion aus Douglasien-Holz am Ufer des Flückiger Sees. Das Forsthaus trug auch den Titel ,,Der liegende Turm” und wurde explizit geplant “ohne besondere Nutzung”. Von hier hat man einen wunderbaren Blick auf den See, die gegenüberliegende Anhöhe mit dem Seeparkturm und den Stadtteil Mooswald dahinter.

Pontonbrücke

Über diese Brücke (Schwimmsteg) “muß” man einfach gehen; möglichst bei jedem Spaziergang. Die Brücke schwimmt mit Hilfe von 28 markanten, blauen Schwimmkugeln von jeweils 2,5 Meter Durchmesser: sie stützen einzelnen Brückenelemente über jeweils drei Rohre. Die Brückenelemente sind gelenkig miteinander verbunden; über Seile sind die zusätzlich auf dem Boden des Sees geankert, dass sich eine Rundung ergibt (Planung durch Jochen Schilling, Pfullendorf).

Mehr dazu in unserem Winterbeitrag zur Pontonbrücke im Seepark im Febr./März 2023.

Fliesen-Sonnenuhr

Wenn man “ausnahmsweise” mal nicht den Weg über die Pontonbrücke nimmt, sondern am Ufer vor dem Westbad schlendert, dann findet man vielleicht eine wunderschöne Sonnenuhr: ein Geschenk der Partnerstadt Besançon, dem Zentrum der französichen Uhren-Industrie. Folglich sind dort auch historische Gebäude aus Besançon abgebildet. Um die Uhr zu nutzen, muss man sich selbst in die Mitte stellen und der Schatten zeigt die Uhrzeit. Alles Weitere in unserem Beitrag Die französische Fliesensonnenuhr im Seepark.

Ökostation

Die Landesgartenschau 1986 setzte bereits Schwerpunkte zum Thema Ökologie. Dazu gehörte auch die Ökostation: ein Naturhaus mit Grasdach, Lehmwänden und Solaranlage verbunden mit verschiedenen Naturgärten. Für viele Schulklassen und Kindergärten ist die Ökostation immer wieder ein “Grünes Klassenzimmer”.

Leider zerstörte im Febr. 1987 ein Brand das komplette Gebäude der Ökostation. Der Wiederaufbau erfolgte 1991 in einer Kooperation zwischen der Stadt Freiburg und dem BUND als neuem Träger.

Seeparkturm

Der Holz-Turm bietet natürlich eine schöne Aussicht über den gesamte Park, bzw. auf die Siluette von Freiburg oder das Panorama von Schwarzwald und Kaiserstuhl/Vogesen (je nach Wetter natürlich). Viel später (im Jahr 2003) wurde der Holzturm Opfer von Brandstiftung und musste daraufhin abgerissen werden. Aber innerhalb eines Jahr wurde der Turm neu gebaut. Dank an die Stadt Freiburg für diese spontane Reaktion.

Nebenbei: Seit 2015 ist Suwon (Südkorea) Partnerstadt von Freiburg. Dort hat man in Anlehnung den Seeparkturm im dortigen Gwanggyo Lake Park ein ähnliches Bauwerk errichtet (allerdings um einiges größer, so dass ein Museum und Umweltbildungszentrum integriert werden konnte).

Rosengarten

Im Osten des Parks befindet sich ein schöner Rosengarten. Im Jahre 2005 konnte er durch eine großzügige Spende der Eugen-Martin Stiftung wieder belebt und komplett neu bepflanzt werden.


Japanischer Garten

Der Japanische Garten im westlichen Teil des Seeparks wurde 1989 vom japanischen Gartenarchitekten Tokumoto geplant und 1990 fertiggestellt (also nach der Landesgartenschau).

Er gilt als Zeichen der Partnerschaft der beiden Städte Freiburg und Matsuyama und ist wohl einer der schönsten Japanischen Gärten in Deutschland. Siehe auch unser Bitte um Achtsamkeit bei Nutzung des Gartens.


Es gäbe noch vieles zu sagen…

Hier noch einmal der Hinweis auf unseren ausführlichen Beitrag zur Landesgartenschau 1986 .

Durchaus lohnenswert ist auch wieder ein Blick auf Wikipedia: zum Seepark, zum Flückigersee und auch zur Trümmerbahn.

Eine liebevolle Beschreibung mit vielen Details und schönen Bildern bietet Michael auf Erkunde-die-Welt.de.

Der Flückigersee wird gern von Tauchern besucht, insbesondere der 1. Tauchclub Freiburg ist regelmäßig zu Gast.

Und natürlich ist der Seepark auch in der Liste der Freiburger Parkanlagen beschrieben.

Gedanken zu Zigarettenkippen

Beitrag aus Bürgerblättle 258 (Okt. 2019)


Während unseres Urlaubs wurde ich auf die Möglichkeit einer einfachen Entsorgung/Sammlung dieser lästigen und hochgiftigen Abfallprodukte unserer rauchenden Mitmenschen in einem Naturschutzgebiet hingewiesen.

Das hat mich veranlasst, über diese SONDERMÜLLBELASTUNG nachzulesen. Was ich da erfahren musste, hat mich sehr erschreckt. Als ehemalige Raucherin bin ich mir bewusst, welche Wirkung diese Glimmstängel auf die Gesundheit haben können. Vor fast 40 Jahren hat mich dieser gesundheitliche Aspekt dazu bewogen damit aufzuhören. Dass man als Raucher nicht nur sich selbst, sondern die Mitmenschen durch Passivrauchen schädigt ist mir bekannt.

Doch die toxischen Wirkungen der Zigarettenkippen auf das Grundwasser waren mir in diesem Ausmaß nicht geläufig. Täglich kann man sie x-fach an jeder Ecke und vor allem an den Haltestellen sehen. Achtlos weggeworfen und oft auch direkt in die Abflüsse, oder unsere geliebten Bächle, in denen die Kinder so gerne spielen. Damit werden die giftigen Substanzen noch schneller ausgewaschen. Jeder Regen spült die auf der Straße liegenden Kippen aus und so gelangen die Gifte in unseren Wasserkreislauf. Zigarettenfilter bauen sich sehr langsam über viele Jahre ab. Das bedeutet, dass über die Jahre viele toxische Stoffe an die Umwelt abgegeben werden.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden jährlich etwa 5,6 Billionen Zigaretten geraucht. Davon sollen 4,5 Billionen nicht im Aschenbecher oder in der Mülltonne landen. Ein 680.000 Tonnen großer Müllberg würde lt. WHO-Schätzung daraus entstehen. Dabei wäre es ein für alle vertretbarer Kompromiss, wenn die rauchenden Mitmenschen Ihre Zigarettenstummel in tragbaren Behältern (Taschenaschenbecher/kleine Schachtel) umweltgerecht zuhause entsorgen würden.

Helfen Sie mit auf diese Weise für sauberes Grundwasser und einen sauberen Stadtteil zu sorgen. DANKE!

Beate Diezemann

Die Dreisam


Vorab…

Die Dreisam bei Betzenhausen

Die Dreisam begrenzt unseren Stadtteil Freiburg-Betzenhausen in Richtung Südwesten auf einer Länge von ca. 1.5 km; also in Richtung des Stadtteils Weingarten bzw. dem Dietenbachgelände. Folglich ist auch die Geschichte von Betzenhausen eng mit dem Fluss vor unserer Tür verbunden: darauf wollen wir hier besonders eingehen.

Wir gehen an der Dreisam spazieren oder fahren mit dem Rad dort entlang und finden es eigentlich ganz normal, dass dieser Fluss so gerade verläuft. Und dabei hat dieses Aussehen nichts mit dem ursprünglichen Fluss zu tun, der bis vor etwa 200 Jahren vor den Toren von Betzenhausen seine Wege suchte.

Das heutige Bett der Dreisam hat durchgängig ein sog. “Doppeltrapezprofil”, das auf Planungen von Ingenieur Tulla beruht, der auch für große Teile der Rhein-Begradigung verantwortlich war (siehe Foto der Dreisam rechts, erstellt von der Brücke in der Nähe der Gaskugel).

Grundsätzlich sind viele Hintergründe zum Fluss schon auf Wikipedia ausführlich beschrieben. Und am Ende von unserem Beitrag hier ist dann auch noch eine Buchempfehlung zu finden.


Zum Namen

Info-Schild bei Stegen

Zunächst einmal der Name: “Dreisam” ist mit hoher Sicherheit auf das keltische Wort “Tragisima” zurückzuführen mit der Bedeutung “Die sehr schnelle” (“Trag” = laufen). Denn oberhalb von Zarten und Kirchzarten, wo der Zusammenfluss von Rotbach  und dem Wagensteigbach heute den Beginn der Dreisam markiert, gab es vor gut 2.000 Jahren schon eine keltische Siedlung und Befestigung: Tarodunum (für Weiteres siehe Wikipedia). Heute gibt es dort einen Fußwanderweg/Lehrpfad.

Aber es gibt auch andere Ideen zur Bedeutung, z.B. der Umstand, dass die Dreisam ja aus mehreren Schwarzwaldbächen entsteht und damit hätte auch die Zahl “drei” eine sinnvolle Begründung.

Siehe auch Info-Schild der Wandergruppe Stegen am Zusammenfluss bei Zarten.

Die Dreisam ist bereits im Jahre 864 urkundlich erwähnt (lange Zeit geführt als “Treysam”).

Bei der Gelegenheit noch ein schöner Zufall: auf thailändisch heißt “sam” auch “drei” und so ergibt sich irgendwie die “Dreidrei”.


Vom Anfang und Ende (Fluss-Verlauf)

Hier beginnt die Reise

Als Ursprung der Dreisam betrachtet man heute das Zusammentreffen von Wagensteigbach (aus Richtung St. Märgen) und Rotbach (aus dem Höllental) zwischen Kirchzarten und Stegen. Zählt man gleich noch den Ibenbach dazu, hat man drei Zuflüsse und damit eine plausible Begründung für den Namen wie oben schon erwähnt.

In früheren Aufzeichnungen wurde aber auch Wagensteigbach selbst auch unter dem Namen Dreisam geführt: die zugehörige Quelle liegt auf dann auf 940 Meter Höhe, statt 440 Meter auf Höhe Burg: ein 15 km langer Oberlauf mit ordentlichem Gefälle. Vielleicht ist dies ja auch der Flussbereich mit dem schnellen Lauf des Wassers, wie es der Name keltische Name erwarten lässt.

Am Ende mündet die Dreisam bei Riegel in die Elz: Seit der Begradigung ergibt sich dabeei eine Länge von knapp 30 km; vorher waren es (über den geschlungenen Verlauf) ein paar km mehr. Zwischen beiden Punkten hat die Dreisam ein Gefälle von knapp 200 m.

Ab Riegel geht es für Elz und Dreisam noch 15 km gemeinsam weiter durch den Leopoldkanal in Richtung Rhein: das gilt insbesondere bei hohem Wasserstand. Aber auch die alte Elz verläuft dort weiter durch Auen bis zum Rhein und sie wird über einen Abzweig aus dem Leopoldkanal kontinuierlich mit Wasser versorgt (Abzweig ist kurz hinter Riegel). Dort ist auch ein Denkmal zu finden, dass die umliegenden Gemeinden errichtet haben in Erinnerung an die Kanal-Bauarbeiten der Jahre 1837-1842: mit Dank für die Abwehr von “verheerenden Überschwemmungen der Dreisam und Elz”. Nebenbei: der Kanal ist auf Höhe Riegel zusätzlich gesäumt von Lindenbäumen, die dort schon um das Jahr 1850 gepflanzt wurden: zum Teil stehen diese ursprünglichen Linden dort noch heute (sie könnten also viel über die letzten 150 Jahre erzählen).

Die Dreisam “füttert” auf Höhe des Schwarzwald-Stadions in Freiburg (bis vor wenigen Jahren war es das “Dreisam-Stadion”) über einen Abzweig die Freiburger Bächle (am sogenannten „Sandfang“): ein Teil dieses Wassers kommt nach Durchquerung der Stadt als Mühlbach auf Betzenhauser Gebiet, bevor es bei Lehen zurück geht in die Dreisam. Ein anderer Teil (der Nordarm) macht einen weiteren Weg in Richtung Gundelfingen, mündet dort in den Schobbach und später bei Nimburg (also in unserer Partnergemeinde Teningen) in die Glotter. Kurz vor Riegel schafft es dieser Teil des Freiburger “Bächlewassers” dann auch wieder zurück in die Dreisam.

Am Ende treffen sich drei Flüsse in Riegel

 


Die historische Dreisam

Dass es ein Fluss-System aus vom Schwarzwald/Feldberg in Richtung Rhein gibt, dürfte seit etwa 2 Millionen Jahren so sein. In dieser langen Zeit mit Eiszeiten und Warmperioden war dieses Fluss-System an den Ablagerungen beteiligt, die heute das oberrheinische Gebiet mit seinen Kies-Schichten kennzeichnet. Nebenbei: dieses oberrheinische Kiesvorkommen ist vermutlich das größte in ganz Europa. Der neuzeitliche Abbau von Kies hat für Betzenhausen u.a. den Flückigersee hervorgebracht.

Die Alte Dreisam

Seit Ende der letzten Eiszeit (ca. 12.000 v.Chr., auch die Zeit erster menschlicher Siedlungen) brachte das Fluss-System inkl. Dreisam keine Geröllmassen mehr mit für weitere Ablagerungen, sondern begann sich selbst ein Flussbett zu schaffen auf immer wieder neuen Wegen. Dazwischen dann Ödland bestehend aus Sand, Geröll und Gestrüb. Variantenreich war die Suche der Dreisam vor allem im unteren Flussbereich, also in den Regionen westlich und nördlich des heutigen Freiburg. Östlich hatte sich die Dreisam schon sehr früh eine tiefe Rinne geschaffen und die auch behalten, bis des Menschen Kreativität das änderte.

Mit der Regulierung (siehe unten) wurde die Dreisam auf Höhe Riegel zu einem Nebenfluß der Elz. Vorher hatte sie einen eigenen Zufluss zum alten, östlichen Zweig des Rhein.

Bei der Gelegenheit: auf Höhe Freiburg floss die Dreisam früher näher an der Innenstadt vorbei, als wir das heute kennen. Und damit war sie etwas im Weg, als Freiburg ab 1680 vom französischen Baumeister Vauban zu einer Festung ausgebaut werden sollte.  Also wurde im Zuge dieser Baumaßnahmen die Dreisam ab Schwabentorbrücke etwas nach aussen verlegt (vermutlich bis zu 150 Meter) und das alte Flussbett aufgeschüttet.

Alter Seitenarm mit Tot-Holz

Betzenhausen wird erstmals 972 urkundlich erwähnt: über den Verlauf der Dreisam bei Betzenhausen bis zur großen Begradigung scheint aber nur wenig Konkretes dokumentiert. Sicher ist aber, dass sie hier aus einem Geflecht mehrerer Flussarme bestand mit einer Breite von bis zu 2 km, deren Verlauf sich immer wieder änderte. Sicher ist auch, dass ein Teil der Betzhausener Gemarkung bei kräftigen Regenfällen zum Überschwemmungsgebiet wurde: auf die feuchten Wiesen deuten heute noch Gebietsbezeichnungen mit Endung “-matten” (z.B. Stockmatten, Tränkematten).

Die Nähe zur Dreisam und ihren Überschwemmungen brachte also einiges an Arbeit mit sich, aber auch Gefahren, Krankheiten und gelegentlich auch nachbarschaftlichen Streit (siehe unseren Beitrag zur Geschichte der Wasserwirtschaft in Betzenhausen). Besonders schlimm scheint das Unglücksjahr 1480 gewesen zu sein: mit der Flut wurde das damalige Dorf Wiehre zerstört. Wochenlang stand das Wasser wie in einem großen See; Felder wurden zu Sümpfen, Pflanzen verfaulten in großem Stil. Noch im gleichen Jahr brach die Pest aus.

Die Unberechbarkeit der Dreisam war letztendlich auch ein wichtiger Grund für die Begradigung nach den Plänen von Tulla. Einen kleinen Eindruck davon, wie es früher aussah, erhält man vielleicht noch, wenn man der Alten Dreisam vor Riegel folgt (siehe Foto), die man als fließendes Gewässer ab Eichstetten sieht. Der Bachlauf beginnt bei der Eichstetter Fünf-Bogen-Brücke am Wasserturm, wo sich mehrere kleinere Bäche vereinigen. Danach geht es über Bahlingen, wo Teile des Wassers über den Mühlkanal zur Bahlinger Mühle geführt sind, und endet an der ehemaligen Riegeler Brauerei bei der kanalisierten Dreisam samt Elz.

Wie die Dreisam auf Höhe Freiburg ausgesehen haben mag, hat auch Joachim Scheck als Thema bewegt in seinem BZ-Beitrag “Ein fast 170 Jahre altes Bild einer Dreisam-Furt gibt Rätsel auf” (Nov. 2022, ggf. eingeschänkter Zugriff).


Begradigung nach Plänen von Tulla

Zurück zur Beschreibung der Kelten als “Der schnelle Fluss”: sie waren damit der Zeit wohl voraus, denn so richtig schnell fliessen dürfte das Wasser wohl erst seit der Begradigung zwischen 1817 bis 1842, die nach Plänen von Johann Gottfried Tulla erfolgte, der ja auch dem Oberrhein ein neues Bett verschaffte. Die Umsetzung hat Tulla bei der Dreisam aber nicht mehr selbst geleitet.

Ziel der Begradigung war u.a. der Schutz vor Hochwasser und die Gewinnung landwirtschaftlicher Flächen. Das Ergebnis sehen wir ja noch heute am Rande von Betzenhausen. Das mit der Begradigung geschaffene “Doppeltrapezprofil” war damals sehr beliebt, denn es konnte für kontinuierlich hohe Fließgeschwindigkeit des Wassers sorgen und gleichzeitig Platz für große Wassermengen bieten, um Überflutungen zu vermeiden.

Die grundlegenden Arbeiten zur Regulierung der Dreisam zwischen Freiburg und Lehen (also auch auf Höhe Betzenhausen) erfolgten in den Jahren 1822 bis 1824; wobei die alten Seitenarme wohl erst in den 1830er Jahren stillgelegt wurden: damit änderte sich vieles bei der Bewirtschaftung der dortigen Ländereien. In den nachfolgenden Jahren senkte sich der Grundwasserspiegel immer mehr; sogar mit der Folge, dass es zu Wassermangel in den Bächen und Brunnen von Betzenhausen kam. So wurde der Anschluss an die Freiburger Wasserversorgung auch ein wichtiges Anliegen im Eingemeindungsvertrag mit Freiburg von 1908.

Siehe auch unseren ausführlichen Beitrag im Rückblick auf 200 Jahre Dreisambegradigung (Jahr 2022).

Trotz Begradigung: es gab auch weiterhin Wassermassen, denen der Fluss nicht gewachsen war. So forderte ein historisch belegtes Hochwasser bei der Schneeschmelze im März 1896 viele Tote und zerstörte mehrere Brücken bei Freiburg (z.B. die Schwabentorbrücke obwohl diese auch damals schon aus Stein war). Und selbst in neuerer Zeit gibt es noch Radfahrer, die bei Hochwasser tödlich verunglücken (z.B. 2010 und 2013).  Ein YouTube-Video zeigt die wirklich schnelle und reissende Dreisam bei einem Hochwasser am 22. Dez. 1991. Der gerade aktuelle Pegelstand der Dreisam wird von der “Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg” bereit gestellt (siehe www.hvz.lubw.baden-wuerttemberg.de).

Dagegen hatte der Wasserstand im Sommer der vergangener Jahre Tiefstände, die kritisch sind für den Fischbestand (siehe Foto weiter hinten).

Heute sind immerhin 800 m der Dreisam bei Ebnet wieder renaturiert, das wäre sicher auch ein lohnenswertes Projekt in unserem Bereich der Dreisam.


Die wirtschaftliche Bedeutung

Info-Schild auf Höhe March

Die Dreisam (bzw. ihr Wasser) hatte in früheren Jahrhunderten eine enorme wirtschaftliche Bedeutung. Die negativen Auswirkungen von Überflutungen der Wiesen sind schon erwähnt (letztendlich ja ein Grund für die Kanalisierung). Aber der Nutzen zum Bewässern von Wiesen und Ländereien sollte auch nicht übersehen werden, wobei diese Nutzung nach der Regulierung sogar noch intensiviert werden konnte (auf dem Weg nach Riegel sieht man auch heute noch Stellfallen zur Zu-/Ableitung von Wasser).

Eine Vielzahl von Mühlen wurde über das Dreisam-Wasser betrieben: schon deshalb gibt es in Betzenhausen und rund um Freiburg diverse Nebenflüsse mit dem Namen “Mühlbach”. In Betzenhausen sind Mahl- und Ölmühlen dokumentiert (mindestens drei) und sie waren von großer wirtschaftlicher Bedeutung für den Ort: die letzte Mühle wurde bis 1970 betrieben und leier 2002 abgerissen (siehe Beitrag zur alten Mühle in Betzenhausen und zum Mühlbach). Natürlich gab es nicht nur Mühlen als Nutzung, sondern z.B. auch Edelsteinschleifereien oder die Gerber (in der Gerberau). Auseinandersetzungen um den richtigen Umgang mit dem Dreisam-Wasser bestimmten folglich lange das Leben in Freiburg.

Weitere Nutzungsformen, die wir erwähnen wollen: der Baumbestand im Schwarzwald war Grundlage für Freiburgs Sägewerke, die wohl zu den ältesten im deutschsprachigen Raum gehörten. Auch Brennholz musste herangeschafft werden. Also sorgten Flößer für den Transport auf der Dreisam: ab 1745 war auf Höhe der heutigen Ganterbrauerei der Freiburger Floßplatz zu finden (bis Anfang 19. Jahrhundert). Kurzholz/Brennholz wurde auf einem künstlichen Kanal ab Oberried Tal hierher transportiert. Neben dem Floßplatz gab es logischerweise auch eine Holzhandlung. An diese Zeit erinnert die heutige Straße “Am Floßgraben”.

Ganz modern wurde es ab Mitte der 1880er-Jahre, als man begann, elektrischen Strom über das Dreisam-Wasser zu erzeugen, insbesondere am Gewerbebach: Anfangs vor allem zum Betrieb von Glühlampen, die Thomas Edison 1881 vorgestellt hatte. Vielleicht war das ja der Anfang von Green-City.

Von grosser Bedeutung war über Jahrhunderte auch der Fischbestand: heute kaum noch vorstellbar, dass in der Dreisam Lachse gesehen und auch gefangen wurden; wie auch in der Elz (dort ist der letzte Lachs sogar dokumentiert auf das Jahr 1958). Natürlich ging es nicht nur um den  Lachs, sondern eher um Forellen, Aal u.a.:  Fisch war Grundnahrungsmittel und eine Fischereiordnung ist schon aus dem 14-ten Jahrhundert bekannt. Die Stadt Freiburg beanspruchte die Hoheit über die Fischereirechte für die Dreisam, aber auch z.B. für den Mühlbach in Betzenhausen: nicht zufällig gibt es z.B. in Freiburg die “Fischerau”. Versteht sich von selbst, dass die breite, gewerbliche Nutzung des fliessenden Wassers durch Mühlen etc. nicht immer leicht zu vereinbaren war mit dem Ziel, die Fischbestände zu erhalten. Folglich gab es schon recht früh passende Regelungen, damit alle Beteiligten darauf achteten, dass die Fische ihren Weg nehmen konnten (auch Dreisam aufwärts). Dahin gehen ja auch heute wieder die Bemühungen, z.B. über neue Fischtreppen.

Dieser Reichtum an Fisch war in den 1950-er Jahren sogar noch im Mühlbach in Betzenhausen zu erleben (siehe Rückblick im Bürgerblättle von 1998, PDF ).


Fischbestand heute

Trockenheit bei March im Sommer 2020

Heute haben noch etwa 20 kleine Fischarten ihre Heimat in der Dreisam und sie haben es nicht immer leicht: insbesondere aufgrund der trockenen Sommermonate in den letzten Jahren, als zeitweise die Dreisam flussabwärts vor Riegel ausgetrocknet war. Besonders schlimm war es im Jahr 2018: Da wurde es in der zweiten Juni-Hälfte trocken, und bis Mitte Oktober. Die Austrocknung beginnt üblicherweise auf Höhe March-Neuershausen und dann weiter flussabwärts. In solchen Fällen braucht der Fischbestand sehr lange, um sich zu erholen.

Mit der Trockenheit und großen Hitze kommt eine hohe Wassertemperatur als weiterer Stress-Test für die Tiere hinzu. Und auch der Mensch, der die Dreisam an sonnigen Tagen gern auch zum Freibad macht. Dass es im Tulla-regulierten Bereich der Dreisam wenig Bäume gibt, die im Sommer für Abkühlung sorgen könnten, hat auch seinen Grund:  die Wurzeln könnten die Stabilität der seitlichen Dämme gefährden. Als kleine Hilfen wurden bei March schon Wurzelstöcke von Harthölzern im Fluss verankert: in der Hoffnung, dass diese Strömungsbremsen dienen und dabei Rückzugsräume mit Schatten bieten (siehe auch Bericht Bad. Zeitung im Aug. 2020).

Um die Fische und Renaturierungsmaßnahmen kümmert sich seit 2001 die “IG Dreisam e.V.”, einem Zusammenschluss mehrerer Anglervereine im Dreisam-Gebiet. Ziel der Interessengemeinschaft ist es, die Qualität der Dreisam sowohl als Biotop für Tier- und Pflanzenwelt wiederherzustellen, als auch den Erholungswert für den Menschen zu erhalten bzw. zu verbessen (siehe www.ig-dreisam.de ).

Wasserentnahme: Grundsätzlich ist das Entnehmen von Wasser aus öffentlichen oberirdischen Gewässern in geringen Mengen zulässig. In Zeiten geringer Wasserführung gilt dies jedoch nicht! Es ist in Niedrigwasserzeiten durch eine Rechtsverordnung der Stadt Freiburg eingeschränkt (siehe Homepage der Stadt Freiburg, hier als PDF). Bezugsgröße für die Niedrigwasserführung für alle Freiburger Gewässer ist der Pegel der Dreisam in Ebnet.


Achtsamkeit an der Dreisam

Man muss sich erinnern: die Regulierung war ja vor allem für den Schutz vor Hochwasser gedacht, doch die blieben auch danach noch gefährlich. Heute gibt es an der Dreisam vielbefahrene Radwege, die bei Hochwasser rechtzeitig gesperrt werden.

Der Freizeitwert der Dreisam ist unbestritten: im Corona-Sommer 2020 war es an vielen Tagen der schönste Ersatz für einen Freibad-Besuch. Doch dieses Freizeit-Verhalten hat leider auch sein negativen Seiten; zu sehen insbesondere am vielen Unrat, der immer wieder liegen bleibt. Bedauerlich, dass es bei der Müllvermeidung noch so viel Verbesserungsbedarf gibt.

Um so erfreulicher, dass sich es Initiativen gibt, die aufräumen und den Müll einsammeln, z.B. “Freiburg putzt sich raus” oder auch DreisamCleanUp. Herzlichen Dank an dieser Stelle!


Wer jetzt sogar noch mehr lesen mag…

(1) Empfehlen möchten wir zunächst das Buch von von Jörg Lange “Die Dreisam -Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft”. Erschienen 2007 im Lavori-Verlag und immer noch hochaktuell! Dort zu finden sind z.B. viele historische Aufnahmen, insbesondere auch Erläuterungen zur Begradigung nach den Entwürfen von Tulla ab 1817.

(2) “Die Mooswälder”: Natur- und Kulturgeschichte der Breisgauer Bucht. Herausgegeben im Auftrage des Badischen Landesverbandes für Naturkunde und Naturschutz e.V. von Helge Körner. Erschienen 2008 im Lavori-Verlag u.a. mit Beiträgen zur Dreisam und Betzenhausen-Lehen.

(3) Vom immerwährenden Unglück der Dreisam – eine kultur-historische Analyse (Naturforschende Gesellschaft zu Freiburg im Breisgau, c/o Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschafte); siehe PDF hier.

(4) Unsere Dreisam – Zukunft Dreisam: Bürgerbeteiligungsprojekt im Gebiet der Gemeinde March

(5) Der Hinweis auf das größte Lexikon der Welt darf hier natürlich auch nicht fehlen: Wikipedia – Die Dreisam.

(6) Vom immerwährenden Unglück der Dreisam – eine kultur-historische Analyse. Naturforschende Gesellschaft zu Freiburg im Breisgau c/o Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschafte (2006), Christoph Schade & Thomas Uhlendahl (hier als PDF-Download auf www.zobodat.at in der Zoologisch-Botanische Datenbank der Landes-Kultur GmbH, Linz).

(7) Axel Mayer, BUND Geschäftsführer: “Dreisam: Fluss oder Kanal?“.

(8) Joachim Scheck in der “Wiedersehen-Serie”,  BZ-Beitrag “Ein fast 170 Jahre altes Bild einer Dreisam-Furt gibt Rätsel auf” (Nov. 2022, ggf. eingeschänkter Zugriff).


Achtsamkeit im Japanischer Garten

In den vergangenen Wochen wurde der Bürgerverein von verschiedenen Seiten wegen den unhaltbaren Zuständen im japanischen Garten angeschrieben. Kinder sollen auf den Steinen und Bäumen herumklettern und die Wasserläufe als Planschbecken benutzen. Auch würde rücksichtslos Abfall weggeworfen. Sogar mit Mountainbikes sollen Jugendliche auf den Steinen herumgefahren sein. Wir meinen, dass dieser kleine kostbare Garten von unserer Partnerstadt Matsuyama besseres verdient hat. Er sollte der Ruhe und Stille dienen. Der Seepark ist sicher groß genug, damit dort alle Kletter- und Bewegungshungrigen auf ihr Kosten kommen können. Auch gibt es zwei Spielplätze, auf denen nach Herzenslust getobt werden kann.

Diese Situation hat uns veranlasst, sowohl die Stadtverwaltung (Garten- und Tiefbauamt = GuT), wie auch den Polizeiposten West zu dem Thema anzuschreiben. Von Seiten der Polizei bekamen wir postwendend die Information, dass die Polizeistreifen zukünftig öfters auch in den japanischen Garten hineingehen würden, um nach Recht und Ordnung zu sehen. Von Seiten des GuT kam die Rückmeldung, dass der Japanische Garten täglich und am Wochenende durch die ASF gereinigt wird. Die Regelverstöße wurden leider auch während der Besichtigung durch das GuT und trotz der vorhandenen Verbotsschilder beobachtet. Das GuT hat den Gemeindevollzugsdienst ebenfalls gebeten, den Japanischen Garten bei den Kontrollgängen im Seepark verstärkt zu kontrollieren.

Der Japanische Garten wird vom GuT in Ehren gehalten und mit der aufwändigsten Pflege aller Parkanlagen in Freiburg bedacht. Es wäre schön, wenn auch alle Besucher und Besucherinnen dieses schöne Geschenk unserer Partnerstadt Matsuyama in Ehren halten würden.

Beate Diezemann

Wie sich die Dinge wiederholen: auch zum 25 Jubiläum wurde Vandalismus schon beklagt. Siehe damaligen Bericht in der Badischen Zeitung (ggf. mit Einschränkung beim Zugriff).


Bei der Gelegenheit auch noch ein paar Hintergründe zu diesem besonderen Garten:

Der Japanische Garten im Seepark wurde vom japanischen Gartenarchitekten Yoshinori Tokumoto aus Matsuyama geplant. Es ist ein Partnerschaftsgeschenk von Matsuyama  an die Freiburger Bevölkerung. Neben Yoshinori Tokumoto arbeiteten ab Herbst 1989 drei japanische Gärtner zusammen mit 10  Freiburger Gärtnern, die bei der Gelegenheit auch die spezielle Pflege des Gartens erlernten (z.B. Schneiden, Schienen und Binden der Gehölze). Der Garten hat eine Größe von 3.500 m² und wurde am  05. Mai 1990 feierlich eröffnet (im Jahr 2020 haben wir also wieder einen runden “Geburtstag”, siehe Bericht “30 Jahre Japanischer Garten“).

Es ist typisch für einen  japanischen Garten, dass Szenen einer Landschaft zusammengefasst werden auf kleiner Fläche: in Freiburg ist es ein Wasserlauf, der sich von der Quelle in den Bergen über einen Wasserfall und Fluss im Meer endet (hier Flückingersee). Ein Japanische Garten lebt von den Formen der Steine, der Pflanzen und den Wasserstrukturen. Dazu gehört aber auch Ruhe und Beschaulichkeit als wesentliches Element.

Die “Deutsch-Japanischen Gesellschaft Freiburg Matsuyama e. V.” feiert jährlich im Mai ihr Frühlingsfest “Kodomonohi” am Garten bzw. im Bürgerhaus. Vorführungen, Ausstellungen und Workshops bieten dabei Gelegenheit, Einblick in die japanische Kultur zu nehmen. Für mehr Infos siehe: www.djg-freiburg.de

Bürgerblättle Okt./Nov. 2019

Ausgabe 258, einzelne Themen:

  • Eine Vision für die Gaskugel
  • Nachverdichtung StuSie
  • Partnergemeindes Teningen
  • 100 Jahre Naturfreundehaus…

Ausstellung “Blickpunkt Mooswald”

Die Fotoausstellung “Blickpunkt Mooswald” ist vom 29. August bis zum 26. September in der Sparkasse Mooswald zu sehen (Elsässer Straße 54).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es ist eine eindrucksvolle Sammlung an Fotos, die Helmut Schiemann zusammengestellt, um die Vielfalt und Schönheit des Mooswalds zu zeigen.

Geschichte der Gaskugel

Die Gaskugel gehört zum Stadtbild von Freiburg; es ist ein Wahrzeichen von Betzenhausen bzw. des gesamten Freiburger Westens. Zitat Joachim Röderer (BZ): „Wenn man nach Urlaubsreisen und langer Rückfahrt heimkehrt, ist man gefühlt erst dann wirklich wieder zurück in Freiburg, wenn man die Gaskugel passiert hat.“

Bauphase der Gaskugel

Foto: Hugo Beyer, ©Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Außenstelle Südbaden

Anfang der 1960-er Jahre sah die Stadt Freiburg, dass der Übergang zum Gas als Energie-Träger ein gewisses Speichervolumen vorort erfordert. Das Gas selbst kam ja durch überregionale Druckleitungen vom Rheintal nach Freiburg: insofern schien das heutige Gelände an der Dreisam ideal für den Zwischenspeicher. Allerdings war das Gebiet eigentlich als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen: also gab es kurzfristig Anpassung im Gemeinderat.  Schon aus diesem Grunde fühlten sich die Betzenhausener überrumpelt von den Planungen der Stadt. Auch der damalige Ortsverein Betzenhausen als Vorgänger des Bürgervereins war wenig begeistert.

Vor allem gab es auch Ängste, welche Gefahren von diesem “Ungetüm” ausgehen könnten: in Zeiten des kalten Krieges waren es vor allem die Auswirkungen eines Bombenangriffs, die man fürchtete. Folglich galt es als “Zumutung, dass die Bewohner von Betzenhausen den Gasgeruch einatmen oder in einem Katastrophenfall elendiglich zugrunden gehen müssen”.

Aber am Ende wurde doch gebaut. Zum Bild rechts: “Die untere Kugelkalotte ist gesetzt, der erste Großring schon fast fertig. Mit der damals üblichen Auslegervorrichtung und im Zusammenwirken mit einem Hochkran werden die zuvor am Boden zusammengeschweißten Doppelblechsegmente hochgezogen und zum Schweißen angepasst. Auf der Innenseite befinden sich an jedem Teil zwei der Rundung entsprechende Haltestangen, die das Einpassen erleichtern.” (Text: R. Funk, Jan. 2021)

Im Oktober 1964 dann die Einweihung durch den damaligen Oberbürgermeister Dr. Eugen Keidel: er taufte das Bauwerk auf den Namen “Gaskugel Freiburg”.

Die Windrose auf der Gaskugel stammt von Aiga Müller und ist Ergebnis eines Wettbewerbs aus den frühen 1980er Jahren: immer wieder eine gute Gelegenheit um die Himmelsrichtungen mit dem eigenen Eindruck abzugleichen (ist da wirklich Norden…). Möglicherweise ist es der größte “Kompass” der Welt.

Technische Merkmale: die Kugel hat eine Spannweite von 32 Metern, die Aussenwand ist 3 cm dick. Das Bauwerk ist insgesamt 35 Meter hoch und kann 20.000 m3 Gas aufnehmen. Direkt neben der Gaskugel ist ein Übergabestation, welche u.a. den Gasdruck so absenkt, wie es für Lieferung an Endverbraucher (z.B. Haus-Gasheizung) erforderlich ist.

Weitere Hintergründe und Bilder, insbesondere auch zum Bau, beschreibt Nico Bischler in der Festschrift zu „100 Jahre Betzenhausen bei Freiburg 1908 – 2008“ (siehe www.kuge-freiburg.de/gaskugel-betzenhausen)

Betrieb über 54 Jahre

Die Gaskugel heute

Sowohl der Gasspeicher (die sichtbare Kugel) als auch die Gasdruckregelanlage fielen unter den Anwendungsbereich der Störfallverordnung, regelmäßigen Prüfungen durch technische Sachverständige waren also vorgeschrieben (in diesem Fall TÜV Süd). Für Details siehe zugehörige Sicherheitshinweise von bnNETZE für die Anwohner (dort aufgeführt sind auch viele techn. Hintergründe).

Aber die Kugel (bzw. das enthaltene Gas) wurde in dieser Zeit von den Anwohner sicher nicht als ständige Gefahr betrachtet. Eine ersten Rückblick auf die Gaskugel als Wahrzeichen in Betzenhausen hatten wir schon im Bürgerblättle 166 (Okt. 2003): da hatte die Gaskugel ihr 40 jähriges Bestehen. Es konnte dort sogar gefeiert werden, zuletzt im Okt. 2017 bei einem Familiennachmittag mit Infos zur Anlage und Führungen. Wer Lust hatte, durfte per Hubsteiger sogar von oben einen Blick auf die fast 40 Meter hohe Kugel werfen (siehe Bericht “Gaskugel zum Anfassen” im Bürgerblättle 246 mit historischen Bildern zum Bau).

Betriebsende Juli 2019

Im Juli 2019 das Betriebsende: die Bedeutung als Reservespeicher für Freiburg war im Laufe der Jahre immer weiter zurück gegangen, da Erdgasnetze heute überregional miteinander verbunden sind und darüber auch Spitzen abgefangen werden. Die Menge an Gas in der Kugel wäre im Bedarfsfall in weniger Stunden aufgebraucht worden (stattdessen nutzt man heute Gasreserven in grossen, unterirdischen Lagern). Letztendlich war ein wirtschaftlicher Betrieb laut Badenova Tochter bnNETZE nicht mehr gegeben.

Gas ist also zukünftig dort nicht mehr gespeichert. Die Gasdruck-Regel- und Messanlage im Gebäude neben der Kugel bleibt aber erhalten und wird in diesem Zuge erneuert (ab 2020).

Laut Perspektivplan liegt die Gaskugel in einer Entwicklungsfläche J, die nur für Sport, Gärtnern und Naherholung vorgesehen ist. Im Umfeld gibt es Schrebergärten und die letzten Streuobstwiesen von Betzenhausen.

Seit Dezember 2019 steht die Gaskugel als Industrie-Wahrzeichen unter Denkmalschutz.

Die Zukunft der Gaskugel

Im Jan. 2021 mit einer besonderen Mütze

Gleich nach Betriebsende hat sich in Betzenhausen eine Initiative gegründet, die sich für den Erhalt der Gaskugel einsetzt (beteiligt sind u.a. der Bürgerverein Betzenhausen-Bischofslinde e.V., der Kultur- und Geschichtskreis Betzenhausen-Bischofslinde e.V. und die Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild e.V.). Innerhalb kürzester Zeit fanden sich viele Unterstützer für die Initiative; siehe www.gaskugel-freiburg.de.

Ziel: „Wir wollen die Gaskugel als Industriedenkmal erhalten, sie aber nicht einfach leer stehen lassen, sondern neu nutzen“, sagt die Vorsitzende des Bürgervereins, Beate Diezemann. Die drei Institutionen haben einen Arbeitskreis gegründet und ein „sanftes“ Nutzungskonzept entwickelt, wie sie erläutert. Es sieht vor, dass die Gaskugel als solche erhalten bleibt, ebenso der Park mit dem alten Baumbestand. „Wir wünschen uns hier einen lebendigen Treffpunkt für alle Freiburger/innen, mit einem Gartencafé, das an die Kugel angedockt werden könnte.“

Ein solcher Treffpunkt fehlt bislang im Freiburger Westen, obwohl die Gaskugel inmitten des beliebten Naherholungsgebietes an der Dreisam und gegenüber dem Dietenbachsee liegt. Hier führen gleich drei überregionale Radwege vorbei. Die Arbeitsgemeinschaft wünscht sich ein niedrigschwelliges und familienfreundliches Gartencafé, das zur Dreisam hin ausgerichtet ist und v. a. Spaziergänger/innen und Fahrradfahrer/innen anlocken soll. Schließlich befindet sich die Gaskugel an der Schnittstelle von vier Stadtteilen und ist von diesen fußläufig zu erreichen: Sie steht im Stadtteil Betzenhausen-Bischofslinde, grenzt im Norden an Lehen, im Westen an Rieselfeld bzw. den neuen Stadtteil Dietenbach und im Süden an Weingarten.

„Die Kugel ist in ihrer einmaligen Lage, mit ihrer markanten Form, ihrer Größe und ihrer Geschichte für ein Ausflugsziel geradezu prädestiniert“, resümiert die Kunsthistorikerin Dr. Heike Piehler, die das Konzept verfasst hat. „Aber es wäre bedauerlich, ein solch grandioses Kugel-Bauwerk nicht auch von innen erleben zu können. Wir würden sie gern zugänglich machen, zumindest für kleinere Besuchergruppen und zu Zeiten, in denen es klimatisch möglich ist.“ Gedacht ist an ein möglichst pures Raumerlebnis, mit Licht- und Toninszenierungen und verschiedenen kleineren Veranstaltungsformaten, die dem besonderen Raum Rechnung tragen können. Denn in der Kugel eröffnet sich eine spektakuläre Klangwelt mit einer einzigartigen Akustik – ganz ohne technische Ausstattung.

Über den aktuellen Stand zu diesem Projekt berichten wir hier.

 

10-Jahre St. Gallus-Rundweg in Teningen-Heimbach

Der St. Gallus-Rundweg wird 10-Jahre jung: bei der Jubiläumsveranstaltung am Sonntag, 8. Sept. 2019, waren auch Vertreter des Bürgervereins Betzenhausen-Bischofslinde dabei (eingeladen vom Geschichts- und Bürgerverein Heimbach e.V.).

Konzipiert wurde der Wanderweg anlässlich des Dorfjubiläums „1250 Jahre Heimbach“ mit Eröffnung im Okt. 2009. Die Wegführung bietet die schönsten Ein- und Ausblicke in die Landschaften des Schwarzwaldes, der Vogesen und des Kaiserstuhls (siehe Infos unten).

Leider war das Wetter nicht so, wie man es sich gewünscht hätte. Trotzdem waren einige Wanderer dabei, um unter der Leitung von Werner Kunkler einen Teil der Rundweg zu gehen. Start war am Alten Schlossplatz in Heimbach, vorbei am Steinbruch, Galgen und Auswandererstein.

Zur eigentlich geplanten ausführlichen Steinbruchführung mit Vorführung historischer Werkzeuge kam es aufgrund des Wetters dann nicht mehr (Wanderstrecke: ca. 2,5 km
, Wanderzeit: ca. 2,5 h, Wander- und Steinbruchführer: Werner Hänsle u. Siegfried Lehr)

Wir bedanken uns ganz herzlich für die Bewirtung durch den
 Geschichts- & Bürgerverein Heimbach e.V. auf dem Alten Schlossplatz. Hier der Flyer 10 Jahr Gallus-Rundweg zur Veranstaltung mit weiteren Details.

Trotz Regen an diesem Tag bleibt die Erkenntnis: der Gallus Rundweg Heimbach ist wunderschön und abwechslungsreich. Also einfach mal für den nächsten Wanderausflug in Betracht ziehen!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Frau Christa Götz, der Vorsitzenden Geschichts- und Bürgerverein Heimbach e.V. (zur finden z.B. auf Facebook).


Mit dem St. Gallus-Rundweg ist nicht nur Heimbach im Jahr 2009 um eine touristische Attraktion reicher geworden, sondern auch der Naherholungswert erfuhr einen gehörigen Wertzuwachs.

Am Anfang stand die Idee des Bürgervereinsvorsitzenden Werner Schulz, etwas zu schaffen, das an die 1.250-Jahr-Feier im Jahr 2009 erinnert. Das Ergebnis ist ein interessant gestalteter Rundwanderweg, der dem ambitionierten Wanderer ebenso Entfaltungsmöglichkeiten bietet wie dem Gelegenheitswanderer. Der gelungene Spagat zwischen Naturerlebnis und Landschaftsschutz findet zudem bei den Fachgremien hohe Anerkennung.

Der fast 14 Kilometer lange Rundwanderweg soll dem Wanderfreund Geschichte, Natur und Landschaft von Heimbach näher bringen. Weitere Infos dazu es z.B. auch auf wwww.schwarzwald-panoramastrasse.de und bei www.outdooractive.com .

 


 

BZ-Stadtteilspaziergang mit Beate Diezemann

In dieser Serie über Freiburger Stadtteile war die Badische Zeitung im Sommer 2019 auch in Betzenhausen-Bischofslinde unterwegs:

“FREIBURG-BETZENHAUSEN. Vor genau 111 Jahren wurde das kleine Dorf Betzenhausen rund um die Thomaskirche an der Dietenbachstraße in die Stadt Freiburg eingemeindet. Historische Bausubstanz findet man heute kaum noch im Stadtteil mit mehr als 14 000 Einwohnern . Idyllische Ecken gibt es nach wie vor, doch durch Nachverdichtung und Randbebauung werden diese Idyllen immer wieder angeknabbert. Das ist eins der Themen, die Beate Diezemann, seit März die Vorsitzende des Bürgervereins Betzenhausen-Bischofslinde, beschäftigen.

Den Überblick über Betzenhausen hat Beate Diezemann jederzeit: Sie wohnt mit ihrem Mann im siebten Stock eines Hochhauses an der Einmündung der Straße Am Bischofskreuz in die zentrale Achse Sundgauallee. Vom Balkon aus ist die Badenova-Gaskugel einer der Orientierungspunkte. Auch wenn diese für die Speicherung das Brennstoffes längst nicht mehr gebraucht wird: “Die Gaskugel muss erhalten bleiben!”, sagt die 67-Jährige. Ideen für eine mögliche künftige Nutzung will der Bürgerverein demnächst dem Energieversorger vortragen.”

Hier der ausführliche Bericht vom 10.8.2019.

 

Die Verkehrsanbindung Betzenhausen – Freiburg

In die Strassenbahn einsteigen und 10 Minuten später in der Innenstadt von Freiburg: so ist es heute. Da vergisst man leicht, wie beschwerlich die ca. 5 km zwischen Alt-Betzenhausen und dem historischen Freiburg doch in früheren Zeiten warer. Um so verständlicher, dass die Verkehrsanbindung ein elementarer Teil des Eingemeindungsvertrags von 1908 wurde. Sogar die Stassenbahn war dabei schon erwähnt: die ersten Gleise waren wenige Jahre vorher in Freiburg verlegt worden.

War doch u.a. der Markt in Freiburg von großer Bedeutung, auf dem Betzenhausener Landwirte mehrmals in der Woche vertreten waren. Bis dahin war es ein Weg zu Fuß, mit dem Rad oder dem Pferde-Karren über die damalige “Lehener Strasse”. In Erinnerung an diese alten Zeiten übernahm der Kultur und Geschichtskreis Betzenhausen im Herbst 2020 die Patenschaft für einen Marktkarren im Ausgustinermuseum, der noch bis 1954 zum Münsterplatz gezogen wurde.

Bus und Strassenbahn

Bei dem genannten Hintergrund war die Verkehrsanbindung nach Freiburg auch für den 1910 gegründeten Lokalverein von Betzenhausen ein besonderes Anliegen. Im September 1926 wurde zumindest schon mal eine direkte Busverbindung erreicht. Das klappte 20 Jahre gut, am Ende des Krieges brach die Linie aber zeitweise zusammen (vor allem wegen Kraftstoff-Mangel). Ab 1948 wurde eine geänderte Linie eingeführt, die im Ringverkehr über verschiedene Stationen im Westen fuhr (u.a. Hofackerstrasse); einige Jahre später wurden daraus wieder zwei getrennte Linien für Mooswald und Betzenhausen.

Erst im Jahr 1978 begannen die Bauarbeiten für eine Strassenbahnverbindung von der Paduaallee in die Innenstadt auf dem Mittelstreifen der Sundgauallee. Die Eröffnung am 9. Dez. 1983 war ein großes Fest: der Vorstand des Bürgervereins erschien in Kleidung der Jahrhundertwende und Spruchband: “Schon 1908 versprochen, heut’ wird’s endlich wahr, die Stadtbahn fährt nach Westen, ist das nicht wunderbar!”. Heute ist es die am meisten genutzte Linie der VAG. Davor lag ein langer Weg und so manche zwischenzeitliche Planungsidee wirkt heute eher skurril, z.B. zur Querung des Bahnhofs mittels Tunnel oder Hochbahn. Schon 1980 – also während der Umsetzungsphase – gab es im Bürgerblättle eine Artikelserie zur Entwicklung dieser Stadtbahn in den Westen.

Im Juni 1985 wurde dann auch die Verlängerung der Linie 1 nach Landwasser fertiggestellt. Gleichzeitig ging die Wendeschleife Bissierstrasse in Betrieb zur Anbindung des “Behördenzentrums” an der Berliner Allee (incl. Park&Ride); ein Kreuzungspunkt auch für mehrere Buslinien.

Hier sei noch etwas kurioses erwähnt: Ende 1960er Jahre hatte man viel Phantasie bzg. zuküftiger Verkehrssysteme und so stand kurzzeitig auch ein sog. CAT zur Diskussion; ein Kabinentaxisystem, bei dem kleine Kabinen für bis zu 4 Personen über der Straße schweben sollten (einwenig Wuppertaler Schwebebahn also in Freiburg). Insbesondere angedacht auch als Verbindung in den Westen. Es  blieb bei einer Studie, am Ende wurde es die bekannte Straßenbahn über die Sundgauallee.

Die Sundgauallee

Die historische Lehener Strasse war zentrales Element der Ost-/West-Verbindung und führte von Freiburg bis nach Lehen (was der Strassen-Name ja auch nahelegt). Das Dorf Betzenhausen befand sich an der Kreuzung von Lehener Strasse und Dietenbachstrasse (letztere also wichtiger Teil einer Nord-/Süd-Verbindung).  Wer direkt den Unterschied zwischen 1929 und heute sehen möchte: Joachim Scheck von Vistatour History Tour hat zwei Bilder übereinander gelegt (siehe hier).

Bereits Ende der 1920-er Jahren war insbesondere die Lehener Straße so stark befahren, das ein Verbreiterung in Angriff genommen wurde. Umgesetzt wurde diese Verbreiterung in den frühen 30er-Jahren. Nebenbei: auch damals wurde schon ein starkes Fahrrad-Aufkommen festgestellt. Folglich hat man auch damals schon Radwege beidseitig der Lehener Str. vorgesehen.

Mit der Bombennacht von 1944 wurde das Ortszentrum von Betzenhausen mit vielen der damaligen Gebäude zerstört. Ein Wiederaufbau von Betzenhausen ensprechend früherem Bestand war nicht vorgesehen: vielmehr bot der neue “Freiraum” jetzt der Stadt Freiburg die Gelegenheit, über eine neue, “fortschrittliche” Gestaltung nachzudenken. Und die sollte natürlich großzügig gedacht und Auto-orientiert sein. Dieses Neu-Denken führte letztendlich zu der Sundgauallee, wie wir sie heute kennen und deren Breite (ca. 30 m) heute als ein stark trennendes Element im Stadtteil empfunden wird. In gewisser Weise hat also die Kriegs-Zerstörung von Betzenhausen die heutige Situation erst erlaubt, wobei allerdings auch Gebäude, die den Krieg überstanden hatten, jetzt ein Opfer der neuen Planung wurde und geräumt werden mussten.

Die in der anfänglichen Planung der 1960er Jahre erwarteten Verkehrszahlen für die Sundgauallee wurden nie erreicht, was letztendlich auch durch die parallel entstandenen Planungen für den Zubringer Mitte begründet ist. Als ursprüngliche Bundesstraße B 31 sollte die Sundgauallee eine leistungsfähige Verbindung zwischen Freiburg und Breisach sicher stellen und dabei gleichzeitig für einen Anschluss an die Autobahn sorgen: der so geplante Ausbau der Sundgauallee wurde auch dann noch weitergeführt, als nicht viel später die Verlegung der B 31 an die Dreisam auf den Tisch kam.

An den Rändern der Sundgauallee entstand ab der 1960-er Jahre der neue Bezirk Bischofslinde. Parallel sollte am westlichen Ende auch das dörflichen Alt-Betzenhausen ein städtisches Flair erhalten: Hochhäuser sollten für eine attraktive Urbanität sorgen mit der Sundgauallee als “Boulevard des Westens”. Wie viel kleinstädtischer es vorher noch zuging, zeigt ein Titelbild des Bürgerblättle (Ausgabe 203) mit Vergleich von Bildern aus dem Jahr 1973 und 2010: die beiden Häuser im unteren Bild von 1973 würden heute auf der Mittel-Trasse der Stassenbahn stehen.

Ca. ab dem Jahr 2000 enstanden erste Ideen für eine Auffrischung der Sundgauallee bzw. einem Rückbau der breiten Fahrbahn zugunsten von Rad-/Fußwegen. Eine Anpassung an den wirklichen Bedarf; vor allem auch mit der Ziel einer verbesserten Aufenthaltsqualität. Ein neues Einkaufszentrum (Brielmann-Gelände) in unmittelbarer Nähe gab zusätzlichen Anschub für diese Ideen. Daraus wurde das ZAK = ZentrenAktivierungsKonzept. Erste Umbaumaßnahmen erfolgten ab 2012 auf dem Platz am Bischofskreuz und danach an der westlichen Sundgau mit Haltestelle Betzenhauser Torplatz.

Eine Episode: das “Esso Motor Hotel” (Motel)

Die Sundgauallee also neue zentrale Verbindung von Freiburg in den Westen (und damit z.B. auch zur Autobahn) lockte Mitte der 1960er-Jahre auch Esso an diese Strasse. Die Tankstelle gibt es noch heute, anfangs war sie sogar auf beiden Seiten der Strasse zu finden (heute sind dort StuSie-Gebäude). Und anfangs wurde im Gebäude neben der heutigen Tankstelle zusätzlich ein „Esso Motor Hotel“ betrieben, von denen es insgesamt nur drei Deutschland gab. Für etwa 10 Jahre war es auch ein beliebtes Restaurant im Stadtteil. Ausführliche Infos zum Konzept der Esso Motor Hotels sind auch in Wikipedia zu finden.

Zumindest einmal (im Jahre 1970) waren dort prominente Fußballer zu Gast: die Bundesliga-Mannschaft des SF Schalke 04. Anlass war ein Spiel gegen die Kicker von Eintracht Freiburg. Zufällig oder nicht: es war 50 Jahre nach Gründung der ersten Fußballmannschaft in Betzenhausen und natürlich war ein Großereignis für die Eintracht. Einige Namen der Schalke-Spieler dürften heute noch bekannt sein: Rolf Rüssmann, Torwart Norbert Nigbur, oder die Kremers-Zwillinge. Trainiert wurde die Mannschaft damals von Trainer-Legende Rudi Gutendorf. Ein Ergebnis hatte das Spiel auch: 5:2 für Schalke; die Eintracht hat sich also durchaus wacker gehalten (siehe auch Beitrag zu  100 Jahre Vereinsfussball in Betzenhausen).

Das betroffene Gebäude an der Tankstelle kennen wir heute als Ärztehaus und Verwaltungsgebäude.

Dietenbachstrasse und Paduaallee (Westrandstrasse)

Freiburg bildete historisch schon immer den Knotenpunkt zwei wichtiger Verbindungen: zum einen die Ost-West-Route als Verbindung vom Schwarzwald in Richtung Frankreich; zum anderen die Nord-Süd-Verbindung zwischen Karlsruhe und Basel am Rand des Schwarzwaldes bzw. entlang des Rheins. Ein wichtiger Teil der Nord-Süd-Verbindung war früher die Dietenbachstrasse. In den 1960-er Jahren wurde klar, dass mit wachsendem Verkehr eine großzügige West-Umgehung erforderlich wird (heute die Verbindung zwischen Gundelfingen und St. Georgen).  Das Projekt “Westrandstraße” wurde geboren; im Jahr 1962 genehmigte der Gemeinderat den ersten Abschnitt mit Bau der Mooswaldallee.

Foto: Stadt Freiburg

Für den heutigen Teil der Paduaallee zwischen Betzenhausen und Lehen wurde anfangs eine abenteuerliche Lösung vorgeschlagen und im Jahr 1971 sogar vom Gemeinderat 1971 knapper Mehrheit gebilligt: die Paduaallee sollte auf einer Art Damm verlaufen mit fast 8 Metern Höhe und über 50 Meter Breite. Beginnen sollte der Damm bei Querung der Breisacher Bahn im benachbarten Mooswahl, auslaufen sollte er nach Überquerung der Dreisam. Der Anschluss an Betzenhausen, Lehen und die Sundgauallee wäre Autobahn-ähnlich gewesen mit einer Strassenführung bis fast vor die St. Thomas Kirche. Dagegen bildete sich eine Bürgerinitiative mit Bürgern beteiligter Stadtteile (gegründet vom Ortsverein Betzenhausen), denn dieses Vorhaben hätte die Stadtteile im Westen – insbesondere Betzenhausen und Lehen – wie ein Mauer getrennt. Die Bedrohung durch eine “2. Berliner Mauer” wurde ausdrücklich angeführt.

Aus dieser Initiative entstand der Gegenvorschlag mit einer tiefergelegten Paduaallee, wie wir sie heute kennen: persönliche Verbindungen zur Landesregierung in Stuttgart waren in diesem Fall hilfreich; dort konnte man überzeugen! Zuschüsse machten schon bald den Weg frei für den Vorschlag der Bürgerinitiative. Letztendlich stimmte ein Jahr später auch der Freiburger Gemeinderat zu. Ähnliche Varianten waren vorher aus Kostengründen verworfen worden. So konnte der Damm als große “Mauer” zwischen Betzenhausen und Lehen von aktiven Bürgern vermieden werden!

Doch der Bau der Gesamtverbindung brauchte seine Zeit: zwischenzeitlich musste immer mehr Verkehr in unfertigen Abschnitten über die vorhandenen Strassen geleitet werden; das waren insbesondere die Hofacker- und Dietenbachstraße. Sehr zum Leidwesen der Anwohner dort: am Ende der Dietenbachstraße ging es zunächst einspurige über die alte Dreisambrücke nach Weingarten und eine Ampel regelte den Verkehr. Natürlich waren lange Staus bis zurück zur Sundgauallee die Folge: so wurden im Jahr 1970 auf der Dietenbachstraße an einem Tag erst 4.700 Fahrzeuge (incl. LKW) gezählt; 10 Jahre später waren es schon unglaubliche 12.300 Fahrzeuge (an einem Tag!).  Mit wachsendem Verkehr installierte man temporär eine Zusatzbrücke über die Dreisam, so dass der Verkehr hier zumindest in beide Richtungen laufen konnte. Mit Weiterbau der Weststrasse kam dann endlich Endspannung: 1982 konnte die Dietenbachstraße endlich für den Durchgangsverkehr gesperrt werden (ein wichtiges Anliegen für den damaligen Bürgerverein).

Die heutige vierspurige Brücke zur Überquerung der Dreisam als Teil der Paduaallee wurde 1988 fertiggestellt. Die Westrandstrasse konnte den wachsenden Verkehr aufnehmen und sie brachte natürlich auch Entlastung für innerstädtische Strecken (Rückbau der Eschholzstraße, die auch schon mal 4-spurig war). Mehr zur dazu siehe unser Beitrag Westrandstrasse (Paduaallee).