Geschichte der Gaskugel

Die Gaskugel gehört zum Stadtbild von Freiburg; es ist ein Wahrzeichen von Betzenhausen bzw. des gesamten Freiburger Westens. Zitat Joachim Röderer (BZ): „Wenn man nach Urlaubsreisen und langer Rückfahrt heimkehrt, ist man gefühlt erst dann wirklich wieder zurück in Freiburg, wenn man die Gaskugel passiert hat.“

Bauphase der Gaskugel

Foto: Hugo Beyer, ©Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Außenstelle Südbaden

Anfang der 1960-er Jahre sah die Stadt Freiburg, dass der Übergang zum Gas als Energie-Träger ein gewisses Speichervolumen vorort erfordert. Das Gas selbst kam ja durch überregionale Druckleitungen vom Rheintal nach Freiburg: insofern schien das heutige Gelände an der Dreisam ideal für den Zwischenspeicher. Allerdings war das Gebiet eigentlich als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen: also gab es kurzfristig Anpassung im Gemeinderat.  Schon aus diesem Grunde fühlten sich die Betzenhausener überrumpelt von den Planungen der Stadt. Auch der damalige Ortsverein Betzenhausen als Vorgänger des Bürgervereins war wenig begeistert.

Vor allem gab es auch Ängste, welche Gefahren von diesem “Ungetüm” ausgehen könnten: in Zeiten des kalten Krieges waren es vor allem die Auswirkungen eines Bombenangriffs, die man fürchtete. Folglich galt es als “Zumutung, dass die Bewohner von Betzenhausen den Gasgeruch einatmen oder in einem Katastrophenfall elendiglich zugrunden gehen müssen”.

Aber am Ende wurde doch gebaut. Zum Bild rechts: “Die untere Kugelkalotte ist gesetzt, der erste Großring schon fast fertig. Mit der damals üblichen Auslegervorrichtung und im Zusammenwirken mit einem Hochkran werden die zuvor am Boden zusammengeschweißten Doppelblechsegmente hochgezogen und zum Schweißen angepasst. Auf der Innenseite befinden sich an jedem Teil zwei der Rundung entsprechende Haltestangen, die das Einpassen erleichtern.” (Text: R. Funk, Jan. 2021)

Im Oktober 1964 dann die Einweihung durch den damaligen Oberbürgermeister Dr. Eugen Keidel: er taufte das Bauwerk auf den Namen “Gaskugel Freiburg”.

Die Windrose auf der Gaskugel stammt von Aiga Müller und ist Ergebnis eines Wettbewerbs aus den frühen 1980er Jahren: immer wieder eine gute Gelegenheit um die Himmelsrichtungen mit dem eigenen Eindruck abzugleichen (ist da wirklich Norden…). Möglicherweise ist es der größte “Kompass” der Welt.

Technische Merkmale: die Kugel hat eine Spannweite von 32 Metern, die Aussenwand ist 3 cm dick. Das Bauwerk ist insgesamt 35 Meter hoch und kann 20.000 m3 Gas aufnehmen. Direkt neben der Gaskugel ist ein Übergabestation, welche u.a. den Gasdruck so absenkt, wie es für Lieferung an Endverbraucher (z.B. Haus-Gasheizung) erforderlich ist.

Weitere Hintergründe und Bilder, insbesondere auch zum Bau, beschreibt Nico Bischler in der Festschrift zu „100 Jahre Betzenhausen bei Freiburg 1908 – 2008“ (siehe www.kuge-freiburg.de/gaskugel-betzenhausen)

Betrieb über 54 Jahre

Die Gaskugel heute

Sowohl der Gasspeicher (die sichtbare Kugel) als auch die Gasdruckregelanlage fielen unter den Anwendungsbereich der Störfallverordnung, regelmäßigen Prüfungen durch technische Sachverständige waren also vorgeschrieben (in diesem Fall TÜV Süd). Für Details siehe zugehörige Sicherheitshinweise von bnNETZE für die Anwohner (dort aufgeführt sind auch viele techn. Hintergründe).

Aber die Kugel (bzw. das enthaltene Gas) wurde in dieser Zeit von den Anwohner sicher nicht als ständige Gefahr betrachtet. Eine ersten Rückblick auf die Gaskugel als Wahrzeichen in Betzenhausen hatten wir schon im Bürgerblättle 166 (Okt. 2003): da hatte die Gaskugel ihr 40 jähriges Bestehen. Es konnte dort sogar gefeiert werden, zuletzt im Okt. 2017 bei einem Familiennachmittag mit Infos zur Anlage und Führungen. Wer Lust hatte, durfte per Hubsteiger sogar von oben einen Blick auf die fast 40 Meter hohe Kugel werfen (siehe Bericht “Gaskugel zum Anfassen” im Bürgerblättle 246 mit historischen Bildern zum Bau).

Betriebsende Juli 2019

Im Juli 2019 das Betriebsende: die Bedeutung als Reservespeicher für Freiburg war im Laufe der Jahre immer weiter zurück gegangen, da Erdgasnetze heute überregional miteinander verbunden sind und darüber auch Spitzen abgefangen werden. Die Menge an Gas in der Kugel wäre im Bedarfsfall in weniger Stunden aufgebraucht worden (stattdessen nutzt man heute Gasreserven in grossen, unterirdischen Lagern). Letztendlich war ein wirtschaftlicher Betrieb laut Badenova Tochter bnNETZE nicht mehr gegeben.

Gas ist also zukünftig dort nicht mehr gespeichert. Die Gasdruck-Regel- und Messanlage im Gebäude neben der Kugel bleibt aber erhalten und wird in diesem Zuge erneuert (ab 2020).

Laut Perspektivplan liegt die Gaskugel in einer Entwicklungsfläche J, die nur für Sport, Gärtnern und Naherholung vorgesehen ist. Im Umfeld gibt es Schrebergärten und die letzten Streuobstwiesen von Betzenhausen.

Seit Dezember 2019 steht die Gaskugel als Industrie-Wahrzeichen unter Denkmalschutz.

Die Zukunft der Gaskugel

Im Jan. 2021 mit einer besonderen Mütze

Gleich nach Betriebsende hat sich in Betzenhausen eine Initiative gegründet, die sich für den Erhalt der Gaskugel einsetzt (beteiligt sind u.a. der Bürgerverein Betzenhausen-Bischofslinde e.V., der Kultur- und Geschichtskreis Betzenhausen-Bischofslinde e.V. und die Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild e.V.). Innerhalb kürzester Zeit fanden sich viele Unterstützer für die Initiative; siehe www.gaskugel-freiburg.de.

Ziel: „Wir wollen die Gaskugel als Industriedenkmal erhalten, sie aber nicht einfach leer stehen lassen, sondern neu nutzen“, sagt die Vorsitzende des Bürgervereins, Beate Diezemann. Die drei Institutionen haben einen Arbeitskreis gegründet und ein „sanftes“ Nutzungskonzept entwickelt, wie sie erläutert. Es sieht vor, dass die Gaskugel als solche erhalten bleibt, ebenso der Park mit dem alten Baumbestand. „Wir wünschen uns hier einen lebendigen Treffpunkt für alle Freiburger/innen, mit einem Gartencafé, das an die Kugel angedockt werden könnte.“

Ein solcher Treffpunkt fehlt bislang im Freiburger Westen, obwohl die Gaskugel inmitten des beliebten Naherholungsgebietes an der Dreisam und gegenüber dem Dietenbachsee liegt. Hier führen gleich drei überregionale Radwege vorbei. Die Arbeitsgemeinschaft wünscht sich ein niedrigschwelliges und familienfreundliches Gartencafé, das zur Dreisam hin ausgerichtet ist und v. a. Spaziergänger/innen und Fahrradfahrer/innen anlocken soll. Schließlich befindet sich die Gaskugel an der Schnittstelle von vier Stadtteilen und ist von diesen fußläufig zu erreichen: Sie steht im Stadtteil Betzenhausen-Bischofslinde, grenzt im Norden an Lehen, im Westen an Rieselfeld bzw. den neuen Stadtteil Dietenbach und im Süden an Weingarten.

„Die Kugel ist in ihrer einmaligen Lage, mit ihrer markanten Form, ihrer Größe und ihrer Geschichte für ein Ausflugsziel geradezu prädestiniert“, resümiert die Kunsthistorikerin Dr. Heike Piehler, die das Konzept verfasst hat. „Aber es wäre bedauerlich, ein solch grandioses Kugel-Bauwerk nicht auch von innen erleben zu können. Wir würden sie gern zugänglich machen, zumindest für kleinere Besuchergruppen und zu Zeiten, in denen es klimatisch möglich ist.“ Gedacht ist an ein möglichst pures Raumerlebnis, mit Licht- und Toninszenierungen und verschiedenen kleineren Veranstaltungsformaten, die dem besonderen Raum Rechnung tragen können. Denn in der Kugel eröffnet sich eine spektakuläre Klangwelt mit einer einzigartigen Akustik – ganz ohne technische Ausstattung.

Über den aktuellen Stand zu diesem Projekt berichten wir hier.

 

10-Jahre St. Gallus-Rundweg in Teningen-Heimbach

Der St. Gallus-Rundweg wird 10-Jahre jung: bei der Jubiläumsveranstaltung am Sonntag, 8. Sept. 2019, waren auch Vertreter des Bürgervereins Betzenhausen-Bischofslinde dabei (eingeladen vom Geschichts- und Bürgerverein Heimbach e.V.).

Konzipiert wurde der Wanderweg anlässlich des Dorfjubiläums „1250 Jahre Heimbach“ mit Eröffnung im Okt. 2009. Die Wegführung bietet die schönsten Ein- und Ausblicke in die Landschaften des Schwarzwaldes, der Vogesen und des Kaiserstuhls (siehe Infos unten).

Leider war das Wetter nicht so, wie man es sich gewünscht hätte. Trotzdem waren einige Wanderer dabei, um unter der Leitung von Werner Kunkler einen Teil der Rundweg zu gehen. Start war am Alten Schlossplatz in Heimbach, vorbei am Steinbruch, Galgen und Auswandererstein.

Zur eigentlich geplanten ausführlichen Steinbruchführung mit Vorführung historischer Werkzeuge kam es aufgrund des Wetters dann nicht mehr (Wanderstrecke: ca. 2,5 km
, Wanderzeit: ca. 2,5 h, Wander- und Steinbruchführer: Werner Hänsle u. Siegfried Lehr)

Wir bedanken uns ganz herzlich für die Bewirtung durch den
 Geschichts- & Bürgerverein Heimbach e.V. auf dem Alten Schlossplatz. Hier der Flyer 10 Jahr Gallus-Rundweg zur Veranstaltung mit weiteren Details.

Trotz Regen an diesem Tag bleibt die Erkenntnis: der Gallus Rundweg Heimbach ist wunderschön und abwechslungsreich. Also einfach mal für den nächsten Wanderausflug in Betracht ziehen!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Frau Christa Götz, der Vorsitzenden Geschichts- und Bürgerverein Heimbach e.V. (zur finden z.B. auf Facebook).


Mit dem St. Gallus-Rundweg ist nicht nur Heimbach im Jahr 2009 um eine touristische Attraktion reicher geworden, sondern auch der Naherholungswert erfuhr einen gehörigen Wertzuwachs.

Am Anfang stand die Idee des Bürgervereinsvorsitzenden Werner Schulz, etwas zu schaffen, das an die 1.250-Jahr-Feier im Jahr 2009 erinnert. Das Ergebnis ist ein interessant gestalteter Rundwanderweg, der dem ambitionierten Wanderer ebenso Entfaltungsmöglichkeiten bietet wie dem Gelegenheitswanderer. Der gelungene Spagat zwischen Naturerlebnis und Landschaftsschutz findet zudem bei den Fachgremien hohe Anerkennung.

Der fast 14 Kilometer lange Rundwanderweg soll dem Wanderfreund Geschichte, Natur und Landschaft von Heimbach näher bringen. Weitere Infos dazu es z.B. auch auf wwww.schwarzwald-panoramastrasse.de und bei www.outdooractive.com .

 


 

BZ-Stadtteilspaziergang mit Beate Diezemann

In dieser Serie über Freiburger Stadtteile war die Badische Zeitung im Sommer 2019 auch in Betzenhausen-Bischofslinde unterwegs:

“FREIBURG-BETZENHAUSEN. Vor genau 111 Jahren wurde das kleine Dorf Betzenhausen rund um die Thomaskirche an der Dietenbachstraße in die Stadt Freiburg eingemeindet. Historische Bausubstanz findet man heute kaum noch im Stadtteil mit mehr als 14 000 Einwohnern . Idyllische Ecken gibt es nach wie vor, doch durch Nachverdichtung und Randbebauung werden diese Idyllen immer wieder angeknabbert. Das ist eins der Themen, die Beate Diezemann, seit März die Vorsitzende des Bürgervereins Betzenhausen-Bischofslinde, beschäftigen.

Den Überblick über Betzenhausen hat Beate Diezemann jederzeit: Sie wohnt mit ihrem Mann im siebten Stock eines Hochhauses an der Einmündung der Straße Am Bischofskreuz in die zentrale Achse Sundgauallee. Vom Balkon aus ist die Badenova-Gaskugel einer der Orientierungspunkte. Auch wenn diese für die Speicherung das Brennstoffes längst nicht mehr gebraucht wird: “Die Gaskugel muss erhalten bleiben!”, sagt die 67-Jährige. Ideen für eine mögliche künftige Nutzung will der Bürgerverein demnächst dem Energieversorger vortragen.”

Hier der ausführliche Bericht vom 10.8.2019.

 

Die Verkehrsanbindung Betzenhausen – Freiburg

In die Strassenbahn einsteigen und 10 Minuten später in der Innenstadt von Freiburg: so ist es heute. Da vergisst man leicht, wie beschwerlich die ca. 5 km zwischen Alt-Betzenhausen und dem historischen Freiburg doch in früheren Zeiten warer. Um so verständlicher, dass die Verkehrsanbindung ein elementarer Teil des Eingemeindungsvertrags von 1908 wurde. Sogar die Stassenbahn war dabei schon erwähnt: die ersten Gleise waren wenige Jahre vorher in Freiburg verlegt worden.

War doch u.a. der Markt in Freiburg von großer Bedeutung, auf dem Betzenhausener Landwirte mehrmals in der Woche vertreten waren. Bis dahin war es ein Weg zu Fuß, mit dem Rad oder dem Pferde-Karren über die damalige “Lehener Strasse”. In Erinnerung an diese alten Zeiten übernahm der Kultur und Geschichtskreis Betzenhausen im Herbst 2020 die Patenschaft für einen Marktkarren im Ausgustinermuseum, der noch bis 1954 zum Münsterplatz gezogen wurde.

Bus und Strassenbahn

Bei dem genannten Hintergrund war die Verkehrsanbindung nach Freiburg auch für den 1910 gegründeten Lokalverein von Betzenhausen ein besonderes Anliegen. Im September 1926 wurde zumindest schon mal eine direkte Busverbindung erreicht. Das klappte 20 Jahre gut, am Ende des Krieges brach die Linie aber zeitweise zusammen (vor allem wegen Kraftstoff-Mangel). Ab 1948 wurde eine geänderte Linie eingeführt, die im Ringverkehr über verschiedene Stationen im Westen fuhr (u.a. Hofackerstrasse); einige Jahre später wurden daraus wieder zwei getrennte Linien für Mooswald und Betzenhausen.

Erst im Jahr 1978 begannen die Bauarbeiten für eine Strassenbahnverbindung von der Paduaallee in die Innenstadt auf dem Mittelstreifen der Sundgauallee. Die Eröffnung am 9. Dez. 1983 war ein großes Fest: der Vorstand des Bürgervereins erschien in Kleidung der Jahrhundertwende und Spruchband: “Schon 1908 versprochen, heut’ wird’s endlich wahr, die Stadtbahn fährt nach Westen, ist das nicht wunderbar!”. Heute ist es die am meisten genutzte Linie der VAG. Davor lag ein langer Weg und so manche zwischenzeitliche Planungsidee wirkt heute eher skurril, z.B. zur Querung des Bahnhofs mittels Tunnel oder Hochbahn. Schon 1980 – also während der Umsetzungsphase – gab es im Bürgerblättle eine Artikelserie zur Entwicklung dieser Stadtbahn in den Westen.

Im Juni 1985 wurde dann auch die Verlängerung der Linie 1 nach Landwasser fertiggestellt. Gleichzeitig ging die Wendeschleife Bissierstrasse in Betrieb zur Anbindung des “Behördenzentrums” an der Berliner Allee (incl. Park&Ride); ein Kreuzungspunkt auch für mehrere Buslinien.

Hier sei noch etwas kurioses erwähnt: Ende 1960er Jahre hatte man viel Phantasie bzg. zuküftiger Verkehrssysteme und so stand kurzzeitig auch ein sog. CAT zur Diskussion; ein Kabinentaxisystem, bei dem kleine Kabinen für bis zu 4 Personen über der Straße schweben sollten (einwenig Wuppertaler Schwebebahn also in Freiburg). Insbesondere angedacht auch als Verbindung in den Westen. Es  blieb bei einer Studie, am Ende wurde es die bekannte Straßenbahn über die Sundgauallee.

Die Sundgauallee

Die historische Lehener Strasse war zentrales Element der Ost-/West-Verbindung und führte von Freiburg bis nach Lehen (was der Strassen-Name ja auch nahelegt). Das Dorf Betzenhausen befand sich an der Kreuzung von Lehener Strasse und Dietenbachstrasse (letztere also wichtiger Teil einer Nord-/Süd-Verbindung).  Wer direkt den Unterschied zwischen 1929 und heute sehen möchte: Joachim Scheck von Vistatour History Tour hat zwei Bilder übereinander gelegt (siehe hier).

Bereits Ende der 1920-er Jahren war insbesondere die Lehener Straße so stark befahren, das ein Verbreiterung in Angriff genommen wurde. Umgesetzt wurde diese Verbreiterung in den frühen 30er-Jahren. Nebenbei: auch damals wurde schon ein starkes Fahrrad-Aufkommen festgestellt. Folglich hat man auch damals schon Radwege beidseitig der Lehener Str. vorgesehen.

Mit der Bombennacht von 1944 wurde das Ortszentrum von Betzenhausen mit vielen der damaligen Gebäude zerstört. Ein Wiederaufbau von Betzenhausen ensprechend früherem Bestand war nicht vorgesehen: vielmehr bot der neue “Freiraum” jetzt der Stadt Freiburg die Gelegenheit, über eine neue, “fortschrittliche” Gestaltung nachzudenken. Und die sollte natürlich großzügig gedacht und Auto-orientiert sein. Dieses Neu-Denken führte letztendlich zu der Sundgauallee, wie wir sie heute kennen und deren Breite (ca. 30 m) heute als ein stark trennendes Element im Stadtteil empfunden wird. In gewisser Weise hat also die Kriegs-Zerstörung von Betzenhausen die heutige Situation erst erlaubt, wobei allerdings auch Gebäude, die den Krieg überstanden hatten, jetzt ein Opfer der neuen Planung wurde und geräumt werden mussten.

Die in der anfänglichen Planung der 1960er Jahre erwarteten Verkehrszahlen für die Sundgauallee wurden nie erreicht, was letztendlich auch durch die parallel entstandenen Planungen für den Zubringer Mitte begründet ist. Als ursprüngliche Bundesstraße B 31 sollte die Sundgauallee eine leistungsfähige Verbindung zwischen Freiburg und Breisach sicher stellen und dabei gleichzeitig für einen Anschluss an die Autobahn sorgen: der so geplante Ausbau der Sundgauallee wurde auch dann noch weitergeführt, als nicht viel später die Verlegung der B 31 an die Dreisam auf den Tisch kam.

An den Rändern der Sundgauallee entstand ab der 1960-er Jahre der neue Bezirk Bischofslinde. Parallel sollte am westlichen Ende auch das dörflichen Alt-Betzenhausen ein städtisches Flair erhalten: Hochhäuser sollten für eine attraktive Urbanität sorgen mit der Sundgauallee als “Boulevard des Westens”. Wie viel kleinstädtischer es vorher noch zuging, zeigt ein Titelbild des Bürgerblättle (Ausgabe 203) mit Vergleich von Bildern aus dem Jahr 1973 und 2010: die beiden Häuser im unteren Bild von 1973 würden heute auf der Mittel-Trasse der Stassenbahn stehen.

Ca. ab dem Jahr 2000 enstanden erste Ideen für eine Auffrischung der Sundgauallee bzw. einem Rückbau der breiten Fahrbahn zugunsten von Rad-/Fußwegen. Eine Anpassung an den wirklichen Bedarf; vor allem auch mit der Ziel einer verbesserten Aufenthaltsqualität. Ein neues Einkaufszentrum (Brielmann-Gelände) in unmittelbarer Nähe gab zusätzlichen Anschub für diese Ideen. Daraus wurde das ZAK = ZentrenAktivierungsKonzept. Erste Umbaumaßnahmen erfolgten ab 2012 auf dem Platz am Bischofskreuz und danach an der westlichen Sundgau mit Haltestelle Betzenhauser Torplatz.

Eine Episode: das “Esso Motor Hotel” (Motel)

Die Sundgauallee also neue zentrale Verbindung von Freiburg in den Westen (und damit z.B. auch zur Autobahn) lockte Mitte der 1960er-Jahre auch Esso an diese Strasse. Die Tankstelle gibt es noch heute, anfangs war sie sogar auf beiden Seiten der Strasse zu finden (heute sind dort StuSie-Gebäude). Und anfangs wurde im Gebäude neben der heutigen Tankstelle zusätzlich ein „Esso Motor Hotel“ betrieben, von denen es insgesamt nur drei Deutschland gab. Für etwa 10 Jahre war es auch ein beliebtes Restaurant im Stadtteil. Ausführliche Infos zum Konzept der Esso Motor Hotels sind auch in Wikipedia zu finden.

Zumindest einmal (im Jahre 1970) waren dort prominente Fußballer zu Gast: die Bundesliga-Mannschaft des SF Schalke 04. Anlass war ein Spiel gegen die Kicker von Eintracht Freiburg. Zufällig oder nicht: es war 50 Jahre nach Gründung der ersten Fußballmannschaft in Betzenhausen und natürlich war ein Großereignis für die Eintracht. Einige Namen der Schalke-Spieler dürften heute noch bekannt sein: Rolf Rüssmann, Torwart Norbert Nigbur, oder die Kremers-Zwillinge. Trainiert wurde die Mannschaft damals von Trainer-Legende Rudi Gutendorf. Ein Ergebnis hatte das Spiel auch: 5:2 für Schalke; die Eintracht hat sich also durchaus wacker gehalten (siehe auch Beitrag zu  100 Jahre Vereinsfussball in Betzenhausen).

Das betroffene Gebäude an der Tankstelle kennen wir heute als Ärztehaus und Verwaltungsgebäude.

Dietenbachstrasse und Paduaallee (Westrandstrasse)

Freiburg bildete historisch schon immer den Knotenpunkt zwei wichtiger Verbindungen: zum einen die Ost-West-Route als Verbindung vom Schwarzwald in Richtung Frankreich; zum anderen die Nord-Süd-Verbindung zwischen Karlsruhe und Basel am Rand des Schwarzwaldes bzw. entlang des Rheins. Ein wichtiger Teil der Nord-Süd-Verbindung war früher die Dietenbachstrasse. In den 1960-er Jahren wurde klar, dass mit wachsendem Verkehr eine großzügige West-Umgehung erforderlich wird (heute die Verbindung zwischen Gundelfingen und St. Georgen).  Das Projekt “Westrandstraße” wurde geboren; im Jahr 1962 genehmigte der Gemeinderat den ersten Abschnitt mit Bau der Mooswaldallee.

Foto: Stadt Freiburg

Für den heutigen Teil der Paduaallee zwischen Betzenhausen und Lehen wurde anfangs eine abenteuerliche Lösung vorgeschlagen und im Jahr 1971 sogar vom Gemeinderat 1971 knapper Mehrheit gebilligt: die Paduaallee sollte auf einer Art Damm verlaufen mit fast 8 Metern Höhe und über 50 Meter Breite. Beginnen sollte der Damm bei Querung der Breisacher Bahn im benachbarten Mooswahl, auslaufen sollte er nach Überquerung der Dreisam. Der Anschluss an Betzenhausen, Lehen und die Sundgauallee wäre Autobahn-ähnlich gewesen mit einer Strassenführung bis fast vor die St. Thomas Kirche. Dagegen bildete sich eine Bürgerinitiative mit Bürgern beteiligter Stadtteile (gegründet vom Ortsverein Betzenhausen), denn dieses Vorhaben hätte die Stadtteile im Westen – insbesondere Betzenhausen und Lehen – wie ein Mauer getrennt. Die Bedrohung durch eine “2. Berliner Mauer” wurde ausdrücklich angeführt.

Aus dieser Initiative entstand der Gegenvorschlag mit einer tiefergelegten Paduaallee, wie wir sie heute kennen: persönliche Verbindungen zur Landesregierung in Stuttgart waren in diesem Fall hilfreich; dort konnte man überzeugen! Zuschüsse machten schon bald den Weg frei für den Vorschlag der Bürgerinitiative. Letztendlich stimmte ein Jahr später auch der Freiburger Gemeinderat zu. Ähnliche Varianten waren vorher aus Kostengründen verworfen worden. So konnte der Damm als große “Mauer” zwischen Betzenhausen und Lehen von aktiven Bürgern vermieden werden!

Doch der Bau der Gesamtverbindung brauchte seine Zeit: zwischenzeitlich musste immer mehr Verkehr in unfertigen Abschnitten über die vorhandenen Strassen geleitet werden; das waren insbesondere die Hofacker- und Dietenbachstraße. Sehr zum Leidwesen der Anwohner dort: am Ende der Dietenbachstraße ging es zunächst einspurige über die alte Dreisambrücke nach Weingarten und eine Ampel regelte den Verkehr. Natürlich waren lange Staus bis zurück zur Sundgauallee die Folge: so wurden im Jahr 1970 auf der Dietenbachstraße an einem Tag erst 4.700 Fahrzeuge (incl. LKW) gezählt; 10 Jahre später waren es schon unglaubliche 12.300 Fahrzeuge (an einem Tag!).  Mit wachsendem Verkehr installierte man temporär eine Zusatzbrücke über die Dreisam, so dass der Verkehr hier zumindest in beide Richtungen laufen konnte. Mit Weiterbau der Weststrasse kam dann endlich Endspannung: 1982 konnte die Dietenbachstraße endlich für den Durchgangsverkehr gesperrt werden (ein wichtiges Anliegen für den damaligen Bürgerverein).

Die heutige vierspurige Brücke zur Überquerung der Dreisam als Teil der Paduaallee wurde 1988 fertiggestellt. Die Westrandstrasse konnte den wachsenden Verkehr aufnehmen und sie brachte natürlich auch Entlastung für innerstädtische Strecken (Rückbau der Eschholzstraße, die auch schon mal 4-spurig war). Mehr zur dazu siehe unser Beitrag Westrandstrasse (Paduaallee).

Treffpunkt Familienbildung

Die Initiative ist regelmäßig mit Berichten und Terminen im Bürgerblättle vertreten (z.B. Ausgabe 257, Aug. 2019).


Treffpunkt Familienbildung: Kinder und Familien im Stadtteil

Die Initiative „Treffpunkt Familienbildung“ in Betzenhausen-Bischofslinde wurde im Sommer 2017 vom Förderverein der Matthäusgemeinde (Diakonieverein) gestartet. Kooperationspartner sind die Kindertagesstätten im Stadtteil, das Evangelische Jugendwerk und das Jugendzentrum Chummy (beide Sundgauallee 31) sowie das Diakonische Werk, die Psychologische Beratungsstelle und die Erwachsenenbildung (EEB) der Evangelischen Kirche in Freiburg.

„Treffpunkt Familienbildung“ will Eltern von Anfang an bei der Erziehung und im Familienleben stärken / unterstützen / begleiten / beraten. Einige Stichworte und Beispiele zu Themen:

Elternkurs / PEKiP®-Kurs (Prager-Eltern-Kind-Programm): Diese Kurse sind für Eltern mit Kindern im ersten Lebensjahr gedacht. Ziel der Kurse ist es, Eltern und Babys im Prozess des Zueinanderfindens zu unterstützen.

Kochen mit Kindern: „An die Töpfe, fertig, los!“ : Kochen mit Kindern macht Spaß. Mit kindgerechten Rezepten werden auch die Kleinsten großartige Köche. Bei unserem Workshop wird von Eltern und Kindern gemeinsam ein leckeres Essen aus frischen Zutaten zubereitet. Besonders wichtig: Die Zutaten kommen aus der Region und sind typisch für die Jahreszeit. Wir essen gemeinsam.

Mit-Mach-Garten „MiMa“ mit Café: Ein Urban-Gardening-Projekt auf dem Matthäusgelände. Kooperation der evangelischen Matthäusgemeinde mit dem Kinder- und Jugendzentrum Chummy und dem Matthäus-Kindergarten. Alle sind willkommen! Wir treffen uns zweimal im Monat, donnerstags von 16 bis 18 Uhr. Leitung: Benjamin Beck (Natur- und Erlebnispädagoge).

FuN – Familie und Nachbarschaft: eine gemeinsame Familienzeit für 8–10 Familien. Alle Familienmitglieder sind herzlich willkommen!

Starke Eltern – Starke Kinder: Mehr Freude und weniger Stress im Alltag.

Darüber hinaus gibt es Vater-Kind-Events wie Bogenschiessen und Ralleys, Vorträge, Workshops u.v.m.

Das Jahresprogramm ist im Internet zu finden unter www.familienbildung-freiburg.de (oder Bestellung über Telefon 27 66 42).

Veranstaltungsort ist das Gemeindezentrum Matthäus (Sundgauallee 31).